Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 230 Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes

6. Vortrag Dornach 28. Oktober 1923

Veranlagung der menschlichen Kopfbildung sowie der Schmetterlinge auf dem Alten Saturn;
der Vögel in der frühen, der Löwen in der späten Sonnenzeit;
der Kühe während der frühen, der Amphibien und Reptilien während der späten Mondenzeit, zuletzt der Fische. -
Die Tiere im kosmischen und irdischen Kräftewirken.

Ehe wir nun dazu kommen, die übrigen mit dem Menschen im Erdendasein verbundenen Tier-, Pflanzen-, Mineralwesen zu betrachten, müssen wir heute einen Blick auf die Entwickelung des Menschen selber werfen, uns einiges vor die Seele stellen, das ja aus den verschiedenen Darlegungen, die ich mündlich oder schriftlich gegeben habe, bekannt ist, das aber einmal in einer übersichtlichen Weise hier zusammengestellt werden muß.

Wenn wir uns heute von der äußeren Wissenschaft belehren lassen wollen, dann ist die Sache gewöhnlich so, daß gesagt wird, man müsse untersuchen, wie die höheren, sogenannten höheren Wesenheiten, sagen wir des Pflanzenreiches, dann des Tierreiches, des Menschenreiches sich entwickelt haben aus den leblosen, aus den sogenannten unorganischen Stoffen oder Kräften.

Die wirkliche Anschauung der Evolution ergibt etwas wesentlich anderes. Die ergibt, wie Sie schon aus meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» entnehmen können, daß der Mensch, so wie er heute vor uns steht, dasjenige Wesen ist, welches die längste Entwickelung hinter sich hat, dessen Entwickelung zurückgeht bis in die alte Saturnzeit. So daß wir also sagen müssen:

Nun wollen wir einmal den Menschen in seiner heutigen Gestalt ansehen und uns fragen: Was ist denn entwickelungsgeschichtlich am Menschen selber der älteste Teil? Das ist das menschliche Haupt. Dieses menschliche Haupt hat seine erste Anlage empfangen in der Zeit, als die Erde eben noch in der Saturnmetamorphose war.

Allerdings, die Saturnmetamorphose war lediglich aus Wärmesubstanz bestehend, und das menschliche Haupt war eigentlich wallende, webende, wogende Wärme, hat dann luftförmige Form angenommen während der Sonnenzeit,

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hat flüssige Form angenommen, war also ein flüssig verrinnendes Wesen während der Mondenzeit, und hat die feste Gestalt mit dem Knocheneinschluß erhalten während der Erdenzeit, so daß wir also sagen müssen: Ein Wesen, von dem heute allerdings mit äußeren Erkenntnissen schwer eine Vorstellung zu gewinnen ist, war vorhanden in der alten Saturnzeit, ein Wesen, dessen Nachkomme das menschliche Haupt ist.

Gleichzeitig mit dieser Hauptesbildung des Menschen - das können Sie ja aus meinen letzten Darlegungen entnehmen -, mit dieser Hauptesanlage des Menschen sind während der alten Saturnzeit die Anlagen entstanden zu dem Schmetterlingswesen.

[Anmerkung des Seitenbetreibers: Diese Aussage steht in krassem Widerspruch zu der obigen Aussage, daß die Tiere erst während der Sonnenzeit die Tiere hinzugekommen seien. Oder sind Schmetterlinge keine Tiere?]

Wir werden später das andere Insektenwesen noch genauer betrachten; halten wir zunächst an dem Schmetterlingswesen fest. So daß wir die Entwickelung von der alten Saturnzeit bis heute, bis in das Erdendasein verfolgen können und dann sagen müssen: Da bildet sich in einer feinen substantiellen Form der Menschenkopf in seiner Anlage; da bildet sich alles das, was die Luft durchschwirrt als Schmetterlingswesen.

Beide Evolutionen gehen weiter. Der Mensch verinnerlicht sich, so daß er immer mehr und mehr ein Wesen wird, welches die Offenbarung eines Seelischen ausdrückt, das von innen nach außen geht, schematisch etwa so dargestellt: ein Wesen, das sich von innen nach außen strahlend entwickelt (Tafel III, links oben).

Das Schmetterlingswesen dagegen, das ist ein Wesen, an dessen Außenseite der Kosmos, ich möchte sagen, all seine Schönheiten ablädt. Ein Wesen ist der Schmetterling, das gewissermaßen mit seInem Flügelstaub angeflogen bekommen hat alles, was an Schönheit und Majestät im Kosmos in der Art vorhanden ist, wie ich es Ihnen dargestellt habe. Wir müssen also das Schmetterlingswesen uns so vorstellen, daß es gewissermaßen ein Spiegelbild der Schönheiten des oberen Kosmos ist.

Während der Mensch in sich aufnimmt, in sich verschließt das, was oberer Kosmos ist, innerlich seelisch wird, seelisch wie die Konzentration des Kosmos, die dann nach außen ausstrahlt und sich im Menschenhaupt die Form gibt, so daß wir im Menschenhaupt etwas von Innen nach außen Gebildetes haben, haben wir im Schmetterlingswesen das von außen nach innen Gebildete. Und es ist schon für denjenigen, der diese Dinge sehermäßig betrachtet, so, daß er eigentlich ein Ungeheures lernt, wenn er in der folgenden Art zu Werke geht,

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wenn er sagt: Ich will die Geheimnisse, die ältesten Geheimnisse, die Saturngeheimnisse des menschlichen Hauptes ergründen, ich will wissen, was da innerhalb der Hirnschale eigentlich für Kräfte gewaltet haben.

Er muß sich hinweisen lassen auf das, was man äußerlich überall sieht, was äußerlich überall einstrahlt, und das Schmetterlingswesen studieren. Um deine eigenen Haupteswunder kennenzulernen, studiere die Wunder, wie der Schmetterling draußen in der Natur wird: das ist etwa die große Lehre, welche der sehermäßigen Beobachtung der Kosmos gibt.


Schreitet dann die Evolution vor von der Saturnzeit zur Sonnenzeit, dann entsteht ein Wesen, das eine weitere Ausbildung, eine Luftumbildung, eine Luftmetamorphose des Hauptes hat; aber es gliedert sich an in einer feinen Substanz, was dann später zu den Brustgebilden, zu den Atmungs- und Herzgebilden des Menschen wird. Also hier - im Saturn - haben wir noch wesentlich diejenige Metamorphose, welche das menschliche Haupt darstellt. Aber das ist natürlich die spätere Form.

Kommen wir zur Sonnenzeit herauf, so haben wir den Kopf-Brustmenschen; es gliedert sich an, was nun Brust des Menschen ist. Gleichzeitig aber entsteht schon in der letzten Saturn- und in der ersten Sonnenzeit dasjenige, für das wir nun den Repräsentanten zu sehen haben im Adler.

So daß die ersten Anlagen dieser Tiere zurückgehen bis in die alte Sonnenzeit.

Sie sehen daraus, welch ein gewaltiger Unterschied in der Heranbildung selbst der höheren Tiere und des Menschen vorhanden ist. Ich werde schon über die Übergangstiere, zu denen ja auch das Affengeschlecht gehört, in der Zukunft noch sprechen, aber ich will heute nur einen zusammenfassenden Begriff geben. Sie sehen, welch ein gewaltiger Unterschied da besteht zwischen Menschenbildung und höherer Tieresbildung.

Beim Menschen ist das erste, daß sich in der Evolution das Haupt ausbildet. Das übrige werden Anhangsorgane, die sich gewissermaßen

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an die Hauptesbildung anhängen. Der Mensch wächst in der kosmischen Evolution von seinem Haupte aus nach unten.

Der Löwe dagegen ist zum Beispiel während der alten Sonnenzeit, während des zweiten Teiles der alten Sonnenzeit ein Tier, welches zunächst als Brusttier entsteht, als kräftiges Atmungstier mit einem noch sehr kleinen, verkümmerten Kopf.

Erst als die Sonne dann in späteren Zeiten von der Erde sich trennt und von außen wirkt, erst dann entsteht aus der Brust heraus der Kopf. Es wächst also der Löwe so, daß er von der Brust nach aufwärts sich entwickelt, der Mensch, indem er vom Kopf nach unten sich entwickelt. Das ist ein gewaltiger Unterschied in der Gesamtevolution.


Indem wir weiterschreiten bis zur Mondenmetamorphose der Erde, da erst braucht der Mensch, weil der Mond die Wassermetamorphose darstellt, weil der Mond wässerig ist, allerdings dann verhornt in der späteren Zeit, von jetzt ab die weitere Fortsetzung nach unten. Es bildet sich die Anlage des Verdauungssystems.

Während der alten Sonnenzeit, während man nur lichtdurchwelltes, lichtdurchglänztes Luftiges hat, braucht der Mensch auch zu seiner Ernährung nur einen Atmungsapparat, der nach unten abgeschlossen ist; der Mensch ist Kopf- und Atmungsorgan. Jetzt während der Mondenzeit gliedert er sich das Verdauungssystem an. Damit aber kommt der Mensch also dazu, Kopf, Brust und Unterleib zu werden. Und da alles im Monde noch wäßrige Substanz ist, hat der Mensch während dieser Mondenzeit Auswüchse, die ihn schwimmend durch das Wasser tragen.

Von Armen und Beinen kann erst während der Erdenzeit gesprochen werden, wenn die Schwerkraft wirkt und dasjenige herausgestaltet, was sich vor allen Dingen in die Richtungen der Schwerkraft hineinstellt, die Gliedmaßen. Das also gehört erst der Erdenzeit an. Während der Mondenzeit aber bildet sich, noch ganz anders geartet als später, der Verdauungsapparat, so geartet, daß dieser Verdauungsapparat des Menschen noch nicht aufzunehmen braucht alles das, was der Verarbeitung der freien, willkürlichen Beweglichkeit der Glieder dient. Es ist ein wesentlich anderer Verdauungsapparat noch; der metamorphosiert sich später um in den Verdauungsapparat, der der Erdenverdauungsapparat ist. Aber der Mensch gliedert sich während der Mondenzeit den Verdauungsapparat an.

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Wiederum ist es so, daß jetzt zu den Nachkommen von Schmetterlingen, Vögeln und von solchen Geschlechtern, von denen der Löwe ein Repräsentant ist, hinzukommen diejenigen Tiere, die vorzugsweise nach der Verdauung hinneigen. Wir haben also da hinzukommend während der Mondenzeit zum Beispiel das, was wir durch die Kuh repräsentiert haben. Aber wie ist nun im Gegensatze zum Menschen das Wachstum der Kuh?

Das ist so, daß die Kuh zunächst während dieser alten Mondenzeit hauptsächlich den Verdauungsapparat ausbildet; dann, nachdem der Mond sich abgetrennt, wachsen aus dem Verdauungsapparat die Brustorgane und der eigentümlich gestaltete Kopf erst heraus.

Während der Mensch beim Kopf anfängt sich zu entwickeln, dann daran schließt die Brust, die Brustmetamorphosierungen, dann daran schließt die Verdauungsorgane; während der Löwe mit den Brustorganen anfängt, den Kopf daran schließt, und mit dem Menschen zugleich die Verdauungsorgane bekommt während der Mondenzeit, haben wir bei denjenigen Tieren, deren Repräsentant die Kuh ist, als erste Anlage zunächst die Verdauungsorgane, und dann, aus diesen weiterwachsend, haben wir Brust- und Kopforgane gebildet.

Also Sie sehen,

Das gibt die Anschauung der Entwickelung des Menschen.

Nun entsteht natürlich die Frage: Ist es nur die Kuh, welche da wie ein Genosse sich hinzugesellt zu der Evolution des Menschen? - Das ist nicht bloß so, sondern immer, wenn irgendeine solche planetarische Metamorphose entsteht, dann entwickeln sich die alten Wesen weiter, aber zugleich entstehen neue. Die Kuh entsteht schon während der ersten Mondenmetamorphose.

Dann aber kommen andere Tiere dazu, die in der letzten Mondenmetamorphose ihre allererste Anlage bekommen. Die können nicht mehr zum Beispiel den Hinausgang des Mondes mitmachen, weil er schon draußen ist. Die können daher auch nicht mitmachen, was dieser Hinausgang des Mondes bewirkt, daß er gewissermaßen aus dem Bauch der Kuh herauszieht die Herzorgane und

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die Kopforgane, sondern die später auftretenden Wesen bleiben auf dem Standpunkt stehen, der beim Menschen fixiert ist durch die Verdauung. So daß also Wesen entstehen, die eigentlich nur Verdauungstiere bleiben, die auf der Stufe bleiben, die der Mensch in seinem Unterleibe mit sich trägt.

Geradeso wie der Adler und die Schmetterlinge dem Kopf zugeordnet sind, wie der Löwe der Brust zugeordnet ist, die Kuh dem Unterleib zugeordnet ist, aber, ich möchte sagen als das Tier, das zu gleicher Zeit alles Obere in sich hineinwachsen läßt in der späteren Evolution, so sind Amphibien und Reptilien, also Kröten, Frösche, Schlangen, Eidechsen und so weiter zugeteilt, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, nur dem menschlichen Unterleibe, dem menschlichen Verdauungsapparat. Da sind reine Verdauungsapparate als Tiere entstehend.

Saturn: Sonne: Mond:
Kopf Kopf-Brust Kopf-Brust-Unterleib
Schmetterling Vogel.
Löwe
Kuh.
Reptilien, Amphibien.
Fische

Sie entstehen auch während der zweiten Mondenzeit in einer höchst plumpen Form, sind eigentlich wandelnde Magen und Gedärme, wandelnder Magen und Darmschlauch. Erst später während der Erdenzeit bekommen sie die ja auch noch nicht besonders vornehm aussehenden Kopfteile. Sehen Sie sich die Frösche und Kröten oder die Schlangen an! Sie entstehen eben durchaus in einer Spätzeit als Verdauungstiere, da, wo der Mensch gewissermaßen sich nur noch anhängen kann seine Verdauungsapparate an das, was er früher schon gehabt hat.

In der Erdenzeit, wenn der Mensch sich seine Gliedmaßen ausbildet unter der Schwere und dem Erdmagnetismus, da strecken allerdings auch - meinetwillen nehmen wir die Schildkröte als Repräsentanten - die Schildkröten ihren Kopf heraus über ihren Panzer mehr wie ein Gliedmaßenorgan als einen Kopf. So können wir auch verstehen, wie bei den Amphibien und Reptilien dieser Kopf ungeschlacht gestaltet ist. Er ist eigentlich wirklich so gestaltet, daß man durchaus das Gefühl hat, wie es auch richtig ist: da kommt man aus dem Mund sogleich in den Magen hinein. Da ist nicht viel Vermittelung.

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Wenn man also den Menschen betrachtet und seinem Wesen zu teilt die Tiergenossen, dann muß man demjenigen, was da enthalten ist in den Reptilien und Amphibien, zuteilen die menschliche Verdauungstätigkeit. Und tatsächlich, man kann sagen: So wie der Mensch die Produkte seiner Verdauung in seinen Gedärmen herumträgt, so trägt der Kosmos auf dem Umweg durch die Erde die Kröten, Schlangen und Frösche gewissermaßen in dem kosmischen Gedärm herum, das er sich bildet in dem wäßrig-irdischen Element der Erde.

Dagegen dasjenige, was dann mehr zusammenhängt mit der menschlichen Fortpflanzung, was sich überhaupt erst in der allerletzten Mondenzeit in der allerersten Anlage bildet und erst während der Erdenmetamorphose herauskommt, mit dem sind die Fische verwandt, die Fische und noch niedrigere Tiere. So daß wir die Fische anzusehen haben als Spätlinge der Evolution, als solche Wesen, die sich in der Evolution erst da hinzugesellen zu den anderen Tieren, wenn sich beim Menschen die Fortpflanzungsorgane zu den Verdauungsorganen hinzugesellen.

Die Schlange ist im wesentlichen der Vermittler zwischen Fortpflanzungsorgan und Verdauungsorgan. Richtig hineingesehen in die menschliche Natur, was stellt die Schlange dar? Die Schlange stellt nämlich den sogenannten Nierenkanal dar; sie ist in derselben Zeit der Weltenevolution entstanden, in der sich beim Menschen der Nierenkanal ausgebildet hat.

So können wir richtig verfolgen, wie der Mensch, von seinem Haupte angefangen, nach unten wächst, wie ihm die Erde die Gliedmaßen herausholt und in ihren Dienst stellt, daß diese Gliedmaßen sich hineinstellen in das Erdengleichgewicht der Schwere und der magnetischen Kräfte. Und gleichzeitig mit diesem Wachsen nach unten bilden sich die verschiedenen Tierklassen. Sie sehen, auf diese Weise bekommt man ein wahres Bild der Erdenevolution mit ihren Geschöpfen. Gemäß dieser Evolution haben sich dann diese Geschöpfe so entwickelt, daß sie uns zeigen, was heute ist.


Wenn Sie die Schmetterlinge und die Vögel ansehen, so haben sie allerdings irdische Formen; aber Sie wissen aus der früheren Darstellung: der Schmetterling ist eigentlich ein Lichtwesen, und die irdische Materie ist ihm nur angeflogen. Wenn er selber Ihnen sagen könnte, was er ist, so würde er Ihnen verkündigen, daß er einen Leib aus Licht hat, und daß

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er, wie ich bereits sagte, das, was ihm als Erdenmaterie angeflogen ist, wie ein Gepäck, wie etwas Äußeres an sich trägt.

Ebenso ist der Vogel ein warmluftiges Tier, könnte man sagen, denn der wahre Vogel ist die warme Luft, die in dem Vogel ausgebreitet ist; das andere ist sein Gepäck, das er durch die Welt schleppt.

Diese Tiere, die also eigentlich heute noch nur mit irdischer Umkleidung, mit Erdenumkleidung, mit Wasserumkleidung sich erhalten haben ihre Lichtes-, ihre Wärmenatur, diese Wesenheiten sind am frühesten in der ganzen Erdenevolution entstanden. Diese Wesenheiten haben auch solche Formen, welche denjenigen, der nun auch hinüberschauen kann in die Zeit, die der Mensch vor seinem Herabstieg in das Erdenleben durchmacht in der geistigen Welt, erinnern an das, was in der geistigen Welt durchgemacht ist.

Gewiß, es sind irdische Formen, denn die irdische Materie ist angeflogen. Wenn Sie sich aber richtig vorstellen die schwebenden, webenden Leuchtewesen, die die Schmetterlinge sind, wenn Sie sich wegdenken das, was ihnen vom Irdischen angeflogen ist, wenn Sie sich vom Vogel wegdenken, was ihm vom Irdischen angeflogen ist, wenn Sie sich diese Kraftmasse denken, die den Vogel zum warmen Luftwesen macht, mit dem, was dann sein Gefieder ist, nur als leuchtende Strahlen, wenn Sie sich das denken, dann erinnern diese Wesenheiten, die nur wegen ihrer äußeren Bekleidung so aussehen und auch die Größe, die sie haben, nur eben wegen dieser äußeren Bekleidung haben, denjenigen, der eben auch das Menschenwesen kennt vor seinem Herabstieg auf die Erde, an dieses Menschenwesens Herabstieg auf die Erde.

Dann sagt sich derjenige, der so hineinschaut in die geistige Welt: In den Schmetterlingen, in den Vögeln haben wir etwas, was erinnert an jene Geistformen, unter denen der Mensch gelebt hat, bevor er auf die Erde herabgestiegen ist, an die Wesen der höheren Hierarchien. Mit Verständnis Schmetterlinge und Vögel angeschaut, sind sie eine ins Kleine umgesetzte, metamorphosierte Erinnerung derjenigen Formen, die man als Geistformen um sich hatte, als man noch nicht herabgestiegen war in die Erdenentwickelung. Weil die Erdenmaterie schwer ist und überwunden werden muß, so ziehen die Schmetterlinge ihre gigantisch große Gestalt, die sie eigentlich haben, ins Kleine zusammen.

Wenn Sie von einem Schmetterlinge absondern könnten alles, was Erdenmaterie ist, so würde er sich allerdings

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zur Erzengelgestalt als Geistwesen, als Leuchtewesen ausdehnen können. Wir haben schon in denjenigen Tieren, die die Lüfte bewohnen, irdische Abbilder dessen, was in höheren Regionen auf geistgemäße Art vorhanden ist.

Daher war es in der instinktiven Hellseherzeit ein selbstverständlich künstlerisches Wirken, aus den Formen der Flugtiere die symbolische Form, die bildliche Form der Geistwesen der höheren Hierarchien zu bilden. Das hat seine innere Begründung. Im Grunde sind die physischen Formen von Schmetterlingen und Vögeln eben die physischen Metamorphosen von Geistwesen. Nicht die Geistwesen haben sich metamorphosiert, aber die metamorphosierten Abbilder davon sind sie; es sind natürlich andere Wesenheiten.

Daher werden Sie es auch verständlich finden, wenn ich, zurückkommend auf etwas, was ich schon ausgesprochen habe, noch einmal das Folgende Ihnen zeichne. Ich sagte Ihnen, der Schmetterling, der eigentlich ein Lichtwesen ist, schickt fortwährend zeit seines Lebens hinaus die durchgeistigte Erdenmaterie in den Kosmos.

Ich möchte nun diese durchgeistigte Erdenmaterie, die da in den Kosmos hinausgeschickt wird, mit Anlehnung an einen gebräuchlichen Ausdruck der Sonnenphysik die Schmetterlingskorona nennen. So strahlt die Schmetterlingskorona fortwährend in den Kosmos hinaus.

Aber in diese Schmetterlingskorona strahlt ein, was das Vogelgeschlecht jedesmal, wenn der Vogel stirbt, dem Kosmos übergibt, so daß da hineinstrahlt die vergeistigte Materie vom Vogelgeschlecht, hinaus in den Kosmos. Man hat dann von außen, geistig gesehen, den Anblick einer glimmenden Korona, ausgehend vom Schmetterlingsgeschlecht - nach gewissen Gesetzen erhält sich diese auch im Winter -, und mehr strahlenförmig hineingestellt das, was von den Vögeln ausfließt. (Tafel II / Zeichnung Seite 80.)

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Sehen Sie, wenn der Mensch sich anschickt, herunterzusteigen aus der geistigen Welt in die physische Welt, da ist es zunächst die Schmetterlingskorona, diese eigentümliche Ausstrahlung von vergeistigter Erdenmaterie, die den Menschen ins irdische Dasein ruft. Und die Strahlen der Vogelkorona, die werden mehr empfunden wie Kräfte, die hereinziehen.

Nun sehen Sie noch eine höhere Bedeutung desjenigen, was im Luftkreise lebt. Man muß eben überall in dem, was lebt und webt

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in der Wirklichkeit, das Geistige suchen. Und sucht man das Geistige, dann kommt man eigentlich erst darauf, was die einzelnen Wesensgebiete für eine Bedeutung haben. Die Erde lockt gewissermaßen den Menschen zur Wiederverkörperung herein, indem sie die Leuchteausstrahlung der Schmetterlingskorona und die Strahlung der Vogelkorona hinausschickt in den Weltenraum.

Das sind die Dinge, die den Menschen, nachdem er eine Zeitlang zugebracht hat in der rein geistigen Welt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, wiederum hereinrufen in das neue Erdendasein. Es ist daher kein Wunder, wenn der Mensch sich schwer enträtseln kann das komplizierte Gefühl, das er mIt Recht hat beim Anblick der Schmetterlings- und der Vogelwelt. Denn dasjenige, was da wirklich ist, sitzt tief im Unterbewußtsein. Das, was da wirklich ist, ist die Erinnerung an die Sehnsucht nach neuem Erdendasein.

Und das wiederum hängt zusammen mit dem, was ich Ihnen auch öfter auseinandergesetzt habe, daß der Mensch, nachdem er von der Erde abgegangen ist durch die Pforte des Todes, seinen Kopf eigentlich zerstreut, daß dann sein übriger Organismus, seinen Kräften nach natürlich, nicht seiner Materie nach, umgebildet wird zu dem Kopf des nächsten Erdendaseins.

Der Mensch strebt also eigentlich nach dem Kopf, indem er herunterstrebt. Und der Kopf ist das erste, das sich ausbildet am Menschenembryo in einer Gestalt, die schon der späteren Menschengestalt ähnlich ist. Daß das alles so ist, das hängt damit zusammen, daß innig verwandt ist diese Hinbildung nach dem Kopfe mit dem, was wirkt und webt in der fliegenden Welt, durch die der Mensch eigentlich hereingezogen wird aus dem Übersinnlichen in das sinnliche Dasein.

Dann, wenn der Mensch während seiner Embryonalzeit zunächst die Kopfesorganisation bekommen hat, dann bildet sich aus dem Erdendasein heraus, plaziert in dem Leibe der Mutter, dasjenige, was Verdauungsorganismus ist und so weiter. Geradeso wie das, was oben ist, die Kopfbildung, zusammenhängt mit dem Wärmeartigen, mit dem Luftartigen, mit dem Wärme-Lichtartigen, so hängt mit dem irdischfeuchten Element zusammen, was dann eine Nachbildung ist dessen, was dem Menschen später während der Evolution angegliedert ist, und

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was sich jetzt neuerdings angliedert während seiner Embryonalzeit.

Dieses irdisch-feuchte Element aber muß für den Menschen erst in einer ganz besonderen Weise zubereitet werden; eben in dem Leib der Mutter. Bildet es sich nur an sich aus draußen im Tellurischen, im Irdischen zerstreut, dann bildet es sich aus zu dem, was die niedrigen Tierformen, die Amphibien und Reptilien, sind, dann bildet es sich aus zu dem, was die Fische und noch niedrigere Tiere sind.

Wenn der Schmetterling eigentlich sich mit Recht als ein Lichtwesen anschaut, der Vogel als ein warmes Luftwesen, so können das die niedrigeren Tiere, die Amphibien, Reptilien und die Fische, nicht.


Sehen wir uns zunächst einmal die Fische an. Wie sie heute sind, werden sie im Entstehen draußen überlassen sozusagen der äußeren Bildung, wo auf sie die Kräfte von außen hereinwirken, die auf den Menschen von innen heraus wirken. Der Fisch lebt vorzugsweise im wäßrigen Elemente. Aber das Wasser ist ja nicht nur das, was Wasserstoff und Sauerstoff in ihrer Zusammensetzung für den Chemiker sind, sondern das Wasser ist durchzogen von allen möglichen kosmischen Kräften. Die Sternenkräfte halten auch ihren Einzug in das Wasser, und im Wasser würden keine Fische leben, wenn das Wasser eben nur die gleichartige Zusammensetzung von Wasserstoff und Sauerstoff wäre. Aber geradeso wie der Schmetterling sich als Lichtwesen, wie der Vogel sich als warmes Luftwesen fühlt, so fühlt
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sich der Fisch eigentlich als das irdisch-wäßrige Wesen. Das eigentliche Wasser, das er in sich aufsaugt, das fühlt er nicht als sein Wesen.

Der Vogel fühlt die Luft, die er aufsaugt, als sein Wesen. Der Vogel fühlt also eigentlich, schematisch ausgedrückt, das, was als Luft in ihn eindringt, was sich überall ausbreitet, als sein Wesen; diese sich ausbreitende und von ihm erwärmte Luft (Tafel III/Zeichnung blau), das ist sein Wesen.

Der Fisch hat das Wasser in sich, aber der Fisch fühlt sich nicht als das Wasser; der Fisch fühlt sich als das, was das Wasser einschließt, er fühlt sich als die Umgebung des Wassers. Er fühlt sich als diese glitzerige Hülle oder Schale des Wassers. Aber das Wasser fühlt er als ein ihm fremdes Element, das in ihm aus- und eingeht, und indem es aus- und eingeht in ihm, ihm auch zugleich die Luft bringt, die er braucht. Aber Luft und Wasser fühlt er als etwas Fremdes. Er fühlt es zunächst als physischer Fisch als etwas Fremdes. Aber der Fisch hat ja auch seinen Äther- und seinen astralischen Leib. Das ist gerade das Eigentümliche des Fisches: dadurch, daß er sich eigentlich als die Hülle fühlt, und das Wasser ihm verbunden bleibt mit dem übrigen wäßrigen Elemente, fühlt er den Äther als dasjenige, in dem er eigentlich lebt. Das Astralische fühlt er dann nicht als das, was zu ihm gehört.

Aber der Fisch ist das eigentümliche Tier, das so recht Äthertier ist. Für sich ist er die physische Schale für das Wasser. Das Wasser, das in ihm ist, fühlt er zusammengehörig mit allen Wassern der Welt. Gewissermaßen überall setzt sich ihm die Feuchtigkeit fort. Feuchtigkeit ist ja überall, und in dieser Feuchtigkeit nimmt er zugleich den Äther (Tafel III / Zeichnung lila) wahr. Die Fische sind allerdings für das irdische Leben stumm, aber wenn sie reden könnten und Ihnen erzählen würden, wie sie sich fühlen, dann würden Ihnen die Fische sagen: Ich bin Schale, aber die Schale trägt ein überall sich ausbreitendes Wasserelement, das der Träger des Ätherelementes ist. In dem Äther schwimme ich eigentlich. - Der Fisch würde sagen: Das Wasser ist nur Maja, die Wirklichkeit ist der Äther, in dem schwimme ich eigentlich.

Also der Fisch fühlt sein Leben als das Leben der Erde. Das ist das Eigentümliche von ihm: er fühlt sein Leben als das Leben der Erde, und daher nimmt er innig teil an alledem, was im Jahreslauf durchgemacht wird von der Erde: dieses Hinausgehen der Ätherkräfte im Sommer, dieses Zurückziehen

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der Ätherkräfte im Winter. So daß der Fisch etwas fühlt, was in der ganzen Erde atmet. Den Äther empfindet der Fisch als das Atmende der Erde.

Es hat hier einmal Dr. Wachsmuth von dem Atmen der Erde gesprochen. Das ist eine sehr schöne Auseinandersetzung gewesen. Aus eigener Erfahrung hätte das ein Fisch hier vortragen können, wenn er die Vortragskunst gelernt hätte; denn er empfindet das alles, was da vorgetragen worden ist, aus der Verfolgung der dazugehörigen Erscheinungen. Der Fisch ist dasjenige Tier, das das Atmungsleben der Erde während des Jahreslaufes in einer ganz außerordentlichen Weise mitmacht, weil für den Fisch das, worauf es ihm ankommt, gerade das Äther-Lebenselement ist, das aus und ein wogt, und das nur das andere Atmende mitreißt.

Anders ist es bei den Reptilien und bei den Amphibien, bei den Fröschen zum Beispiel, die in dieser Beziehung außerordentlich charakteristisch sind. Die hängen weniger zusammen mit dem Ätherelemente des Kosmos, die hängen mehr zusammen mit dem astralischen Element des Kosmos.

Wenn man den Fisch frägt: Wie steht es denn eigentlich mit dir? - dann sagt er: Nun ja, hier auf Erden bin ich ein erdgewordenes Geschöpf, gebildet aus dem irdisch-feuchten Elemente; aber mein eigentliches Leben ist das Leben der ganzen Erde mit ihrer kosmischen Atmung. - Beim Frosch ist es nicht so, beim Frosch ist es wesentlich anders. Der Frosch nimmt teil an der allgemein ausgebreiteten Astralität.

Ich sprach Ihnen ja bei den Pflanzen davon und werde noch weiter davon sprechen, wie die Astralität des Kosmos oben die Blüte berührt. Mit dieser Astralität, gewissermaßen mit dem astralischen Leib der Erde, hängt der Frosch so zusammen wie der Fisch mit dem Ätherleib der Erde.

Der Fisch hat mehr seine Astralität für sich. Der Frosch hat eigentlich seinen Ätherleib sehr stark für sich, viel stärker als der Fisch; aber der Frosch lebt in dem allgemein Astralischen; so daß er namentlich jene astralischen Vorgänge miterlebt, die sich im Jahreslaufe abspielen, wo die Erde die Astralität spielen läßt im Verdunsten des Wassers, im Wiederherabkommen des Wassers.

Da sagt natürlich der materialistisch denkende Mensch: das Wasser verdunstet durch diese oder jene aerodynamischen meinetwillen oder aeromechanischen Kräfte;

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man bekommt den Hinaufstieg. Es formen sich Tropfen; werden die genügend schwer, so fallen sie herab. Aber das ist ja ungefähr ebenso, wie wenn man eine ähnliche Theorie vom Blutlaufe des Menschen aufstellen würde, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß da alles lebt im Blutlauf. So lebt im Kreislauf des auf- und abwärtsdringenden Wassers die Astralatmosphäre der Erde, die Astralität der Erde.

Ich sage Ihnen nicht etwas Fabelhaftes, wenn ich sage: Gerade die Frösche - bei den anderen Amphibien ist das auch vorhanden, aber mehr zurückgetreten - leben dieses astrale Spiel, das sich in den Witterungsverhältnissen, in der Meteorologie auslebt, mit. Nicht nur, daß man sie, wie Sie wissen, in der bekannten einfachen Weise als Wetterpropheten benutzt, weil sie dieses Spiel wunderbar miterleben dadurch, daß sie mit ihrer Astralität hineinversetzt sind in die Astralität der Erde; der Frosch sagt gar nicht, er habe ein Gefühl, sondern der Frosch ist nur ein Träger der Gefühle, die die Erde hat in Regenperioden, in trockenen Perioden und so weiter. Daher haben Sie auch unter gewissen Witterungsverhältnissen die mehr oder weniger schönen oder häßlichen Froschkonzerte. Die sind im wesentlichen der Ausdruck der Frösche für das, was sie im Astralleib der Erde miterleben. Sie quaken wahrhaftig nicht, ohne daß sie Veranlassung dazu haben aus dem ganzen Kosmos heraus; sie leben das Astralische der Erde mit.

So können wir sagen: Was in dem irdisch-feuchten Elemente lebt, das ist tatsächlich so, daß es auch mehr das Irdische miterlebt; die irdischen Lebensverhältnisse also beim Fisch, die irdischen Empfindungsverhältnisse beim Frosch und überhaupt beim Reptilien- und Amphibiengeschlechte.

Wiederum, will man alles das studieren, was menschlicher Verdauungsorganismus ist, dann muß man sagen: dieser Verdauungsorganismus bildet sich allerdings wiederum nach diesem Schema von innen heraus. Aber wer wirklich studieren will, wie die Dinge funktionieren, der muß sich an das Amphibien- und Reptiliengeschlecht wenden, denn dem fliegt von außen an, was der Mensch als Kräfte durch seine Verdauungswerkzeuge durchdrängt. Mit denselben Kräften, mit denen der Mensch verdaut, bildet der äußere Kosmos, die äußere Natur Schlangen, Kröten und Eidechsen und Frösche.

Und wer richtig - verzeihen Sie, aber in der Natur ist nichts häßlich, sondern alles muß in

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objektiver Weise besprochen werden -, wer die innere Natur, sagen wir, des menschlichen Dickdarmes mit seinen Kräften der Absonderung studieren will, der muß die Kröten äußerlich studieren, denn der Kröte fliegt äußerlich dasjenige an, was im menschlichen Dickdarm von innen heraus nach diesem Schema wirkt. Es ist das nicht so schön in der Beschreibung wie das, was ich für die Schmetterlinge zu beschreiben hatte; aber in der Natur muß eben alles in objektiver Gleichheit hingenommen werden.

Sehen Sie, auf diese Art bekommen Sie nun auch ein Bild davon, wie die Erde das kosmische Leben ihrerseits miterlebt. Denn sehen Sie hin auf die gewissermaßen absondernden Organe der Erde: die Erde sondert nicht nur die geringlebigen menschlichen Absonderungsprodukte ab, sondern sie sondert noch Lebendiges ab, und ihre eigentlichen Absonderungen sind zum Beispiel die Kröten, und in ihnen entledigt sich die Erde dessen, was sie nicht brauchen kann.

Aus alldem sehen Sie, wie das Außen der Natur überall dem Innen entspricht. Wer da sagt: «Ins Innere der Natur dringt kein erschaffner Geist», der weiß nur nicht, daß überall in der Außenwelt dieses Innere der Natur vorhanden ist. Wir können den ganzen Menschen seinem Innenwesen nach studieren, wenn wir das verstehen, was im Kosmos außen webt und lebt. Wir können ihn studieren, diesen Menschen, vom Kopf bis zu den Gliedmaßen, wenn wir studieren, was in der Außenwelt vorhanden ist. Welt und Mensch gehören eben durchaus zusammen.

Und man kann schon sagen, ein Schema könnte man aufstellen, das würde so sein (Tafel III, rechts): Man hat den großen Umkreis; der große Umkreis konzentriert seine Kraft in einem Punkte. Der große Umkreis schafft sich im Inneren einen kleineren; der Punkt strahlt dasselbe aus. Der kleinere Umkreis bildet wiederum einen weiteren kleineren Umkreis; das, was im Inneren ist, strahlt dasselbe aus. Dieser Umkreis bildet wiederum einen solchen Umkreis; das, was beim Menschen ist, strahlt weiter nach außen aus: und das Äußere des Menschen berührt sich mit dem Inneren des Kosmos. Da, wo unsere Sinne mit der Welt zusammenkommen, da berührt sich dasjenige, was bei dem Menschen von innen nach außen gegangen ist, mit dem, was im Kosmos von außen nach innen gegangen ist. In diesem Sinne ist der Mensch eine

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kleine Welt, ein Mikrokosmos gegenüber dem Makrokosmos. Aber er enthält alle Wunder und Geheimnisse dieses Makrokosmos, nur eben in entgegengesetzter Entwickelungsrichtung.

Es würde für die Erde etwas sehr Widriges sein in bezug auf ihre Fortentwickelung, wenn das nur so wäre, wie ich es bis jetzt dargestellt habe; da würde die Erde die Krötenwesenheiten aussondern, und sie würde eines Tages ebenso wie das physische Menschenwesen zugrunde gehen müssen, ohne Fortsetzung zu haben.

Wir haben aber jetzt eigentlich nur den Menschen im Zusammenhang mit den Tieren ins Auge gefaßt, und wir haben in diesen Tagen eine kleine Brücke geschlagen zu den Pflanzenwesen hin. Wir werden weiter in das Reich der Pflanzen eindringen müssen, und dann in das Reich der Mineralwesen, und wir werden sehen, wie die Mineralwesen während der Erdenzeit entstanden sind; wie das, was zum Beispiel die Gesteine unserer Urgebirge sind, Stück für Stück von den Pflanzen abgelagert ist, wie die Kalkgebirge Stück für Stück von den späteren Tieren abgelagert sind. Mineralreich ist Ablagerung des Pflanzen- und Tierreiches, und im wesentlichen Ablagerung der niedersten Tiere.

Die Kröten geben noch nicht sehr viel her für das Mineralische der Erde, die Fische auch verhältnismäßig wenig; aber die niederen Tiere und die Pflanzen geben sehr viel her. Die niederen Wesen mit Kieselpanzern und Kalkpanzern, Kalkschalen, die lagern dasjenige ab, was sie erst aus ihrem Tierischen, aus ihrem Pflanzlichen heraus bilden, und das Mineralische zerfällt dann. Wenn das Mineralische zerfällt, dann bemächtigt sich gerade der Zerfallsprodukte des Mineralischen eine höchste Kraft und baut neue Welten daraus auf. Das Mineralische an einem bestimmten Orte kann eben vor allen Dingen wichtig werden.

Wenn wir die Erdenevolution verfolgen - Wärmemetamorphose, Luftmetamorphose, Wassermetamorphose, mineralische, irdische Metamorphose -: das menschliche Haupt hat alle diese Metamorphosen mitgemacht, die mineralische Metamorphose zunächst nach außen in dem verfallenden, aber eigentlich noch immer mit etwas Vitalität durchsetzten Kopfskelett.

Aber in einer noch viel deutlicheren Weise hat dieses menschliche Haupt die irdische mineralische Metamorphose mitgemacht. Es gibt in der Mitte des menschlichen Hauptes in der Gehirnbil-

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dung ein pyramidenartig gebildetes Organ, die Zirbeldrüse. Diese Zirbeldrüse in der Nähe des Vierhügelkörpers und der Sehhügel sondert aus sich den sogenannten Gehirnsand ab, zitronengelbe Steinchen, die wie Häufchen an dem einen Ende der Zirbeldrüse liegen und die wirklich das Mineralische im Menschenhaupte sind. Liegen sie nicht da, trägt der Mensch diesen Gehirnsand, dieses Mineralische nicht in sich, dann wird er ein Idiot oder ein Kretin. Die Zirbeldrüse ist verhältnismäßig groß bei den normalen Menschen. Bei Kretins hat man schon bloß hanfkorngroße Zirbeldrüsen gefunden; die können keinen Gehirnsand absondern.

In diesem mineralischen Einschluß liegt eigentlich der Geistesmensch, da schon andeutend, daß das Lebendige eigentlich zunächst nicht den Geist beherbergen kann, sondern daß der Geist im Menschen als seinen Mittelpunkt ein Unlebendiges braucht, also vor allen Dingen als selbständiger lebendiger Geist da sein muß.

Es war eine schöne Entwickelung, die uns gebracht hat von der Schmetterlings-Kopfbildung, Vogel-Kopfbildung herunter bis zu Reptilien und Fischen. Wir werden nun wieder aufsteigen, werden das betrachten, was uns ebenso befriedigen kann wie die Tierreihe: die Pflanzenreihe und die Mineralreihe. Und ebenso wie wir Lehren haben ziehen können über die Vergangenheit aus der Tierreihe, so werden wir aus der Mineralreihe Hoffnungen ziehen können für die Erdenzukunft. Dabei werden wir natürlich noch nötig haben, in den nächsten Vorträgen in der mannigfaltigsten Weise auf die Übergangstiere einzugehen, denn ich habe nur die hauptsächlichsten Tiere, die sozusagen an den Knotenpunkten der Entwickelung erscheinen, in dieser Übersicht berühren können.