Rudolf Steiner (1861-1925):
GA 122 Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte
11. Vortrag München, 26. August 1910
Getrennt-geschlechtige Menschen als Nachkommen der Elohim-Menschen.
Aus allem, was in den letzten Tagen und insbesondere gestern noch gesagt worden ist, werden Sie entnehmen können, in welchen Zeitenraum ungefähr unserer geisteswissenschaftlichen Beschreibung wir den Bericht der Genesis hineinzuversetzen haben. Wir haben ja schon darauf hingewiesen, daß da, wo sozusagen die ersten monumentalen Worte der Bibel einschlagen, jener Moment gemeint ist, welcher von uns geisteswissenschaftlich etwa mit den Worten angedeutet wird: Die noch gemeinsame Erden-Sonnen-Substanz schickt sich an, in eine Trennung einzutreten.
Dann erfolgt diese Trennung, und während der Trennungsvorgänge spielt sich das ab, was uns die Genesis zunächst schildert. Alles das ist mit dieser Genesisschilderung gemeint, was da erfolgt bis hinein in die lemurischen Zeiten, bis zur Mondentrennung. Und was dann nach vollzogener Mondentrennung von uns geisteswissenschaftlich geschildert wird als der Verlauf der lemurischen Zeiten, als das Anbrechen der atlantischen Zeiten, das haben wir in der Schilderung zu suchen, die da folgt auf die Schöpfungstage. Das haben wir gestern schon angedeutet.
Wir haben auch darauf hingedeutet, welch tiefer Sinn darin liegt, wenn gesagt wird, daß der Mensch in seine Leiblichkeit Erden-Monden-Staub eingeprägt erhielt. Das war also zu derselben Zeit, wo jener Aufstieg im Kosmos erfolgt war, den wir als ein kosmisches Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim bezeichnet haben.
Dieses Aufsteigen mußten wir etwa zusammenfallend denken mit dem Beginne der Wirksamkeit des Mondes von außen. Da müssen wir uns nur die Wirksamkeit des Mondes, das heißt jener Wesenheit, die verbunden war mit dem Vorgang der Mondentrennung, mit der Wirksamkeit des Mondes von außen, eben in der Gesamtheit der Elohim denken, das, was wir Jahve-Elohim nennen. So daß wir sagen könnten: Das Wirken des Mondes auf die Erde in ihrem ersten Stadium korrespondiert mit alledem, was wir nennen können
176
das Einprägen des Erden-Monden-Stoffs in den Menschenleib.
Dem bis dahin bloß wärmehaften Menschenleibe wird verliehen, was gewöhnlich übersetzt wird mit den Worten: Jahve-Elohim hauchte dem Menschen den göttlichen Hauch ein und der Mensch wurde eine lebende Seele, ein lebendes Wesen, besser gesagt. Dabei dürfen wir nicht außer acht lassen, wiederum auf das ungeheuer Treffende, Große und Gewaltige in den biblischen Ausdrücken hinzuweisen.
Ich habe Sie darauf aufmerksam machen können, daß das eigentliche Erden-Menschwerden darauf beruht, daß der Mensch in seiner Geistigkeit hat warten dürfen innerhalb des geistigen Zustandes, bis die geeigneten Bedingungen im Erdenwerden selber vorhanden waren, so daß er durch die späte Annahme seiner Leiblichkeit ein reifes Wesen hat werden können. Hätte er früher von seiner Geistigkeit zur Leiblichkeit heruntersteigen müssen, etwa während jener Vorgänge, die mit dem sogenannten fünften Schöpfungstage gemeint sind, dann hätte er nur ein Wesen werden können, das physisch gleichartig mit jenen Wesenheiten wäre, die uns als in den Luft- und Wassersphären lebend geschildert werden.
Wie stellt sich also eigentlich dieses Wesenhafte des Menschen in der Genesis dar? Ja, das ist ganz wunderbar großartig, und die Ausdrücke sind da so treffend gewählt, daß der moderne Mensch viel lernen könnte eben in bezug auf die richtige und treffende Wahl der Ausdrücke. Da wird uns gesagt, daß jene Wesenheiten, also die Gattungsseelen, die am fünften Schöpfungstage sich in die Materie der Erde hineinversenkten, lebende Wesen wurden, das, was wir eben heute lebende Wesen nennen.
Der Mensch stieg dazumal noch nicht herunter. Jene Gattungsseelen, die noch oben gleichsam im großen Reservoir des Geistigen waren, die stiegen erst später herunter. Und auch während des sechsten Schöpfungstages stiegen zuerst die dem Menschen nächststehenden Tierwesen, die eigentlichen Erdentiere herunter. Also auch während der ersten Zeit des sogenannten sechsten Schöpfungstages durfte der Mensch nicht heruntersteigen in die dichte Materie, denn wenn er da schon die Kräfte des Erdenwerdens sich eingeprägt hätte, dann wäre er physisch ein Wesen geworden wie die Erdentiere.
Zuerst stiegen herunter die Gattungsseelen der höheren Erdentiere, die nun den Erdboden im Gegensatz zur Luft und zum Wasser bevölkerten. Dann erst traten allmählich solche Bedingungen ein, daß sich die Anlagen zu dem späteren Menschen bilden konnten.
Wie vollzog sich das? Das wird uns monumental angedeutet, wenn gesagt wird, daß sich die Wesenheiten der Elohim anschickten, nach jenem Bilde, das ich Ihnen geschildert habe, den Erdenmenschen zu gestalten, ihre Tätigkeiten zusammenfließen zu lassen. Wir müssen also sagen: Zuerst entstand dieser Erdenmensch dadurch, daß die Elohim mit ihren verschieden auf sie verteilten Fähigkeiten zusammenwirkten wie eine Gruppe von Wesenheiten, die ein gemeinsames Ziel haben. - Der Mensch war also zunächst das gemeinsame Ziel der Gruppe der Elohim.
Nun müssen wir uns eine genauere Vorstellung davon machen, wie am sogenannten sechsten Schöpfungstage eigentlich der Mensch entstand. Er war ja damals noch nicht so, wie er heute vor uns steht. Die physische Leiblichkeit, in der uns heute der Mensch entgegentritt, die entstand ja erst später, als die Einhauchung des von Jahve-Elohim geprägten lebendigen Odems stattfand. Bevor der Erdenstaub der Leiblichkeit eingeprägt wurde, fand jener Vorgang statt, der geschildert wird als das Schaffen des Menschen durch die Elohim. Wie war also der Mensch, den die Elohim noch während der sogenannten lemurischen Zeit ins Dasein versetzten?
Erinnern Sie sich daran, was ich oftmals gesagt habe über den Charakter und die Natur des heutigen Menschen. Das, was wir den heutigen Menschen nennen, ist in einer gewissen Weise nur in bezug auf die höheren Glieder bei allen Menschen gleich. Wir haben aber den Menschen in bezug auf die Geschlechter so zu unterscheiden, daß das, was uns heute in der physischen Ausgestaltung als Mann entgegentritt, in seinem Ätherleibe weiblich ist, und ebenso ist das, was uns im Physischen weiblich entgegentritt, im Ätherleibe männlich.
So ist heute das Menschentum verteilt.
Wodurch vollzog sich das?
Das vollzog sich dadurch, daß erst in verhältnismäßig später Zeit nach den eigentlichen Schöpfungstagen eine Differenzierung der Leiblichkeit des Menschen eintrat. In jenen Menschen, die als das gemeinsame Ziel der Elohim entstanden am sechsten Schöpfungstage, war diese Differenzierung, die Trennung in Mann und Frau, noch nicht vorhanden. Da hatten die Menschen noch eine gemeinsame Leiblichkeit.
Wir stellen sie uns am deutlichsten so vor, soweit das in einem Bilde überhaupt möglich ist, daß wir sagen: Es war eben die physische Leiblichkeit noch mehr ätherisch, dafür die ätherische Leiblichkeit etwas dichter als heute. - Also das, was heute dichte, physische Leiblichkeit ist, war damals, als die Elohim es bildeten, noch nicht so dicht wie heute, und die ätherische Leiblichkeit war dichter als heute. Eine Differenzierung, ein Dichterwerden nach dem Physischen hin trat später ein unter dem Einfluß von Jahve-Elohim.
Sie werden schon ahnen können, daß wir das Menschenwerk der Elohim gar nicht im Sinne von heute als männlich und weiblich ansprechen dürfen, sondern daß es männlich und weiblich zugleich war, undifferenziert, ununterschieden. Jener Mensch also, der da entstand in dem Sinne, wie die Bibel es durch die Elohim ausspricht: «Lasset uns den Menschen machen!», der war noch nicht differenziert, sondern männlich und weiblich zugleich, und es entstand durch diese Schöpfung der Elohim der Mensch männlich-weiblich.
Das ist die Bedeutung, die ursprüngliche Bedeutung dessen, was so grotesk in den modernen Bibeln übersetzt ist: «Und die Elohim schufen den Menschen, ein Männlein und ein Fräulein.» Dieses «Männlein und Fräulein» ist wohl die unorganischste Übersetzung in der Bibel. Da haben wir es nicht mit einem Männlein und Fräulein im Sinne der heutigen Zeit zu tun, sondern mit dem undifferenzierten Menschen, mit dem männlich-weiblichen Menschen.
Ich weiß ganz gut, daß zahlreiche Bibelexegeten sich gegen diese Auslegung gewendet haben und versucht haben, mit gewissem gelehrtem Großsprechertuni das, was monumentale ältere Exegesen schon behauptet haben, das Richtige nämlich, ins Lächerliche zu ziehen. Man versucht sich aufzulehnen gegen diese Auslegung, daß
179
der elohistische Mensch männlich-weiblich zugleich war, daß also das Ebenbild der Elohim, das, was nach dem Bilde der Elohim entstanden ist, der männlich-weibliche Mensch ist.
Solche Exegeten, die sich dagegen auflehnen, die möchte ich fragen, worauf sie sich eigentlich stützen. Auf hellseherische Forschung dürfen sie sich nicht stützen, denn die wird niemals etwas anderes sagen, als was ich Ihnen jetzt gesagt habe. Und auf eine äußerliche Forschung? Da möchte ich die Leute einmal fragen, ob sie dann gegenüber dem, was eigentlich die Uberlieferung ist, eine andere Deutung aufrechterhalten können. Man sollte doch den Leuten erzahlen, was eigentlich die äußere Überlieferung der Bibel ist.
Wenn man zuerst durch hellseherische Forschung die wahren Tatbestände findet, dann springt Leben, dann springt Licht hinein in diesen Bibeltext und dann kommen auch kleine Abweichungen in der Überlieferung nicht in Betracht, weil einen die Bekanntschaft mit der Wahrheit dahin führt, den Text richtig zu lesen. Etwas anderes ist es aber, wenn man philologisch an die Dinge herangeht. Man muß sich doch klar sein, daß bis in die christlichen Jahrhunderte herein auch vom ersten Teil der Bibel nichts vorhanden war, was dazu hätte verleiten können, diesen Text so zu lesen, wie er heute gelesen wird.
Vokale gab es überhaupt darin nicht, und der Text war so, daß auch die Trennungen der einzelnen Worte erst gebildet werden mußten. Erst später wurden auch die Punkte hinzugesetzt, welche im Hebräischen die Vokale andeuten. Ohne die Vorbereitung durch die Geisteswissenschaft möchte ich wissen, mit welchem Rechte irgend jemand eine Interpretation geben will aus dem ursprünglichen Texte, von der man mit wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit sagen kann, daß sie stimmt.
So haben wir es also zu tun bei dem Werke der Elohim mit einem Vorbereitungsstadium für den Menschen. Alle die Vorgänge, welche wir heute mit den Ausdrücken "menschliche Fortpflanzung" oder dergleichen belegen, sind damals in bezug auf den Menschen noch ätherischer, noch geistiger. Sie stehen noch, möchte ich sagen, auf einer höheren Stufe, fast könnte man sagen auf einem höheren Plane. Erst das Werk des Jahve-Elohim machte den
180
Menschen zu dem, was er heute geworden ist.
Da mußte vorangehen die gesetzmäßige Schöpfung der anderen, niedrigen Wesenheiten. So sind also, man möchte sagen, durch einen vorzeitigen Schöpfungsakt die niederen tierischen Wesenheiten zu Lebewesen geworden. Derselbe Ausdruck nephesch wird auf diese tierischen Lebewesen angewendet und auch zuletzt auf den Menschen. Aber wie auf den Menschen? So, daß für den Zeitpunkt, da Jahve-Elohim eintritt und den Menschen zum heutigen Menschen macht, ausdrücklich dazu gesagt wird: Jahve-Elohim prägt die n'schamah ein. - Und dadurch, daß der Mensch ein höheres Glied eingeprägt erhält, dadurch wird dieser selbe Mensch ein lebendes Wesen.
Merken Sie jetzt wohl, welch ein unendlich fruchtbarer, bedeutungsvoller Begriff da in die Evolutionslehre gerade durch die Bibel eingeführt wird! Gewiß, es wäre ja ganz töricht, in bezug auf die äußere Formung zu verkennen, daß der Mensch sozusagen an die oberste Stufe der Tierreihe gehört. Die Trivialität möge dem Darwinismus überlassen bleiben. Aber das ist das Wesentliche, daß der Mensch nicht auf dieselbe Art wie die anderen niederen Wesen zu einem lebenden Wesen geworden ist, zu einem Wesen, dessen Charakter man mit nephesch bezeichnet, sondern daß dem Menschen erst ein höheres Glied seines Wesens verliehen wurde, ein höheres Glied, das in bezug auf sein Geistig-Seelisches schon vorher vorbereitet worden ist.
Da kommen wir nämlich zu einer anderen Parallelisierung der alten hebräischen Lehre mit unserer Geisteswissenschaft. Wir unterscheiden, wenn wir von dem menschlich Seelenhaften sprechen,
Wir wissen, daß diese zunächst in ihrer geistig-seelischen Art entstanden sind während jener Zeiten, die mit den ersten drei Schöpfungstagen bezeichnet werden. Da bildeten sie sich ihrer Anlage nach aus.
Die Umkleidung aber, die eigentliche Einprägung, so daß ein physischer Leib der Ausdruck dieser inneren wesenhaften Seelennatur des Menschen wurde, die geschah viel später.
Also das müssen wir festhalten,
Also das, was wie ein Kern in die Menschenwesenheit hineinverlegt wird durch Jahve-Elohim, das ist früher schon gebildet; im Schoße der Elohim ist es vorhanden. Jetzt wird es dem Menschen, dessen Leiblichkeit von anderer Seite her gebildet worden ist, eingeprägt. Es ist also etwas, was von einer anderen Seite in den Menschen hineinkommt.
Und mit dieser Einprägung von n'schamah ist es erst möglich geworden, das in den Menschen hineinzuversenken, was wir die Anlage zur Ich-Natur nennen können. Denn diese alten hebräischen Ausdrücke nephesch, ruach, n'schamah, die sind nichts anderes als das, was wir parallel unseren geisteswissenschaftlichen Ausdrücken auch charakterisiert haben.
So also müssen wir diese Fortentwickelung als einen außerordentlich komplizierten Vorgang darstellen. Alles das, was sich auf die Schöpfungstage selber bezieht, was sozusagen das Werk der Elohim ist vor ihrem Aufrücken zu Jahve-Elohim, müssen wir uns so vorstellen, daß es gewissermaßen in geistigen, höheren Regionen vor sich geht, und das, was wir heute physisch beobachten können in der Menschenwelt, das tritt erst ein durch das Werk von Jahve-Elohim.
Von alledem, was wir so in der Bibel finden, was uns erst ein Verständnis geben kann von der eigentlichen inneren Natur des Menschen und was uns erst der seherische Blick wiederum lehrt, von alledem hatten aus ihren verschiedenen Einweihungsstätten heraus die griechischen Philosophen noch ein Bewußtsein.
Plato vor allen Dingen, aber auch selbst noch Aristoteles. Wer Plato und Aristoteles kennt, der weiß, daß bei Aristoteles noch das Bewußtsein vorhanden ist, daß der Mensch durch ein höheres geistig-seelisches Glied erst zu einem lebendigen Wesen geworden ist, während die niederen Wesen durch andere Evolutionsakte hindurchgingen.
Aristoteles stellte sich das etwa so vor. Die niederen tierischen Wesenheiten, die sind durch andere Evolutionsakte das geworden, was sie sind. Aber damals, als die Kräfte, die im Tier wirken, wirksam werden konnten, in jener Zeit durfte noch nicht das menschliche geistig-seelische Wesen, das noch in höheren Regionen schwebte, irdisch-leiblich werden, sonst wäre es auf niederen Tierstufen stehengeblieben. Das Menschenwesen mußte warten.
Und es mußten abgesetzt werden von ihrer Souveränität die niederen tierischen Stufen durch das Einpflanzen des menschlichen Gliedes. Dafür gibt es noch einen Ausdruck, den Aristoteles gebraucht hat, phtheiresthai. Diesen Ausdruck braucht Aristoteles in dem Sinne, daß er etwa sagen würde: Gewiß, äußerlich genommen sind im Menschen dieselben Funktionen in bezug auf äußere Leiblichkeit vorhanden wie in der tierischen Natur, aber so, wie sie in der tierischen Natur sind, wirken sie souverän; im Menschen sind sie entthront von ihrer Souveränität und müssen einem höheren Prinzip folgen. Das bedeutet phtheiresthai.
Und das liegt auch zugrunde der biblischen Schöpfungsgeschichte. Durch das Einprägen der n'schamah wurden die niederen Glieder ihrer Souveränität entthront. So hat der Mensch, indem er den Träger seiner Ichheit erhalten hat, ein höheres Glied erlangt.
Dadurch wurde aber auch die Natur, die er früher hatte, die mehr ätherisch war, gleichsam um eine Stufe herunter differenziert. Er erhielt ein äußeres leibliches Glied und ein inneres mehr ätherisches Glied. Eines verdünnt sich, eines verdichtet sich. Am Menschen wiederholt sich, was wir als den Sinn der ganzen Evolution kennengelernt haben.
Wir haben gesehen, wie sich die Wärme verdichtete in Luft und verdünnte in Licht, wie sich weiter die Luft zu Wasser verdichtet und zum Klangäther verdünnt und so weiter. Derselbe Vorgang vollzieht sich auf höheren Stufen für den Menschen. Das Männlich-Weibliche differenziert sich weiter in Mann und Frau, differenziert sich ferner so, daß die dichtere physische Leiblichkeit nach außen, die dünnere ätherische Leiblichkeit unsichtbar nach innen geht.
Damit also haben wir zu gleicher Zeit auf etwas hingewiesen, was wir als Fortschritt bezeichnen können von dem Werke der Elohim
183
zu dem Werke von Jahve-Elohim. Der Mensch, wie er heute vor uns steht, ist also ein Werk von Jahve-Elohim. Das, was wir als den sechsten Schöpfungstag bezeichnen, fällt also zeitlich zusammen mit unserer lemurischen Zeit, in der wir vom männlich-weiblichen Menschen sprechen.
Nun ist ja in der Bibel noch gesprochen von einem siebenten Schöpfungstage. Von diesem siebenten Schöpfungstage wird uns gesagt, daß die Arbeit der Elohim ruhte. Was heißt denn das eigentlich? Wie müssen wir diese weitere Erzählung auffassen?
Wir fassen sie im Sinne der Geisteswissenschaft nur dann richtig auf, wenn wir uns klar sind, daß ja gerade jetzt der Zeitpunkt heranrückt, wo die Elohim aufsteigen, wo sie ihr Avancement durchmachen zu Jahve-Elohim. Aber Jahve-Elohim dürfen wir nicht auffassen als die Gesamtheit der Elohim, sondern vielmehr so, daß die Elohim gleichsam nur einen Teil ihrer Wesenheit abgeben an das Mondwesen, daß sie aber das, was nicht innerhalb dieses abgegebenen Teiles ihrer Wesenheit liegt, zurückbehalten, daß sie sozusagen in diesem alten Gliede ihrer Wesenheit ihre eigene weitere Evolution durchmachen.
Das heißt, ihre Arbeit strömt in bezug auf dieses Glied nicht mehr in das Menschwerden ein. Sie wirken mit demjenigen Gliede im Menschwerden weiter, das in ihnen zu Jahve-Elohim geworden ist. Das andere, das wirkt nun nicht unmittelbar auf die Erde, das widmet sich der eigenen Evolution. Das ist angedeutet mit dem der irdischen Arbeit, mit dem Sabbathtag, mit dem siebenten Schöpfungstage.
Und jetzt müssen wir noch auf etwas anderes hinweisen, was wichtig ist. Wenn alles das richtig ist, was ich jetzt gesagt habe, dann müssen wir den Jahve-Menschen, dem Jahve sein Eigenwesen eingeprägt hat, als den unmittelbaren Nachfolger auffassen des Menschen, der gleichsam ätherischer, weicher am sechsten Schöpfungstage gebildet worden ist. Also haben wir eine gerade Linie von dem Menschen, der noch männlich-weiblich, der noch ätherischer ist, zum physischen Menschen. Der physische Mensch ist der Nachkomme, sozusagen ein Verdichtungszustand des ätherischen Menschen.
Man müßte also sagen, wenn man schildern wollte den
184
Jahve-Menschen, der in die Atlantis hinübergeht: Und der Mensch, der am sogenannten sechsten Schöpfungstage durch die Elohim gebildet wurde, entwickelte sich fort zu dem eingeschlechtlichen Menschen, zu dem Jahve-Menschen. Was da folgt nach den sieben Schöpfungstagen, das sind die Nachkommen der Elohim-Menschen, das sind die Nachkommen dessen, was überhaupt während der sechs Schöpfungstage ins Dasein trat.
Da ist wieder die Bibel von einer Großartigkeit, wenn sie in ihrem zweiten Kapitel uns erzählt, wie in der Tat der Jahve-Mensch ein Nachkomme ist des, wenn wir so sagen dürfen, himmlischen Menschen, des Menschen, der von den Elohim am sechsten Schöpfungstage gebildet worden ist. Genau so, wie der Sohn der Nachfolger des Vaters ist, so war der Jahve-Mensch der Nachfolger des Elohim-Menschen. Das erzählt uns die Bibel, indem sie uns in dem vierten Vers des zweiten Kapitels sagt «Was jetzt folgen soll, das sind die Nachkommen, die nachfolgenden Geschlechter der Himmelswesen.»
Das steht da. Nehmen Sie die Bibel, wie sie gewöhnlich heute genommen wird, so finden Sie darin den merkwürdigen Satz: "Das obige ist die Entstehung des Himmels und der Erde, da sie geschaffen worden, am Tage, da Gott der Herr Erde und Himmel gemacht hatte." Gewöhnlich wird die Gesamtheit der Elohim «Gott» genannt und der Jahve-Elohim «Gott der Herr». «Gott der Herr schuf Erde und Himmel.»
Ich bitte Sie recht sehr, den Satz genau zu beachten, und dann bitte ich Sie, ganz gewissenhaft zu versuchen, irgendeinen vernünftigen Sinn mit diesem Satze zu verbinden. Ich möchte wissen, wer das kann. Wer es kann, der soll dann ja nur nicht irgendwie in der Bibel sich weiter umsehen, denn hier steht das Wort «tol'dot», was «die nachfolgenden Geschlechter» bedeutet und hier an gleicher Stelle steht wie bei Noah, wenn von den nachfolgenden Geschlechtern die Rede ist.
So wird hier von den Jahve-Menschen als den Nachkommen, als den nachfolgenden Geschlechtern der Himmelswesen geradeso wie dort von den Nachkommen des Noah gesprochen. So etwa muß man diese Stelle dem Sinne nach lesen: "Dies, was da folgt, das, wovon man in dem Folgenden reden will, das sind die Nachkommen der Himmels- und Erdenwesen, die geschaffen worden sind von den Elohim und fortgesetzt worden sind von Jahve-Elohim."
So also darf man den Jahve-Menschen auch im Sinne der Bibel als Nachkommen des Elohim-Menschen ansehen. Wer einen neuen Schöpfungsbericht annehmen will, weil die Rede davon ist, daß Gott der Herr die Menschen geschaffen hat, dem rate ich, daß er nur gleich auch in einem der nächsten Kapitel, im fünften Kapitel, das gewöhnlich so beginnt: «Dies ist das Buch der Geschlechter» - da steht nämlich das gleiche Wort wie an der anderen Stelle, «tol'dot» -, daß er da, um die Regenbogenbibel vollständig zu bekommen, nun auch einen dritten Schöpfungsbericht mache! Sie haben dann alles zusammengeschmiedet aus einzelnen Bibelfetzen. Sie haben Fetzen, aber nicht mehr die Bibel. - Wenn wir weitergehen könnten, würden wir auch das, was im fünften Kapitel gesagt wird, erklären können.
So also sehen wir, wenn wir diese Dinge wirklich innerlich betrachten, daß wir es in vollem Maße zu tun haben mit einem Kongruieren der Genesis, des biblischen Schöpfungsberichtes mit dem, was wir in der Geisteswissenschaft oder Geheimwissenschaft ergründen können.
Wenn wir das ins Auge fassen, dann müssen wir uns fragen: Was ist da also eigentlich gemeint mit diesen mehr oder weniger bildlichen Ausdrücken, die da gebraucht werden? Was sind die Objekte dieser Schilderung? - Dann aber müssen wir uns klar sein, daß wir ja wiederfinden, was sich aus der hellseherischen Forschung ergibt! Wie der hellseherische Blick heute im Übersinnlichen hinschaut auf den Ursprung unseres Erdendaseins, so sahen auch diejenigen, die ursprünglich den biblischen Bericht geformt haben, auf Übersinnliches hin. Hellsichtig erfaßt sind die Tatsachen, die uns da ursprünglich gegeben werden.
Wenn man also in dem Sinne des rein physischen Anschauens das, was man als Vorzeit bezeichnet, konstruiert, so geht man nach den äußerlich auffindbaren Überresten. Wenn man dann immer weiter und weiter im physischen Leben und Werden zurückgeht, dann werden die physischen Gebilde sozusagen immer nebelhafter. In diesem Nebelhaften drinnen walten und weben aber die Geistigkeiten, und der
186
Mensch selber ist ursprünglich in bezug auf seine Geistigkeit in diesen Urwesenheiten drinnen. Und wenn wir unsere Betrachtung des Erdenwerdens bis zu den Zeiten fortsetzen, welche die Genesis meint, so läuft sozusagen unser Erdenwerden in seine geistigen Urzustände hinein. Mit den Schöpfungstagen sind geistige Werdezustände gemeint, die nur durch die hellseherische Forschung erfahrbar sind, und gemeint ist, daß das Physische nach und nach aus dem Geistigen sich herausbildet.
Dem hellsichtigen Blick stellt sich dieses Werden so dar. Wenn der hellsichtige Blick hingewendet wird auf die Tatsachen, die uns geschildert werden in der Genesis, so wird man zunächst geistige Vorgänge finden. Alles, was da geschildert wird, stellt sich dar als geistige Vorgänge. Nichts, gar nichts würde ein physisches Auge sehen, das würde in das Nichts hineinschauen. Aber die Zeit rückt vor, wie wir das gesehen haben. Für das hellsichtige Anschauen kristallisiert sich nach und nach aus dem Geistigen das Feste heraus, wie wenn sich das Eis aus dem Wasser herausbildet und verfestigt.
Aus dem Flutenmeere des Astralischen, des Devachanischen taucht auf, was nun auch physisch gesehen werden kann. Also im Fortgange der Betrachtung tritt innerhalb des anfänglich bloß geistig zu fassenden Bildes wie eine Kristallisation in dem Geistigen das Physische auf. Und damit haben wir auch darauf hingewiesen, daß der Mensch in einer früheren Zeit nicht durch ein physisches Auge gefunden werden könnte. Bis zu dem sechsten beziehungsweise siebenten Schöpfungstage, also bis zu unserer lemurischen Zeit, würde ein physisches Auge den Menschen nicht haben sehen können, denn da war er nur geistig vorhanden.
Und das ist der große Unterschied einer wahren Evolutionslehre von einer erträumten. Die letztere glaubt, daß nur der physische Werdegang da ist. Nicht dadurch entsteht der Mensch, daß gleichsam die untergeordneten Wesen hinaufwachsen zur menschlichen Gestalt. Das ist das Phantastischste, das man sich vorstellen kann, daß eine tierische Gestalt sich umwandelte zur höheren Gestalt des Menschen. Während diese tierischen Gestalten entstehen, während sie unten ihr Physisches bilden, ist der Mensch schon längst vorhanden, nur steigt er erst später
187
herunter und stellt sich neben die früher heruntergestiegenen tierischen Wesenheiten hin. Wer die Evolution nicht so ansehen kann, dem ist einfach nicht zu helfen, der steht unter der Suggestion der gegenwärtigen Begriffe; nicht etwa unter dem Einfluß der natutwissenschaftlichen Tatsachen, sondern unter der Suggestion der gegenwärtigen Meinungen.
Wenn wir das Menschenwerden im Zusammenhang mit dem übrigen Werden charakterisieren wollen, so müssen wir sagen: Wir haben innerhalb der Evolutionsreihe das Entstehen der, nun ich will sagen, Vögel und Meertiere als zwei Äste; dann haben wir die Landtiere als einen besonderen Zweig. Das eine würde dem sogenannten fünften Schöpfungstage, das andere dem sechsten Schöpfungstage entsprechen.
Und dann tritt der Mensch auf, aber nicht, indem sich die Linie fortsetzt, nicht als Fortsetzung der Reihe, sondern indem er heruntersteigt auf die Erde. - Das ist die wahre Evolutionslehre. Und diese ist exakter in der Bibel enthalten als in irgendeinem modernen Buch, das sich der materialistischen Phantastik hingibt.
Nun, meine lieben Freunde, das sind so einzelne Bemerkungen. Es wird sich ja immer in dem letzten Vortrage eines Zyklus um ergänzende Bemerkungen handeln müssen. Denn wollte man so ein Thema in ganz entsprechender Weise nach allen Seiten ausführen, ja, dann müßte man monatelang fortreden, denn diese Genesis enthält ungeheuer viel. Mit unseren Zyklen können wir immer nur Anregungen geben. Und das wollte ich auch diesmal nur.
Ich möchte es noch einmal ausdrücklich betonen, daß es mir gar nicht besonders leicht geworden ist, gerade an diesen Vortragszyklus heranzutreten, denn es wird sich nicht leicht jemand eine Vorstellung davon machen, nachdem er diese Dinge gehört hat, wie schwierig der Weg ist, der zu diesen tieferen Grundlagen der biblischen Schöpfungsgeschichte führt, wie schwer es ist, die Parallelisierung der vorher aufgefundenen geisteswissenschaftlichen Tatsachen mit den entsprechenden biblischen Stellen wirklich zu finden.
Wenn man gewissenhaft vorgeht, so bietet das eine außerordentlich schwierige Arbeit Man stellt sich oft vor, daß der hellseherische Blick
188
leicht überall hingeht. Man braucht eben nur hinzuschauen, meint man, dann ergibt sich das alles von selbst. Ja, derjenige, der naiv den Dingen gegenübersteht, der glaubt allerdings häufig, alles leicht erklären zu können.
Aber je weiter man dringt - schon in der äußeren Forschung ist das der Fall -, desto mehr Schwierigkeiten ergeben sich, und wenn man gar aus der physischen in die hellseherische Forschung hineinkommt, dann stellen sich erst die eigentlichen Schwierigkeiten heraus, und dann kommt das Gefühl der großen Verantwortung, das man haben muß, wenn man überhaupt über diese Dinge den Mund auftun will.
Dennoch glaube ich in gewisser Beziehung, daß ich auch nicht ein einziges Wort in diesem Vortragszyklus gebraucht habe, von dem ich nicht sagen kann: Es wird stehenbleiben können, es ist, soweit es nur geht, in der deutschen Sprache ein adäquater Ausdruck dessen, was zur richtigen Vorstellung führen kann. - Aber leicht war es nicht.
Sehen Sie, es bestand die Absicht, am Anfange oder Ende dieses Zyklus durch unseren lieben Freund, Herrn Seiling, vortragen zu lassen in jener Vortragskunst, die Sie gestern wieder in seinem Vortrage erleben konnten - es bestand die Absicht, ihn zu bitten, den Bericht über die sieben Schöpfungstage der Genesis vorzutragen. Sie werden es leicht begreiflich finden, daß es unmöglich war, die gewöhnlichen Texte vortragen zu lassen, nachdem gerade in diesem Zyklus nach adäquaten Ausdrücken gesucht worden ist für das, was eigentlich in der Genesis gesagt wird, und es bestand eine ganz leise Hoffnung, daß vielleicht heute am Ende so etwas wie eine auf Grund der geisteswissenschaftlichen Forschungen gewonnene Übersetzung hätte vorgetragen werden können. Aber bei dem großen Ansturm der vielen Besuche der letzten Tage konnte es gar nicht gewagt werden, auch nur den Versuch zu machen, irgendwie eine Übersetzung der Genesis zustande zu bringen, die vortragsfähig wäre. Mit voller Gewissenhaftigkeit konnte das nicht versucht werden, und ich muß Sie in bezug darauf auf spätere Zeiten vertrösten.
Zunächst wollen wir uns mit diesen Anregungen begnügen, die aus dem Zyklus kommen können. Denn ich kann Ihnen die Versicherung geben: Ich halte eine wirkliche Übersetzung für eine Arbeit,
189
die vielleicht hundertmal soviel geistige Kraft fordert, als angewendet hat werden müssen vom ersten Moment an, wo der Keim entstand zu unserem Rosenkreuzer-Mysterium, bis zum letzten, was geschehen ist, zur Aufführung. - Derjenige, der die Schwierigkeit kennt, der wird die Herstellung eines ordentlichen Textes der Genesis hundertmal schwieriger finden als die an sich nicht ganz leichte Sache, die wir versucht haben zustande zu bringen mit dem Rosenkreuzer-Mysterium.
Gerade wenn man fortschreitet in dem, was uns gegeben ist als die großen Offenbarungen der Welt, dann türmen sich die Schwierigkeiten auf, und es ist gut, daß wir uns mit dieser Tatsache bekannt machen. Denn dadurch gerade, daß wir diese Schwierigkeiten einsehen und erkennen lernen, kommen wir immer weiter und weiter im richtigen Verständnis des Anthroposophischen.
Das Anthroposophische muß Weitherzigkeit gegenüber allem empfinden, was zusammenwirken soll, damit die anthroposophische Arbeit zustande kommen kann. Deshalb dürfen wir, wenn wir auch mit bestimmten Arbeitsmethoden vorgehen, doch nicht irgendeine andere Arbeitsmethode als etwa nicht zu uns gehörig betrachten. Heute erfordert unsere Zeitentwickelung, erfordert die geistige Evolution unserer Zeit mancherlei Wege, die zu dem großen Ziel hinführen sollen, das wir alle in Aussicht haben.
Und wenn es auch durchaus nicht in meinem Felde liegt, auf einem anderen Gebiete als auf dem esoterischen arbeitend vor Sie hinzutreten, so werden Sie niemals finden, daß ich eine andere Arbeitsmethode ausschließe. Das darf ich insbesondere am Ende dieses Zyklus erwähnen, der uns ja durch die Hilfe der Esoterik in so hohe Regionen anthroposophischer Forschung hingeführt hat, und ich möchte Sie gerade im Hinblick auf dieses hinweisen darauf, daß es gut ist, wenn Sie sich für die anthroposophische Auffassung von allen Seiten her Hilfe holen, wenn Sie auch das kennenlernen, was von anderen Methoden her sich anschließt an unsere Esoterik.
Deshalb möchte ich Sie hinweisen auf das Segensreiche eines Buches, das von unserem lieben Freunde Herrn Ludwig Deinhard verfaßt ist und das in schöner Weise zusammengestellt hat, was von anderen Forschungsseiten
190
her uns nützlich sein kann, um sozusagen allseitig zu sein auf diesem Gebiete. Und da in diesem Buch ein schöner harmonischer Zusammenhang gesucht und dargestellt worden ist gerade auch mit unserer Art von Esoterik, so kann diese Darstellung ja auch uns Anthroposophen nur nützen. Sie werden da mancherlei finden, was Ihnen brauchbar sein kann auf dem anthroposophischen Wege.
Auf vieles andere könnte ich noch hinweisen. Vor allen Dingen möchte ich auf ein Zweites hinweisen, auf etwas, was uns in diesen Vorträgen insbesondere, ich möchte sagen, von Stufe zu Stufe hat entgegentreten können: auf die Notwendigkeit, daß die anthroposophische Lehre in unserem Herzen und Gemüte das werde, was uns wirklich mit der ganzen Kraft unseres Innenlebens immer höher und höher bringt, zu immer höheren Empfindungsformen, zu immer weitherzigeren Lebensformen gegenüber der Auffassung der Welt. Nur indem wir bessere Menschen werden auf intellektuellem, auf empfindungsmäßigem, auf moralischem Gebiete, liefern wir den Probierstein für die Fruchtbarkeit dessen, was uns auf geisteswissenschaftlichem Felde zukommen kann.
So dürfen wir sagen, daß gerade solche Lehren, die uns den Parallelismus unserer geisteswissenschaftlichen Forschung mit der Bibel zeigen, besonders fruchtbar werden können. Denn eben durch diese Lehren erfahren wir ja, wie wir selber urgründen, urständen, wie Jakob Böhme gesagt haben würde, in jenem übersinnlichen geistigen Schoß, in dem auch urständeten, urgründeten die Elohim selber, die sich hinaufentwickelten zu Jahve-Elohim, zu dieser höheren Entwickelungsform, um das als das große Ziel ihres Schaffens zustande zu bringen, was wir den Menschen nennen.
Fassen wir diesen unseren Ursprung mit der nötigen Ehrfurcht auf, fassen wir ihn aber auch mit der nötigen Verantwortlichkeit auf! Begonnen haben an unserer Evolution mit ihren besten Kräften die Elohim, mit seiner besten Kraft Jahve-Elohim. Fassen wir diesen unseren Ursprung als eine Verpflichtung gegenüber unserer Menschennatur auf, daß wir immer mehr und mehr auch die geistigen Kräfte in uns einführen, die im Laufe der späteren Evolution eingetreten sind in das Erdenwerden.
Wir haben von Luzifers Einfluß gesprochen. Durch ihn ist etwas, was im Schoße jener Geistigkeit lag, in der ja auch der Mensch urständete, durch diesen luziferischen Einfluß ist zunächst in diesem Schoß etwas verblieben, was in einer späteren Zeit hervorgetreten ist durch die Verkörperung des Christus in dem Leibe des Jesus von Nazareth. Seit jener Zeit wirkt als ein anderes göttliches Prinzip der Christus im Erdenwerden.
Und der Hinblick auf die großen Wahrheiten der Genesis soll uns zur Verpflichtung hinführen, diese geistige Wesenheit des Christus immer mehr und mehr in unser eigenes Wesen einzuführen, denn nur dadurch werden wir unsere volle Aufgabe als Mensch erfüllen, daß wir uns mit diesem Christus-Prinzip durchdringen, nur dadurch auf der Erde immer mehr und mehr zu dem werden, wozu die Anlage in uns vorhanden war in jenen Zeiten, die mit dem biblischen Schöpfungsbericht der Genesis gemeint sind.
So kann auch eine solche Vortragsreihe dahin wirken, daß nicht nur Lehren aufgenommen werden, sondern daß Kräfte in unserer Seele erstehen. Mögen sie als Kräfte in der Seele weiterwirken, diese Lehren, die uns erflossen sind aus einer genaueren Betrachtung der Genesis, auch wenn wir manche von den Einzelheiten wieder vergessen. Das darf vielleicht gesagt werden am Schlusse dieser Tage, durch die wir wieder einmal für eine kurze Zeit so recht untertauchen wollten in den Strom des anthroposophischen Lebens: Versuchen wir, aus den Lehren die Kräfte mit uns zu nehmen, die aus solchen Lehren hervorgehen müssen! Tragen wir sie hinaus, lassen wir von diesen Kräften unser Leben draußen befruchten!
Was wir auch tun mögen, auf weichem Gebiete des Daseins, in was für einem weltlichen Berufe wir auch wirken sollen: diese Kräfte können unser Schaffen, unser Wirken befeuern, befruchten, aber auch unsere Freudigkeit, unsere Lebensseligkeit erhöhen. Und keiner, der in richtigem Sinne den großen Ursprung des Menschendaseins verstanden hat, kann in das weitere Dasein eintreten, ohne diese Lehren als Samenkräfte für Lebensbeseligung, für Lebensfreudigkeit in sich aufzunehmen.
Lassen Sie aus Ihren Augen leuchten, wenn Sie Liebestaten verrichten wollen, die Wahrheit über den großen gewal-
192
tigen Ursprung, über die gewaltige Bestimmung des Menschen, und Sie werden in solcher Weise am besten hinaustragen, was anthroposophische Lehre ist. Im Werke wird sich bewahrheiten diese anthroposophische Lehre, beglückend für die Umgebung des Menschen, beseligend, erfreuend, erfrischend, gesundend für unsere eigene Geistigkeit, für unsere eigene Seele, für unsere eigene Leiblichkeit.
Wir sollen bessere, gesündere, kräftigere Menschen sein dadurch, daß wir die anthroposophischen Lehren in uns aufnehmen. In diesem Sinne möchte vor allen Dingen ein solcher Zyklus wirken. Er soll nichts anderes als ein Samenkorn sein, das sich in die Seele der Zuhörer senkt, aufkeimt und draußen in der Welt Früchte trägt für die Umgebung.
So gehen wir physisch auseinander, so bleiben im Geiste die Anthroposophen vereint und wollen zusammenwirken dadurch, daß sie die Lehre überführen in das Leben. Lassen Sie uns von diesem Geiste durchdrungen sein, nicht schwächer werden in diesem Geiste, bis zu jenem Momente, wo wir nicht nur auf geistigem Gebiete, sondern auch im Physischen das Wort verwirklicht sehen, das ich auch dieses Mal als das letzte aussprechen möchte: Auf Wiedersehen!