Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 107 Geisteswissenschaftliche Menschenkunde

10. Vortrag Berlin, 8. Dezember 1908

Entstehung der Geschlechter-Trennung beim Menschen.
Die Erbsünde.
Nutzen und Schaden metallischer Heilmittel.

Wir werden unserem angegebenen Programm treu bleiben und im Laufe dieses Winters hier in diesen Zweigversammlungen eine Reihe von scheinbar weit auseinanderliegenden Einzelheiten über das menschliche gesunde und kranke Leben zusammentragen. Und diese Einzelheiten werden sich uns später zusammengliedern zu einem Ganzen, um dann in einer bestimmten Erkenntnis zu gipfeln, zu der wir uns allmählich hinaufarbeiten. Wir haben in dem ersten der für diese Serie in Betracht kommenden Vorträge eine Art Einteilung des Krankheitswesens gegeben, und wir haben uns dann das letztemal vor die Seele zu führen versucht, was wir eigentlich nur bezeichnen dürfen als den Wortlaut der Zehn Gebote. Alles Weitere, was über den Wortlaut hinausgeht, wird sich uns schon im Verlaufe der nächsten Zweigversammlungen ergeben. Das letztemal handelte es sich vor allem darum, daß wir den Inhalt und die eigentliche Tendenz der Gebote kennenlernten. Heute wollen wir über andere Einzelheiten sprechen, die kaum einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Vorhergehenden und Späteren zeigen werden, denn es ist ein Zusammentragen von Einzelheiten, deren umfassender Sinn uns erst später aufgehen soll.

Zunächst werden wir es heute zu tun haben mit einem Hinblick auf einen bedeutungsvollen Moment in der menschlichen Erdenentwickelung. Diejenigen, welche längere Zeit schon innerhalb der anthroposophischen Bewegung gearbeitet haben, sind damit längst vertraut; die anderen werden sich erst nach und nach in diese Gedankengänge hineinleben.

Der Moment in der menschlichen Evolution, an den wir uns erinnern wollen, liegt weit zurück. Wenn wir durch die nachatlantische Zeit, durch die atlantische Zeit bis in die alte lemurische Zeit zurückgehen, so begegnen wir da jenem Moment, wo für das Menschenreich unserer Erde die Teilung in die Geschlechter eingetreten ist. Sie wissen, daß man vorher von einer solchen Teilung in Geschlechter

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im menschlichen Reich nicht sprechen kann.

Ausdrücklich sei darauf aufmerksam gemacht, daß wir jetzt nicht etwa sprechen von einem allerersten Auftreten des zweigeschlechtlichen Wesens überhaupt in der Erdentwickelung oder in unserer ganzen Entwickelung, sofern sie unsere uns umgebenden Reiche umfaßt. Erscheinungen, die zu der Zweigeschlechtlichkeit gerechnet werden müssen, treten schon früher auf. Aber das, was wir heute Menschenreich nennen, spaltet sich erst in der lemurischen Zeit in die beiden Geschlechter.

Vorher haben wir es zu tun mit einer anders geformten Menschengestalt, die in einer gewissen Weise die beiden Geschlechter undifferenziert in sich enthalten hat. Wir können uns äußerlich den Übergang von der Doppelgeschlechtlichkeit zu der Teilung in die zwei Geschlechter so vorstellen, daß wir uns denken, allmählich bildete sich die frühere doppelgeschlechtliche Menschengestalt so aus, daß eine Gruppe von Individuen die Merkmale des einen Geschlechtes, des weiblichen, mehr ausgestaltete, die andere Gruppe hingegen mehr die Merkmale des männlichen Geschlechtes herausbildete. Damit ist aber noch lange nicht die Teilung in die Geschlechter gegeben, sondern erst durch eine immer noch zunehmende Ausbildung der Einseitigkeit, und zwar in einer Zeit, als die Menschheit noch in einer sehr dünnen Stofflichkeit lebte.

Wenn wir diesen Zeitpunkt uns zunächst vor die Seele gerückt haben, so geschieht es namentlich aus dem Grunde, weil wir uns heute nach dem Sinn der Entstehung der beiden Geschlechter fragen wollen. Nur wenn man auf dem Boden der Geisteswissenschaft steht, kann man nach einem solchen Sinn fragen, denn der physischen Entwickelung kommt ihr Sinn aus den höheren Welten zu. Solange wir in der physischen Welt stehen und die physische Welt auch, meinetwillen, philosophisch betrachten, ist es eine gewisse kindliche Anschauung, von Zwecken zu sprechen, und Goethe hat sich mit Recht mit noch anderen darüber lustig gemacht, wenn man so über die Zwecke in der Natur spricht, daß man sagt, die Natur habe in ihrer Weisheit den Kork entstehen lassen, damit sich der Mensch Stöpsel daraus machen könne. Solch eine Betrachtung ist eine kindliche Betrachtung, und die kann nur dazu führen, daß wir über das Wesentliche,

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worauf es dabei ankommt, uns hinwegtäuschen. Es wäre eine solche Betrachtung gerade so, wie wenn wir eine Uhr betrachteten und uns da kleine dämonische Wesen dahinter denken würden, die weisheitsvoll die Uhrzeiger vorwärtsbewegen. In Wahrheit müssen wir aber, wenn wir die Uhr erkennen wollen, zu dem Geist, der die Uhr hervorgebracht hat, gehen, zu dem Uhrmacher. Und ebenso müssen wir, wenn wir die Zweckmäßigkeit in unserer Welt einsehen wollen, die physische Welt überschreiten und in das Geistige hineingehen. Also Zweck und Sinn und Ziel sind Worte, die wir erst dann auf die Entwickelung anwenden dürfen, wenn wir sie von dem Boden der Geisteswissenschaft aus betrachten. In dieser Weise stellen wir die Frage: Welchen Sinn hat es, daß sich die beiden Geschlechter nach und nach ausbildeten und in Wechselwirkung miteinander kamen?

Der Sinn wird Ihnen klar werden, wenn man in Betracht zieht, wie dasjenige, was man Befruchtung nennt, was man den gegenseitigen Einfluß der Geschlechter nennen kann, vorher durch etwas anderes ersetzt war. Man darf nicht etwa glauben, daß mit dem Zeitpunkt, wo in der Menschheitsentwickelung die Teilung in die Geschlechter sich vollzog, auch erst dasjenige aufgetreten wäre, was man die Befruchtung nennen kann. Das ist nicht der Fall. Nur müssen wir uns vorstellen, daß in den Zeiten, die der Zweigeschlechtlichkeit vorausgehen, diese Befruchtung auf eine ganz andere Weise geschah.

Dem hellseherisch rückblickenden Bewußtsein zeigt es sich, daß es eine Zeit in der irdischen Menschheitsentwickelung gab, wo Befruchtung schon geschah im Zusammenhange mit der Ernährung, so daß die Wesenheiten, die in einer früheren Zeit männlich und weiblich zugleich waren, mit der Ernährung gleichzeitig die Kräfte zur Befruchtung aufnahmen. Wenn also in dieser Zeit, wo natürlich die Ernährung auch noch eine viel feinere war, die Menschenwesen sich ernährten, so war in den Ernährungssäften gleichzeitig das enthalten, was den Wesen die Möglichkeit gab, ein Wesen gleicher Art aus sich selbst hervorzubringen.

Das eine allerdings müssen Sie dabei in Betracht ziehen, daß die Nahrungssäfte, die aus der umgebenden Materie genommen wurden, diese Befruchtungssäfte nicht immer enthielten, sondern nur zu ganz bestimmten Zeiten. Das hing ab von den Veränderungen,

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die da vorgingen und die wir heute vergleichen könnten mit den Veränderungen in dem Ablauf eines Jahres, mit Klimawechsel und so weiter. Zu ganz bestimmten Zeiten hatten die Nahrungssäfte, die aus der Umgebung entnommen wurden von den doppelgeschlechtlichen Wesen, gleichzeitig die Kraft der Befruchtung.

Wenn wir mit dem hellseherischen Bewußtsein weiter zurückblicken in diese Zeiten, dann finden wir eine andere Eigentümlichkeit der alten Fortpflanzung. Was Sie heute kennen als die Verschiedenheit der einzelnen Menschen, was sich heute auswirkt als die Individualität der einzelnen Menschen, auf der die Vielgestaltigkeit des Lebens für unseren gegenwärtigen Menschheitszyklus beruht, diese Mannigfaltigkeit war vor der Entstehung der Geschlechter nicht vorhanden. Da war eine große Einförmigkeit. Die Wesen, die entstanden, waren sich untereinander ähnlich, und auch ihren Vorfahren waren sie ähnlich. Alle diese Wesen, die noch nicht in die zwei Geschlechter geteilt waren, boten äußerlich einen ähnlichen Anblick dar, und auch innerlich hatten sie sogar alle einen ziemlich gleichen Charakter. Und daß die Menschen so einander ähnlich waren, hatte für jene Zeiten nicht denselben Nachteil, den es für unsere Gegenwart haben würde.

Denken Sie sich, wenn heute die Menschen so zur Welt kämen, daß sie alle gleiche Gestalt und auch gleichen Charakter hätten, wie unendlich langweilig wäre das Menschenleben dann, wie wenig könnte im menschlichen Leben eigentlich geschehen, da doch ein jeder dann dasselbe wollen würde wie der andere. Aber das war in den alten Zeiten nicht der Fall. Als der Mensch sozusagen noch ätherischer, geistiger war, noch nicht so dicht in die Stofflichkeit hineinverflochten, da waren wirklich die Menschen, wenn sie geboren wurden und auch noch durch eine gewisse Kindheit hindurch, einander sehr gleich, und die Erzieher hätten damals gar nicht nötig gehabt, darauf zu achten, ob das eine ein wilder Range und das andere ein sanftes Wesen ist. Die Menschen waren ja in verschiedenen Zeiten von verschiedenem Charakter, aber sie waren in gewisser Weise doch grundähnlich. Während des Lebens der einzelnen Menschen aber blieb es nicht so. Der Mensch war dadurch, daß er noch in einer weicheren, geistigeren Körperlichkeit war,

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viel mehr zugänglich den fortdauernden Einflüssen, die aus seiner Umgebung kamen, so daß er sich unter diesen Einflüssen in dieser alten Erdenzeit ungeheuer veränderte. Es individualisierte sich der Mensch in einer gewissen Weise dadurch, daß er eine, man könnte sagen, wachsartig weiche Natur hatte. Er wurde dadurch mehr oder weniger ein Abdruck seiner Umgebung.

Insbesondere trat in einer ganz bestimmten Zeit des Lebens, die heute mit der Geschlechtsreife zusammenfallen würde, die Möglichkeit ein, alles, was in seiner Umgebung vorging, auf sich einwirken zu lassen. Die Verschiedenheit der einzelnen Zeiten, die wir heute mit der Verschiedenheit der Jahreszeiten vergleichen könnten, war damals eine große, und ob der Mensch auf dem einen oder auf dem anderen Stück der Erde lebte, war für ihn von großer Bedeutung. Wenn der Mensch dazumal nur einen kurzen Weg über die Erde machte, so war das von einem bedeutsamen Einfluß für ihn. Heute, wenn die Menschen weite Reisen machen und noch so viel sehen, im großen ganzen kommen sie doch so zurück, wie sie fortgegangen sind, oder der Mensch müßte schon eine ganz besondere Eindrucksfähigkeit haben. Das war in alten Zeiten nicht so. Da war alles noch für den Menschen von größtem Einfluß, so daß die Menschen, solange sie in der weichen Materialität waren, tatsächlich sich erst nach und nach im Leben individualisieren konnten. Diese Möglichkeit hörte dann auf.

Etwas Weiteres, was sich uns zeigt, ist, daß die Erde selbst immer mehr an Dichtigkeit zunahm, und in demselben Maße, als die Stofflichkeit, sagen wir das Erdenartige der Erde, intensiver wurde, wurde diese Einförmigkeit schädlich. Denn damit trat immer mehr und mehr für die Menschen die Möglichkeit zurück, sich im Leben noch zu verändern. Er wurde sozusagen ungeheuer dicht geboren. Das ist ja der Grund, warum sich die Menschen heute während des Lebens so wenig ändern. Das hat auch Schopenhauer dazu geführt, daß er meinte, im Grunde könnten sich die Menschen in ihrem Charakter überhaupt nicht ändern. Das hat seinen Grund darin, daß die Menschen in einer so dichten Materie sind. Sie können die Materie nicht so leicht bearbeiten und ändern. Würden die Menschen noch, wie es damals der Fall war, ihre Glieder ändern können, zum Beispiel nach Belieben,

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wie sie es brauchen, ein Glied kurz oder lang machen, dann würde natürlich der Mensch noch sehr starker Eindrücke fähig sein. Dann würde er im Grunde genommen dasjenige in seine eigene Individualität aufnehmen, was ihm gestattete, in sich selber eine Verände­rung mit sich vorzunehmen. Immer steht der Mensch in einem innigen Kontakt mit der Umgebung, insbesondere mit der menschlichen Umgebung. Damit wir uns ganz genau verstehen, möchte ich Ihnen etwas sagen, was Sie vielleicht noch nicht beachtet haben, was aber durchaus der Fall ist.

Nehmen Sie an, Sie sitzen einem Menschen gegenüber und sprechen mit ihm. Wir erzählen das jetzt für den gewöhnlichen normalen Verlauf des Lebens und für den Verkehr der Menschen untereinander im gewöhnlichen Leben, also nicht etwa für den Fall, daß jemand tief okkult geschult ist. Es sitzen also zwei Menschen sich gegenüber; der eine redet, der andere hört nur zu. Da glaubt man gewöhnlich, der andere, der zuhört, tut nichts. Das ist nicht richtig. An solchen Dingen zeigt sich noch immer, wie der Einfluß der Umgebung ist.

Für das äußere Wahrnehmen ist es nicht bemerkbar, aber für das innere Leben ist es sehr deutlich, auffällig sogar, daß von einem, der nur zuhört, alles mitgemacht wird, was der andere tut, sogar die Bewegungen der physischen Stimmbänder werden nachgemacht, und der Zuhörende spricht das mit, was der andere sagt. Alles, was Sie anhören, sprechen Sie mit einer leisen Bewegung der Stimmbänder und des anderen Apparates, der beim Reden in Betracht kommt, mit. Und es ist ein großer Unterschied, ob derjenige, der da spricht, eine krächzende Stimme hat und Sie dann die entsprechenden Bewegungen mitmachen, oder ob er eine angenehme Stimme hat. In dieser Beziehung macht der Mensch alles mit, und da das im Grunde genommen fortwährend geschieht, so ist es auch von einem großen Einfluß auf die ganze Bildung des Menschen, allerdings nur in diesen engen Beziehungen.

Wenn Sie sich dies, was als ein letzter Rest geblieben ist vom Mitleben der Umgebung, nun in ausgiebigstem Maße denken, dann haben Sie eine Vorstellung davon, wie der Mensch in alten Zeiten mit seiner Umgebung mitlebte und empfand. Da war zum Beispiel das Nachahmungsvermögen der Menschen ganz grandios

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ausgebildet. Wenn der eine eine Bewegung machte, so machten alle sie durchaus mit. Es sind ja nur noch auf ganz bestimmten Gebieten unbedeutende Dinge heute davon übrig geblieben: wenn der eine gähnt, gähnen die anderen auch. Aber erinnern Sie sich, daß es sich dabei in diesen alten Zeiten durchaus um ein dämmerhaftes Bewußtsein handelt, und damit ist ein solches Imitationsvermögen verbunden.

Indem sich nun die Erde mit allem, was darauf ist, immer mehr und mehr verdichtete, wurde der Mensch immer weniger fähig, sich selbst umzubilden unter dem Einfluß seiner Umgebung. Ein Sonnenaufgang zum Beispiel war noch in verhältnismäßig gar nicht so alten Zeiten der Atlantis eine gewaltig bildende Kraft für den Menschen, weil dieser eben ganz unter seinem Einfluß stand und innerlich großartige Erlebnisse hatte, die, wenn sie immer wieder auftraten, ihn im Laufe seines Lebens sehr veränderten. Das alles wurde immer geringer und verschwand nach und nach, je weiter die Menschheit vorwärts schritt.

In der lemurischen Zeit, bevor der Mond sich herausbewegte aus der Erde, war eine große Gefahr für die Menschen vorhanden. Es war die Gefahr, ganz zu erstarren, zu mumifizieren. Durch das nach und nach geschehende Herausrücken des Mondes aus unserer Erdenentwickelung wurde diese Gefahr hintangehalten.

Gleichzeitig aber mit dem Hinausgang des Mondes ging die Trennung in die Geschlechter vor sich, und mit dieser Trennung in die Geschlechter ist ein neuerlicher Impuls für die Individualisierung der Menschen gegeben. Wenn es möglich gewesen wäre, daß sich die Menschheit ohne die zwei Geschlechter hätte fortpflanzen können, dann würde sie nicht in diese Individualisierung eingetreten sein. Dem Zusammenwirken der Geschlechter ist es zu verdanken, daß die heutige Art der Verschiedenheit der Menschen eingetreten ist.

Würde das bloß Weibliche wirken, so würde die Individualität der Menschen ausgelöscht werden, die Menschen würden alle gleich werden. Durch das Dazuwirken des Männlichen werden die Menschen von der Geburt an als individuelle Charaktere geboren. So ist der Sinn des Zusammenwirkens der Geschlechter eigentlich dadurch gegeben, daß mit dem Auftreten, mit dem Absondern des männlichen Elementes

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die Individualisierung von Geburt aus an die Stelle der alten Individualisierung getreten ist. Was früher ringsherum die ganze Umgebung bewirkt hatte, wurde zusammengedrängt in die gegenseitige Einwirkung der Geschlechter, so daß die Individualisierung zurückgedrängt wird bis zur Entstehung des physischen Menschen, bis zur Geburt. Das ist der Sinn des Zusammenwirkens der beiden Geschlechter. Individualisierung geschieht durch die Einwirkung des männlichen Geschlechts auf das weibliche.

Nun wurde aber damit etwas anderes für den Menschen in Kauf genommen, und wenn das, was da in Kauf genommen wurde, geschildert wird, so bitte ich, es ganz genau als für die Menschheit charakteristisch zu betrachten, denn wenn wir auf dem Boden der Geisteswissenschaft stehen, dürfen wir es nicht in gleicher Art für die Menschen wie für die Tiere ansehen. Gesundheit und Krankheit unterliegen in ihren feineren Kräften bei den Tieren ganz anderen Ursachen als bei den Menschen. Also das, was gesagt wird, gilt ausschließlich für die Menschen, und es werden uns da die feineren Verhältnisse zunächst vor die Seele zu treten haben.

Versetzen Sie sich so recht in jene alte Zeit, wo der Mensch ganz und gar hingegeben war seiner Umgebung, wo die Umgebung den Menschen durchdrang und ihm auf der einen Seite durch die Nahrungssäfte, die sie ihm bot, die Befruchtung gab, während er auf der anderen Seite durch die Wirkung der Umgebung individualisiert wurde. Nun wissen wir ja, wenn wir auf dem Boden der Geisteswissenschaft stehen, daß alles, was um uns herum ist, was auf uns einwirkt, gleichgültig ob Licht oder Ton, Wärme oder Kälte, Härte oder Weiche, diese oder jene Farbe, alles, was auf uns einwirkt, die Offenbarung, der äußere Ausdruck eines Geistigen ist. Und in jenen alten Zeiten nahm der Mensch gar nicht die äußeren Sinneseindrücke wahr, sondern er nahm das Geistige wahr. Wenn er zur Sonne emporblickte, erblickte er nicht den physischen Sonnenball, sondern das, was in der persischen Religion als «Ahura Mazdao », als die « Große Aura», sich erhalten hat. Das Geistige, die Summe der geistigen Sonnenwesen erschien ihm, und so war es in Luft und Wasser und in der ganzen Umgebung.

Wenn Sie heute die Schönheit eines Bildes

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einsaugen, können Sie etwas wie ein Destilliertes davon haben, nur war es damals vollsaftiger. Wollten wir in dem alten Sinne sprechen, so dürften wir nicht sagen: Dieses oder jenes schmeckt so oder so; sondern wir müßten sagen: Dieser oder jener Geist tut mir wohl! - So war es, wenn die Menschen sich essend - was eine ganz andere Tätigkeit war, als es heute ist - mit ihrer Umgebung auseinandersetzten, und ebenso war die Zeit, wo die Befruchtungskräfte aufgenommen wurden, etwas ganz anderes: eine Erscheinung der geistigen Umgebung. Geister kamen über den Menschen, überschatteten ihn und regten ihn an, seinesgleichen hervorzubringen, und das wurde auch als ein solcher geistiger Vorgang erlebt und beobachtet.

Nun trat ja immer mehr und mehr für den Menschen die Unmöglichkeit ein, das Geistige seiner Umgebung zu sehen. Das verhüllte sich immer mehr, namentlich im Tagesbewußtsein. Nach und nach nahm der Mensch nicht mehr die geistigen Hintergründe wahr, die hinter den Dingen sind, sondern nur die äußeren Gegenstände, die der äußere Ausdruck dafür sind, und er lernte vergessen, was als Geistiges dahinter ist. Und indem er sich immer mehr in der Gestalt verdichtete, wurde auch der geistige Einfluß immer geringer. Der Mensch wurde durch diese Verdichtung immer mehr ein selbständiges Wesen und schloß sich dadurch ab von seiner geistigen Umgebung.

Je weiter wir zurückgehen in diesen alten Zeiten, desto mehr ist auch dieser Einfluß, der von der Umgebung geschieht, ein geistig-göttlicher. Die Menschen waren wirklich so organisiert, daß sie ein Abbild und ein Ebenbild der Umgebung waren, der um sie herumschwebenden geistigen Wesenheiten, Abbilder von Göttern, die in den alten Zeiten der Erde vorhanden waren.

Das ging immer mehr verloren insbesondere durch das Zusammenwirken der beiden Geschlechter. Dadurch zog sich die geistige Welt vor dem Anblick der Menschen zurück. Die Menschen sahen immer mehr und mehr in die Sinneswelt hinein. Wir müssen uns dieses Verhältnis ganz lebhaft vorstellen: Denken Sie sich, der Mensch wurde in jenen alten Zeiten aus der göttlich-geistigen Welt heraus befruchtet. Die Götter selber waren es, die ihre Kräfte hergaben und den Menschen sich ähnlich machten. Dadurch war in jener

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alten Zeit nicht vorhanden das, was man Krankheit nennt. Innere Krankheitsanlage gab es nicht, die konnte nicht da sein, weil alles, was im Menschen vorhanden war und an ihm arbeitete, von dem gesunden göttlich-geistigen Kosmos kam. Die göttlich-geistigen Wesenheiten sind gesund, und sie machten dazumal den Menschen zu ihrem Abbild. Der Mensch war gesund.

Je mehr er aber dem Zeitpunkt entgegenlebte, wo das Zusammenwirken der Geschlechter eintrat und damit das Zurückziehen der geistigen Welten, je mehr der Mensch selbständig und individuell wurde, zog sich auch die Gesundheit der göttlich-geistigen Wesenheiten von ihm zurück und es trat nun etwas anderes an dessen Stelle. Es geschah ja, daß in der Tat diese Aufeinanderwirkung der Geschlechter eingehüllt, begleitet wurde von Leidenschaften und Instinkten, wie sie angeregt wurden in der physischen Welt. Namentlich müssen wir diese Anregung aus der physischen Welt suchen, nachdem die Menschen so weit gekommen waren, daß sich die beiden Geschlechter gefielen, physisch-sinnlich sich gefielen. Das war ja noch lange nicht da, als die Geschlechter schon vorhanden waren. Die Wirkung der beiden Geschlechter aufeinander - auch noch in der atlantischen Zeit - geschah dann, wenn das physische Bewußtsein eigentlich schlief, sozusagen in der nachtschlafenden Zeit.

Erst in der Mitte der atlantischen Zeit trat das ein, was wir das Gefallen der Geschlechter, die leidenschaftliche Liebe nennen könnten, also alles das, was sich an sinnlicher Liebe beimischte der reinen übersinnlichen Liebe, wenn wir es so nennen wollen - der Ausdruck ist heute abgebraucht, aber er brauchte es nicht zu sein -: der platonischen Liebe. Die platonische Liebe wäre in einem viel größeren Maße vorhanden, wenn sich nicht die sinnliche Liebe beimischte. Und während früher alles, was an dem Menschen gestaltend wirkte, eine Folge der geistig-göttlichen Umgebung war, wurde es jetzt mehr eine Folge der Leidenschaften und Triebe der beiden Geschlechter, die aufeinander wirkten. Es ist mit dem Zusammenwirken der beiden Geschlechter die sinnliche Begierde verknüpft worden, die angeregt wurde durch das äußere Auge, durch das äußere Sehen des andersgeschlechtlichen Wesens. Daher wurde dem Menschen mit seiner Geburt etwas einverleibt, was mit der

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besonderen Art der Leidenschaften und Gefühle der Menschen, die im physischen Leben stehen, zusammenhängt.

Während früher der Mensch das, was in ihm war, noch von den geistig-göttlichen Wesen seiner Umgebung erhielt, bekam er jetzt durch den Befruchtungsakt etwas mit, was er als ein in sich selbständiges, abgeschlossenes Wesen aus der Sinneswelt in sich aufgenommen hatte.

Nachdem die Menschen in die Zweigeschlechtlichkeit eingetreten waren, gaben sie das, was sie selber erlebten in der Sinneswelt, ihren Nachkommen mit. Da haben wir also jetzt zwei Menschenwesen. Diese zwei Menschenwesen leben in der physischen Welt und nehmen die Welt durch die Sinne wahr, entwickeln dadurch diese oder jene durch Äußerliches angeregten Triebe und Begierden, ins­besondere entwickeln sie Triebe und Leidenschaften durch ihre eigene, von außen angeregte, sinnliche Neigung zueinander.

Was jetzt von außen an die Menschen herantritt, ist in die Sphäre des selbständigen Menschen herabgezogen, ist nicht mehr im vollen Einklang mit dem göttlich-geistigen Kosmos. Das wird dem Menschen mitgegeben durch den physischen Befruchtungsakt, das impft sich in die Menschen ein. Und dieses ihr eigenes weltliches Leben, das sie nicht aus den göttlichen Welten haben, sondern aus der Außenseite der göttlich-geistigen Welt, das geben die Menschen durch die Befruchtung ihren Nachkommen mit. Ist ein Mensch in dieser Beziehung schlechter, so gibt er schlechtere Qualitäten seinen Nachkommen mit als der andere, der rein und gut ist.

Und damit haben wir jetzt das, was wir uns im echten, wahren Sinne vorzustellen haben unter der «Erbsünde». Das ist der Begriff der Erbsünde. Die Erbsünde wird dadurch herbeigeführt, daß der Mensch in die Lage kommt, seine individuellen Erlebnisse in der physischen Welt auf seine Nachkommen zu verpflanzen. Jedesmal, wenn die Geschlechter in Leidenschaften erglühen, mischen sich in den aus der astralischen Welt herabkommenden Menschen die Ingredienzien der beiden Geschlechter hinein. Wenn sich ein Mensch inkarniert, kommt er aus der devachanischen Welt herunter und bildet sich seine astralische Sphäre nach der Eigenart seiner Individualität. Dieser eigenen astralischen Sphäre mischt sich etwas bei aus dem,

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was den astralischen Leibern, den Trieben, Leidenschaften und Begierden der Eltern eigen ist, so daß dadurch der Mensch das mitbekommt, was seine Vorfahren erlebt haben. Was so durch die Generationen geht, was so innerhalb der Generationen wirklich menschlich erworben ist und als solches sich vererbt, das ist es, was unter dem Begriff der Erbsünde zu verstehen ist. Und jetzt kommen wir zu etwas anderem noch: ein ganz neues Moment trat ein in die Menschheit durch die Individualisierung des Menschen.

Früher bildeten die göttlich-geistigen Wesenheiten, und die waren ganz gesund, den Menschen zu ihrem Ebenbilde. Jetzt aber gliederte sich der Mensch als selbständiges Wesen aus der Gesamtharmonie der göttlich-geistigen Gesundheit heraus. Er widersprach in gewisser Beziehung in seiner Eigenheit dieser ganzen geistig-göttlichen Umgebung. Denken Sie, Sie haben ein Wesen, das sich nur unter den Einflüssen der Umgebung ausbildet. Da zeigt es das, was diese Umgebung ist. Denken Sie sich aber, es schließt sich ab mit einer Haut, dann hat es zu den Eigenschaften seiner Umgebung auch noch seine eigenen Eigenschaften.

Als die Menschen mit der Teilung in die Geschlechter individuell wurden, entwickelten sie also ihre eigenen Eigenheiten in sich selber. Dadurch war ein Widerspruch vorhanden zwischen der großen, in sich gesunden göttlich-geistigen Harmonie und dem, was als Individuelles in dem Menschen war. Und indem dieses Individuelle fortwirkt, ein real wirksamer Faktor wird, gliedert sich in die Menschheitsentwickelung überhaupt erst die Möglichkeit einer innerlichen Erkrankung ein.

Jetzt haben wir den Moment erfaßt, wo überhaupt in der Menschheitsentwickelung die Möglichkeit der Erkrankung auftritt, denn sie ist gebunden an die Individualisierung der Menschen. Vorher, als der Mensch mit der geistig-göttlichen Welt noch in Zusammenhang stand, gab es diese Möglichkeit der Erkrankung nicht. Sie trat mit der Individualisierung ein, und das ist der gleiche Zeitpunkt wie die Trennung in die Geschlechter.

Das gilt für die Menschheitsentwickelung, und Sie dürfen das nicht in gleicher Weise auf die Tierwelt übertragen.

Die Krankheit ist in der Tat eine Wirkung dieser Ihnen eben geschilderten Vorgänge, und namentlich können Sie sehen, daß es

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im Grunde genommen der astralische Leib ist, der ursprünglich auf diese Art beeinflußt wird. Dem astralischen Leib, den sich der Mensch zunächst selbst eingliedert, wenn er aus der devachanischen Welt herunterkommt, wird dasjenige entgegengebracht, was durch die Wirkung der beiden Geschlechter in ihn einfließt. Der astralische Leib ist also der Teil, der am schärfsten das Ungöttliche zum Abdruck bringt. Göttlicher ist schon der Ätherleib, denn auf den hat der Mensch keinen so großen Einfluß, und am göttlichsten ist der physische Leib, dieser Tempel Gottes, denn der ist zu gleicher Zeit dem Einfluß des Menschen gründlich entzogen worden. Während der Mensch in seinem astralischen Leib alle möglichen Genüsse sucht und alle möglichen Begierden haben kann, die in schädlicher Weise auf den physischen Leib wirken, hat er seinen physischen Leib heute noch als ein so wundervolles Instrument, daß es jahr­zehntelang den Herzgiften und den sonstigen störenden Einflüssen des astralischen Leibes widerstehen kann. Und so müssen wir sagen, daß der menschliche astralische Leib durch alle diese Vorgänge das Schlechteste am Menschen geworden ist. Wer tiefer hineingeht in die menschliche Natur, wird die tiefsten Krankheitsursachen im astralischen Leib und in den schlechten Einflüssen des astralischen Leibes auf den Ätherleib finden, und dann erst auf dem Umwege durch den Ätherleib in dem physischen Leib. Jetzt werden wir manches verstehen, was sonst nicht verstanden werden kann. Ich will jetzt von gewöhnlichen mineralischen Heilmitteln reden.

Ein Heilmittel aus dem Mineralreich wirkt zunächst auf den physischen Leib des Menschen. Welchen Sinn hat es nun, daß der Mensch seinem physischen Leib ein mineralisches Heilmittel übergibt? Also, beachten Sie wohl: Nicht von irgendwelchen pflanzlichen Heilmitteln soll jetzt gesprochen werden, sondern von rein mineralischen, was an Metallen, Salzen und so weiter verabreicht wird. Nehmen Sie an, der Mensch nimmt irgendein mineralisches Heilmittel zu sich. Dann bietet sich dem hellseherischen Bewußtsein etwas ganz Merkwürdiges dar. Das hellseherische Bewußtsein kann dann nämlich folgendes Kunststück ausführen: Es hat ja immer die Fähig­keit, die Aufmerksamkeit von etwas abzulenken. Sie können von

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dem ganzen physischen Menschenleib die Aufmerksamkeit ablenken. Sie sehen dann noch den Ätherleib, den astralischen Leib und die Ich-Aura. Den physischen Leib haben Sie sich also absuggeriert durch eine starke negative Aufmerksamkeit. Wenn nun jemand irgendein mineralisches Heilmittel zu sich genommen hat, dann können Sie alles aus Ihrer Aufmerksamkeit herausrücken und bloß auf das Mineral oder das Metall, das jetzt in ihm ist, Ihre hellseherische Aufmerksamkeit richten. Also Sie suggerieren sich ab, was an Knochen, Muskeln, Blut und so weiter in ihm ist, und wenden Ihre Aufmerksamkeit nur auf das, was ihn als eine bestimmte mineralische Substanz durchdrungen hat. Da tritt für das hellseherische Bewußtsein etwas ganz Merkwürdiges auf: Diese mineralische Substanz hat sich ganz fein verteilt und hat selber die Gestalt des Menschen angenommen. Sie haben eine menschliche Gestalt vor sich, ein menschliches Phantom, aus der Substanz bestehend, die der Mensch eingenommen hat. Nehmen Sie an, der Mensch hätte das Metall Antimon zu sich genommen, dann haben Sie eine menschliche Gestalt aus ganz fein verteiltem Antimon vor sich und so ist es bei jedem mineralischen Heilmittel, das der Mensch zu sich nimmt. Sie machen einen neuen Menschen in sich selber, der aus dieser mineralischen Substanz besteht; den gliedern Sie sich ein. Nun fragen wir uns: Was hat denn das für einen Zweck und für einen Sinn?

Der Sinn ist der folgende: Wenn Sie den Menschen, der so etwas nötig hat, so ließen, wie er ist, wenn Sie ihm das Heilmittel nicht geben würden und er es wirklich nötig hat, da würde es geschehen, weil gewisse schlechte Kräfte in seinem Astralleib sind, daß der Astralleib auf den Ätherleib und der Ätherleib auf den physischen Leib wirkte und diesen nach und nach zerstörte. Jetzt haben Sie den physischen Leib mit einem Doppelgänger durchsetzt. Der wirkt so, daß der physische Leib den Einflüssen des astralischen Leibes nicht folgt. Denken Sie, Sie haben eine Bohnenpflanze: wenn Sie ihr einen Stock geben, so windet sie sich daran herauf und folgt nun nicht mehr den Bewegungen des Windes. So ein Stock ist dieser Doppelgänger für den Menschen aus der eingegliederten Substanz. Das hält den physischen Leib an sich und entzieht ihn den Einflüssen vom astralischen

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und Ätherleib. Auf diese Weise machen Sie den Menschen seinem physischen Leibe nach sozusagen unabhängig von seinem astralischen und seinem Ätherleib. Das ist die Wirkung eines mineralischen Heilmittels.

Aber Sie werden auch gleich das Schlimme der Sache einsehen, denn es hat das auch eine sehr schlimme Gegenseite. Da Sie künstlich den physischen Leib aus dem Zusammenhange mit den anderen Leibern herausgenommen haben, so haben Sie den Einfluß des astralischen Leibes und des Ätherleibes auf den physischen Leib geschwächt, haben den physischen Leib verselbständigt, und je mehr Sie Ihrem Körper solche Heilmittel zuführen, desto mehr schwindet auch der Einfluß des astralischen Leibes und des Ätherleibes dahin, und der physische Leib wird ein in sich verhärtetes und in sich verselbständigtes Wesen, das dann seinen eigenen Gesetzen unterliegt.

Denken Sie nun, was die Menschen tun, die ihr ganzes Leben lang ihrem Körper solche verschiedenen mineralischen Heilmittel zuführen. Ein Mensch, der nach und nach viel an mineralischen Heilmitteln zu sich genommen hat, trägt dann in sich das Phantom dieser Mineralien; er hat ein ganzes Dutzend von mineralischen Heilmitteln in sich. Die halten den physischen Leib wie in festen Wänden. Ja, was soll denn da noch der astralische Leib und der Ätherleib auf ihn für einen Einfluß haben? Ein solcher Mensch schleppt in der Tat seinen physischen Leib mit sich herum und ist ziemlich machtlos gegen ihn. Versucht dann ein solcher Mensch, der lange Zeit so mediziniert hat, an einen anderen zu kommen, der ihn psychisch behandeln will, der besonders auf die feineren Leiber wirken will, da erfährt dann der Betreffende, daß er für psychische Einflüsse mehr oder weniger unempfänglich geworden ist. Denn er hat seinen physischen Leib erst verselbständigt und ihm die Möglichkeit entzogen, daß das, was in den feineren Leibern geschehen könnte, bis in den physischen Leib hineinwirkt. Und das ist namentlich dadurch geschehen, daß der Mensch so viele Phantome in sich hat, die dann gar nicht zusammenstimmen, das eine zerrt ihn dahin, das andere dorthin.

Wenn der Mensch sich die Möglichkeit entzogen hat, vom geistig-seelischen Teile aus zu wirken, dann braucht er sich gar nicht zu wundern, wenn dann auch eine geistige Heilkur von geringerem Erfolge ist. Daher müssen Sie,

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wenn es sich um psychische Einwirkungen handelt, immer in Erwägung ziehen, was das für ein Mensch ist, der da kuriert werden soll. Hat der Mensch seinen astralischen Leib oder seinen Ätherleib in die Machtlosigkeit versetzt, indem er den physischen Leib in die Selb­ständigkeit versetzte, dann ist es sehr schwer geworden, einem solchen Menschen durch eine spirituelle Kur beizukommen.

So also verstehen wir jetzt, wie mineralische Substanzen auf den Menschen wirken. Sie erzeugen in ihm Doppelgänger, die seinen physischen Leib konservieren und ihn den Einflüssen seines Astralleibes oder Ätherleibes, die schädlich sein könnten, entziehen. Fast alle unsere Medizin geht heute darauf hinaus, weil diese materialistische Medizin die feineren Glieder des Menschen nicht kennt, nur den physischen Leib in irgendeiner Weise zu behandeln.

Wir haben das heute zunächst einmal für die Einflüsse der mineralischen Stoffe betrachtet. Wir werden einmal zu sprechen haben von den Einflüssen der pflanzlichen Heilkräfte und von den Einflüssen der tierischen Stoffe auf den menschlichen Organismus, und dann werden wir übergehen zu denjenigen Einflüssen, zu den Heilmitteln, die von Wesen zu Wesen psychisch, also spirituell sein können. Sie sehen aber, daß es notwendig ist, für unsere Betrachtungen erst wieder einmal solche Begriffe zu bekommen wie den Begriff der Erbsünde, und ihn richtig zu verstehen. Gewisse Dinge sind heute durchaus so, daß die Menschen darüber hinweglesen und kein Ver­ständnis dafür haben.