Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 107 Geisteswissenschaftliche Menschenkunde

13. Vortrag Berlin, 12. Januar 1909

Vergangenheit und Zukunft der Rhythmen der vier Wesensglieder.

Es ist hier in diesen Stunden schon gesagt worden, daß wir im Laufe dieses Winters gewissermaßen das Material, die Bausteine zusammentragen wollen in den einzelnen Zweigstunden, die zuletzt sich zusammenfügen sollen zu einer tieferen Erkenntnis des Wesens des Menschen und verschiedener anderer Dinge, welche mit dem Leben und der ganzen Entwickelung des Menschen zusammenhängen und die uns immer tiefer hineinführen werden in die Weltengeheimnisse. Heute möchte ich Sie erinnern an den vorletzten unserer Zweigvor-träge und von diesem ausgehen. Sie erinnern sich, daß wir gesprochen haben von einem gewissen Rhythmus, der vorhanden ist in bezug auf die vier Glieder der menschlichen Wesenheit. Davon wollen wir heute ausgehen und uns die Frage beantworten: Wie können wir mit einem solchen Wissen aus tieferen Gründen heraus die Notwendigkeit und das Ziel der anthroposophischen Geistesbewegung einsehen?

Zwei scheinbar sehr weit voneinander abliegende Dinge werden wir heute zusammenzuknüpfen haben. Sie erinnern sich daran, daß gewisse Verhältnisse bestehen zwischen dem Ich, dem astralischen Leib, dem Ätherleib und dem physischen Leib des Menschen. Das, was in bezug auf das vierte Glied, auf das Ich zu sagen ist, tritt uns ja, man möchte sagen, am handgreiflichsten vor Augen, wenn wir uns erinnern an die beiden Wechselzustände des Bewußtseins, die das Ich im Laufe eines vierundzwanzigstündigen Zeitraumes, also eines Tages, durchmacht. Diesen einen Tag mit seinen vierundzwanzig Stunden, innerhalb dessen das Ich Tag und Nacht, Schlafen und Wachen erlebt, setzen wir in gewisser Beziehung als Einheit.

Wenn wir also sagen: Das was das Ich an einem Tage durchmacht, das unterliegt der Zahl eins, dann müssen wir sagen, die Zahl, welche in einer ähnlichen Weise dem Rhythmus unseres astralischen Leibes entspricht ist die Zahl sieben. Während das Ich, wie es heute ist, in vierundzwanzig Stunden, in einem Tag, sozusagen auf seinen Ausgangspunkt zurückkommt, wiederum da anlangt, wo es war, macht dasselbe unser

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astralischer Leib in sieben Tagen durch. Wir wollen uns darüber noch etwas genauer verständigen.

Denken Sie einmal an Ihr Erwachen am Morgen, das darin besteht, daß Sie sich, wie man - freilich unrichtigerweise - im gewöhnlichen Leben sagt, aus dem Dunkel der Bewußtlosigkeit erheben und daß die Gegenstände der physisch sinnlichen Welt wiederum um Sie herum auftreten. Sie erleben das am Morgen, und Sie erleben das nach vierundzwanzig Stunden wiederum, Ausnahmefälle selbstverständlich abgerechnet. Das ist der regelmäßige Gang der Sache, und wir können sagen: nach einem Tag von vierundzwanzig Stunden kehrt unser Ich zu seinem Ausgangspunkt zurück. Wenn wir für den astralischen Leib in derselben Weise seine entsprechenden Verhältnisse aufsuchen, so müssen wir sagen: wenn die Regelmäßigkeit, die dem menschlichen astralischen Leib zukommt, wirklich in ihm auftritt, so kehrt er nach sieben Tagen wiederum an denselben Punkt zurück.

Während also das Ich einen Kreislauf in einem Tage durchmacht, geht der astralische Leib wesentlich langsamer, er macht seinen Kreislauf in sieben Tagen durch.

Der Ätherleib macht nun seinen Kreislauf in viermal sieben Tagen durch; er kommt nach viermal sieben Tagen wiederum an denselben Punkt zurück.

Und nun bitte ich das zu beachten, was das vorletzte Mal schon gesagt worden ist: Für den physischen Leib geht das nicht so regelmäßig wie für den astralischen Leib und für den Ätherleib. Eine annähernde Zahl können wir aber auch da festsetzen: er macht in ungefähr zehnmal achtundzwanzig Tagen seinen Kreislauf durch so, daß er da an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Sie wissen ja, daß für den Menschen die große Verschiedenheit vorliegt, daß der weibliche Ätherleib männlichen Charakter hat und umgekehrt der mannliche Ätherleib weiblichen Charakter. Daraus wird es schon verständlich sein, daß in gewisser Beziehung eine Un­regelmäßigkeit im Rhythmus für den Ätherleib und physischen Leib eintreten muß. Aber im allgemeinen sind die Zahlen 1:7: (4x 7): (10 x 7 x 4) die Verhältniszahlen, die uns für die vier Glieder der Menschennatur sozusagen die «Geschwindigkeiten der Umdrehung »angeben. Das ist natürlich nur im Bilde gesprochen, denn es handelt sich nicht um Umdrehungen, sondern um Wiederholungen derselben

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Zustände; um Rhythmenzahlen handelt es sich.

Ich habe schon vor zwei Wochen darauf hinweisen müssen, wie sich Erscheinungen unseres alltäglichen Lebens erst verständlich machen, wenn wir solche Dinge, die hinter der sinnlich-physischen Welt stehen, wissen. Und auch in einem öffentlichen Vortrage habe ich auf eine merkwürdige Tatsache hingewiesen, welche selbst der materialistischste Natur-forscher und Mediziner nicht leugnen kann, nicht einreihen kann in die « Gespenster des Aberglaubens», weil sie eben als eine Tatsache vorhanden ist. Das ist die Tatsache, die doch eigentlich den Menschen zum Denken veranlassen sollte, daß bei der Lungenentzündung am siebenten Tage eine besondere Erscheinung eintritt, daß da eine Krisis eintritt und daß man dem Kranken über diesen siebenten Tag hinüberhelfen muß. Das Fieber läßt plötzlich nach, und wenn man den Kranken über diese Krisis nicht hinüberbringen kann, so tritt unter Umständen keine Heilung ein. Es ist das ja eine im allgemeinen bekannte Tatsache, aber in der Regel wird der Ausgangspunkt der Krankheit nicht immer richtig erkannt, und wenn man den ersten Tag nicht weiß, so kennt man in der Regel auch den siebenten Tag nicht. Aber die Tatsache besteht. Warum, so muß die Frage entstehen, läßt bei der Lungenentzündung am siebenten Tage das Fieber nach? Warum tritt da überhaupt eine besondere Erscheinung am siebenten Tage auf?

Nur derjenige, der hinter die Kulissen des Daseins sieht, der hinter die physisch-sinnlichen Erscheinungen in die geistige Welt hineinsieht, der weiß von diesen Rhythmen und der weiß zu gleicher Zeit, wodurch solche Erscheinungen - wie zum Beispiel Fiebererscheinungen - entstehen. Was ist eigentlich das Fieber? Warum tritt Fieber auf? Das Fieber ist nicht die Krankheit. Das Fieber ist im Gegenteil etwas, was der Organismus hervorruft, um gegen den eigentlichen Krankheitsprozeß zu kämpfen. Das Fieber ist die Abwehr des Organismus gegenüber der Krankheit. Es ist irgendeine Schädigung im Organismus vorhanden, also sagen wir eine Schädigung in der Lunge. Wenn der Mensch gesund ist und alle seine inneren Tätigkeiten entsprechend zusammenstimmen, so müssen selbstverständlich diese inneren Tätigkeiten in Unordnung kommen, wenn irgendein Organ,

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irgendein Glied des menschlichen Leibes eine Störung hat. Dann versucht der ganze Organismus sich zusammenzunehmen und aus sich heraus die Kräfte zu entwickeln, die diese vereinzelte Störung wiederum ausgleichen können. Also es ist eine Revolution im ganzen Organismus, die da vorgeht. Sonst braucht der Organismus nicht seine Kräfte zusammenzuraffen, weil kein Feind da ist, den er zu bekämpfen hat. Der Ausdruck nun dieses Zusammenraffens der Kräfte im Organismus ist das Fieber.

Nun weiß derjenige, welcher hinter die Kulissen des Daseins schaut, daß die verschiedenen Organe des menschlichen Leibes in sehr verschiedenen Zeiten der Entwickelung des Menschen sich veranlagt und dann ausgebildet haben. Dasjenige, was man vom geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus das «Studium des menschlichen Leibes» nennt, ist das denkbar Komplizierteste, das man sich vorstellen kann, denn dieser menschliche Organismus ist etwas sehr Mannigfaltiges und seine einzelnen Organe sind zu ganz verschiedenen Zeiten veranlagt worden. Später ist dann wieder diese Anlage aufgenommen und weiter ausgebildet worden. Alles, was im physischen Organismus ist, ist ein Ausdruck, ein Ergebnis der höheren Glieder des Menschen, so daß also immer die betreffenden physischen Glieder die höheren Ordnungen in den höheren Gliedern ausdrücken.

Das, was wir heute als Lunge bezeichnen, das hängt seiner Anlage nach zusammen mit dem menschlichen Astralleib und hat mit diesem etwas zu tun. Was nun die Lunge mit dem astralischen Leib zu tun hat, wie die allererste, ursprüngliche Lungenanlage auf dem Vorgänger unserer Erde, auf dem alten Monde, in den Menschen hineingekommen ist, wie da dem Menschen von höheren geistigen Wesenheiten der astralische Leib sozusagen «eingeimpft» worden ist, von all dem werden wir noch zu sprechen haben. Heute wollen wir uns nur vor Augen stellen, daß auch in der Lunge ein Ausdruck des astralischen Leibes liegt. Der eigentliche Ausdruck des astralischen Leibes ist ja das Nervensystem. Aber der Mensch ist eben kompliziert und die Entwickelungen gehen immer parallel. Mit der Entwickelung des astralischen Leibes und mit der Eingliederung des heutigen Nervensystems war auch die Anlage der Lunge gegeben. Dadurch

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kommt schon die Lunge in einer gewissen Weise hinein in den Rhythmus des astralischen Leibes, in jenen Rhythmus, der der Siebenzahl unterliegt. Das, was man als Fiebererscheinung kennt, hängt zusammen mit gewissen Funktionen des Ätherleibes. Es muß im Ätherleib etwas vorgehen, wenn ein gewisser Ablauf von Fieber da ist. Das Fieber steht daher in irgendeiner Weise in dem Rhythmus drinnen, in dem der Ätherleib steht. Jedes Fieber steht in diesem Rhythmus drinnen, aber wie? Wir müssen uns nun einmal folgendes klarmachen.

Der Ätherleib, da er in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf vollendet, bewegt sich wesentlich langsamer als der Astralleib, der seinen Rhythmus in sieben Tagen durchmacht. Wir dürfen also, wenn wir den rhythmischen Gang des Ätherleibes in ein Verhältnis setzen zu dem des astralischen Leibes, den Vergleich heranziehen mit den Zeigern einer Uhr. Nehmen Sie den Stundenzeiger einer Uhr: er geht einmal herum, während der Zeiger, der Ihnen die Minuten angibt, in derselben Zeit zwölfmal herumgeht. Da haben Sie das Verhältnis von 1:12. Nun denken Sie einmal, Sie würden achtgeben, wenn um zwölf Uhr mittags der Stundenzeiger über dem Minutenzeiger liegt. Da decken sich die beiden Zeiger. Nun geht der Minutenzeiger einmal herum. Wenn er jetzt wieder auf der Zwölf ist, kann er sich mit dem Stundenzeiger nicht mehr decken, denn dieser ist inzwischen bis auf die Eins gegangen. Die beiden Zeiger können sich also erst nach etwa fünf Minuten decken, so daß nach einer Stunde der Minutenzeiger nicht wieder über dem Stundenzeiger steht, sondern erst nach einer Stunde und etwas mehr als fünf Minuten. Nun haben Sie ein ähnliches Verhältnis zwischen dem Umkreisen des astralischen Leibes und dem Umkreisen des Ätherleibes. Nehmen Sie an, Ihr Astralleib, der ja immer verbunden ist mit dem Ätherleib, befände sich in einem gewissen Zustande im Verhältnis zu dem Ätherleib. Jetzt fängt der Astralleib sich zu drehen an. Wenn er nach sieben Tagen wieder in seinem ursprünglichen Zustand ist, deckt er sich nicht wieder mit dem Ätherleib, denn der Ätherleib ist nach sieben Tagen um ein Viertel seines Umkreises fortgeschritten. Es deckt sich also nach sieben Tagen der Zustand des astralischen Leibes nicht wieder mit demselben Zustand des Ätherleibes, sondern er deckt sich mit einem Zustand, der

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um ein Viertel des Umkreises hinter dem ursprünglichen zurückgeblieben ist.

Nun nehmen Sie an, es tritt die betreffende Krankheit auf. Da hängt ein ganz bestimmter Zustand des astralischen Leibes mit einem ganz bestimmten Zustand des Ätherleibes zusammen. In diesem Moment tritt unter der Mitwirkung dieser zwei Zustände, die da zusammenwirken, das Fieber auf als das Aufrufen gegen den Feind. Nach sieben Tagen kommt der astralische Leib über einen ganz anderen Punkt des Ätherleibes. Nun ist es so, daß im Ätherleibe nicht nur die Kraft sein muß, Fieber hervorzubringen, denn dann würde ja, wenn er einmal in Schwung gekommen ist, Fieber hervorzubringen, das Fieber gar nicht mehr nachlassen. So aber hat nun nach sieben Tagen dieser Punkt des Ätherleibes, der sich jetzt mit jenem Punkt des astralischen Leibes deckt, der vor sieben Tagen das Fieber hervorgerufen hat, die Tendenz, das Fieber wieder gutzumachen, das Fieber wieder abzuschwächen. Ist also der Kranke nach sieben Tagen so weit, daß auch die Störung überwunden ist, dann ist es gut. Ist die Störung nicht überwunden, hat der astralische Leib jetzt nicht die Tendenz, die Krankheit fortzuschaffen, so trifft er in den ungünstigen Zustand hinein, wo der Ätherleib die Tendenz hat, das Fieber abzuschwächen.

Es handelt sich darum, daß man diese beiden übereinanderlagernden Punkte wohl beachtet, diese beiden Koinzidenzpunkte. Solche Punkte könnten wir für alle möglichen menschlichen Lebenserscheinungen herausfinden. Und gerade durch diese Rhythmen, durch die inneren geheimnisvollen Einrichtungen würde uns das ganze menschliche Wesen klar werden. Der Ätherleib hat wirklich eine Tendenz, die sich in vier mal sieben ausdrückt. Bei anderen Krankheitserscheinungen können Sie wieder beobachten, wie besonders der vierzehnte Tag von besonderer Wichtigkeit ist, also zwei mal sieben. Wir können geradezu angeben, wie bei gewissen Erscheinungen der Paroxysmus nach vier mal sieben besonders stark sein muß. Und da handelt es sich darum: nimmt dann die Sache ab, so ist unter allen Umständen auf Heilung zu hoffen. Alle diese Dinge hängen zusammen mit Rhythmen, und zwar mit jenen Rhythmen, die wir vor drei Wochen berührten und die wir uns heute genauer vor die Seele geführt haben. Mit solchen Dingen, die zwar schwer erscheinen, die man aber

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doch begreifen kann, dringt man erst ein klein wenig hinter die Oberfläche der physisch-sinnlichen Welt. Das muß immer tiefer und tiefer hineingehen. Nun fragen wir uns nach gewissen Ursprüngen solcher Rhythmen.

Die Ursprünge solcher Rhythmen liegen nun wiederum in den großen kosmischen Verhältnissen. Wir haben ja immer und immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie gerade das, was wir die vier menschlichen Glieder nennen, physischer Leib, Ätherleib,astralischer Leib und Ich, eine Evolution durch Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdendasein hinter sich haben. Wenn wir zurückschauen auf unsern alten Mond, da finden wir schon, daß auch dieser alte Mond für eine gewisse Zeit sich von der Sonne losgelöst hatte. Dazumal war allerdings ein großer Teil dessen, was heute Mond ist, mit der Erde verbunden. Draußen war aber eine Sonne, und wenn solche Himmelskörper zusammengehörig sind, so haben ihre Kräfte, die ja wieder nur der Ausdruck sind für ihre Wesenheiten, immer Einfluß auf die Regelmäßigkeit des Lebens ihrer Wesen. Die Umlaufszeit eines Planeten um seine Sonne oder eines Nebenplaneten um seinen Planeten ist durchaus nicht zufällig oder unzusammenhängend mit dem Leben, sondern das ist geregelt von jenen Wesenheiten, die wir in den Hierarchien der Geister kennengelernt haben. Wir haben ja gesehen, daß es sich durchaus nicht so verhält, daß die Himmelskörper wie von selbst herumkreisen durch bloß unlebendige Kräfte. Wir haben einmal darauf hingewiesen, wie grotesk der heutige Physiker die Erklärung der Kant-Laplaceschen Theorie an dem Experiment mit dem Fett-Tropfen zeigt: Durch den schwimmenden Fett-Tropfen wird in der Äquatorrichtung eine Pappscheibe gelegt und von oben eine Nadel durchgesteckt, und nun wird das Ganze gedreht; da spalten sich dann von dem großen Tropfen kleine Tropfen ab und drehen sich mit herum. Da zeigt also der Experimentator, wie ein Planetensystem im kleinen entsteht, und daraus schließt nun im allgemeinen der Physiker, so müsse auch das Planetensystem im großen entstanden sein. Was sonst gut ist zu vergessen - sich selber nämlich -, das ist hier nicht gut. Denn der gute Mann vergißt dabei gewöhnlich, daß das kleine Planetensystem nicht zustande kommen könnte, wenn er die Kurbel

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nicht drehen würde. Man darf durchaus solche Experimente machen, das ist sehr nützlich, aber man darf dabei eben das Wichtigste nicht vergessen. Wie unendlich viele Menschen leiden unter solchen Suggestionen! Daß der «Herr Professor» das gemacht hat, daran denken sie nicht. Draußen ist es zwar kein riesengroßer «Herr Professor», aber da sind es die Hierarchien der geistigen Wesenheiten, die die Bewegungszeiten der Himmelskörper regeln, die tatsächlich alle Anordnung der Materie im Kosmos bewirken, so daß die einzelnen Himmelskörper sich umeinander herumdrehen. Und wir würden, wenn wir darauf eingehen könnten - einmal wird auch dazu die Zeit kommen -, in den Bewegungen der Himmelskörper, die ein zusammengehöriges System bilden, wiedererkennen den Rhythmus unserer menschlichen Glieder. Vorläufig brauchen wir nur auf eines hinzuweisen.

Der heutige Mensch in seiner materialistischen Denkweise lacht darüber, daß man gewisse Lebensverhältnisse des Menschen in frü­heren Zeiten in Zusammenhang gebracht hat mit den Mondenvierteln. Nun spiegelt sich gerade im Monde kosmisch dasjenige, was als Verhältnis besteht zwischen dem astralischen Leib und dem Ätherleib, in wunderbarer Weise. Der Mond macht in vier mal sieben Tagen seinen Kreislauf durch. Das sind die Zustände des Ätherleibes, und die vier mal sieben Zustände des Ätherleibes spiegeln sich ganz genau in den vier Vierteln des Mondes. Es ist durchaus kein Unsinn, den Zusammenhang in dem, was wir vorhin als Fiebererscheinung charakterisiert haben, gerade in den Mondesvierteln zu suchen. Denken Sie, daß in der Tat nach sieben Tagen ein anderes Mondesviertel da ist wie ein anderes Viertel des Ätherleibes und daß der astralische Leib über ein anderes Viertel des Ätherleibes fällt. In der Tat wurde ursprünglich dieses Verhältnis des menschlichen Astralleibes zum Ätherleib dadurch geregelt, daß jene geistigen Wesenheiten den Mond in ein entsprechendes Umkreisen um die Erde brachten.

Und wie in einer gewissen Weise die Dinge zusammenhängen, das können Sie daraus entnehmen, daß selbst die heutige Medizin noch mit einem alten Rest rechnet, der ihr geblieben ist von rhythmischer Erkenntnis. Weil der Rhythmus des physischen Leibes 10 x 28 ausmacht und der

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physische Leib sozusagen nach 10 x 28 Tagen wieder an demselben Punkte ist, wo er früher war, deshalb verlaufen 10 x 28 Tage unge­fähr zwischen der Empfängnis eines Menschen und seiner Geburt, zehn siderische Monate. Alle diese Dinge hängen zusammen mit der Regelung der großen Weltverhältnisse. Der Mensch ist als Mikrokosmos ein getreuer Spiegel der großen Weltverhältnisse, er ist heraus-gebaut aus diesen großen Weltverhältnissen.

Wir wollen heute in der Entwickelung die Mitte der atlantischen Zeit ins Auge fassen. Das war für die Erdenentwickelung ein sehr wichtiger Punkt. Wir unterscheiden in der Menschheitsentwickelung drei Rassen vorher:

so daß die atlantische Zeit gerade in der Mitte drinnen liegt. Die Mitte der atlantischen Zeit ist der wichtigste Punkt in der Erdenentwickelung.

Wenn wir vor diese Zeit zurückgehen würden, so würden wir auch da in den Verhältnissen des äußeren menschlichen Lebens ein genaues Spiegelbild der kosmischen Verhältnisse finden. Damals wäre es dem Menschen sehr schlecht bekommen, wenn er das getan hätte, was er heute tut. Heute richtet sich der Mensch nicht mehr sehr viel nach den kosmischen Verhältnissen. In unseren Städten muß ja oft das Leben so eingerichtet werden, daß der Mensch wacht, wo er sonst schlafen sollte, und schläft, wo er wachen sollte. Wenn nun schon so etwas Ähnliches wie Wachen in der Nacht, Schlafen bei Tage in der lemurischen Zeit eingetreten wäre, wenn da der Mensch so wenig beachtet hätte, was für äußere Erscheinungen zu gewissen inneren Vorgängen gehören, dann hätte er gar nicht mehr leben können. So etwas war freilich damals gar nicht möglich, weil es ganz selbstverständlich war, daß der Mensch seinen inneren Rhythmus nach dem äußeren Rhythmus richtete. Der Mensch hat damals sozusagen mit Sonnen- und Monden-lauf gelebt, er hat ganz genau den Rhythmus seines astralischen Leibes und des Ätherleibes eingerichtet nach Sonnen- und Mondenlauf.

Nehmen wir wiederum die Uhr. Sie ist ja auch in einer gewissen Beziehung gerichtet nach dem großen Weltenlauf. Wenn der Stundenzeiger

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sich mit dem Minutenzeiger um zwölf Uhr deckt, so ist das ja deshalb der Fall, weil eine gewisse Sonnen- und Sternkonstellation vorhanden ist. Danach richtet man ja die Uhr, und eine Uhr geht schlecht, wenn sie am anderen Tage diese beiden Zeiger nicht wieder zur Deckung bringt, sobald dieselbe Sternkonstellation wieder eintritt. Von der Sternwarte am Enckeplatz aus werden täglich durch elektrische Verbindung die Berliner Uhren geregelt. Wir können also sagen: die Bewegungen, die Rhythmen der Uhrzeiger entspre­chen und werden sogar täglich entsprechend gemacht dem Rhythmus im Kosmos. Richtig geht unsere Uhr, wenn sie mit der Normaluhr übereinstimmt, die ihrerseits wieder mit dem Kosmos zusammenstimmt. Eigentlich hat der Mensch in den alten Zeiten wirklich keine Uhr gebraucht; denn er war selber eine Uhr. Es richtete sich sein Lebensablauf, den er recht deutlich spüren konnte, durchaus nach den kosmischen Verhältnissen. Der Mensch war wirklich eine Uhr. Und wenn er sich nicht nach den kosmischen Verhältnissen gerichtet hätte, dann wäre mit ihm ganz genau dasselbe vor sich gegangen, was heute bei einer Uhr geschieht, wenn ihr Gang nicht den äußeren Verhältnissen entspricht: dann geht sie eben schlecht, und dem Menschen wäre es dann auch schlecht gegangen. Der innere Rhythmus mußte dem äußeren entsprechen.

Darinnen besteht nun gerade das Wesentliche des menschlichen Fortschrittes auf der Erde, daß seit der Mitte der atlantischen Zeit dieses absolute Sich-Decken der äußeren Verhältnisse mit den inneren nicht mehr der Fall ist. Es ist etwas anderes eingetreten. Denken Sie sich einmal, es würde jemand die Marotte haben, nicht zu leiden, daß sich um zwölf Uhr mittags seine Uhrzeiger decken. Nehmen wir an, er würde sie so stellen, daß es dann drei Uhr ist. Wenn die anderen Leute dann ein Uhr haben, hat er vier, um zwei Uhr wird er fünf haben und so weiter. Aber es wird sich dadurch das innere Getriebe seiner Uhr nicht ändern; nur gegen die äußeren Verhältnisse wird es verschoben sein. Nach vierundzwanzig Stunden wird es dann bei ihm wieder drei Uhr sein, seine Uhr wird also in ihrem Gang nicht zusammenfallen mit den kosmischen Verhältnissen, aber in ihrem Rhythmus wird sie dennoch innerlich mit ihnen übereinstimmen, denn die Dinge sind nur verschoben worden.

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So ist auch des Menschen Rhythmus verschoben worden. Der Mensch wäre nie ein selbständiges Wesen geworden, wenn seine ganze Tätigkeit am Gängelbande der kosmischen Verhältnisse verflossen wäre. Gerade dadurch hat er seine Freiheit bekommen, daß er unter Beibehaltung des innerlichen Rhythmus losgekommen ist von dem äußeren Rhythmus. Er ist wie eine Uhr geworden, die in den Knotenpunkten nicht mehr zusammenfällt mit den kosmischen Ereignissen, aber innerlich doch mit ihnen zusammenstimmt. So konnte in alten Zeiten urferner Vergangenheit der Mensch nur zu einer ganz bestimmten Sternkonstellation empfangen und zehn Mondmonate hinterher geboren werden. Dieses Zusammenfallen der Empfängnis mit einem kosmischen Verhältnis fiel weg, aber der Rhythmus blieb, geradeso wie der Rhythmus bei einer Uhr bleibt, wenn man sie auch um zwölf Uhr mittags auf drei stellt. Allerdings haben sich nicht nur die Verhältnisse beim Menschen so verschoben, sondern es haben sich auch die Zeiten selbst wiederum verschoben. Wenn wir von dem letztgenannten kosmischen Verschieben absehen, so ist ja auch innerlich für den Menschen dadurch etwas ganz Besonderes eingetreten, daß er sozusagen sich herausgehoben hat aus den kosmischen Verhältnissen, daß er keine «Uhr» mehr ist im richtigen Sinne des Wortes . Es ist ihm etwa so gegangen, wie es einem Menschen gehen würde, der seine Uhr um drei Stunden vorausgehen läßt, dann aber sich nicht mehr erinnert, um wie viel er sie vorgerückt hat, und nun eigentlich nicht mehr zurechtkommt. Ebenso ist es dem Menschen in der Erdenentwickelung ergangen, als er einmal heraus war aus dem Verhältnis, in dem er als Uhr zum Kosmos stand. Da brachte er für gewisse Dinge doch seinen astralischen Leib in Unordnung. Je mehr die menschlichen Lebensverhältnisse dem Körperlichen zugeordnet sind, desto mehr wurde der alte Rhythmus beibehalten; je mehr aber die Verhältnisse sich dem Geistigen zuwandten, desto mehr Unordnung wurde in sie hineingebracht. Ich möchte das auch noch von einer anderen Seite aus klarmachen.

Wir kennen ja nicht bloß den Menschen, sondern wir kennen auch Wesen, die dem Menschen der heutigen Erde übergeordnet sind. Wir kennen die Söhne des Lebens oder die Engel, und wir wissen, daß sie

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auf dem alten Mond ihr Menschentum durchgemacht haben. Wir kennen die Feuergeister oder Erzengel, die auf dem alten Sonnen­zustand der Erde ihre Menschenstufen durchgemacht hatten, und ferner kennen wir die Urkräfte, die auf dem alten Saturn ihre Men­schenstufe durchmachten. Diese Wesenheiten sind in der kosmischen Entwickelung dem Menschen vorausgeeilt. Wenn wir sie heute studieren würden, so würden wir finden, daß sie viel geistigere Wesenheiten sind als der Mensch. Sie leben daher auch in höheren Welten. Aber sie sind namentlich in bezug auf das, was wir heute angeführt haben, in einer ganz anderen Lage als der Mensch. Sie richten sich in den geistigen Dingen durchaus nach dem Rhythmus des Kosmos. Ein Engel würde nicht so ungeordnet denken wie der Mensch, aus dem einfachen Grunde, weil sein Gedankenablauf geregelt wird von den kosmischen Mächten und er sich danach richtet. Es ist ganz ausgeschlossen, daß ein Wesen wie ein Engel nicht im Einklange mit den großen geistigen, kosmischen Vorgängen dächte. In der Weltenharmonie stehen die Gesetze der Logik für die Engel geschrieben. Sie brauchen keine Lehr-bücher. Der Mensch braucht Lehrbücher, weil er seine inneren Denkverhältnisse in Unordnung gebracht hat. Er erkennt nicht mehr, wie er sich nach der großen Sternenschrift richten soll. Diese Engel kennen den Ablauf im Kosmos, und ihr Denkablauf entspricht dem geregelten Rhythmus. Der Mensch ist, als er in seiner jetzigen Gestalt die Erde betreten hat, aus diesem Rhythmus herausgekommen, daher das Regellose seines Denkens, seiner Empfindungen und seines Gefühlslebens. Während in den Dingen, auf die der Mensch noch weni­ger Einfluß hat, im Astralleib und Ätherleib, die Regelmäßigkeit fortherrscht, ist in den Teilen, die der Mensch in die Hand bekommen hat, also in seiner Empfindungsseele, Verstandesseele, Bewußtseinsseele Regellosigkeit und Unrhythmus, Rhythmuslosigkeit hineingezogen. Es ist das noch das wenigste, daß der Mensch in unseren Großstädten die Nacht zum Tage macht. Viel mehr bedeutet es, daß der Mensch innerlich in seinem Gedankenablauf sich herausgerissen hat aus dem großen Weltenrhythmus. Wie der Mensch jede Stunde, jeden Augenblick denkt, das alles widerspricht in gewisser Beziehung dem großen Weltenablauf.

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Nun denken Sie aber nicht, daß das alles gesagt wird, um einer Weltanschauung das Wort zu reden, die den Menschen wieder in einen solchen Rhythmus hineinbringen soll. Der Mensch mußte herauskommen aus dem alten Rhythmus; darauf beruht ja der Fortschritt. Wenn gewisse Propheten heute herumgehen und «Rückkehr zur Natur» predigen, so wollen diese eben das Leben zurückschrauben und nicht vorwärtsbringen. Alles jenes laienhafte Herumreden von einem Zurückkehren zur Natur versteht nichts von wirklicher Evolution. Wenn eine Bewegung heute den Menschen anweist, gewisse Nahrungsmittel nur zu bestimmten Jahreszeiten zu genießen, denn die Natur selbst zeige das schon dadurch an, daß die Nahrungsmittel nur zu besonderen Zeiten wachsen, so entspricht das einem ganz abstrakt-laienhaften Gerede. Gerade darin besteht die Entwickelung, daß der Mensch sich immer unabhängiger macht von dem äußeren Rhythmus. Man darf nun aber auch wieder nicht den Boden unter den Füßen verlieren. Nicht darin besteht des Menschen wahrer Fortschritt und sein Heil, daß er zum alten Rhythmus wieder zurückkehrt, daß er sich sagt: wie lebe ich im Einklang mit den vier Mondesvierteln? Denn es war notwendig in den alten Zeiten, daß der Mensch wie ein Siegelabdruck des Kosmos war.

Aber wesentlich ist es auch, daß der Mensch nicht etwa glaubt, daß er ohne Rhythmus leben könne. Wie er sich von außen verinnerlicht hat, so muß er sich von innen heraus wiederum rhythmisch aufbauen. Das ist es, worauf es ankommt. Rhythmus muß das Innere durchziehen. Wie Rhythmus den Kosmos aufgebaut hat, so muß der Mensch, wenn er beteiligt sein will an dem Aufbau eines neuen Kosmos, sich wieder mit einem neuen Rhythmus durchdringen. Unser Zeitalter ist gerade darin charakteristisch, daß es den alten Rhythmus - den äußeren - verloren und noch keinen neuen inneren Rhythmus gewonnen hat. Der Mensch ist der Natur - wenn wir den äußeren Ausdruck des Geistes Natur nennen - entwachsen und in den Geist selbst noch nicht hineingewachsen. Er zappelt heute noch zwischen Natur und Geist hin und her. Das ist für unsere Zeit eben das Charakteristische. Gerade dieses Hin- und Herzappeln zwischen Natur und Geist war an einem Höhepunkte angekommen in dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Deshalb mußten da um

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diese Zeit die Wesenheiten, die die Zeichen der Zeit kennen und deuten, sich fragen: Was ist zu tun, damit der Mensch nicht aus jeglichem Rhythmus herauskomme, damit ein innerer Rhythmus in den Menschen einziehe?

Alles, was Sie heute als das Charakteristische am Geistesleben beobachten können, das ist das Ungeordnete. Wo Sie heute ein Geistesprodukt sehen, da ist das erste, was Ihnen auffallen muß, das Ungeordnete, das innerlich Unregelmäßige. Fast auf allen Gebieten ist das der Fall. Nur die Gebiete, die noch gute alte Traditionen haben, die haben auch noch etwas von alter Regelmäßigkeit. Auf den neuen Gebieten muß der Mensch die neue Regelmäßigkeit erst schaffen. Daher sieht der Mensch heute, wie beim Abfall des Fiebers in der Lungenentzündung am siebenten Tage, die Tatsache. Die Erklärung dazu aber ist ein reines Chaos von Gedanken. Wenn der Mensch darüber denkt, dann häuft er - da er nicht regelmäßig denkt - in einer beliebigen Weise ein Sammelsurium von Gedanken um die Tatsache herum. Alle unsere Wissenschaften nehmen eine äußere Tatsache aus der Welt und rühren eine Summe von Gedanken da herum, alles ohne innere Regelmäßigkeit, weil der Mensch wie in einem Abgrund der Gedankenwelt umherirrt. Er hat heute keine inneren Gedankenlinien, keinen inneren Gedankenrhythmus, und die Menschheit würde vollständig in die Dekadenz kommen, wenn sie nicht einen inneren Rhythmus aufnehmen würde. Betrachten Sie von diesem Gesichtspunkt aus einmal die Geisteswissenschaft.

Sie sehen, in welches Fahrwasser Sie hineinkommen, wenn Sie anfangen, Geisteswissenschaft zu treiben. Da hören Sie zunächst - und machen es sich nach und nach klar -: der Mensch besteht in seiner Wesenheit aus vier Gliedern, physischer Leib, Ätherleib, astralischer Leib und Ich. Und dann hören Sie, wie vom Ich aus gearbeitet wird, wie der Astralleib umgearbeitet wird zu Manas oder Geistselbst, wie der Ätherleib umgearbeitet wird zur Buddhi oder dem Lebensgeist und wie der physische Mensch in seinem Prinzip umgearbeitet wird zum Geistesmenschen oder Atma.

Nun denken Sie einmal darüber nach, wie vieles wir sozusagen mit dieser Grundformel unserer Geisteswissenschaft überhaupt betrachtet haben. Denken Sie an viele
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Themen, die eigentliche Grundthemen waren, wie wir immer wieder unseren ganzen Gedankenbau aufbauen mußten, indem wir ausgingen von diesem Grundschema: physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich. Sie wissen, daß es bei gewissen öffentlichen Vorträgen bei einzelnen sogar zur Ermüdung kommen kann, wenn immer wieder diese Grundtatsachen wiederholt werden müssen. Das aber ist und bleibt ein sicherer Faden, an dem wir unsere Gedanken aufreihen: diese vier Glieder der Menschennatur, das Zusammenwirken derselben, und dann im höheren Sinne wiederum die Umarbeitung der unteren drei Glieder, des dritten Gliedes in das fünfte, des zweiten in das sechste und des ersten Gliedes in das siebente Glied unserer Wesenheit.

Nehmen Sie jetzt die gesamten Glieder der Menschennatur, wie wir sie kennen: Physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch, so haben Sie sieben. Und nehmen Sie das, was dem zugrunde liegt, nämllch physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich, dann haben Sie vier. Und in Ihren Gedanken wiederholen Sie den großen Rhythmus von 7:4, von 4:7, indem Sie diese Gedankengänge betrachten. Sie bringen den äußeren großen Rhythmus aus sich wieder hervor. Sie wiederholen den Rhythmus, der einmal im Weltenkosmos im Großen war, Sie gebären ihn wieder. Sie legen also da den Plan, die Grundlage zu Ihrem Gedankensystem, wie einstmals die Götter den Plan zur Weisheit der Welt gelegt haben. Aus dem Chaos des Gedankenlebens entwickelt sich von dem Innern der Seele heraus ein Gedankenkosmos, wenn wir dies, was wir eben angeführt haben, den inneren Rhythmus der Zahl, wiederum in uns lebendig werden lassen.

Die Menschen haben sich freigemacht von dem äußeren Rhythmus. Durch das, was im wahren Sinne Geisteswissenschaft ist, kehren wir wieder zurück zum Rhythmus, von innen heraus bauen wir uns ein Weltgebäude auf, das den Rhythmus in sich trägt. Und wenn wir zu dem Kosmos übergehen und auf die Vergangenheit der Erde blicken, auf Saturn, Sonne, Mond, Erde, so haben wir da eine Vierheit, sodann den Mond in vergeistigter Form in der fünften Stufe als Jupiter, die Sonne in der sechsten Stufe als Venus und den alten Saturn in der siebenten, der Vulkanstufe. So haben wir in Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter,

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Venus, Vulkan die Siebenzahl unserer Evolutionsphasen. Unser physischer Leib, wie er heute ist, hat sich durch die Vierzahl hindurch entwickelt, durch Saturn, Sonne, Mond und Erde. Er wird nach und nach völlig umgestaltet und vergeistigt sein in der Zukunft. So daß wir auch hier, wenn wir nach der Vergangenheit blicken, die Vierzahl, nach der Zukunft hin die Dreizahl vor uns haben: auch hier 4:3 oder, wenn wir die Vergangenheit mit der ganzen Entwickelung zusammenbringen, 4:7.

Wir stehen ja erst im Anfange unserer geisteswissenschaftlichen Betätigung, wenn wir auch schon jahrelang damit beschäftigt sind. Heute konnte erst darauf aufmerksam gemacht werden, was die Menschen gewollt haben, wenn sie auf die «innere Zahl» hinwiesen, die allen Erscheinungen zugrundeliegt. So sehen wir, wie der Mensch, um seine Freiheit sich zu erobern, aus dem ursprünglichen Rhythmus herauskommen mußte. Aber er muß in sich selber wieder die Gesetze finden, um die « Uhr», um seinen astralischen Leib zu regeln.

Und der große Regulator, das ist die Geisteswissenschaft, weil sie mit den großen Gesetzen des Kosmos, die der Seher schaut, im Einklange steht. In bezug auf die großen Zahlenverhältnisse wird die Zukunft, wie sie durch den Menschen geschaffen wird, dasselbe zeigen, wie in der Vergangenheit der Kosmos, nur auf einer höheren Stufe. Deshalb müssen die Menschen die Zukunft aus sich herausgebären aus der Zahl, wie die Götter den Kosmos aus der Zahl gebildet haben.

So erkennen wir, wie die Geisteswissenschaft mit dem großen Weltenlauf zusammenhängt. Wenn es uns klar wird, was in der geistigen Welt hinter dem Menschen steckt, die Vierzahl und die Siebenzahl, dann begreifen wir, weshalb wir in dieser geistigen Welt auch den Impuls finden müssen, um dasjenige weiterzuführen, was wir als den ganzen Entwickelungsgang der Menschheit bis hierher kennen. Und wir verstehen, warum gerade in einem Zeitalter, wo die Menschen mit ihrem inneren Gedanken-, Empfindungs- und Willensleben am meisten in das innere Chaos hineingekommen sind, warum gerade da jene Individualitäten, die die Zeichen der Zeit zu deuten haben, auf eine Weisheit hinweisen mußten, welche es dem Menschen möglich macht, in einer geregelten Weise von innen heraus sein Seelenleben

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aufzubauen. Wir lernen innerlich rhythmisch denken, wie es für die Zukunft nötig ist, wenn wir so denken, wie es diese Grundverhältnisse uns geben. Und immer mehr wird der Mensch annehmen von dem, woraus er herausgeboren ist. Vorläufig nimmt er das heraus, was man als Grundbauplan des Kosmos zu betrachten hat. Er wird weitergehen und wird von gewissen Grundkräften und zuletzt von Grundwesenheiten sich durchdrungen fühlen.

Das alles steht heute an seinem Ausgangspunkt. Und wir empfinden die Wichtigkeit und die Weltbedeutung der anthroposophischen Mission, wenn wir sie nicht als einen Willkürakt dieses oder jenes einzelnen ansehen, sondern wenn wir uns anschicken, sie aus dem ganzen inneren Grundgetriebe unseres Daseins heraus zu begreifen. Dann können wir dahin gelangen, daß wir uns sagen: Es steht gar nicht bei uns, diese anthroposophische Mission anzunehmen oder nicht, sondern wenn wir unsere Zeit verstehen wollen, müssen wir erkennen und uns mit dem durchdringen, was der Anthroposophie als die Gedanken der göttlich-geistigen Welt zugrunde liegt. Und dann müssen wir es von uns wiederum hinausfiießen lassen in die Welt, damit unser Tun und unser Sein nicht ein Chaos, sondern ein Kosmos werde, so wie es ein Kosmos war, aus dem wir herausgeboren sind.