Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 99 Die Theosophie des Rosenkreuzers

13. Vortrag München 4. Juni 1907

Die Menschheitsentwicklung auf der Erde I

Wir sind in unserer Betrachtung bis zu dem Punkte gekommen, wo die Erde ihren sogenannten Mondenzustand durchgemacht hat. Wir haben auch gesehen, daß auf diesen Mondenzustand der Erde eine Art von Schlafzustand des ganzen Systems folgte. Das muß man sich natürlich so vorstellen, daß alle Wesen, die einen solchen Planeten bewohnen, diese Übergangs- und Zwischenzustände mitmachen, so daß sie in denselben andere Erlebnisse durchmachen als während des eigentlichen äußeren Entwickelungszustandes. Wir wollen uns darüber klarwerden, wie die Wesen Verschiedenes durchgemacht haben während dieses Zwischenzustandes zwischen der Mondenentwickelung der Erde und der eigentlichen Erdenentwickelung.

Wir haben gesehen, daß auf dem Monde dreierlei Wesen lebten als eine Art physischer Vorfahren unserer gegenwärtigen Naturreiche. Da lebte eine Art von Pflanzenmineralien, Tierpflanzen und Menschentieren. Der Mensch selber war auf diesem alten Monde in einem Zustande noch nicht entwickelten Ich-Bewußtseins. Zu einem Ich, das in einem Leibe wohnte, war der Mensch also noch nicht gekommen. Während des Zwischenzustandes nun geschah etwas sehr Wichtiges mit dem, wenn ich so sagen darf, geistigen Teile des Menschen.

Wenn wir uns die alte Mondenkugel richtig vergegenwärtigen, können wir sie in gewisser Beziehung als ein Wesen bezeichnen, das selbst eine Art von Leben hatte, etwa wie ein Baum, auf dem allerlei Wesen leben. Der Mond selbst war ja eine Art einheitlichen Pflanzenminerals. Seine Felsen waren ja nur eine Verhärtung von einer Art pflanzenmineralischer Masse, und seine Tierpflanzen wuchsen heraus aus dieser Masse, und das, was wir Menschentiere nennen können, kreiste herum um den Mond.

Wir müssen uns zugleich klarmachen, daß alles, was das Ich-Bewußtsein war, noch mehr oder weniger in der Atmosphäre des Mondes in jenem Feuernebel lebte, daß es noch Teil, Glied war einer höheren Wesenheit, in der alle diese Iche sich befanden, die heute im Körper, durch die Haut abgetrennt voneinander, sich befinden. Also

115
solche wie heute mit einem Ich-Bewußtsein ausgestattete herumwandelnde Menschen gab es noch nicht. Dafür aber war etwas anderes viel stärker ausgebildet als auf der Erde.

Sie wissen, daß heute auf der Erde das, was man Volksseele, Rassenseele nennt, ein ziemlich abstrakter Begriff geworden ist. Heute meinen viele, das eigentlich Wirkliche sei die individuelle Seele des Menschen, die in seinem Leibe wohnt, und wenn man von deutschen, französischen, russischen Stammesseelen spricht, so betrachten das die Leute als etwas mehr oder weniger Abstraktes, als den zusammenfassenden Begriff, als die Eigenschaften, die die einzelnen Glieder dieser Völker haben.

Für den Okkultisten ist das ganz und gar nicht der Fall. Für ihn ist das, was man Volksseele nennt, also deutsche, französische, russische Volksseele, etwas durchaus und absolut selbständig Existierendes. Nur ist diese Volksseele in unserem heutigen Erdendasein bloß geistig vorhanden, wahrnehmbar nur für den, der auf den Astralplan hinaufkommen kann. Dort würden Sie sie nicht ableugnen, denn dort ist sie vorhanden als wirklich lebendiges Wesen. Sie würden der Volksseele dort begegnen, wie Sie auf dem physischen Plane Ihren Freunden begegnen.

Auf dem Monde würde es Ihnen noch weniger eingefallen sein, diese Seele von Gruppen zu leugnen, denn damals hatte sie ein noch viel realeres Dasein. Das, was den Blutstrom herunterleitete in die Körper von jenen Wesen, die den Mond umkreisten, das war die Volks-, die Rassenseele. Es ist das Schicksal unseres Zeitalters, solche Wesenheiten, die auf dem Astralplan ein wirkliches Leben haben und die hier auf dem physischen Plan nicht wahrzunehmen sind, zu leugnen. Und wir sind gerade auf dem Gipfel dieser materialistischen Entwickelung, die solche Wesenheiten wie Volks- und Rassenseelen leugnen möchte.

Unter anderem ist in der letzten Zeit ein sehr charakteristisches Buch erschienen, für das große Reklame gemacht worden ist, ein Buch, das, und zwar mit Recht, als ein richtiger Ausdruck unseres abstrakten und gegenständlichen Denkens angesehen und gelobt wird, weil es wie aus der Seele des gegenwärtigen Menschen heraus geschrieben ist. Ein solches Buch mußte einmal geschrieben werden. Es leugnet alles, was man nicht mit Augen sehen und mit Händen tasten kann. Vom Standpunkte des Okkultisten aus ist dieses Buch ein skandalöses Buch, ein vorzüg-

116
liches Buch jedoch vom Standpunkte der gegenwärtigen Denkungsweise.

Es ist Mauthners «Kritik der Sprache». In diesem Buche ist gründlich aufgeräumt worden mit all den Dingen, die nicht mit Händen zu greifen sind. Ein solches Buch mußte unsere Zeit hervorbringen wie eine Art Notwendigkeit. Das soll keine Kritik sein. Das soll nur eine Bezeichnung des Gegensatzes sein zwischen der okkulten Denkweise und der modernen Zeit. In diesem Buch können Sie genau das Gegenteil aller okkulten Denkweise kennenlernen; es ist das wunderbarste Produkt einer absterbenden Kulturströmung der Gegenwart und von diesem Standpunkte aus ist es ganz vorzüglich.

Sie werden begreifen, daß auf diesem alten Monde wirklich eine Art gemeinsameres Bewußtsein vorhanden war als hier auf der Erde. Auf der Erde fühlt sich der Mensch als einzelner für sich. Das war auf dem Monde nicht der Fall. Auf dem Monde war lebendig diese Gruppenseele, die dann so verdünnt auf der Erde als Volksseele auftrat, so daß also diese ganze Mondenkugel in hohem Grade ein gemeinsames Bewußtsein hatte.

Dieses gemeinsame Bewußtsein auf dem Monde empfand sich selbst als weiblich. Und nun wissen Sie, daß dieser Mond bestrahlt wurde von der Sonne. Die Sonne wurde als das Männliche empfunden. Das ist in der alten ägyptischen Mythe enthalten, zum Beispiel Mond als Isis, weiblich, Sonne als Osiris, männlich. Nur fehlte da durchaus das im Menschenleibe eingeschlossene Ich-Bewußtsein. Das war in der Atmosphäre des Mondes enthalten.

Während jenes Zwischenzustandes nun von Mond zur Erde [Pralaya] wurde von der Atmosphäre des Mondes herein von verschiedenen Wesenheiten so gearbeitet, daß der menschliche Ätherleib und der menschliche Astralleib geeignet wurden, ein Ich-Bewußtsein aufzunehmen.


Was war nun, als wieder diese Sonne aufleuchtete, in der noch Mond und Erde drinnen waren? [Gemeint ist der Anfangszustand unserer Erde.] Es waren in der Umgebung dieser jetzt neu erwachten Sonnenkugel die Wesenheiten, die heute Ihre Seelen bilden. Sie waren so darin, daß sie während des Zwischenzustandes dem Astralleib und Ätherleib eingegliedert haben das Ich-Bewußtsein. Der physische Leib hatte es noch nicht, der kam auch zunächst wieder als Menschentier heraus, so wie er auf dem Monde war. So stimmten diese beiden nicht mehr zusammen. Auf dem Monde hatten sie noch zusammenge-

117
stimmt. Was sich da hineingesenkt hat in den Astral- und Ätherleib, stimmte mit dem, was unten physisch war, nicht mehr genau zusammen, und die Folge davon war, daß, ehe dieses zusammenstimmen konnte, die früheren Zustände von Saturn, Sonne und Mond wiederholt werden mußten. So haben wir drei Wiederholungen, ehe eigentlich unsere Erde auftrat.

Zunächst kam das Saturndasein heraus mit den physischen Leibern der Tiermenschen, aber in gewisser Beziehung nicht mehr so einfach, wie sie auf dem Saturn gewesen waren. Damals waren die Sinnesorgane in ihren Keimanlagen; jetzt waren schon die Drüsen- und Nervenorgane dazugekommen, aber unfähig waren sie, dasjenige, was oben war, so aufzunehmen. Es mußte eine kurze Wiederholung des Saturnzustandes eintreten. Es mußten wieder an den physischen Leibern die Geister der Ichheit und der Selbständigkeit [d.s. die Archai] arbeiten, um ihnen die Fähigkeit einzupflanzen, das Ich aufzunehmen.

Ebenso mußte der Sonnenzustand durchgemacht werden, damit diese physischen Leiber in bezug auf die Organe, die sich auf der Sonne herangebildet hatten, fähig würden, ein Ich aufzunehmen, und ebenso der Mondenzustand, um das Nervensystem dazu geeignet zu machen.

Es blieb zurück alles, was sich früher schon als Mond abgelöst hatte. Es war also noch einmal der ganze Mondenkreislauf wiederholt, nur daß den Wesenheiten die Fähigkeit eingepflanzt wurde, ein Ich aufzunehmen.

Diese Wiederholung des Mondenkreislaufes war für die Erde, wenn man so sagen darf, eine böse Zeit ihrer Entwickelung, denn es war, geistig betrachtet, dem Menschenleibe, der doch nur aus physischem, Äther- und Astralleib bestand, die Ichheit ohne das läuternde Denken eingepflanzt worden. In der Zeit, wo schon die Sonne weg war und die Erde noch nicht den Mond hinausgeworfen hatte, war der Mensch in

118
einem Zustande, wo sein Astralleib der Träger war der wildesten Begierden, denn alle schlimmen Kräfte waren in ihn eingepflanzt und es war kein Gegengewicht vorhanden. Es war, wenn man es heute ausdrücken wollte, nach der Abtrennung der Sonne eine Masse, in der die Menschen auch noch durchaus Gruppenseelen waren, aber der allerwollüstigsten Art mit den schlimmsten Trieben.

Und so reifte durch diesen Durchgang durch eine wirkliche Hölle, unter dem Einfluß der hinausgegangenen geläuterten Sonne - nicht nur der physischen Sonne, sondern auch der Sonnenwesen, die sich auf die Sonne zurückgezogen hatten -, so reifte allmählich dieser sich wiederholende Mondenplanet so weit, daß er hinauswerfen konnte die furchtbaren Triebe und Mächte und auf der Erde zurückbehielt dasjenige, was entwickelungsfähig war. Mit dem Auszug des heutigen Mondes gingen alle diese wollüstigen Kräfte weg.

Daher haben Sie in dem heutigen Monde den Überrest, auch in seiner geistigen Bedeutung, von all den schlimmen Einflüssen, die damals in der Menschenwelt vorhanden waren, und deshalb auch ist mit diesem Mondendasein ein herabziehender Einfluß vorhanden. Dasjenige also, was auf der Erde nach der Abtrennung von der Sonne und dem Monde zurückblieb, das war das Entwickelungsfähige.

Betrachten wir nun zunächst die Tiermenschen selber. Sie waren allmählich so weit herangereift, daß ihnen das Ich eingegliedert werden konnte. Jetzt haben wir also den Menschen, der aus vier Gliedern besteht, aus physischem Körper, Ätherleib, Astralleib und Ich, auf der Erde herumwandelnd.

Jetzt ist es zum ersten Male, daß die frühere schwimmende, schwebende Lage sich ändert und der Mensch beginnt, nach und nach in die senkrechte Lage zu kommen. Sein Rückgrat, sein Nervenstrang im Rücken, wurde aufrecht, im Gegensatz zu der durchaus horizontalen Lage, die er während der Mondenzeit gehabt hatte. Und mit diesem Sich-Aufrichten ging parallel die Ausweitung der Rückenmarkmasse zum Gehirn, und noch eine andere Entwickelung ging parallel damit.

Zu der schwebenden, schwimmenden Bewegung, die der Mensch sowohl in der Mondenzeit als auch während der Wiederholung der Mondenzeit hatte, als die Feuernebelkräfte noch in der Umgebung vorhanden waren, bedurfte er einer Art von Schwimmblase,

119
und die war in der Natur des Menschen auch wirklich vorhanden, wie es bei den Fischen heute noch der Fall ist. Jetzt schlugen sich die Feuernebel - Ruach haben wir sie genannt - nieder. Ganz allmählich und langsam geschah das. Immer noch freilich war die Luft angefüllt von dichten Wasserdämpfen, aber das Ärgste schlug sich nieder, und damit begann die Zeit, wo der Mensch aus einem Kiemen-Atmer ein Lungen-Atmer wurde. Die Schwimmblase wandelte sich um zu Lungen. Dadurch wurde er fähig, die höheren geistigen Wesenheiten in sich aufzunehmen, nämlich die erste Anlage zu dem, was über dem Ich steht, das Geistselbst oder Manas.

Diese Umwandlung der Schwimmblase in die Lunge drückt die Bibel mit den wunderbaren monumentalen Worten aus: «Und Gott blies dem Menschen den Odem ein, und er ward eine lebendige Seele.» Darin ist ausgedrückt, was sich während Tausenden von Jahren mit dem Menschen abgespielt hat.

Und alle die Wesenheiten, die wir kennengelernt haben, sowohl die Pflanzentiere wie auch die Tiermenschen des Mondes und ihre Nachkommen während der Mondenzeit der Erde, sie alle hatten noch nicht das rote Blut. Was sie hatten, war ähnlich dem noch nicht roten Blute der jetzigen niederen Tiere. Blutartige Substanz floß von außen in sie ein und aus.

Um das rote Blut in sich selbst beherbergen zu können, war noch etwas anderes nötig. Wir werden das verstehen, wenn wir wissen, daß bis zum Hinauswerfen des Mondes in der Entwickelung unseres Planeten keine Rolle gespielt hat das Eisen. Bis dahin gab es auf unserem Planeten kein Eisen. Er erhielt es dadurch, daß der Planet Mars durch unsere Erde hindurchging und sozusagen das Eisen zurückließ. Daher stammt der Einfluß des Eisens im roten Blute vom Mars her.

Die Sage hat das wohl bewahrt, indem sie dem Mars die Eigenschaften zusprach, die das Eisen dem Blute brachte, die starke Kraft, das Kriegerische. So wurde der Einfluß, der da geschah von seiten des Atmungsprozesses, unterstützt durch die Einführung des Eisens in unseren Organismus. Das ist höchst wichtig für unsere Erdenentwickelung gewesen. Unter diesen Einflüssen vervollkommnete sich der menschliche Organismus so weit, daß man sagen kann: Der Mensch fing an, vom Ich aus zu reinigen und zu läutern die Wesensglieder, die er früher auf

120
dem Saturn, der Sonne und dem Monde erhalten hatte. Zuerst begann diese Arbeit natürlich an demjenigen Gliede, das er zuletzt erhalten hatte, am Astralleib. Und diese Läuterung an unserem Astralleibe ist unsere Kultur.

Wenn Sie diesen Menschen betrachten könnten, der noch in der Umwandlung zur Lunge begriffen war, der die ersten Ansätze machte zum roten Blut, dann würden Sie ihn sehr unähnlich finden unserer jetzigen Menschengestalt. Er war so verschieden, daß man wirklich Anstoß nehmen könnte, diesen Menschen von damals zu schildern, denn dem heutigen materialistischen Denker würde es grotesk erscheinen.

Er hatte ungefähr den Entwickelungswert eines Amphibiums, eines Reptils, das eben anfängt, durch Lungen zu atmen, und aus der früheren schwebenden, schwimmenden Bewegung heraus begann er zu lernen, sich langsam aufzustützen auf der Erde. Wenn man sagt, daß der Mensch in dem lemurischen Zeitalter in einer Bewegungsform war, die abwechselnd hüpfend, kaum noch schreitend, und dann wieder sich in die Luft erhebend war, so haben wir höchstens in den alten Sauriern etwas, was daran erinnern kann. Es ist nichts davon erhalten geblieben, was der Geologe als Verhärtungen, Versteinerungen hätte auffinden können, denn der Körper des Menschen war ganz weich, es hatten sich ihm noch keine Knochen eingegliedert.

Wie sah nun die Erde aus, nachdem sie sich vom Monde befreit hatte? Früher war sie umgeben gewesen von Feuernebel, wie in einem kochenden, dampfenden Kessel, und dann zogen sich allmählich die dichten Wasserdämpfe zurück.

Jetzt gestaltete es sich so, daß die Erde eine nur sehr dünne verhärtete Decke hatte, unter welcher dieses brodelnde, sprudelnde Feuermeer sich befand, das der Überrest des Feuernebels der alten Atmosphäre war. Allmählich kamen dann kleine Inselchen heraus, die ersten Anfänge unseres jetzigen Mineralreichs. Während auf dem Monde noch ein Pflanzenmineralreich vorhanden war, gliederten sich jetzt die ersten Ansätze unserer heutigen Felsen und Gesteine heraus durch Verhärtung, Vermineralisierung dieser Masse.

Schon früher hatte sich das Tierpflanzenreich etwa zu dem gegenwärtigen Pflanzenreich entwickelt. Und die Wesenheiten auf dem Monde, die Menschentiere waren, hatten sich in zwei Heere geteilt. Die einen waren in der

121
Entwickelung mitgekommen und Menschengestalten geworden, aber es gab auch solche, die diese Entwickelung nicht mitgemacht hatten. Das sind die gegenwärtigen höheren Tiere. Die waren auf früherer Stufe stehengeblieben, und weil sie nicht mitgehen konnten, kamen sie immer mehr zurück. Alles, was wir heute an Säugetieren und so weiter haben, sind Überreste von stehengebliebenen Monden-Menschentieren. Sie dürfen sich also niemals vorstellen, daß der Mensch je ein solches Tier war, wie sie heute auf der Erde sind.

Die Leiber dieser Tiere sind damals nicht fähig gewesen, das Ich in sich aufzunehmen; sie sind bei der Gruppenseelenhaftigkeit des Mondes stehengeblieben. Die letzten, die fast noch sozusagen den Anschluß auf der Erde erreicht hätten, die sich aber später doch als zu schwach erwiesen, um von einer individuellen Seele bewohnt zu werden, das sind die Affen, das gegenwärtige Affengeschlecht. Aber auch sie waren niemals wirkliche Vorfahren der Menschheit, sondern sind heruntergekommene Wesenheiten.

So war die Erde in der alten lemurischen Zeit eine Art feuriger Masse, in der das heutige Mineral zum größten Teil aufgelöst und flüssig war, wie heute in einem Eisenwerk das Eisen. Daraus entwickelte sich die erste mineralische Inselmasse heraus. Auf dieser wandelten halb hüpfend, halb schwebend die Menschenvorfahren herum. Das Geistselbst bemühte sich, allmählich Besitz zu ergreifen von diesen Menschen.

So müssen wir uns die alte Feuerzeit der Erde vorstellen als eine Zeit, in welcher in gewisser Beziehung noch ein letzter Nachklang vorhanden war von den Kräften des Mondes selbst, die dann nach und nach verschwanden. Sie äußerten sich durch die Herrschaft, die der menschliche Wille über die Substanzen und Kräfte der Natur besaß. Auf dem Monde war ja der Mensch noch ganz verbunden gewesen mit der Natur; da schaffte die Gruppenseele am menschlichen Dasein. Jetzt war das nicht mehr so, aber immer noch bestand ein magischer Zusammenhang zwischen Menschenwille und Feuerkräften. Wenn der Mensch einen sanften Charakter hatte, dann wirkte er durch den Willen so, daß sich das Naturelement des Feuers beruhigte; dadurch konnte sich mehr Land ansetzen. Der leidenschaftliche Mensch dagegen wirkte mit seinem Willen magisch so, daß die Feuermassen stürmisch und wütend wurden und die dünne Erddecke zerrissen.

Nun kam die ganze wilde,

122
leidenschaftliche Gewalt, die auf dem Monde und während der Wiederholung der Mondenzeit auf der Erde dem Menschen eigen gewesen war, noch einmal zum Durchbruch in den neu erstandenen individuellen Menschenseelen. Die Leidenschaften wirkten so auf die Feuermassen, daß sie sie revolutionierten und ein großer Teil des Landes, den die Lemurier bewohnten, zugrunde ging. Nur ein kleiner Teil der Bewohner Lemuriens erhielt sich und pflanzte die Menschheit weiter fort.

Sie alle lebten schon damals; Ihre Seelen sind ja dieselben, die sich aus der stürmischen Feuermasse Lemuriens herausgerettet hatten. Derjenige Teil der Menschheit, der sich gerettet hatte, zog in das Land, das wir als die Atlantis kennen und das sich im wesentlichen zwischen dem heutigen Europa und Amerika ausgedehnt hat. Von da pflanzte sich das Menschengeschlecht weiter fort. Allmählich hatte sich die Atmosphäre der Erde so verändert, daß alle Reste des alten Rauches heraus waren und die Luft nur noch von einer mächtigen Nebelmasse geschwängert war. Die germanische Sage hat die Erinnerung daran in dem Niflheim oder Nebelheim bewahrt; das ist ein Land, das fortwährend durchzogen war von solchen schweren Nebelmassen.

Was hat nun bis in die lemurische Zeit hinein von außen geschaffen? Das sind zunächst

Den hervorragendsten Anführer dieser Geister haben wir bezeichnet als den Heiligen Geist, den Regenten der Feuergeister als den Christus, den des Saturn als den Vater-Geist. Der letzte also, der geschaffen hat mit seinem Heere, war der Geist, den das Christentum als Heiligen Geist bezeichnet, der Regent der Mondenentwickelung, der Geist, der noch vorhanden war während der Wiederholung der Erdenmondenzeit. Derselbe Geist war es, der da von außen baute und jetzt sozusagen einen Strahl seiner eigenen Wesenheit in den Menschen hineinsandte.

Zweierlei Geister haben wir zu unterscheiden im Beginn der lemurischen Zeit: die Geister, die vorbereiten die niedere Körperlichkeit, die

123
einpflanzen das Ich-Bewußtsein, die herausgestalten die Menschenhüllen, und denjenigen Geist, der in den Menschen selbst einzog in dem Moment, wo dieser Mensch lernte, physisch zu atmen.

Wenn Sie nun bedenken, daß alles, was auf dem Saturn noch eine Art von Feuermasse bildete, umgeben von einer feineren Atmosphäre, auf der Sonne gasartig war und auf dem Monde dann umgeben war von jenen Feuernebelmassen, dann müssen Sie den Entwickelungsprozeß der Erde als eine Reinigung auffassen, wie die Entwickelung der Menschheit selbst eine Reinigung ist. Das, was man heute Luft nennt, wurde erst allmählich rein von alledem, was sie als eine Art von Rauch und Dampf erfüllte.

Wir müssen uns klar darüber sein, daß das, was sich da aus der Atmosphäre herausgeschieden hat, diejenigen Substanzen sind, aus welchen sich alle Körperlichkeit aufgebaut hat. Die Luft ist das Reinste von dem, was zurückgeblieben ist. Sie ist die beste Körperlichkeit für die führenden Geister des Mondes, die man in der christlichen Ausdrucksweise Engel nennt. Daher empfand der Mensch in der Luft, die sich geläutert hatte, die sich abgeschieden hatte, die Körperlichkeit der neuen führenden Geister der Erde, den jetzigen führenden Geist Jehova. In dem Wehen des Windes empfand man das, was die Erde führte und leitete. Und so lebte man hinüber in die atlantische Zeit, deren Kontinent den jetzigen Boden des Atlantischen Ozeans bildet, indem man in dem aufgenommenen Atem die Körperlichkeit des Gottes spürte.

Jener magische Einfluß, den die Menschen gehabt hatten auf das Feuermeer, auf die Vorgänge der Erde, verschwand allmählich. Dafür blieb ein anderer Zusammenhang in der ersten atlantischen Zeit. Da besaß der Mensch noch eine gewisse magische Gewalt über das Wachstum der Pflanzen. Wenn er seine Hand, die damals noch eine ganz andere Form hatte, über eine Pflanze erhob, dann war er imstande, sie zum schnellen Wachstum zu bringen durch seinen Willenseinfluß. Er stand noch im innigen Zusammenhang mit den Wesen der Natur. Das ganze Leben des Atlantiers entsprach diesem Zusammenleben mit der Natur.

Was man heute den Kombinationssinn, die Intelligenz, das logische Denken nennt, gab es damals noch nicht. Dagegen hatte der Mensch

124
anderes in hohem Maße entwickelt, zum Beispiel das Gedächtnis, von dessen fabelhafter Entwickelung wir uns heute gar keine Vorstellung machen können. Rechnen konnte der Mensch nicht, nicht einmal, daß 2 mal 2 = 4 sind, aber aus dem Gedächtnis heraus wußte er es. Jedesmal erinnerte er sich an das frühere Erlebnis. Auch das hat sich in der atlantischen Zeit erhalten, daß, wenn man auch die Volksseele nicht mehr unmittelbar in sich spürte wie auf dem Monde, man doch die Wirkung der alten Volks- und Rassenseelen empfand. Sie war so stark, daß es damals ganz unmöglich gewesen wäre, daß derjenige, der einer Rasse oder Volksseele angehörte, sich je mit einem verbunden hätte, der einer anderen Rasse zugehörig war.

Zwischen den Angehörigen der verschiedenen Volksseelen war eine tiefe Antipathie vorhanden. Nur das liebte sich, was innerhalb derselben Volksseele war. Man kann sagen, das gemeinsame Blut, das früher ja in der Mondenzeit sich aus der Volksseele herniedergegossen hatte, war der Grund der Zusammengehörigkeit, und man erinnerte sich nicht nur dunkel etwa, sondern ganz deutlich der Erlebnisse der Vorfahren. Man empfand sich als Glied in der Vorfahrenkette durch das gemeinsame Blut, so wie Sie die Hand fühlen als ein Glied Ihres Organismus.

Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit hing mit der Entwickelung insofern zusammen, als damals bei diesem Übergang, den wir betrachtet haben und der zur Zeit des Sonne-Ablösens und des Hinausstoßens des Mondes stattfand, ein anderer bedeutungsvoller Vorgang sich abspielte. Der hängt zusammen mit all dem, was als eine Art von Verhärtungsprozeß auf der Erde vorging. Das Mineralreich entstand, und gleichzeitig ging ein solcher Verhärtungsprozeß auch im Inneren der Menschennatur vor sich. Aus der weichen Masse bildete sich allmählich ein Härteres heraus, das sich erst bis zum Knorpel und dann bis zum Knochen verhärtete, und erst mit diesem Ansetzen der Knochenmasse begann die gehende Bewegung der Menschen.

Und mit dieser Gliederung in die Knochenmasse ging wieder ein anderer Prozeß parallel. Indem der Mensch sich dadurch weiterentwickelte, daß die Mondenmasse von der Erde abgestoßen wurde und nur das Entwickelungsfähige zurückblieb, bildeten sich zwei Arten von Kräften aus in den Wesen, die die Erde bewohnten. Jetzt waren die

125
Sonne und der Mond draußen, und die Sonnen- und Mondenkräfte wirken deshalb von außen auf die Erde ein. Und aus dieser Mischung von Sonnen- und Mondenkräften, die früher ja in der Erde selbst gewesen waren, nun aber von außen hereinstrahlten, entstand das, was wir das Vorrücken zum geschlechtlichen Leben nennen. Denn alle diejenigen Kräfte, welche im geschlechtlichen Leben zum Ausdruck kommen, stehen unter dem Einfluß der Sonnen- und Mondenkräfte.

Alles, was in alten Zeiten, als Sonne, Mond und Erde noch verbunden gewesen waren, so wirkte, daß man es als ein Weibliches bezeichnen könnte, wurde sozusagen befruchtet von den Kräften der Sonne selber. Die Sonne empfand sich als ein Männliches, der Mond als ein Weibliches. Jetzt zog sich der Mond hinaus; die Kräfte der beiden Körper vermischten sich.

Überhaupt können wir die Wesenheiten, die bis zum Hinausstoßen des Mondes entstanden waren, als eine Art weiblicher Wesenheiten bezeichnen, denn alle befruchtenden Kräfte kommen von außen, von der Sonnenkraft.

Erst auf einer Erde, die den Mond ausgestoßen hatte, so daß die Sonne nun einen ganz anderen Körper beschien, konnte das alte und undifferenzierte Weibliche sich trennen in Männliches und Weibliches, so daß mit dem Verhärtungs- und Knochenbildungsprozeß der Übergang in das Geschlechtliche stattfand. Und damit war die Möglichkeit gegeben, das Ich in richtiger Weise auszubilden.