Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 230 Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes

2. Vortrag Dornach 20. Oktober 1923

Gefahren der kulturellen Vereinseitigung durch die Lockrufe des Dreigetiers.
Der Dreispruch als Antwort des bewußten Menschen.

Nachdem wir gestern das Verhältnis der Tiere der Höhe, die im Adler repräsentiert sind, der Tiere der Mitte, die im Löwen repräsentiert sind, und der Tiere der Erdentiefe, die im Rind, in der Kuh repräsentiert sind, kennengelernt haben, können wir ja gerade heute des Menschen Beziehung zum Weltenall ins Auge fassen von dem Gesichtspunkte aus, der sich eben aus der inneren gestaltmäßigen Beziehung des Menschen zu diesen Repräsentanten der Tierwelt ergibt.

Richten wir einmal den Blick hinauf in diejenigen Regionen, von denen wir gestern sagen mußten: wenn sie die Regionen sind, aus denen heraus das Tier seine besonderen Kräfte zieht, daß sie dann eigentlich das ganze Tier zur Kopfesorganisation machen. Richten wir den Blick hinauf in diese Regionen. Wir sehen da, wie das Tier das, was es ist, der sonnendurchglänzten Atmosphäre verdankt. Die sonnendurchglänzte Atmosphäre muß es sein, alles das, was gewissermaßen von dem Tiere dadurch bezogen werden kann, daß es die Hauptsache seines Daseins der Atmosphäre, die sonnendurchströmt ist, verdankt.

Ich habe Ihnen gestern gesagt: Davon rührt ja die eigentliche Gestaltung des Gefieders her. Das Tier hat gewissermaßen sein Wesen im Äußeren.

Was die Außenwelt aus ihm macht, verkörpert sich in seinem Gefieder. Und wenn dasjenige, was aus dieser sonnendurchglänzten Luft gemacht werden kann, nicht von außen an das Wesen herangetragen wird wie beim Adler, sondern im Inneren erregt wird, wie aus dem menschlichen Nervensystem heraus, dann entstehen, sagte ich Ihnen, die Gedanken, die Gedanken des Augenblicks, die Gedanken der unmittelbaren Gegenwart.

Nun, wenn wir unseren Blick in dieser Weise, ich möchte sagen, beschwert mit alledem, was sich durch eine solche Betrachtung ergibt, in die Höhe wenden, werden wir eben verwiesen auf die ruhende Atmosphäre und auf das durchströmende Sonnenlicht. Aber wir können in einem solchen Falle nicht die Sonne so für sich betrachten. Die Sonne erhält ja ihre Kraft dadurch, daß sie in Beziehung tritt zu den verschiedenen Gegenden des Universums.

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Ausgedrückt wird diese Beziehung dadurch, daß der Mensch mit seinen Erkenntnissen die Sonnenwirkungen bezieht auf den sogenannten Tierkreis, so daß, wenn der Sonnenschein zur Erde fällt aus dem Löwen, aus der Waage, aus dem Skorpion, er immer etwas anderes für die Erde bedeutet.

Aber er bedeutet auch etwas anderes für die Erde, je nachdem er verstärkt oder entkräftet wird durch die anderen Planeten unseres Planetensystems. Und da bestehen verschiedene Beziehungen zu den verschiedenen Planeten unseres Planetensystems. Es bestehen andere Beziehungen zu den sogenannten äußeren Planeten Mars, Jupiter, Saturn, und andere Beziehungen zu den sogenannten inneren Planeten Merkur, Venus und dem Mond.

Wenn wir nun die Organisation des Adlers ins Auge fassen, dann haben wir vor allen Dingen darauf zu sehen, inwiefern die Sonnenkräfte modifiziert werden, verstärkt oder geschwächt werden durch das Zusammenwirken der Sonne mit Saturn, Jupiter, Mars. Nicht umsonst spricht die Legende davon, daß der Adler eigentlich Jupiters Vogel ist.

Der Jupiter steht überhaupt da als Repräsentant für die äußeren Planeten. Wenn wir uns schematisch das hinzeichnen, um was es sich dabei handelt, dann müssen wir uns hinzeichnen die Sphäre, die im Weltenraum, im Kosmos der Saturn hat, die Sphäre, die der Jupiter hat, die Sphäre, die der Mars hat (Tafel I / Zeichnung S. 30).

Stellen wir das einmal vor unser Auge hin: die Saturnsphäre, die Jupitersphäre, die Marssphäre; dann finden wir den Übergang zur Sonnensphäre, und wir haben sozusagen im Äußersten unseres Planetensystems ein Zusammenwirken von Sonne, Mars, Jupiter, Saturn.

Und wenn wir den Adler in den Lüften kreisen sehen, dann sprechen wir durchaus eine Realität aus, wenn wir sagen: Diejenigen Kräfte, die von der Sonne aus die Luft durchströmen, so daß sie zusammengesetzt sind aus dem Zusammenwirken von Sonne mit Mars, Jupiter und Saturn, die sind es, die in der ganzen Gestalt, in der Wesenheit des Adlers leben.

Sie leben aber zugleich in dem Gebilde des menschlichen Hauptes. Und wenn wir den Menschen hineinstellen in bezug auf sein wirkliches Dasein - man möchte sagen, auf Erden ist er ja nur in seinem Miniaturbilde - in das Weltenall, dann müssen wir ihn hineinstellen in die Adlersphäre seinem Haupte nach. Wir müssen uns also den

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Bild S. 30

Menschen seinem Haupte nach hineingestellt vorstellen in die Adlersphäre, und haben damit dasjenige im Menschen gegeben, was mit den Kräften nach oben zusammenhängt.

Der Löwe ist der Repräsentant desjenigen Getiers, das im eigentlichen Sinne Sonnengetier ist, wo die Sonne gewissermaßen ihre eigene Kraft entfaltet. Der Löwe gedeiht am besten, wenn die Gestirne über der Sonne, die Gestirne unter der Sonne so in Konstellation vorhanden sind, daß sie am wenigsten Einfluß auf die Sonne selber ausüben.

Dann entsteht jenes Eigentümliche, was ich Ihnen gestern beschrieben habe, daß die Kräfte der Sonne selber, die die Luft durchdringen, gerade ein solches Atmungssystem in dem Löwen anregen, daß dieses Atmungssystem in seinem Rhythmus in vollständigem Gleichgewichte ist mit dem Blutzirkulationsrhythmus, nicht der Zahl nach, aber der Dynamik nach. Das gleicht sich beim Löwen wunderschön aus. Der Löwe setzt der Blutzirkulation die Atmungshemmung entgegen, und die Blutzirkulation regt fortwährend die Atmungsströmung an.

Ich sagte Ihnen, daß man das der Form nach sogar in der Gestaltung des Löwenmauls

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sehen kann. Da drückt sich diese wunderbare Beziehung des Blutrhythmus und des Atmungsrhythmus der Form nach schon aus. Man kann es sehen aus dem eigentümlichen, in sich ruhenden und doch wiederum kühn nach auswärts gewendeten Blick des Löwen.

Aber dasjenige, was da im Löwen im Blick lebt, lebt wiederum angeschlossen an die anderen Elemente der Menschennatur, an die Hauptesorganisation, an die Stoffwechselorganisation, in der Brust- oder Herzorganisation, in der rhythmischen Organisation des Menschen. Stellen wir daher vor uns hin die eigentliche Sonnenwirkung, so müssen wir der Sonnensphäre entsprechend den Menschen uns so einzeichnen, daß wir sein Herz, die dazugehörige Lunge in die Region der Sonnenwirksamkeit stellen, und wir haben in diesem Gebiete die Löwennatur des Menschen.

Wenn wir übergehen zu den inneren Planeten, zu den erdennahen Planeten, dann haben wir zunächst die Merkursphäre, welche es nun schon zu tun hat namentlich mit den feineren Partien des Stoffwechselsystems, des Stoffwechselorganismus des Menschen, da wo die Nahrungsstoffe umgewandelt werden in den lymphartigen Stoff, wo sie dann übertragen werden in die Blutzirkulation hinein.

Wenn wir dann weitergehen, kommen wir in die Region des Venuswirkens. Wir kommen zu den etwas gröberen Partien des Stoffwechselsystems des Menschen, wir kommen zu dem, was im menschlichen Organismus die aufgenommenen Nahrungsmittel zunächst verarbeitet vom Magen aus.

Wir kommen dann in die Sphäre des Mondes. Ich zeichne diese Folge so, wie sie heute in der Astronomie üblich ist; ich könnte sie auch anders zeichnen. Wir kommen also nun in die Sphäre des Mondes und kommen da in diejenige Region, wo auf den Menschen wirkt und gewirkt wird in jenen Stoffwechselvorgängen, die mit dem Monde zusammenhängen.

Wir haben den Menschen auf diese Weise hineingestellt in das gesamte Weltenall. Indem wir uns an diejenigen kosmischen Wirkungen wenden, die die Sonne im Verein mit Merkur, Venus, Mond vollführt, kommen wir dann hinein in das Gebiet, das die Kräfte enthält, die jenes Getier aufnimmt, das uns repräsentiert wird durch die Kuh in dem Sinne, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe. Da haben wir das,

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was die Sonne nicht durch sich selbst machen kann, sondern was die Sonne machen kann, wenn sie durch die erdennahen Planeten in ihren Kräften gerade an die Erde herangeführt wird.

Wenn diese Kräfte alle dann wirken, wenn sie nicht nur die Luft durchströmen, sondern die Oberfläche der Erde in verschiedener Art durchsetzen, dann wirken diese Kräfte herauf aus den Erdentiefen. Und das, was da heraufwirkt aus den Erdentiefen, das gehört der Region an, die wir äußerlich verkörpert sehen eben in der Organisation der Kuh.

Die Kuh ist das Verdauungstier. Aber die Kuh ist zugleich dasjenige Tier, welches die Verdauung in einer solchen Weise ausführt, daß in diesem Verdauungsvorgange die irdische Abbildung eines wirklich Überirdischen liegt, daß dieser ganze Verdauungsvorgang der Kuh durchsetzt ist von einer Astralität, hell und wunderbar abbildend den ganzen Kosmos.

Es ist - wie ich schon gestern sagte - eine ganze Welt in diesem astralischen Organismus der Kuh, aber alles getragen von Schwere, alles so eingerichtet, daß die Schwere der Erde sich auswirken kann. Sie brauchen nur zu bedenken, daß die Kuh genötigt ist, jeden Tag etwa ein Achtel ihres Körpergewichtes an Nahrungsstoffen aufzunehmen. Der Mensch kann sich mit einem Vierzigstel begnügen und gesund bleiben dabei.

Die Kuh braucht also, damit sie ihre Organisation voll ausfüllen kann, Erdenschwere. Ihre Organisation ist daraufhin orientiert, daß die Stoffe Schwere haben. Ein Achtel muß jeden Tag an Schwere ausgewechselt werden bei der Kuh. Das bindet die Kuh mit ihren Materien an die Erde, während sie durch ihre Astralität zu gleicher Zeit eben ein Abbild der Höhen, des Kosmos ist.

Deshalb ist die Kuh für den Bekenner der Hindureligion - wie ich gestern sagte - ein so verehrungswürdiges Objekt, weil er sich sagen kann: Die Kuh lebt hier auf der Erde; allein indem sie hier auf der Erde lebt, bildet sie in der physischen Schwere-Materie ab, man kann schon sagen, ein Überirdisches, wenn man im Sinne des Bekenners der Hindureligion redet. Und es ist durchaus so, daß die menschliche Natur dann ihre Normalorganisation hat, wenn der Mensch diese drei in Adler, Löwe und Kuh vereinseitigten kosmischen Wirkungen in Harmonie bringen kann, wenn er also wirklich der Zusammenfluß der Adler-, Löwen- und Kuh- oder Stierwirkungen ist.


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Aber nach dem allgemeinen Weltengang leben wir in einer Zeit, in welcher der Entwickelung der Welt eine gewisse - wenn ich mich so ausdrücken darf - Gefahr droht: die Gefahr, daß die einseitigen Wirkungen auch wirklich im Menschen einseitig zum Ausdrucke kommen. Seit dem 14., 15. Jahrhundert, bis in unsere Tage sich immer mehr und mehr verstärkend, ist die Sache so in der irdischen Menschheitsentwickelung, daß

Das ist die Signatur unserer Zeit, daß der Mensch sozusagen durch die kosmischen Mächte dreigeteilt werden soll, und daß immer die eine Form der kosmischen Mächte das Bestreben hat, die anderen Elemente zu unterdrücken. Der Adler hat das Bestreben, Löwe und Kuh in die Geltungslosigkeit hinunterzuwerfen; ebenso haben die anderen das Bestreben, jeweilig die beiden anderen Elemente in die Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen.

Und auf dasjenige, was menschliches Unterbewußtsein ist, wirkt eigentlich fortwährend gerade in der heutigen Zeit außerordentlich Verlockendes; verlockend schon aus dem Grunde, weil es auch in gewisser Beziehung schön ist. Im Oberbewußtsein nimmt es der Mensch heute nicht wahr, aber für sein Unterbewußtsein durchwellt und durchtönt die Welt eine Dreiheit der Rufe, die den Menschen locken wollen.

Und ich möchte sagen, es ist das Geheimnis der heutigen Zeit, daß aus der Adlerregion herunter dasjenige tönt, was den Adler eigentlich zum Adler macht, was dem Adler sein Gefieder gibt, was den Adler astralisch umschwebt. Die Adlerwesenheit selber ist es, die hörbar wird für das Unterbewußtsein des Menschen. Das ist der verlockende Ruf:

Lerne mein Wesen erkennen!
Ich gebe dir die Kraft,
Im eignen Haupte
Ein Weltenall zu schaffen.

So spricht der Adler. Das ist der Ruf von oben, der heute die Menschen vereinseitigen will.


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Und es gibt einen zweiten Lockruf. Das ist derjenige, der aus der mittleren Region kommt, da, wo die Kräfte des Kosmos die Löwennatur formen, da, wo die Kräfte des Kosmos aus dem Zusammenflusse von Sonne und Luft jenes Gleichmaß der Rhythmen, der Atmung und der Blutzirkulation bewirken, wie es die Löwennatur konstituiert. Was da die Luft durchzittert, ich möchte sagen, im Löwensinne, was des Menschen eigenes rhythmisches System vereinseitigen will, das spricht zum Unterbewußtsein des Menschen heute verlockend also:

Lerne mein Wesen erkennen!
Ich gebe dir die Kraft,
Im Schein des Luftkreises
Das Weltenall zu verkörpern.

So spricht der Löwe.

Und mehr als man glaubt, haben diese Stimmen, die zum Unterbewußtsein des Menschen sprechen, Wirkung. Ja, meine lieben Freunde, es sind verschiedene Menschenorganisationen auf Erden besonders dazu organisiert, diese Wirkungen aufzunehmen. So zum Beispiel ist besonders organisiert, verlockt zu werden, verführt zu werden durch die Stimme des Adlers alles, was den Westen bewohnt. Namentlich die amerikanische Kultur ist durch die besondere Organisation ihrer Menschheit ausgesetzt der Verführung dessen, was der Adler spricht. Die europäische Mitte, die vieles von dem in sich enthält, was antike Kultur ist, die vieles von dem in sich enthält, was Goethe zum Beispiel veranlaßt hat, zur Befreiung seines Lebens den Zug nach Italien zu machen, die ist besonders ausgesetzt dem, was da spricht der Löwe.

Die orientalische Zivilisation ist vor allen Dingen ausgesetzt dem, was da spricht die Kuh. Und ebenso, wie die beiden anderen Tiere in ihrer kosmischen Repräsentanz ertönen, ertönt, man möchte sagen, unten aus Erdentiefen heraus wie grollend, gröhlend der Ruf dessen, was in der Schwere der Kuh lebt. Es ist wirklich so, wie ich es Ihnen gestern schon beschrieben habe: daß man die Herde, die gesättigt weidet, in ihrer eigentümlichen, sich der Erdenschwere hingebenden Art lagern sieht in einer Gestalt, welche ausdrückt dieses der Erdenschwere Unterliegen, dieses dem Umstande Unterliegen, daß es jeden Tag ein

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Achtel seines eigenen Körpergewichtes zu seiner Beschwerung in sich auswechseln muß. Zu dem kommt hinzu, daß die Tiefen der Erde, die unter dem Einfluß von Sonne, Merkur, Venus und Mond all das in der Ernährungsorganisation der Kuh bewirken, daß diese Tiefen der Erde wie mit dämonisch grollender Kraft eine solche Herde durchtönen mit den Worten:

Lerne mein Wesen erkennen!
Ich gebe dir die Kraft, Waage, Meßlatte und Zahl
Dem Weltenall zu entreißen.

So spricht die Kuh.

Und ausgesetzt ist dem Lockruf besonders der Orient.

Nur ist die Sache so gemeint, daß der Orient zwar zunächst ausgesetzt ist diesem Lockruf der Kuh, weil er die alte Kuhverehrung hat in dem Hinduismus, daß aber, wenn dieser Lockruf wirklich die Menschheit so ergreifen würde, daß dasjenige, was aus diesem Lockruf entsteht, siegen würde, dann würde gerade dasjenige, was aus dem Orient wirkt, über die Mitte und den Westen sich als eine den Fortschritt hemmende, Niedergang bewirkende Zivilisation kundgeben. Einseitig würden die erdendämonischen Kräfte auf die Erdenzivilisation wirken. Denn, was würde dann eigentlich geschehen?

Was dann geschehen würde, das ist das Folgende: Wir haben auf der Erde im Laufe der letzten Jahrhunderte eine unter dem Einfluß der äußeren Wissenschaft stehende Technik bekommen, ein äußeres technisches Leben. Wunderbar ist ja unsere Technik auf allen Gebieten. Die Naturkräfte wirken in der Technik in ihrer leblosen Gestaltung. Und was da gilt, um diese Naturkräfte ins Spiel zu bringen, sozusagen ganz und gar zu einer Zivilisationsschichtung über der Erde zu machen, das ist Waage, Meßlatte und Zahl.

Waage, der Maßstab, Wägen, Zählen, Messen, das ist das Ideal des heutigen Wissenschafters, des heutigen Technikers, der von der äußeren Wissenschaft eigentlich seinen ganzen Beruf heute hat. Wir haben es so weit gebracht, daß ein bedeutender Mathematiker der Gegenwart auf die Frage: Was verbürgt das Sein? - die folgende Antwort gibt. Nun, die Philosophen aller Zeiten haben versucht, die Frage: Was ist denn

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eigentlich wirklich? - zu beantworten. Dieser bedeutende Physiker sagt:

Dasjenige ist wirklich, was man messen kann; was man nicht messen kann, ist nicht wirklich.

Es ist das Ideal sozusagen, alles Sein so anzusehen, daß man es in das Laboratorium hereinbringen und wiegen, messen und zählen kann, und aus dem, was gewogen und gemessen und gezählt ist, wird dann eigentlich das zusammengestellt, was man als Wissenschaft, die dann in die Technik ausströmt, noch gelten läßt. Zahl, Maß und Gewicht ist dasjenige geworden, was sozusagen orientierend für die ganze Zivilisation wirken soll.

Nun, solange die Menschen nur allein mit ihrem Verstande das Messen, Zählen und Wiegen anwenden, so lange ist es nicht besonders schlimm. Die Menschen sind zwar sehr gescheit, aber so gescheit wie das Weltenall eben noch lange nicht. Daher kann es nicht besonders schlimm werden, solange nur sozusagen dem Weltenall gegenüber herumdilettiert wird in bezug auf Messen, Wiegen und Zählen.

Aber wenn sich gerade die heutige Zivilisation in Einweihung verwandeln würde, dann würde es schlimm, wenn sie bei ihrer Gesinnung bliebe. Und das kann entstehen, wenn die Zivilisation des Westens, die ganz im Zeichen von Waage, Maßstab und Zählen steht, überflutet würde von dem, was immerhin im Orient passieren könnte: daß durch Initiationswissenschaft ergründet werden könnte, was eigentlich geistig in der Organisation der Kuh lebt.

Denn dringen Sie in die Organisation der Kuh ein, lernen Sie erkennen, wie da dieses Achtel an Nahrungsstoffen, belastet mit irdischer Schwere, mit alledem, was man wägen, messen und zählen kann, lernen Sie das, was geistig dieses Erdenschwere in der Kuh organisiert, lernen Sie diesen ganzen Organismus der Kuh erkennen, wie er auf der Weide liegt und verdaut und in seiner Verdauung Wunderbares aus dem Weltenall astralisch zur Offenbarung bringt: dann lernen Sie erkennen, einzuspannen das Gewogene, Gemessene, Gezählte in ein System, mit dem Sie überwinden können alles andere an Zivilisation, und dem ganzen Erdball einzig und allein eine Zivilisation geben, die nur mehr wiegt, zählt und mißt und alles andere aus der Zivilisation verschwinden macht.


Denn, was würde die Initiation der Kuhorganisation ergeben? Das ist eine tief eingreifende Frage, eine ungeheuer bedeutungsvolle Frage. Was würde die ergeben?

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Ja, die Art und Weise, wie man zum Beispiel Maschinen konstruiert, die ist sehr verschieden, je nach den einzelnen Maschinen; aber alles tendiert darauf hin, daß die noch unvollkommenen, primitiven Maschinen allmählich solche werden, die auf Schwingungen beruhen: wo irgend etwas schwingt, und wo durch Schwingungen, durch Oszillation, durch periodisch verlaufende Bewegungen der Effekt der Maschine erzielt wird.

Auf solche Maschinen läuft alles hinaus. Wenn man aber einmal diese Maschinen in ihrem Zusammenwirken wird so konstruieren können, wie man es lernen kann an der Verteilung der Nahrungsmittel in der Organisation der Kuh, dann werden die Schwingungen, die auf dem Erdball durch die Maschinen erzeugt werden, diese kleinen Erdenschwingungen werden so verlaufen, daß mittönt, mitschwingt mit dem, was auf der Erde geschieht, dasjenige, was über der Erde ist; daß unser Planetensystem in seinen Bewegungen mitschwingen wird müssen mit unserem Erdensystem, wie mitklingt eine entsprechend gestimmte Saite, wenn eine andere in demselben Raum angeschlagen wird.

Das ist das furchtbare Gesetz des Zusammenklingens der Schwingungen, welches sich erfüllen würde, wenn der Lockruf der Kuh den Orient verführen würde, so daß er dann in überzeugender Weise durchdringen könnte die geistlose, rein mechanistische Zivilisation des Westens und der Mitte, und dadurch auf der Erde ein mechanistisches System erzeugt werden könnte, das genau eingepaßt ist in das mechanistische System des Weltenalls.

Damit würde alles, was Luftwirkung ist, Umkreiswirkung ist, und alles, was Sternenwirkung ist, in der Menschheitszivilisation ausgerottet werden. Das, was der Mensch zum Beispiel erlebt durch den Jahreslauf, das, was er erlebt, indem er mitmacht das sprießende, sprossende Leben des Frühlings, das sich ertötende, erlähmende Leben des Herbstes, das alles würde seine Bedeutung für den Menschen verlieren. Es würde die menschliche Zivilisation durchtönen das Geklimmgeklapper der schwingenden Maschinen und das Echo dieses Geklimmgeklappers, das aus dem Kosmos herein auf die Erde als eine Reaktion des Erdenmechanismus strömen würde.

Wenn Sie einen Teil dessen, was in der Gegenwart wirkt, betrachten, dann werden Sie sich sagen: Ein Teil unserer gegenwärtigen Zivilisation

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ist durchaus auf dem Wege, dieses furchtbare Niedergangsmäßige als Ziel zu haben.


Nun denken Sie sich einmal, wenn die Mitte verlockt würde durch dasjenige, was der Löwe spricht, dann würde zwar die Gefahr nicht vorhanden sein, die ich eben geschildert habe. Es würden die Mechanismen allmählich wiederum vom Erdboden verschwinden. Die Zivilisation würde keine mechanische werden, aber der Mensch würde in einer einseitigen Stärke hingegeben werden alldem, was in Wind und Wetter, was im Jahreslauf lebt.

Der Mensch würde eingespannt werden in den Jahreslauf, und er würde dadurch insbesondere in der Wechselbeziehung seines Atmungsrhythmus und Zirkulationsrhythmus leben müssen. Er würde dasjenige in sich ausbilden, was sein unwillkürliches Leben ihm geben kann. Er würde gewissermaßen die Brustnatur besonders ausbilden.

Dadurch aber würde beim Menschen ein solcher Egoismus über die Erdenzivilisation kommen, daß eigentlich jeder nur sich selbst leben wollte, daß kein Mensch sich auch kümmerte um etwas anderes als um das Wohlsein der Gegenwart. Dem ist ausgesetzt die Zivilisation der Mitte, die durchaus ein solches Leben über die Erdenzivilisation verhängen könnte.


Und hinwiederum, wenn der Lockruf des Adlers verlocken würde den Westen, so daß es ihm gelingen würde, seine Denkweise und Gesinnung über die ganze Erde zu verbreiten und sich selber in dieser Denkweise und Gesinnung zu vereinseitigen, dann würde überhaupt in der Menschheit der Drang entstehen, sich in der Weise unmittelbar mit der überirdischen Welt in Verbindung zu setzen, die einmal da war, die da war am Erdenausgang, am Erdenanfang.

Man würde den Drang bekommen, auszulöschen, was der Mensch in seiner Freiheit und Selbständigkeit errungen hat. Man würde dazu kommen, ganz nur in jenem unbewußten Willen zu leben, der die Götter in den menschlichen Muskeln, Nerven leben läßt. Man würde zu primitiven Zuständen, zu ursprünglichem, primitivem Hellsehen zurückkommen. Der Mensch würde suchen, von der Erde dadurch loszukommen, daß er an den Erdenanfang zurückkehrte.


Ich möchte sagen, für den exakt clairvoyanten Blick wird das noch erhärtet dadurch, daß ihn eigentlich die weidende Kuh immer fort und

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fort wiederum mit einer Art von Stimme durchdringt, die da sagt: Schaue nicht nach oben; alle Kraft kommt von der Erde. Mache dich bekannt mit alledem, was in den Erdenwirkungen liegt. Du wirst der Herr der Erde. Du wirst dasjenige zum Dauernden machen, was du dir auf Erden erarbeitest.

Ja, wenn der Mensch unterliegen würde diesem Lockruf, dann würde eben jene Gefahr nicht beseitigt werden können, von der ich gesprochen habe: die Mechanisierung der Erdenzivilisation. Denn das Astralische des Verdauungstieres will das Gegenwärtige dauernd machen, das Gegenwärtige verewigen.

Aus der Löwenorganisation geht dasjenige hervor, was nicht das Gegenwärtige dauernd machen will, aber was die Gegenwart so flüchtig als möglich machen will, was alles zu einem Spiel des Jahreslaufes, der sich immer wiederholt, machen will, was aufgehen will in Wind und Wetter, in dem Spiel des Sonnenstrahls, in den Lüften. Diesen Charakter würde auch die Zivilisation annehmen.

Der Adler, wenn man ihn wirklich verständnisvoll betrachtet, wie er die Lüfte durchschwebt, erscheint so, wie wenn er auf seinem Gefieder trüge das Gedächtnis von dem, was am Erdenausgangspunkte da war. Er hat bewahrt in seinem Gefieder die Kräfte, die von oben gewirkt haben noch in die Erde herein. Man möchte sagen, jedem Adler sieht man die Erdenjahrtausende an, und er hat die Erde mit seinem Physischen nicht berührt als höchstens zum Erfassen der Beute, jedenfalls nicht zum Befriedigen des Eigenlebens.

Er aber kreist in den Lüften, wenn er dieses Eigenleben pflegen will, weil ihm dasjenige, was auf der Erde geworden ist, gleichgültig ist, weil er seine Freude und seine Begeisterung von den Kräften der Lüfte hat, weil er das Erdenleben sogar verachtet und leben will in demjenigen Element, in dem die Erde selber gelebt hat, als sie noch nicht Erde war, sondern als sie im Beginn ihres Erdendaseins noch mit himmlischen Kräften sich selber durchsetzte. Der Adler ist das stolze Tier, das nicht mitmachen wollte die feste Erdenentwickelung, das sich entzog dem Einflusse dieser festeren Erdenentwickelung, und das nur mit denjenigen Kräften vereint bleiben wollte, die am Erdenausgangspunkte waren.

Das sind die Lehren, die uns dieses Dreigetier gibt, wenn wir es betrachten können als eine große, mächtige Schrift, die zur Erklärung

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der Weltenrätsel in das Weltenall hineingeschrieben ist. Denn im Grunde genommen ist jegliches Ding im Weltenall ein Schriftzeichen, wenn wir es lesen können; namentlich, wenn wir den Zusammenhang lesen können, dann verstehen wir die Rätsel des Weltenalls.

Wie ist es doch bedeutungsvoll, sich sagen zu müssen: Was wir da tun, wenn wir messen mit dem Zirkel oder Maßstab, wenn wir mit der Waage wiegen, wenn wir zählen -, da stellen wir eigentlich etwas zusammen, was ja alles nur Fragment ist; ein Ganzes wird es, wenn wir die Kuhorganisation begreifen in ihrer inneren Geistigkeit. Das heißt lesen in den Geheimnissen des Weltenalls. Und dieses Lesen in den Geheimnissen des Weltenalls führt hinein in das Verständnis des Welten- und des Menschendaseins. Das ist moderne Initiationsweisheit. Das ist, was heute aus den Tiefen des Geisteslebens heraus gesprochen werden muß.


Es ist dem Menschen heute eigentlich schwer, Mensch zu sein. Denn, ich möchte sagen, der Mensch nimmt sich heute gegenüber dem Dreigetier aus wie die Antilope in der gestrigen Fabel, die ich Ihnen erzählt habe. Was sich vereinseitigen will, das nimmt besondere Form an.

Der Löwe bleibt als Löwe, aber er will seine Raubtiergenossen als Metamorphosen haben für das andere Getier. Er verwendet für das, was eigentlich Adler ist, einen Raubtiergenossen, die Hyäne, die im Grunde genommen von dem Toten lebt, von jenem Toten, das in unserem Haupte erzeugt wird, das zu unserem Sterben fortwährend atomistische Stücke in jedem Augenblicke liefert.

So daß diese Fabel den Adler durch die Hyäne ersetzt, durch die Verwesung verzehrende Hyäne, und an die Stelle der Kuh setzt der Löwe, dem Niedergange entsprechend - die Legende konnte aus der Negerkultur heraus entstehen -, seinen Raubtiergenossen, den Wolf.

Und so haben wir in der Fabel das andere Dreigetier: den Löwen, die Hyäne, den Wolf. Wie heute sich die Lockrufe gegenüberstehen, so eigentlich steht sich gegenüber, ich möchte sagen, der kosmische Symbolismus, indem allmählich, wenn die Lockrufe ertönen,

Dann haben wir die Möglichkeit, jene Legende, die ich Ihnen gestern

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am Schlusse erzählt habe, zu übersetzen aus der Negersprache in unsere moderne Zivilisationssprache. Gestern mußte ich Ihnen, ich möchte sagen, in der Negergesinnung erzählen:

Es gingen auf die Jagd Löwe, Wolf und Hyäne. Sie erlegten eine Antilope. Die Hyäne sollte zunächst teilen; sie teilte nach Hyänenlogik und sagte: Ein Drittel einem jeden; ein Drittel dem Löwen, ein Drittel dem Wolf, ein Drittel mir. Da wurde die Hyäne gefressen.

Jetzt sagte der Löwe zum Wolf: Nun teile du. - Der Wolf sagte jetzt: Das erste Drittel bekommst du, weil du die Hyäne getötet hast, so gebührt dir auch der Anteil der Hyäne. Das zweite Drittel bekommst du, weil du ja ohnedies ein Drittel bekommen hättest nach dem Ausspruch der Hyäne, jeder hätte ein Drittel zu bekommen, so bekommst du also ein zweites Drittel. Das dritte Drittel bekommst auch du, weil du der Weiseste und Tapferste der Tiere bist.

Und der Löwe sagte zum Wolf: Wer hat dich so vorzüglich das Teilen gelehrt? - Der Wolf sagte: Das hat mich die Hyäne gelehrt.

Die Logik ist bei beiden gleich, aber es kommt in der Wirklichkeitsanwendung etwas ganz anderes heraus, je nachdem die Hyäne, oder, mit den Erfahrungen der Hyäne, der Wolf die Logik anwendet. In der Anwendung der Logik auf die Wirklichkeit liegt das Wesentliche.

Nun, wir können auch, ich möchte sagen, ins modern Zivilisatorische übersetzt, etwas anders die Sache erzählen. Aber ich erzähle immer, beachten Sie das, ich erzähle immer dasjenige, worum es sich im großen Gang der Kultur handelt. Und da möchte ich sagen, modern ausgedrückt ließe sich die Erzählung vielleicht so machen:

Die Antilope wird erlegt. Die Hyäne zieht sich zurück und gibt ein stummes Urteil ab; sie wagt es nicht, erst den Groll des Löwen zu erregen: sie zieht sich zurück. Sie gibt ein stummes Urteil ab, wartet im Hintergrunde.

Der Löwe und der Wolf fangen nun an zu kämpfen um die Beute der Antilope, und kämpfen und kämpfen, und kämpfen so lange, bis sie sich so stark verwundet haben, daß sie beide an den Wunden sterben. Nun kommt die Hyäne und verzehrt Antilope und Wolf und Löwen, nachdem sie in die Verwesung übergegangen sind. Die Hyäne verbildlicht dasjenige, was im menschlichen Intellekt liegt, was das Ertötende in der Menschennatur ist. Sie ist die Kehrseite, die Karikatur der Adlerzivilisation.


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Wenn Sie fühlen, was ich mit dieser Europäisierung der alten Negerfabel sagen will, dann werden Sie verstehen, daß heute eigentlich diese Dinge richtig verstanden werden sollten. Sie werden nur richtig verstanden, wenn dem dreifachen Lockruf, dem des Adlers, dem des Löwen, dem der Kuh, der Mensch entgegensetzen lernt seinen Spruch, den Spruch, der heute das Schibboleth des menschlichen Kraftens und Denkens und Wirkens sein sollte:

Ich muß lernen:

O Kuh, Deine Kraft aus der Sprache,
Die die Sterne in mir offenbaren.

Nicht Erdenschwere, nicht bloß Wiegen, Zählen und Messen, nicht bloß dasjenige lernen, was in der physischen Organisation der Kuh liegt, sondern dasjenige, was in ihr verkörpert ist, das scheue Abwenden des Blicks von der Kuhorganisation zu dem, was sie verkörpert; hinaufwenden den Blick in die Höhen: dann, dann wird vergeistigt, was sonst mechanistische Zivilisation der Erde würde.

Das Zweite, wovon der Mensch sich sagen muß:

Ich muß lernen:

O Löwe,
Deine Kraft aus der Sprache,
Die in Jahr und Tag
Der Umkreis in mir wirket.

Achten Sie auf das «offenbaren», auf das «wirken»! Und das Dritte, was der Mensch lernen muß, ist:

O Adler:
Deine Kraft aus der Sprache,
Die das Erd-Entsprossene in mir erschafft.

So muß der Mensch seinen Dreispruch entgegensetzen den einseitigen Lockrufen, jenen Dreispruch, dessen Sinn die Einseitigkeiten zum harmonischen Ausgleich bringen kann. Er muß lernen, zur Kuh zu schauen, aber von der Kuh, nachdem er sie gründlich empfunden hat, aufzu-

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schauen zu dem, was die Sprache der Sterne offenbart.

Er muß lernen, aufzurichten den Blick zum Adler, und, nachdem er die Natur des Adlers gründlich in sich empfunden hat, mit dem Blick, mit dem, was ihm die Natur des Adlers gegeben hat, hinunterzuschauen auf das, was in der Erde sprießt und sproßt und auch im Menschen in seiner Organisation wirkt von unten herauf.

Und er muß lernen, den Löwen so anzuschauen, daß ihm vom Löwen geoffenbart wird, was ihn umweht im Winde, anblitzt im Blitze, was um ihn herum grollt im Donner, was Wind und Wetter im Jahreslaufe in dem ganzen Erdenleben, in das der Mensch eingespannt ist, bewirken.

Wenn der Mensch also -

wenn der Mensch also imstande ist, oben und unten und vorne und rückwärts, Geistesblick und physischen Blick einander durchdringen zu lassen, dann vermag er die wirklichen, die ihn kräftigenden und nicht schwächenden Rufe des Adlers aus den Höhen, des Löwen aus dem Umkreis, der Kuh aus dem Inneren der Erde zu vernehmen.

Das ist es, was der Mensch lernen soll über sein Verhältnis zum Weltenall, auf daß er immer geeigneter werde im Wirken für die Erdenzivilisation, und nicht dem Niedergange, sondern dem Aufgange diene.

Lerne mein Wesen erkennen!
Ich gebe dir die Kraft,
Im eignen Haupte
Ein Weltall zu schaffen.
So spricht der Adler

- Westen -
Lerne mein Wesen erkennen!
Ich gebe dir die Kraft,
Im Schein des Luftkreises
Das Weltenall zu verkörpern.
So spricht der Löwe

- Mitte -
Ich gebe dir die Kraft,
Waage, Meßlatte und Zahl
Dem Weltenall zu entreißen.
So spricht die Kuh

- Orient -


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Ich muß lernen

O Kuh: deine Kraft
Aus der Sprache,
Die die Sterne in mir offenbaren -

O Löwe: deine Kraft
Aus der Sprache,
Die in Jahr und Tag
Der Umkreis in mir wirket -

O Adler: deine Kraft
Aus der Sprache,
die das Erd-Entsprossene in mir erschafft.