Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 354 Die Schöpfung der Welt und des Menschen. Erdenleben und Sternenwirken

4. Vortrag Dornach 9. Juli 1924

Verfestigung von Erde und Mensch zur Zeit der Atlantis.
Abstammung nicht des Menschen vom Affen, sondern des Affen - und aller Tiere - vom Menschen.

Vielleicht können wir fortsetzen und beenden - wenn wir so weit kommen -, was wir das letzte Mal angefangen haben, meine Herren. Ich habe Ihnen also auseinandergesetzt, wie man sich vorzustellen hat, daß nach und nach die Erde sich entwickelt hat und wie der Mensch geistig eigentlich immer da war. Physisch, also dem Körper­lichen nach, kommt aber der Mensch erst dann heraus, wie wir gese­hen haben, wenn die Erde eigentlich tot geworden ist, wenn die Erde selber ihr Leben verloren hat.

Sehen Sie, man hat erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit die Erde so angesehen, daß man, wie ich Ihnen das letzte Mal gesagt habe, darinnen die Versteinerungen suchte, um das Alter der Schichten zu bestimmen. Man hat überhaupt solche Vorstel­lungen, wie sie jetzt sind in der äußeren Wissenschaft, sich verhältnismäßig spät gemacht, und wir haben ja gesehen, inwiefern diese Vor­stellungen eigentlich falsch sind, nicht eigentlich bestehen können gegenüber den wirklichen Tatsachen.

Nun müssen Sie aber sich klarmachen: Man findet, wenn man in die Erde so hineinbohrt und hineingräbt, wie ich es Ihnen auseinander­gesetzt habe, wenn man so etwas durchsucht wie das Alpenmassiv, die durcheinandergeworfenen Schichten, findet dann, wie Versteinerungen in den Schichten sind; man findet dann durchaus bestimmte Pflanzen, Tiere in jeder einzelnen Schicht. Und diejenigen Tiere, diejenigen Pflanzen, die wir heute zumeist haben, die heute die Erde erfüllen, die sind eigentlich erst spät aufgetreten. Die früheren Pflanzen- und Tierformen waren verschieden von den heutigen Pflanzen- und Tierformen.

Nun sehen Sie, daß die Erde nicht einfach ganz langsam entstanden ist, daß also nicht eine Schichte über der anderen sich aufgeschichtet hat, bis sie langsam entstanden ist, das kann man nicht bloß daran sehen, daß die Alpen so durcheinandergeworfen sind, sondern man kann es zum Beispiel an folgendem sehen: Es gab Tiere, die ähnlich waren unseren Elefanten, nur größer. Unser Elefant ist schon groß

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genug, aber das waren noch mächtigere Tiere mit noch dickeren Häu­ten, also noch stärkere Dickhäuter. Diese Tiere, die lebten einmal. Und daß sie gelebt haben, das kann man daran sehen, daß sie gefunden wurden im nördlichen Sibirien, das ist also im nördlichen Asien, da wo Rußland nach Asien hinübergeht. Aber alle diese merkwürdigen Tiere, diese Mammuttiere, die wurden gefunden als ganze Tiere mit dem frischen Fleisch.

Ja, sehen Sie, Tiere mit noch frischem Fleisch erhält man bekannt­lich, wenn man sie zum Beispiel ins Eis gibt. Nun, diese Tiere waren in der Tat im Eis drinnen! Nämlich am Nördlichen Eismeer, wo Sibi­rien gegen den Nordpol hingeht, da waren diese Tiere und sind heute noch drinnen - frisch, wie wenn sie gestern von Riesenmenschen ge­fangen worden, ins Eis gegeben, aufgehoben worden wären! Und da muß man sich doch sagen: Diese Tiere leben heute nicht; das sind uralte Tiere. Diese Tiere können auch ganz unmöglich langsam vereist sein; sie sind heute noch da als ganze Tiere. Das kann nur dadurch geschehen sein, daß plötzlich, als diese Tiere dort gelebt haben, eine mächtige Was­serrevolution gekommen ist, die vereist ist gegen den Nordpol und diese Tiere auf einmal aufgenommen hat.

Nun, daraus sehen wir schon, daß es auf der Erde in früheren Zei­ten ganz außergewöhnlich zugegangen ist, so zugegangen ist, daß man es mit dem heutigen Zustand nicht vergleichen kann. Und wenn man so etwas wie die Alpen sich anschaut, dann muß man sich auch vor­stellen, daß das nicht Millionen von Jahren gedauert haben kann, son­dern daß das verhältnismäßig kurz sich abgespielt haben muß.

Also muß in der Erde alles gebrodelt haben und gelebt haben - geradeso wie es zugeht in einem Magen, nachdem man eben gegessen hat und dann anfängt zu verdauen. Aber das kann nur im Lebendigen gesche­hen. Die Erde muß einmal lebendig gewesen sein. Und die Kräfte sind zunächst noch zurückgeblieben, die in der Erde waren. Da gab es große, plumpe Tiere. Unsere mehr schlanken, geschmeidigen Tiere haben sich eben gebildet, nachdem die Erde selber abgestorben war, kein Tier mehr war. Diese großen Elefanten, die Mammuttiere, waren noch so­zusagen wie Läuse auf dem alten Körper der Erde, sind nur mit einer einzigen Welle, die vereist ist, zugrunde gegangen.


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Daraus können Sie entnehmen, wie sehr das stimmt, was ich gesagt habe in bezug darauf, daß unsere jetzige Erde eigentlich eine Art von Weltenleichnam ist. Und erst als die letzten Zustände eintraten auf dieser Erde, erst da konnte der Mensch entstehen.

Nun, ich will Ihnen noch etwas anführen, woraus Sie sehen können, wie die Erde sich verändert hat, verhältnismäßig noch spät verändert hat. Sehen Sie, wir haben da, wenn wir das so oberflächlich zeichnen, Amerika (es wird gezeichnet). Hier haben wir dann Europa: Norwe­gen, Schottland, England, Irland, da kommen wir herüber nach Frank­reich, Spanien; da geht es dann herüber nach Italien, Deutschland; da ist der Bottnische Meerbusen. Wenn man heute, sagen wir zum Beispiel von Liverpool nach Ame­rika fährt, so macht man diese Strecke. Man fährt durch den Atlanti­schen Ozean.

Nun will ich Ihnen etwas sagen: Da herüben - da unten ist dann Afrika -, da herüben sind gewisse Pflanzen und gewisse Tiere, überall - man muß namentlich das kleine Viehzeug nehmen - sind also Pflanzen und Tiere. Wenn man sich heute diese Pflanzen und Tiere anschaut, die auf der einen Seite an den Westküsten von Europa und da unten von Afrika vorkommen, und auf der anderen Seite an der Ostküste von Amerika, dann stellt sich heraus, daß diese Pflanzen und Tiere etwas miteinander verwandt sind. Sie sind etwas verschieden, aber sie sind miteinander verwandt.

Nun, warum sind denn diese mit­einander verwandt? Sie sind verwandt aus dem Grunde - heute ist die Sache so: da unten ist Meeresboden, da oben ist das atlantische Wasser; hier käme dann Afrika. Sehen Sie, wie die Pflanzen und Tiere da (in Amerika) sind, und wie sie da (in Europa und Afrika) sind, das kann man sich nur erklären, wenn einmal hier überall Land war, der Boden hoch war und die Tiere hier herübergehen konnten, hier überall, und die Pflanzen auch ihren Samen nicht über den Ozean schickten, son­dern stückweise ins Land schickten.

Wo also heute zwischen Europa und Amerika eine riesige See ist, ein riesiges Meer ist, da war einstmals Land. Der Boden ist gesunken. Überall, wo der Boden sinkt, kommt gleich Wasser. Wenn Sie irgendwo nur bis zu einer gewissen Tiefe gra­ben, die Erde ausgraben, gleich kommt Wasser. Wir müssen also an­nehmen: Da ist der Boden gesunken.


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Merkwürdig ist es zum Beispiel da - da ist Italien, da liegt die Stadt Ravenna. Wenn man von Ravenna gegen das Meer hin geht, dann hat man heute mehr als eine Stunde zu gehen; aber man trifft Seemuscheln und Seeschnecken auf dem Grund, wo man gegen das Meer hin geht von Ravenna. Das bezeugt einem wiederum: Da war einst­mals Meer. Und Ravenna, das heute eine Stunde vom Meer entfernt ist, lag einstmals ganz an der See, die See grenzte an. Da wiederum hat sich der Boden gehoben, in die Höhe gehoben, und das Wasser ist dadurch abgelaufen.

Wenn sich der Boden nun besonders stark hebt, dann verödet der Boden, dann wird es kalt, wie es in den Ge­birgen geschieht. Eine solche Gegend, wo es kalt geworden ist - wenn ich hier weiter zeichnen würde, würde da Sibirien sein -, das ist die Gegend von Sibirien. Sibirien zeigt durch alles das, was es an Pflan­zenwachstum hat und so weiter, daß es einstmals den Boden tiefer hatte, daß der mächtig in die Höhe gestiegen ist.

Aus alledem sehen Sie, daß Land fortwährend steigt und sinkt an gewissen Punkten der Erde; es steigt auf, sinkt, und man sieht, daß Land und Wasser auf der Erde zu verschiedenen Zeiten in der verschie­densten Weise verteilt ist. Wenn man die Gesteine vom britischen Reich, von England, Schottland und Irland ansieht, sich die Schichten selbst anschaut, dann kommt man darauf, daß dieses England viermal auf und ab gesunken ist im Laufe der Zeit! Wie es oben war, sind gewisse Pflanzen gewachsen, bis es untergegangen ist. Wie es wieder hinauf­gegangen ist, da war natürlich alles verödet. Es bedeckte sich mit einer ganz anderen Pflanzen- und Tierwelt, und man kann heute noch sehen: Viermal ist das auf und ab gegangen.

Also der Boden der Erde ist in einer fortwährenden Bewegung. Und er war in einer viel größeren, riesenhaften Bewegung in alten Zei­ten. Wenn heute alles so bewegt wäre, wie es in alten Zeiten war, dann wäre es den Menschen schon recht unheimlich, denn die letzten Nach­richten von mächtigen Erdbewegungen, die allerletzten Nachrichten sind ja eigentlich diejenigen, die nur sagenhaft auf die Menschen ge­kommen sind als die Sintflut. Aber die Sintflut ist ja eine Kleinigkeit gegen dasjenige, wie es einmal auf der Erde in riesenmäßigen Aus­dehnungen zugegangen ist.


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Sehen Sie, meine Herren, es entsteht dadurch die Frage: Wie ist über­haupt der Mensch auf diese Erde gekommen? Wie ist der Mensch aufge­treten?

Nun sind ja darüber die allerverschiedensten Ansichten ent­standen. Die bequemste Ansicht, die sich die Leute heute gebildet haben, ist diese, daß es einmal affenähnliche Tiere gegeben hat, die haben sich immer mehr und mehr vervollkommnet und sind Menschen geworden. Das ist ja eine Ansicht, welche die Wissenschaft im letzten Jahrhundert vertreten hat. Die Wissenschaft vertritt sie heute nicht mehr; aber die Leute, die eben immer Nachzügler sind von der Wissenschaft, die glau­ben das natürlich heute noch.

Nun, die Sache ist diese: Wie könnte man sich aber nun vorstellen, daß der Mensch auf der Erde als phy­sischer Mensch, wie er heute ist, sich gebildet hat? Ein großer Rummel sozusagen, eine riesige Begeisterung war, als am Ende des 19. Jahr­hunderts ein reisender Gelehrter, Dubois, in Ostasien Teile von einem Skelett entdeckt hat in solchen Erdschichten, von denen man bisher geglaubt hat, der Mensch ist da nicht drinnen, kann da noch nicht ge­wesen sein. Es waren nur Teile von einem Skelett, das man für ein Menschenskelett angesehen hat, nämlich ein Oberschenkel, ein paar Zähne, Stücke vom Schädel.

Das hat nun der Dubois gefunden drüben in Asien und hat - solch eine Sache muß natürlich einen anständigen Namen haben - diese Überreste, respektive das Wesen, das menschen­affenähnliche Wesen, das einmal gelebt haben sollte, genannt: Pithec­anthropus erectus. Also dieses Wesen soll darstellen, so war man der Ansicht, ein affenartiges Geschlecht, aus dem sich dann die Mensch­heit allmählich heraus entwickelte.

Und jetzt glauben die Menschen in verschiedener Weise, wie sich eigentlich der Mensch entwickelt ha­ben soll. Die einen sagen, da war einmal ein affenartiges Geschlecht; das ist in bestimmte Lebensverhältnisse gekommen, wo es hat anfangen müssen zu arbeiten; so sind umgebildet worden die Füße, die affen­artigen Kletterfüße zu richtigen Füßen, die vorderen Kletterfüße zu menschlichen Händen, und so habe sich das eben verwandelt.

Aber die anderen sagen wiederum: Nein, das kann nicht so sein; denn wenn dieser Affenmensch in diese so ungünstigen Verhältnisse gekommen wäre, dann wäre er einfach ausgestorben, dann hätte er sich nicht um­wandeln können; er muß vielmehr gelebt haben, dieser Affenmensch,

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da schon in einer Art paradiesischem Zustand, wo er nicht hat arbei­ten müssen, wo er sich hat frei entwickeln können, wo er geschützt war. - Sehen Sie, so weit gehen die Ansichten auseinander! Aber all das hält nicht stand, wenn man die wirkliche Untersuchung der Tat­sachen aufgreift, von der wir ja schon gesprochen haben.

Gehen wir noch einmal zurück. Hier war einstmals (es wird ge­zeichnet) eine große Landfläche, wo heute der Atlantische Ozean ist, durch den man fährt, wenn man von Europa nach Amerika fährt - große Landstrecken. Aber sehen Sie, wenn man wiederum das unter­sucht, was da hier etwas unter der Erde versteinert ist, was also die Versteinerungen sind, und woraus man sehen kann, wie die früheren Formen, die früheren Arten der Pflanzen und Tiere da waren, dann findet man: Da kann alles nicht so gewesen sein! Da muß die Erde, die da war zwischen dem heutigen Europa und Amerika, noch viel weicher gewesen sein, nicht so festes Gestein wie heute; und die Luft muß noch viel dicker gewesen sein, immer neblig, viel Wasser und andere Stoffe noch enthalten haben. So daß man also da einen viel weicheren Erdboden hatte und eine viel dickere Luft.

In solch einer Ge­gend, wenn es das heute noch auf der Erde geben würde, könnten wir, wenn wir hinkämen, keine Woche leben; da würden wir gleich aus­sterben. Aber nun müßten ja natürlich, weil das gar nicht so lange her sein kann, zehntausend bis fünfzehntausend Jahre, dazumal schon Menschen gelebt haben. Aber die können auch nicht so gewesen sein wie die heutigen Menschen.

Der heutige Mensch hat seinen festen Kno­chenbau nur deshalb, weil draußen harte Erde ist, harte Mineralien sind. Zu unseren kalkartigen Knochen gehören draußen die kalkartigen Berge; mit denen tauschen wir ja fortwährend auch den Kalk aus: wir trinken ihn mit ihrem Wasser und so weiter. Dahier gab es noch keine so festen Knochengerüste. Da konnten wir Menschen, wenn wir damals lebten, nur solche weichen Knorpeln haben wie heute die Hai­fische.

Und durch Lungen konnte man auch nicht so atmen wie heute. Da mußte man eine Art von Schwimmblasen haben und eine Art von Kiemen; so daß also der Mensch, der da lebte, seiner äußerlichen Ge­stalt nach halb Mensch und halb Fisch war. Man kommt gar nicht hinüber über die äußerliche Sache, daß der Mensch ganz anders ausge­sehen

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hat, halb Mensch und halb Fisch war. Besonders wenn wir in Zeiten zurückgehen, die noch früher zurückliegen, da haben wir den Menschen viel, viel weicher.

Und wenn wir noch weiter zurückgehen, ist er wässerig, ist er ganz flüssig. Da bilden sich natürlich keine Ver­steinerungen davon, sondern da geht er eben auf in der übrigen Flüssig­keit der Erde. So daß man also sieht: So wie wir heute dastehen, sind wir erst geworden. Wir sind ja auch ein kleines Flüssigkeitsklümpchen, wenn wir zuerst im Mutterleib noch sind. Nun, das ist verkümmert, das ist klein; dazumal waren wir große, mächtige flüssige oder weiche gallertartige Wesen.

Und je weiter man zurückgeht in der Erdenent­wickelung, desto flüssiger wird der Mensch, desto mehr ist er eigent­lich bloß weiche, gallertartige Masse. Nicht aus dem heutigen Wasser - aus heutigem Wasser kann man natürlich keinen Menschen machen -, aber aus so etwas wie einer eiweißartigen Substanz läßt sich schon dann der Mensch formen.

Da kommen wir in eine Zeit zurück, wo es weder die heutigen Men­schengestalten gegeben hat, noch heutige Elefanten, noch Rhinoze­rosse, noch Löwen, noch Kühe, noch Ochsen, noch Stiere, keine Kän­guruhs; alles das hat es noch nicht gegeben. Dagegen hat es, könnte man sagen, fischähnliche Tiere gegeben - nicht so wie die heutigen Fische, schon menschenähnlich -, halb menschenähnliche, halb fisch-ähnliche Tiere, die man ebensogut Menschen nennen könnte. Das hat es also gegeben. All die heutigen Gestalten von Tieren hat es nicht ge­geben.

Dann hat sich die Erde allmählich verwandelt in die Gestalt, wie sie heute ist. Der Boden des Atlantischen Ozeans senkte sich hinunter; immer mehr und mehr ging das sumpfige, schleimartige, eiweißhaltige Wasser über in das heutige Wasser, bildete sich allmählich immer mehr um dasjenige, was als solche Fischmenschen vorhanden war. Aber es entstanden die verschiedensten Formen. Die mehr unvollkommenen dieser Fischmenschen wurden Känguruhs, die ein bißchen vollkom­meneren wurde Hirsche und Rinder, und diejenigen, die am vollkom­mensten waren, wurden Affen, oder Menschen.

Aber Sie sehen daraus: Es stammt der Mensch gar nicht in dem Sinne vom Affen ab, sondern der Mensch war da, und alle Säugetiere entstanden eigentlich aus dem

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Menschen heraus von denjenigen Menschen formen, in denen der Mensch unvollkommen geblieben ist. So daß man vielmehr sagen kann, der Affe stammt vom Menschen ab, als der Mensch stammt vom Affen ab. Das ist nun schon so, und man muß sich über diese Dinge ganz klar sein.

Sehen Sie, das könnten Sie sich durch das Folgende veranschaulichen. Denken Sie einmal, es ist ein recht gescheiter Mensch; der hat einen kleinen Sohn. Der kleine Sohn hat einen Wasserkopf und bleibt sehr dumm. Man kann sagen: Der gescheite Mensch ist vielleicht fünfund­vierzig Jahre alt, der kleine Sohn sieben, acht Jahre alt; der entwickelt sich dumm. Ja, darf da irgendein Mensch sagen: Weil der Kleine ein kleiner, unvollkommener Mensch ist, deshalb stammt der alte Mensch, der vollkommene, gescheite Mensch, von dem kleinen, unvollkom­menen ab? Das wäre ja Unsinn! Der kleine Unvollkommene stammt von dem Gescheiten ab! Das wäre eine Verwechslung.

Dieselbe Ver­wechslung hatte man begangen, indem man geglaubt hat, Affen, die zurückgebliebene Menschen sind, seien die Urväter der Menschen. Sie sind eben nur zurückgebliebene Menschen, sind sozusagen die unvoll­kommenen Vorläufer der Menschen. Man kann schon sehen: Die Wis­senschaft war da auf einem Wege, der sie recht stark in den Irrtum hineinführte, und einfache Menschen konnten sich das ja auch nicht so recht vorstellen.

Man braucht nur an die Geschichte zu erinnern, wie ein kleiner Rotzjunge nach Hause gekommen ist - der Schullehrer hatte gerade, weil er angestochen war von der modernen Wissenschaft, er­klärt in der Schule: Die Menschen stammen vom Affen ab - und sagte: Heute habe ich etwas Großartiges gelernt: Die Menschen stammen vom Affen ab! - Da sagte der Vater: Du dummer Junge, bei dir kann das der Fall sein, bei mir aber nicht! - Sehen Sie, das war der naive Mensch gegenüber dem Darwinismus. Die Wissenschaft ist eben manchmal nicht eigentlich so gescheit, wie der naive Mensch es ist! Das muß man sich sagen.

Und so kann man sagen: Alles dasjenige, was an Tieren da draußen in der Welt lebt, das stammt von einem Urwesen ab, das weder Tier noch Mensch war, sondern das dazwischen liegt. Die einen sind un­vollkommen geblieben, die anderen sind vollkommener geworden, sind

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Menschen geworden.

Da kommen natürlich jetzt die Leute und sagen: Ja, aber die Menschen waren doch früher viel unvollkommener als sie heute sind! Die Menschen waren doch früher so, daß sie einen Schädel gehabt haben mit einer niederen Stirn, einer solchen Nase (es wird gezeichnet), die Neandertalmenschen, oder die Menschen, die man in Jugoslawien gefunden hat. Man findet sie ja nur selten; man darf nicht glauben, daß da überall die Skelette so herumliegen; es wurden nur immer wenige gefunden. Der heutige Mensch hat in der Regel seine schöne Stirn und so weiter, sieht also anders aus.

Nun sagen die Men­schen: Ja, da finden wir also diese Urmenschen mit ihrer niederen Stirn; die waren natürlich dumm, denn in der Stirne, da sitzt der Ver­stand, und erst die Menschen, welche die hohen Stirnen kriegten, hat­ten den richtigen Verstand. Daher waren die Urmenschen dumm, verständnislos, und die späteren Menschen mit den hohen Stirnen, den vorgesetzten Stirnen, die hatten eben den rechten Verstand.

Ja, sehen Sie, meine Herren, wenn man sich diese atlantischen Men­schen angeschaut hätte, diese Menschen, die da gelebt haben, bevor der Boden des Atlantischen Ozeans gesunken ist und ein Meer entstand, da hätte man gefunden: Ja, diese Menschen, die hatten schon eigentlich ein ganz dünnes Häutchen, wenige weiche Knorpel, wie ein Netz, wie als Hülle des Kopfes, im übrigen überall Wasser! Wenn Sie sich heute einen richtigen Wasserkopf anschauen: der hat gar nicht eine zurückliegende Stirn, der hat gerade eine hohe, vorgerückte Stirn, und der ist viel ähn­licher diesem Wasserkopf; den könnten die Atlantier gehabt haben!

Nun denken Sie sich, die Atlantier haben also diesen Kopf gehabt, aber wässerig, so wie wir es heute beim Embryo sehen. Sehen Sie, das wäre die Erde (es wird gezeichnet); jetzt ist das über die Erde gekommen, daß der Boden des Atlantischen Ozeans sich gesenkt hat, daß der At­lantische Ozean entstanden ist, Europa und Asien immer mehr aufge­taucht sind. Denn da hebt sich alles, in Amerika hebt sich es auch, dahier senkt es sich. Die Erde verändert sich. Die Menschen bekamen mehr harte Knochen. So daß da, wenn wir in frühere Zeiten gehen, in die Zeit, wo da (auf dem Gebiete des heutigen Atlantischen Ozeans) noch festes Land war, ganz weiche Knochen dadrinnen waren, Knor­peln.

Da schaute das noch so aus (es wird auf die Zeichnung verwie­sen);

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da war Wasser. Und diese Menschen, die konnten auch mit dem Wasser denken. - Da werden Sie sagen: Donnerwetter, jetzt setzt er uns auch noch das vor, daß die Leute dazumal nicht mit einem festen Hirn, sondern mit einem wässerigen Hirn gedacht hätten!

Ja, meine Herren, Sie denken alle nicht mit dem festen Gehirn! Sie denken näm­lich alle mit dem Gehirnwasser, in dem das Gehirn drinnen schwimmt; es ist ein Aberglaube, daß man mit dem festen Gehirn denke. Nicht einmal die Dickschädel, die ganz eigensinnig sind, die gar nichts anderes auffassen können als ihre eigenen Ideen, die sie in ihrer frühen Jugend aufgenommen haben, nicht einmal die denken mit dem festen Gehirn; die denken auch mit dem Gehirnwasser, wenn auch mit den mehr ver­dichteten Stellen im Gehirnwasser.

Da kam aber die Zeit, wo diese Art von Wasser, diese schleimige, eiweißartige Form von Wasser verschwand. Die Menschen konnten nicht mehr damit denken; die Knochen blieben zurück, und es entstan­den diese niedrigen Schädel. Und erst später wuchsen sie wieder aus -in Europa und in Amerika drüben - zu einer hohen Stirn. So daß Sie sagen müssen: Die Atlantier, die alten Atlantier, die hatten in ihrem wäßrigen Kopf gerade eine sehr hohe Stirne, und dann kam, als dies zurückging, zuerst die niedrige Stirn, und die wuchs sich nach und nach wiederum aus zu den höheren Stirnen.

Das ist eben eine Zwi­schenzeit, wo die Menschen so waren wie der Neandertalmensch, oder die, die man in Südfrankreich oder in Südslawien ausgegraben hat. Das ist ein Übergangsmensch, ein Mensch, der gelebt hat, als gerade in den Küstengebieten sich der Boden nach und nach gesenkt hat. Und diese Menschen, wie man sie heute ausgräbt in Südfrankreich, die sind also nicht die früheren Menschen, sondern das ist der spätere Mensch! Es sind Vorfahren, aber schon spätere Menschen.

Und das Interessante ist: In derselben Zeit, in der diese Menschen mit der flachen, niedrigen Stirn gelebt haben müssen, in derselben Zeit findet man Höhlen, in denen Dinge drinnen sind, aus denen man an­nehmen kann, die Menschen haben dazumal nicht in gebauten Häusern drinnen gelebt, sondern in Erdhöhlen, in die sie sich hineingegraben haben. Aber da mußte erst die Erde hart geworden sein. Also in der Zeit, in der die Erde noch nicht ganz so hart war wie heute, sondern

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wenigstens noch etwas weniger hart war, da bohrten sich die Leute noch in die Erde hinein ihre Wohnungen, und die findet man auch heute noch. Aber, was man da findet, das sind merkwürdige Zeichen, merkwürdige Malereien, die verhältnismäßig einfach sind, die aber doch ganz geschickt wiedergeben Tiere, die dazumal gelebt haben. Und man ist eigentlich erstaunt, daß diese Menschen mit der flachen Stirne, mit dem unentwickelten Kopf diese Zeichnungen gemacht haben. Diese Zeichnungen sind zugleich gescheit, und in einer anderen Beziehung wiederum ungeschickt.

Wie kann man sich das erklären? Nur dadurch, daß eben einmal die Menschen gelebt haben mit der hohen, noch flüssigen Stirn, und daß diese eine besondere Kunst schon gehabt haben, vielleicht sogar viel mehr gekonnt haben als wir heute. Und das ist dann verkümmert. Und das, was man da findet in den Höhlen, das sind eben die letzten Reste von dem, was die Menschen noch gekonnt haben, was sich noch fortgebildet hat. So daß man dar­auf kommt: Es haben die Menschen einmal nicht bloß als Tiere gelebt und sich bis zum heutigen Zustand vervollkommnet, sondern bevor das heutige Menschengeschlecht mit seinen festen Knochen auf der Erde da war, war ein anderes Menschengeschlecht mit mehr Knorpeln da, das schon einmal eine höhere Kultur und Zivilisation gehabt hatte. Da wo heute Meer ist, da war einmal schon eine höhere Zivilisation.

Und sehen Sie, ich habe Ihnen gesagt, daß auch die Vögel in alten Zeiten anders waren, als sie heute sind. Die Vögel waren so, daß sie eigentlich einmal ganz aus Luft bestanden haben; das andere haben sie sich erst herumgebildet. Daher sind die Knochen der Vögel alle innerlich mit Luft ausgefüllt. Diese Vögel waren einstmals Tiere, die nur aus Luft bestanden haben, aber aus einer dicken Luft. Und die heutigen Vögel, die haben eben ihre Federn und so weiter gebildet, als unsere heutige Luft entstanden ist.

Denken Sie einmal, die heutigen Vögel - sie haben sie ja in Wirklichkeit nicht, aber wir können uns das ja vorstellen -, die hätten Schulen, die hätten eine Kultur; das müßte aber anders ausschauen, als es bei uns jetzt ausschaut! Nehmen wir zum Beispiel an, wir bauen uns Häuser. Darin besteht ein großer Teil unserer Kultur. Die können sich keine Häuser bauen, denn die wür­den ja herunterfallen; auch können die Vögel keine Bildhauer werden,

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denn alles würde herunterfallen; nicht einmal nähen können sie - das gehört auch zu der Kultur -, denn wenn sie die Nadel nur ein bißchen fallen lassen, so würde das auch herunterfallen.

Wenn diese Vögel eine Zivilisation und Kultur hätten, wie könnte die denn sein? Die müßte so sein, daß sie oben in der Luft sein könnte. Aber das kann ja nichts Festes hervorbringen, sie könnten keinen Schreibtisch haben, gar nichts; sie könnten sich höchstens Zeichen machen, die gleich wiederum vor­bei sind, wenn sie gemacht sind. Wenn der andere dann die Zeichen verstehen würde, nun ja, dann wäre eine Kultur da. Denken Sie sich also, ein Adler wäre ein sehr gescheites Tier, ein Adler könnte eine Statue der Eule machen - nun ja, er müßte sie aber bloß in der Luft machen; es würde nichts mehr da sein, wenn man es sich anschaut.

Nun, jetzt käme die Eule; sie wäre besonders eitel, läßt sich eine Eulenstatue vom Adler machen; der würde das sehr schön machen, alles sehr schön; gerade wenn eine kleine Wolke da ist vielleicht, so daß er etwas dickere Luft hat, würde er es machen; aber es würde gleich wiederum ver­schwinden. Andere Vögel könnten zufliegen, andere Eulen auch, die könnten das bewundern.

Ja, die Vögel haben das heute nicht! Sie können ganz sicher sein: Die Adler bildhauern keine Eule! Aber die­jenigen Wesenheiten, die einstmals Mensch waren in ihren weichen Gestalten, ihrem weichen Körper, die hatten eine solche Kultur und Zivilisation! Als zum Beispiel Land da war, wo heute der Atlantische Ozean ist, da konnten die Dinge schon mehr oder weniger fest blei­ben, stehenbleiben und so weiter, wenn sie auch immer wieder versan­ken; aber es war schon dichter.

Aber dem ging ein noch dünnerer Zu­stand voran; da gab es nur eine solche Kultur und Zivilisation, die man in Zeichen machte, die gleich wieder vergingen. So daß man sich vorstellen muß, daß eben diese Menschen alles einmal machten, und daß die Sachen nicht da geblieben sind, sondern daß sie in ganz feiner Materie drinnen waren. Und als sie später anfingen, die Sachen mehr gröber zu machen, da wurde es ungeschickt. Es ist ja auch heute leichter, in weichem Wachs irgend etwas auszubilden als in dem härteren Ton. Und gar als die Menschen nur in einer Art dicken Luft ihre ganze Kultur und Zivilisation hatten, da hatten sie ihre Freude daran, etwas zu machen, wenn das auch gleich wiederum unterging.


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Ja, aber jetzt, meine Herren, sind wir schon sehr weit zurückge­kommen, haben also Menschen gefunden, die eigentlich ziemlich luft­artig sind, nur aus dickerer Luft sind. Wenn Sie sich das so vorstellen, daß da so ein Mensch aus dickerer Luft ist, so nimmt sich das eigent­lich aus wie eine Wolke, nur nicht so unregelmäßig geformt wie eine Wolke, sondern er hat stark eben Gesichtartiges, Kopfartiges, Glied­maßenartiges (Zeichnung) - aber das ist ja schon etwas sehr Geistiges, das ist ja schon fast ein Gespenst!

Wenn Ihnen heute so etwas begeg­nete, meine Herren, nun ja, da würden Sie es für ein Gespenst ansehen, noch dazu für ein ganz kurioses Gespenst! Und es würde ganz fischähn­lich und doch wieder menschenähnlich aussehen. So waren wir auch einmal! Da sind wir schon bei dem Zustande angekommen, wo der Mensch eigentlich ganz geistig war.

Und Sie sehen: Je weiter wir zurückgehen, desto mehr finden wir, daß der Mensch den Stoff als Geistiges be­herrscht. nWir können ja nur mit den weichsten Dingen unseres Stoffes noch irgend etwas anfangen, können, wenn wir ein Stück Brot in den Mund nehmen, es beißen, flüssig machen, denn alle Nahrung muß flüssig gemacht werden, wenn sie in den Menschenleib hineingehen soll. Denken Sie sich nur einmal, Sie machen Brot flüssig, es geht in die Speiseröhre, geht in den Magen, breitet sich im Blut aus. Was wird denn eigentlich aus einem Stück Brot? Das ist eine ganz merkwürdige Sache.

Nehmen Sie an, Sie haben da den Menschen vor sich, die mensch­liche Gestalt: das ist der Magen, die Speiseröhre, da geht es zum Mund herauf (es wird gezeichnet). Jetzt ißt dieser Mensch ein Stück Brot. Da ißt er es hinein, da wird es allmählich flüssig gemacht, der Magen macht es noch flüssiger; jetzt breitet es sich im Blut aus, geht überall hin, wird dünn, ganz dünn, breitet sich da aus. Da habe ich also ein Stück Brot in der Hand. Ich esse es - wie schaut es denn aus nach einiger Zeit? Nach drei Stunden, wenn es sich ausge­breitet hat im Blut, im ganzen Körper, schaut es so aus: Dieses Stück Brot ist selber ein Mensch geworden!

Und so gestalten Sie alles, was Sie mit den Speisen einessen, zum Menschen um; Sie merken es nut nicht. Sie merken nicht, daß eigentlich alles, was Sie in sich aufnehmen, fortwährend den Menschen macht. Sie könnten auch gar nicht ein

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Mensch sein, wenn Sie nicht fortwährend den Menschen neu machen würden. Denn wenn Sie heute, am 9. Juli, essen: Das wird noch ein ganz dünner, winzig dünner Mensch; davon bleibt etwas zurück, das andere geht weg. Am nächsten Tag ist es wiederum so; aber dabei wird Ihr Körper ausgetauscht. Er wird ja alle sieben Jahre ausgetauscht.

Nun, meine Herren, wir brauchen aber diesen in sich schon festen Körper, damit wir immer diesen neuen Menschen machen können. Aber diesen festen Körper hatten die früheren Menschen nicht. Die konnten aus ihrer Seele heraus das, was sie aufnahmen, so gestalten, daß es in der damaligen Art menschenähnlich wurde. Sie müssen sich vorstellen, daß sie das alles nicht brauchten, was Muskeln und Knochen sind, sondern daß sie auf seelische Art die Speisen so gestalten konnten, daß sie menschenähnlich waren.

So war es aber sicher. Der Mensch be­herrschte durch seinen Geist die Materie, den Stoff, bildete seine eigene Gestalt, allerdings viel dünner, aus. Aber so war er da, so eine men­schenähnliche, schwebende Wolke. Die ist ja heute noch da, nur brau­chen wir heute ein Modell dazu: Es müssen schon Knochen und Mus­keln da sein. Und in Wirklichkeit machen wir es, indem wir uns er­nähren, heute noch so. So dünn, wie es heute ist, was sich in uns findet, wenn wir essen, so dünn war der Mensch einmal.

Und dann atmet der Mensch die Luft: Jetzt ist sie draußen, gleich nachher ist sie wiederum drinnen. Es breitet sich die Luft durch das Blut überall aus: Es entsteht heute noch der luftige Mensch, sehen Sie, durch den ganzen Menschen durch! Der luftige Mensch entsteht. Wenn ich Ihnen also sage: Einmal war der Mensch luftartig, bevor er sich ver­dichtet, kristallisiert hat durch seine Knochen -, so sage ich Ihnen da gar nicht etwas, was es nicht heute noch gibt. Jedesmal, wenn Sie einen Atemzug machen, machen Sie noch diesen Luftmenschen. Nur hatte in früheren Zeiten bloß der Luftmensch bestanden, und die festen, dichten, erdigen Bestandteile, die haben sich erst hineingebildet.

Wir kommen also zurück und sehen, daß dasjenige, was wir heute in fester, dichter Materie sehen, einmal durch und durch geistig war. Es ist also ein Unsinn, zu sagen, daß einmal die Erde nur Gas war und daß sich das Gas durch seine eigenen Kräfte zu alledem gebildet hat, was heute Menschen sind, was heute Tiere sind, sondern wir sehen, daß

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die Menschen, die Tiere, alles das, was jetzt da ist, eben selber einstmals gasförmig, luftförmig war, sich umgebildet hat.

Und so treffen wir eine Gestaltung unserer Erde, die einmal so gewesen sein muß: Sehen Sie, da war dieses Eiland, wo heute Wasser ist, wo wir drüberfahren, da war also Land; dazumal war der Boden von Europa noch tief unten; der hat sich erst später heraufgehoben, an einzelnen Stellen war er oben.

Jetzt kommen wir nach Europa. Da haben wir einen Erdboden, der noch tief unten ist, der oben noch mit Sumpfwasser bedeckt ist, kommen nach Asien herüber, wo alles noch mit Sumpfwasser bedeckt ist. Es sind Län­der gewesen, da drüben in Amerika, da war auch noch Sumpf. Diejeni­gen Gegenden, die heute feste Erde sind, die waren noch Meer; was heute Meer ist, war Land. Da darauf lebten Menschen, die ganz anders ausschauten, also dünn waren. Erst als sich die heutigen Länder heraufhoben aus dem Wasser und die früheren Länder sich senkten, so daß sie Meer wurden, erst da entstand das heutige Menschengeschlecht, ent­standen die heutigen Tiere in der Form, wie sie sind. Das hängt zusam­men mit dem inneren Leben der Erde.

Nur geht das heute alles subtiler vor sich. Heute heben und senken sich nicht mehr so stark die Länder, aber ein bißchen noch immer. Und wer heute Karten ansieht - sogar in der Schweiz ist es so -, die nur Jahrhunderte alt sind, der sieht, daß es auf solchen Karten noch vor­kommt: Da ist ein See, heute liegt irgendein Ort weit weg vom See -aber man erkennt, dieser Ort, der muß, geradeso wie Ravenna einstmals am Meer gelegen hat, an diesem See gelegen haben. Ja, Seen trock­nen aus, werden kleiner, auch heute noch. Nur geht es langsamer vor sich, als es einmal vor sich gegangen ist. Aber damit, daß sich die Flächen, die Landflächen und die Seeböden heben und senken, damit verändert sich auch fortwährend die Menschheit und verändern sich alle Tiere. Die sind in einer fortwährenden Umbildung. Nur geht es eben langsamer vor sich, als es einmal vor sich gegangen ist.

Das ist es, was ich Ihnen heute noch sagen wollte. Und Sie sehen, wie das heutige Menschengeschlecht entstanden ist. Wir werden das nächste Mal einiges Geschichtliche hinzufügen, schauen, wie das Men­schengeschlecht einmal da war. In der heutigen Form, da entstand ja erst die Geschichte, da entstanden erst die Menschen, indem sie gedrängt

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wurden dazu, daß sie Jäger, Ackerbauer, Hirten und so wei­ter wurden. Das ist dasjenige, was wir dann noch als ein Stückchen Geschichte anstückeln werden eben an das, was wir jetzt über Welt­und Menschenentstehung sagen konnten.

Es war sehr fruchtbar, daß uns Herr Dollinger die Frage gestellt hat. Wir haben sehr ausführlich darüber sprechen können, und wir werden, wie gesagt, das nächste Mal noch ein Stückchen Geschichte dazunehmen.