Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 354 Die Schöpfung der Welt und des Menschen. Erdenleben und Sternenwirken

2. Vortrag Dornach 3. Juli 1924

Die Tierwelt bis zur Erde-Mond-Trennung:
Plumpe Stoffwechseltiere in dickem Wässrigen; nervöse Sinnestiere in dicker Luft.
Ihre gegenseitige Befruchtung.
Die damalige und die heutige Bedeutung des Kiesels

Guten Morgen, meine Herren! Nun will ich heute weiterreden über Erdenschöpfung, Menschenentstehung und so weiter.

Es ist Ihnen ja wohl klargeworden aus dem, was ich Ihnen gesagt habe, daß unsere ganze Erde ursprünglich nicht so war, wie sie sich heute darstellt, wie sie heute ist, sondern sie war eine Art von Lebewesen. Und wir haben ja den vorletzten Zustand vor dem eigentlich irdischen Zustand, den wir besprochen haben, dadurch kennengelernt, daß wir sagen mußten: Wärme war da, Luft war da, Wasser war auch da; aber es war noch nicht eigentliche feste mineralische Erdenmasse da.

Nur müssen Sie sich nicht vorstellen, daß das Wasser, das dazumal da war, schon so aussah wie das heutige Wasser. Das heutige Wasser ist ja erst so gewor­den dadurch, daß diejenigen Stoffe, die vorher im Wasser aufgelöst waren, sich aus dem Wasser heraus abgeschieden haben. Wenn Sie heute nur ein ganz gewöhnliches Glas Wasser nehmen, etwas Salz hineinge­ben, so löst sich das Salz im Wasser auf; Sie bekommen eine Flüssig­keit, eine Salzlösung, wie man sagt, die viel dicker ist als das Wasser. Wenn Sie hineingreifen, spüren Sie die Salzlösung viel dichter als das Wasser.

Nun ist aufgelöstes Salz verhältnismäßig noch dünn. Es kön­nen auch andere Stoffe aufgelöst werden; dann kriegt man eine ganz dickliche Flüssigkeit. So daß also dieser Flüssigkeits-, dieser Wasserzustand, der einmal auf unserer Erde in früheren Zeiten da war, nicht heutiges Wasser darstellt. Das gab es überhaupt dazumal nicht, da in allen Wassern Stoffe aufgelöst waren. Denken Sie doch: Alles dasjenige, was Sie in heutigen Stoffen drinnen haben, das Jurakalkgebirge zum Beispiel, das war aufgelöst da drinnen; alles dasjenige, was Sie in här­teren Gesteinen haben, die Sie nicht mit dem Messer ritzen können - Kalk können Sie immer noch ritzen mit dem Stahlmesser -, das war auch aufgelöst im Wasser. Man hat es also während dieser alten Mon­denzeit mit einer dicklichen Flüssigkeit zu tun, in der alle Stoffe, die heute fest sind, aufgelöst enthalten waren.

Das heutige dünne Wasser, das im wesentlichen aus Wasserstoff und

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Sauerstoff besteht, das hat sich erst später abgeschieden. Das ist erst entstanden während der Erdenzeit selber. So daß wir also einen ur­sprünglichen Zustand der Erde haben, der ein verdicklicht Flüssiges darstellt. Und ringsherum haben wir dann auch eine Art von Luft, aber wir haben keine solche Luft gehabt wie heute.

Gerade wie das Wasser nicht so ausgeschaut hat wie unser heutiges Wasser, so war auch die Luft nicht so wie unsere heutige. Unsere heutige Luft enthält ja im wesentlichen Sauerstoff und Stickstoff. Die anderen Stoffe, die die Luft noch enthält, sind in sehr geringer Menge noch vorhanden. Es sind sogar Metalle als Metalle eigentlich noch in der Luft vorhanden, aber in furchtbar geringen Mengen. Sehen Sie, es ist zum Beispiel ein Metall, das Natrium heißt, in geringen Mengen in der Luft enthalten; überall, wo wir sind, ist das Natriummetall. Nun denken Sie aber doch, was das heißt, daß Natrium überall ist, das heißt, daß der eine Stoff, der in Ihrem Salz ist, wenn Sie auf dem Tisch Salz haben, in kleinen Men­gen überall vorhanden ist.

Sehen Sie, es gibt zwei Stoffe - das eine ist dieser Stoff, den ich ihnen jetzt angeführt habe, das Natrium, das in ganz kleiner Menge überall in der Luft vorhanden ist; und dann gibt es einen Stoff, der gas­förmig ist, und der spielt besonders eine große Rolle, wenn Sie Ihre Wäsche bleichen: das ist das Chlor. Das bewirkt das Bleichen. Nun, sehen Sie, das Salz, das Sie auf dem Tisch haben, das besteht aus die­sem Natrium und aus dem Chlor, ist aus diesen zusammengesetzt. So kommen die Dinge in der Natur zustande.

Sie können fragen: Ja, wie weiß man, daß Natrium überall ist? -Ja, sehen Sie, es gibt heute schon die Möglichkeit, wenn man irgendwo eine Flamme hat, nachzuweisen, was für ein Stoff in dieser Flamme verbrennt. Wenn Sie zum Beispiel, sagen wir, dieses Natrium, das man metallisch kriegen kann, pulverisieren und in eine Flamme hineinhal­ten, so können Sie dann mit einem Instrument, das man das Spek­troskop nennt, eine gelbe Linie darinnen finden.

Es gibt zum Beispiel ein anderes Metall, das heißt Lithium; wenn Sie das in die Flamme hineinhalten, so bekommen Sie eine rote Linie; da ist die gelbe nicht da, da ist die rote Linie da. Man kann also schon nachweisen mit dem Spek­troskop, was für ein Stoff irgendwo vorhanden ist. Die gelbe Natriumlinie

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bekommen Sie fast aus jeder Flamme; das heißt, wenn Sie irgend­wo, ohne daß Sie Natrium hineintun, eine Flamme anzünden, so krie­gen Sie da die Natriumlinie in jeder Flamme. Also dieses Natrium ist heute noch in einer Flamme.

Aber von allen diesen Metallen, nament­lich aber vom Schwefel, waren früher riesige Mengen hier in der Luft vorhanden. So daß die Luft in jenem alten Zustand sozusagen höchst schwefelhaltig war, ganz ausgeschwefelt war. Wie wir also ein dick­liches Wasser haben - wenn man nicht besonders schwer gewesen wäre, hätte man spazieren gehen können auf diesem Wasser; es ist so wie rinnender Teer zuweilen gewesen -, so ist die Luft auch dicker ge­wesen, so dick, daß man mit den heutigen Lungen darin nicht hätte atmen können. Die Lungen haben sich aber erst später gebildet. Die Lebensweise derjenigen Wesen, die dazumal da waren, war eine we­sentlich andere.

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Nun, so müssen Sie sich vorstellen, daß die Erde einmal ausgesehen hat. Hätten Sie sich mit heutigen Augen auf dieser Erde befunden, dann würden Sie auch nicht auf eine solche Ansicht gekommen sein, daß da draußen Sterne sind, Sonne und Mond sind; denn die Sterne hätten Sie nicht gesehen, sondern Sie hätten eben in ein unbestimmtes Luft­meer hineingeschaut, das aufgehört hätte nach einiger Zeit. Man wäre sozusagen, wenn man dazumal mit den heutigen Sinnesorganen hätte leben können, wie in einem Weltenei drinnen gewesen, über das man nicht hinausgesehen hätte. Wie in einem Weltenei drinnen wäre man gewesen! Und Sie können sich schon vorstellen, daß dann auch die

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Erde dazumal anders ausgesehen hat: ganz ausgefüllt mit einem riesigen Eidotter, einer dicklichen Flüssigkeit, und mit einer ganz dicklichen Luftumgebung - das ist das, was heute das Eiweiß im Ei darstellt.

Wenn Sie sich das ganz real vorstellen, was ich Ihnen da schildere, so werden Sie sich sagen müssen: Ja, dazumal konnten solche Wesen nicht leben, wie es die heutigen Wesen sind. Denn, natürlich, solche Wesen, wie die heutigen Elefanten und dergleichen, aber auch Men­schen in der heutigen Gestalt, die wären da sozusagen versunken; außerdem hätten sie nicht atmen können. Und weil sie da nicht hätten atmen können, haben sie ja auch nicht Lungen in der heutigen Gestalt gehabt. Diese Organe bilden sich ganz in dem Sinne, wie sie gebraucht werden. Das ist das Interessante, daß ein Organ gar nicht da ist, wenn es nicht gebraucht wird. Also Lungen haben sich erst in dem Maße entwickelt, in dem die Luft nicht mehr so schwefelhaltig und metallreich war, wie sie in dieser alten Zeit war.

Nun, wenn wir uns eine Vorstellung bilden wollen, was für Wesen dazumal gelebt haben, dann müssen wir zuerst diejenigen Wesen auf­suchen, welche in dem dicklichen Wasser gelebt haben. In diesem dicklichen Wasser haben Wesen gelebt, die heute nicht mehr existieren. Nicht wahr, wenn wir heute von unserer gegenwärtigen Fischform reden, so ist diese Fischform da, weil das Wasser dünn ist. Auch das Meerwasser ist ja verhältnismäßig dünn; es enthält viel Salz aufgelöst, aber es ist doch verhältnismäßig dünn.

Nun, dazumal war alles mög­liche in dieser dicklichen Flüssigkeit, in diesem dicklichen Meere, aus dem eigentlich die ganze Erde, der Mondensack bestanden hat, aufge­löst. Die Wesen, die darinnen waren, die konnten nicht schwimmen, wie die heutigen Fische schwimmen, weil eben das Wasser zu dick war; aber sie konnten auch nicht gehen, denn gehen muß man auf einem festen Boden. Und so können Sie sich vorstellen, daß diese Wesen eine Organisation hatten, einen Körperbau hatten, der zwischen dem, was man braucht zum Schwimmen: Flossen, und dem, was man braucht zum Gehen: Füße, mitten drinnen liegt.

Sehen Sie, wenn Sie Flossen haben - Sie wissen ja, wie Flossen ausschauen -, die haben solche stache­lige, ganz dünne Knochen (es wird gezeichnet), und dasjenige, was da­zwischen ist an Fleischmasse, das ist vertrocknet. So daß wir eine

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Flosse haben mit fast gar keiner Fleischmasse daran, mit stacheligen, zu Stacheln umgebildete Knochen - das ist eine Flosse. Gliedmaßen, die dazu dienen, auf Festem sich fortzubewegen, also zu gehen oder zu kriechen, die lassen die Knochen ins Innere zurücktreten und die Fleischmasse bedeckt sie äußerlich. So daß wir solche Gliedmaßen eben so auffassen können, daß sie Fleischmasse außen haben, die Knochen nur im Inneren; da ist die Fleischmasse das Hauptsächlichste.

Das (es wird auf die Zeichnung verwiesen) gehört zum Gehen, das gehört zum Schwimmen. Aber weder Gehen noch Schwimmen gab es dazumal, sondern etwas, was dazwischen liegt. Daher hatten diese Tiere auch Gliedmaßen, in denen schon so etwas wie Stacheliges war, aber nicht der reine Stachel, sondern so, daß schon vorhanden war so etwas wie Gelenke. Es waren Gelenke, sogar ganz künstliche Gelenke; dazwischen war aber ausgespannt Fleischmasse wie ein Schirm.

Wenn Sie heute noch manche Schwimmtiere anschauen, mit der Schwimmhaut zwi­schen den Knochen, dann ist das der letzte Rest dessen, was einstmals in höchstem Maße vorhanden war. Da waren Tiere vorhanden, welche ihre Gliedmaßen eben so ausstreckten, daß sie mit der Fleischmasse, die da ausgespannt war, getragen wurden von der dicklichen Flüssig­keit. Und sie hatten schon Gelenke an den Gliedern - nicht so wie die Fische heute, wo man keine Gelenke sieht -, sie hatten Gelenke. Da­durch konnten sie ihr halbes Schwimmen und ihr halbes Gehen diri­gieren.

So, sehen Sie, werden wir aufmerksam gemacht auf Tiere, welche in der Hauptsache solche Gliedmaßen brauchen. Uns würden sie heute riesig plump vorkommen, diese Gliedmaßen: sie sind nicht Flossen, nicht Füße, nicht Hände, sondern plumpe Ansätze an dem Leib, aber ganz geeignet, in dieser dicklichen Flüssigkeit zu leben. Das war die eine Art von Tieren. Wenn wir sie weiter beschreiben wollen, so müs­sen wir sagen: Diese Tiere waren ganz darauf veranlagt, den Körper so auszubilden, daß diese Riesengliedmaßen entstehen konnten. Alles übrige war schwach ausgebildet bei diesen Tieren.

Sehen Sie, dasjenige, was heute noch vorhanden ist an Kröten oder an solchen Tieren, die im Sumpfigen, also Dicklich-Flüssigen schwimmen, wenn Sie das neh­men, so haben Sie eben schwache, verkümmerte zaghafte Nachbildun­gen

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von Riesentieren, die einmal gelebt haben, die plump waren, aber verkleinerte Köpfe hatten wie die Schildkröte.

Und in der verdicklichten Luft lebten andere Tiere. Unsere heutigen Vögel haben ja dasjenige annehmen müssen, was sie brauchen, weil sie eben in der dünnen Luft leben; daher mußten sie schon etwas von Lun­gen ausbilden. Aber die Tiere, die dazumal lebten in der Luft, die hatten keine Lungen, denn in dieser verdicklichten, schwefeligen Luft ging es nicht, mit Lungen zu atmen. Aber sie nahmen doch diese Luft auf, und sie nahmen sie so auf, daß es eine Art von Essen war. Diese Tiere konnten nicht in der heutigen Weise essen, denn es wäre ihnen alles im Magen liegengeblieben. Es war ja auch nichts Festes da zum Essen. Sie nahmen alles das, was sie aufnahmen an Nahrung, aus der verdicklichten Luft auf. Aber wo hinein nahmen sie es auf? Sehen Sie, sie nahmen es auf in dasjenige, was sich in ihnen wieder besonders aus­gebildet hat.

Nun, diese Fleischmasse, die da vorhanden war an diesen Schwimm­tieren dazumal, an diesen, ich möchte sagen, Gleittieren - denn es war ja nicht ein Gehen, war ja nicht ein Schwimmen -, diese Fleischmasse, die konnten wieder die damaligen Lufttiere nicht brauchen, weil sie ja nicht in der verdicklichten Flüssigkeit schwimmen, sondern in der Luft sich selber tragen sollten. Dieser Umstand, daß sie sich in der Luft selber tragen sollten, der bewirkte da bei diesen Tieren, daß diese Fleischmasse, die sich bei den gleitenden, halb schwimmenden Tieren entwickelte, sich anpaßte den Schwefelverhältnissen der Luft. Der Schwefel vertrocknete diese Fleischmasse und machte sie zu dem, was Sie heute an den Federn sehen. An den Federn ist diese vertrocknete Fleischmasse; es ist ja auch vertrocknetes Gewebe.

Aber mit diesem vertrockneten Gewebe konnten diese Tiere wiederum diejenigen Glied­maßen bilden, die sie brauchten. Es waren nun auch nicht im heutigen Sinne Flügel, aber die trugen sie in dieser Luft; sie waren schon flügel-ähnlich, aber nicht ganz so wie heutige Flügel. Vor allen Dingen waren sie in einem sehr, sehr voneinander verschieden. Sehen Sie, heute ist ja nur etwas noch zurückgeblieben von dem, was dazumal diese merk­würdigen, flügelähnlichen Gebilde hatten: heute ist nur zurückgeblie­ben das Mausern, wo die Vögel ihre Federn verlieren.

Diese Gebilde

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also, die noch nicht Federn waren, aber die mehr die vertrockneten Gewebe ausbildeten, mit denen dann diese Tiere sich in der verdick­lichten Luft erhielten - diese Gebilde waren eigentlich halb Atmungs­organe, halb Organe zur Aufnahme der Nahrungsmittel. Es wurde dasjenige, was in der Luftumgebung war, aufgenommen. Und so war ein jedes solches Organ, namentlich diejenigen Organe, die nicht zum Fliegen benutzt wurden, die aber auch da waren in ihren Ansätzen, wie der Vogel am ganzen Leib Federn hat. Diese Flügel waren zur Aufnahme der Luft und zum Abscheiden der Luft da. Heute ist davon nur das Mausern zurückgeblieben. Dazumal wurde aber damit ge­nährt, das heißt der Vogel plusterte sein Gewebe auf mit dem, was er hereinsog von der Luft, und dann wiederum gab er das von sich, was er nicht mehr brauchte, so daß ein solcher Vogel schon ein sehr merkwürdiges Gebilde war.

Sehen Sie, in der damaligen Zeit lebten da unten diese furchtbar plumpen Wassertiere - die heutigen Schildkröten sind schon die rein­sten Prinzen dagegen; diese Tiere da unten, die waren im flüssigen Element. Da oben waren diese merkwürdigen Tiere. Und während sich die heutigen Vögel da oben in der Luft manchmal unanständig benehmen - was wir ihnen schon übelnehmen, nicht wahr -, haben diese vogelartigen Tiere fortwährend abgeschieden. Und dasjenige, was von ihnen kam, regnete herunter.

Besonders in gewissen Zeiten regnete es herunter. Aber die Tiere, die unten waren, die hatten ja noch nicht diese Gewohnheiten, die wir haben; wir sind gleich schrecklich unge­halten, wenn einmal ein Vogel sich etwas unanständig benimmt. So waren diese Tiere, die da unten in dem flüssigen Element waren, nicht; sondern die sogen wiederum auf - in ihren eigenen Körper sogen sie auf dasjenige, was da herunterfiel. Und das war aber zugleich die Be­fruchtung dazumal.

Dadurch konnten diese Tiere, die da entstanden waren, überhaupt nur weiterleben, daß sie das aufnahmen; nur da­durch konnten sie weiterleben. Und wir haben dazumal nicht so aus­gesprochen ein Hervorgehen des einen Tieres aus dem anderen gehabt wie jetzt, sondern man möchte sagen, dazumal war es noch so, daß eigentlich diese Tiere lange lebten; sie bildeten sich immer wiederum neu. Es war so ein Weltenmausern, möchte ich sagen; sie verjüngten

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sich immer wiederum, diese Tiere da unten.

Dagegen die Tiere, die oben waren, die wiederum waren darauf angewiesen, daß zu ihnen dasjenige kam, was die Tiere unten entwickelten, und dadurch wurden diese wie­derum befruchtet. So daß die Fortpflanzung dazumal etwas war, was im ganzen Erdenkörper vor sich ging. Die obere Welt befruchtete die untere, die untere Welt befruchtete die obere. Es war überhaupt ein ganzer belebter Körper. Und ich möchte sagen: Dasjenige, was da an solchen Tieren da unten und an Tieren da oben war, war wie die Maden in einem Körper drinnen, wo auch der ganze Körper lebendig ist und die Maden darinnen auch lebendig sind. Es war also ein Leben und die einzelnen Wesen, die drinnen lebten, lebten in einem ganzen lebendigen Körper drinnen.

Später aber ist einmal ein Zustand, ein Ereignis gekommen, das von ganz besonderer Wichtigkeit war. Diese Geschichte hätte nämlich lange fortgehen können; da wäre aber alles nicht so geworden, wie es jetzt auf der Erde ist. Da wäre alles so geblieben, daß plumpe Tiere mit luftfähigen Tieren zusammen einen lebendigen Erdenkörper be­wohnt hätten. Aber es ist eines Tages eben etwas Besonderes einge­treten.

Sehen Sie, wenn wir diese lebendige Bildung der Erde da neh­men (siehe Zeichnung), so trat das ein, daß sich eines Tages von die­ser Erde wirklich, man kann schon sagen, ein Junges bildete, das in den Weltenraum herausging. Diese Sache geschah so, daß da ein kleiner Auswuchs entstand; das verkümmerte da und spaltete sich

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zum Schluß ab. Und es entstand statt dem da hier ein Körper draußen im Weltenraum, der das Luftförmige, das da in der Umgebung ist,

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innerlich hatte, und außen die dickliche Flüssigkeit hatte.

Also ein umgekehrter Körper spaltete sich ab. Während die Mondenerde dabei blieb, ihren innerlichen Kern dickflüssig zu haben, außen dickliche Luft zu haben, spaltete sich ein Körper ab, der außen das Dickliche hat und innen das Dünne. Und in diesem Körper kann man, wenn man nicht mit Vorurteil, sondern mit richtiger Untersuchung an die Sache herangeht, den heutigen Mond erkennen. Heute kann man schon ganz genau wissen, so wie man zum Beispiel das Natrium in der Luft finden kann, aus was die Luft besteht. So kann man ganz genau wis­sen: Der Mond war einmal in der Erde drinnen! Was da draußen als Mond herumkreist, war in der Erde drinnen und hat sich von ihr ab­getrennt, ist hinausgegangen in den Weltenraum.

Und damit ist dann aber eine ganze Veränderung eingetreten sowohl mit der Erde wie mit demjenigen, was hinausgegangen ist. Vor allen Dingen: Die Erde hat da gewisse Substanzen verloren, und jetzt erst konnte sich das Mineralische in der Erde bilden. Wenn die Monden­substanzen in der Erde drinnen geblieben wären, so hätte sich nie­mals das Mineralische bilden können, sondern es wäre immer ein Flüssiges und Bewegtes gewesen. Erst der Mondenaustritt hat der Erde den Tod gebracht und damit das Mineralreich, das tot ist. Aber damit sind auch erst die heutigen Pflanzen, die heutigen Tiere und der Mensch in seiner heutigen Gestalt möglich geworden.

Nun können wir also sagen: Es ist aus dem alten Mondenzustand der Erde der heutige Erdenzustand entstanden. Damit ist das Mineralreich entstanden. Und jetzt haben sich alle Formen ändern müssen. Denn jetzt ist eben gerade dadurch, daß der Mond herausgetreten ist, die Luft weniger schwefelhaltig geworden, hat sich immer mehr und mehr genähert dem heutigen Zustand in der Erde selber.

So hat sich auch abgesetzt dasjenige, was in der Flüssigkeit aufgelöst war, und gebirgsartige Einschlüsse gebildet, und das Wasser wurde immer mehr ähnlich unserem heutigen Wasser. Dagegen der Mond, der dasjenige in der Umgebung hat, was wir in der Erde im Inneren haben, der bil­dete nach außen eine ganz hornartig dickliche Masse; auf die schauen wir hinauf. Die ist nicht so wie unser Mineralreich, sondern die ist so, wie wenn unser Mineralreich hornartig geworden wäre und verglast

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wäre, außerordentlich hart, härter als alles Hornartige, was wir auf der Erde haben, aber doch nicht ganz mineralisch, sondern hornartig. Daher diese eigentümliche Gestalt der Mondberge. Diese Mondberge sehen eigentlich ja alle so aus wie Hörner, die angesetzt sind. Sie sind so gebildet, daß man das Organische darinnen, dasjenige, was einmal mit dem Leben zusammenhing, eigentlich an ihnen wahrnehmen kann.

Nun, sehen Sie, es setzte sich also von diesem Zeitpunkt an, wo der Mond hinausging, aus der damaligen dicklichen Flüssigkeit immer mehr und mehr das heutige Mineralreich ab. Da wirkte insbesondere ein Stoff, der in diesen alten Zeiten riesig stark vorhanden war, ein Stoff, der aus Kiesel und Sauerstoff besteht und den man Kieselsäure nennt. Sehen Sie, Sie haben die Vorstellung, eine Säure muß - weil das bei einer heutigen Säure, die man verwendet, eben so ist -, eine Säure muß etwas Flüssiges sein.

Aber die Säure, die eine richtige Säure ist und die ich hier meine, die ist etwas ganz Festes! Das ist nämlich der Quarz, den Sie im Hochgebirge finden; denn der Quarz ist Kieselsäure. Und wenn er weißlich und glasartig ist, so ist er sogar reine Kieselsäure; wenn er irgendwelche andere Stoffe enthält, dann bekommen Sie diese Quarze, die violettlich und so weiter sind. Das ist von den Stoffen, die drinnen eingeschlossen sind.

Aber dieser Quarz, der heute so dick ist, daß Sie ihn nicht mit dem Stahlmesser ritzen können, daß Sie sich schon ordentliche Löcher schla­gen, wenn Sie sich ihn an den Kopf schlagen, dieser Quarz war dazu­mal in jenen alten Zeiten ganz aufgelöst - entweder aufgelöst da drin­nen in der dicklichen Flüssigkeit oder in den halbfeinen Partien in der Umgebung, in der verdicklichten Luft aufgelöst. Und man kann schon sagen: Neben dem Schwefel waren riesige Mengen von solchem aufge­löstem Quarz in der verdicklichten Luft, welche die damalige Erde hatte.

Sie können eine Vorstellung davon bekommen, wie stark dazu­mal der Einfluß dieser aufgelösten Kieselsäure gewesen ist, wenn Sie heute betrachten, wie eigentlich die Erde noch immer zusammengesetzt ist bloß da, wo wir leben. Sie können ja natürlich sagen: Da muß viel Sauerstoff da sein, denn den brauchen wir zum Atmen; viel Sauer­stoff muß auf der Erde sein.

Es ist auch viel Sauerstoff auf der Erde, achtundzwanzig bis neunundzwanzig Prozent der gesamten Erdenmasse,

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die wir haben. Sie müssen dann nur alles nehmen. In der Luft ist der Sauerstoff, in vielen Substanzen, die fest sind auf der Erde, ist der Sauerstoff enthalten; der Sauerstoff ist in den Pflanzen, in den Tieren. Aber wenn man alles zusammennimmt, so sind es achtundzwanzig Prozent.

Aber Kiesel, der im Quarz drinnen mit dem Sauer­stoff verbunden Kieselsäure gibt, Kiesel sind achtundvierzig bis neun­undvierzig Prozent vorhanden! Denken Sie sich, was das heißt: Die Hälfte von alldem, was uns umgibt und was wir brauchen, fast die Hälfte ist Kiesel! Natürlich, wie alles flüssig war, die Luft fast flüssig war, ehe sie sich verdickte - ja, da spielte dieser Kiesel eine Riesenrolle; der bedeutete sehr viel in diesem ursprünglichen Zustande.

Man respektiert diese Dinge nicht ordentlich, weil man da, wo der Mensch feiner organisiert ist, heute nicht mehr die richtige Vorstel­lung vom Menschen hat. Heute stellen sich die Menschen grobklotzig vor: Nun ja, wir atmen als Menschen; da atmen wir den Sauerstoff ein, der bildet sich in uns zur Kohlensäure um, wir atmen die Kohlen­säure aus. Schön. Gewiß, wir atmen den Sauerstoff ein, wir atmen die Kohlensäure aus. Wir könnten nicht leben, wenn wir nicht diese Atmung hätten. Aber in der Luft, die wir doch einatmen, ist heute noch immer Kiesel enthalten, richtiger Kiesel, und wir atmen immer ganz kleine Mengen von Kiesel auch ein. Genug ist da vorhanden, denn achtund­vierzig bis neunundvierzig Prozent Kiesel ist ja in unserer Umgebung.

Während wir atmen, geht allerdings nach unten, nach dem Stoff­wechsel, der Sauerstoff und verbindet sich mit dem Kohlenstoff; aber er geht zugleich nach aufwärts zu den Sinnen und zu dem Gehirn, zum Nervensystem - überall geht er hin. Da verbindet er sich mit dem Kiesel und bildet in uns Kieselsäure. So daß wir sagen können: Wenn wir da den Menschen haben (es wird gezeichnet), hier der Mensch seine Lungen hat, und er atmet nun Luft ein, so hat er hier Sauerstoff. Der geht in ihn hinein. Und nach unten verbindet sich der Sauerstoff mit dem Kohlenstoff und bildet Kohlensäure, die man dann wieder ausatmet; nach oben aber wird der Kiesel mit dem Sauerstoff verbunden in uns, und es geht da in unseren Kopf hinauf Kieselsäure, die da in unserem Kopf drinnen nicht gleich so dick wird wie der Quarz.

Das wäre natürlich eine üble Geschichte, wenn da lauter Quarzkristalle

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darinnen entstehen würden; da würden Ihnen statt der Haare gleich Quarzkristalle herauswachsen - es könnte ja unter Umständen ganz schön und drollig sein! Aber sehen Sie, so ganz ohne ist das doch nicht, denn die Haare, die Ihnen herauswachsen, haben nämlich sehr viel Kieselsäure in sich; da ist sie nur noch nicht kristallisiert, da ist sie noch in einem flüssigen Zustand. Die Haare sind sehr kieselsäurehaltig. Überhaupt alles, was in den Nerven ist, was in den Sinnen ist, ist kie­selsäurehaltig.

Daß das so ist, meine Herren, darauf kommt man ja erst, wenn man die wohltätige Heilwirkung der Kieselsäure kennenlernt. Die Kiesel­säure ist ein ungeheuer wohltätiges Heilmittel. Sie müssen doch beden­ken: Der Mensch muß die Nahrungsmittel, die er durch den Mund in seinen Magen aufnimmt, durch alle möglichen Zwischendinge führen, bis sie in den Kopf hinaufkommen, bis sie zum Beispiel ans Auge, ans Ohr herankommen. Das ist ein weiter Weg, den da die Nahrungsmittel nehmen müssen; da brauchen sie Hilfskräfte, daß sie da überhaupt heraufkommen.

Es könnte durchaus sein, daß die Menschen diese Hilfs­kräfte zu wenig haben. Ja, viele Menschen haben zu wenig Hilfskräfte, so daß die Nahrungsmittel nicht ordentlich in den Kopf herauf arbei­ten. Dann, sehen Sie, muß man ihnen Kieselsäure eingeben; die befördert dann die Nahrungsmittel hinauf zu den Sinnen und in den Kopf. Sobald man bemerkt, daß der Mensch zwar die Magen- und Darmverdauung ordentlich hat, daß aber diese Verdauung nicht bis zu den Sinnen hingeht, nicht bis in den Kopf, nicht bis in die Haut hineingeht, muß man Kieselsäurepräparate als Heilmittel nehmen. Da sieht man eben, was diese Kieselsäure heute noch für eine ungeheure Rolle im Menschen spielt.

Und diese Kieselsäure wurde ja dazumal, als die Erde in diesem alten Zustande war, noch nicht geatmet, sondern sie wurde aufge­nommen, aufgesogen. Namentlich diese vogelartigen Tiere nahmen diese Kieselsäure auf. Neben dem Schwefel nahmen sie diese Kiesel­säure auf. Und die Folge davon war, daß diese Tiere eigentlich fast ganz Sinnesorgan wurden. So wie wir unsere Sinnesorgane der Kieselsäure verdanken, so verdankte dazumal überhaupt die Erde ihr vogelartiges Geschlecht dem Wirken der Kieselsäure, die überall war. Und weil die

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Kieselsäure an diese anderen Tiere mit den plumpen Gliedmaßen, wäh­rend sie so hinglitten in der dicklichen Flüssigkeit, weniger herankam, wurden diese Tiere vorzugsweise Magen- und Verdauungstiere.

Da oben waren also dazumal furchtbar nervöse Tiere, die alles wahrneh­men konnten, die eine feine, nervöse Empfindung hatten. Diese Ur­vögel waren ja furchtbar nervös. Dagegen was unten in der dicklichen Flüssigkeit war, das war von einer riesigen Klugheit, aber auch von einem riesigen Phlegmatismus; die spürten gar nichts davon. Das waren bloße Nahrungstiere, waren eigentlich nur ein Bauch mit plumpen Gliedmaßen. Die Vögel oben waren fein organisiert, waren fast ganz Sinnesorgan. Und wirklich Sinnesorgane, die es machten, daß die Erde selber nicht nur wie belebt war, sondern alles empfand durch diese Sinnesorgane, die herumflogen, die die damaligen Vorläufer der Vögel waren.

Ich erzähle Ihnen das, damit Sie sehen, wie ganz anders alles einmal auf der Erde ausgesehen hat. Also alles das, was da aufgelöst war, hat sich dann in dem festen mineralischen Gebirge, in den Felsmassen abgeschieden, bildete eine Art von Knochengerüst. Damit war aber auch für den Menschen und für die Tiere erst die Möglichkeit gegeben, feste Knochen zu bilden. Denn wenn sich draußen das Knochengerüst der Erde bildete, bildeten sich im Inneren der höheren Tiere und des Men­schen die Knochen.

Daher war alles dasjenige, was ich Ihnen hier ein­gezeichnet habe, noch nicht da; es gab noch nicht solche feste Knochen, wie wir sie heute haben, sondern das alles waren biegsame, hornartige, knorpelige Dinge, wie es heute beim Fisch nur noch zurückgeblieben ist. Alle diese Dinge sind schon in einer gewissen Weise zurückgeblie­ben, sind aber dann verkümmert, weil dazumal in alldem, was ich Ihnen beschrieben habe, die Lebensbedingungen dazu da waren.

Heute sind für diese Dinge nicht mehr die Lebensbedingungen da. So daß wir sagen können: In unseren heutigen Vögeln haben wir die für die Luft umgewandelten Nachfolger dieses vogelartigen Geschlechtes, das da oben in der schwefelhaltigen und kieselsäurehaltigen dicklichen Luft war. Und in all demjenigen, was wir heute haben in den Amphibien, in den Kriechtieren, in alldem, was Frösche- und Krötengezücht ist, aber auch in alldem, was Chamäleons, Schlangen und so weiter sind,

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haben wir die Nachkommen desjenigen, was dazumal in der dicklichen Flüssigkeit schwamm. Und die höheren Säugetiere und der Mensch in seiner heutigen Gestalt, die kamen ja erst später dazu.

Nun kommt ein scheinbarer Widerspruch heraus, meine Herren. Das letzte Mal sagte ich Ihnen: Der Mensch war zuerst da; aber er war seelisch-geistig nur in der Wärme da. Der Mensch war schon auch bei alldem dabei, was ich Ihnen gezeigt habe, aber er war noch nicht als physisches Wesen da, war in einem ganz feinen Körper da, in dem er sich sowohl in der Luft wie in der dicklichen Flüssigkeit aufhalten konnte.

Sichtbarlich war er noch nicht da. Sichtbarlich waren auch die höheren Säugetiere noch nicht da, sondern sichtbarlich waren eben diese plumpen Tiere da und waren diese luftigen, vogelartigen Tiere da. Und das muß man eben unterscheiden, wenn man sagt: Der Mensch war schon da. Er war zuallererst da, wie nicht einmal die Luft da war, aber er war in einem nicht sichtbaren Zustande da und war noch da­mals, als die Erde so ausgeschaut hat, in einem nicht sichtbaren Zustande da.

Erst mußte sich der Mond von der Erde trennen, dann konnte der Mensch auch in sich Mineralisches ablagern, ein mineralisches Knochensystem bilden, konnte in den Muskeln solche Stoffe wie das Myosin und so weiter absondern. Die waren dazumal noch nicht da. Und es entstand der Mensch. Aber er hat eben doch heutzutage in seiner Kör­perlichkeit durchaus die Erbschaft von diesem Früheren erhalten. Denn ohne Mondeneinfluß, der nur jetzt von außen ist, nicht mehr innere Erde, entsteht ja der Mensch nicht.

Die Fortpflanzung hängt schon mit dem Monde zusammen, nur nicht mehr direkt. Daher können Sie auch sehen, daß das, was mit der Fortpflanzung beim Menschen zusammenhängt, die vierwöchentliche Periode der Frau, in derselben rhythmischen Periode verläuft wie die Mondenphasen, nur fallen sie nicht mehr zusammen, haben sich voneinander emanzipiert. Aber das ist geblieben, daß dieser Mondeneinfluß durchaus tätig ist in der menschlichen Fortpflanzung.

So können wir sagen: Wir haben die Fortpflanzung gefunden zwi­schen den Wesen der verdicklichten Luft und denen der verdicklichten Flüssigkeit, zwischen dem alten vogelähnlichen Geschlecht und den alten Riesenamphibien. Die befruchteten sich gegenseitig, weil der

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Mond noch drinnen war. Sofort, als der Mond draußen war, mußte die Außenbefruchtung eintreten. Denn im Monde liegt eben das Befruch­tungsprinzip.

Nun, von diesen Gesichtspunkten aus wollen wir dann am nächsten Samstag, wo wir die Stunde hoffentlich um neun Uhr haben können, weiter fortsetzen. Die Frage von Herrn Dollinger ist eben eine, die ausführlich beantwortet werden muß; wir werden aber schon zurecht­kommen, wenn Sie Geduld haben, bis Sie die Gegenwart heraussprin­gen sehen aus demjenigen, was allmählich eigentlich geschieht. Es liegt in der Frage, die eben schwer verständlich ist. Aber ich glaube, man kann die Sache, wenn man sie so anschaut, wie wir es getan haben, schon verstehen.