Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 93 Grundelemente der Esoterik

24. Vortrag Berlin 26. Oktober 1905

Überblick über die Erdenentwicklung I: Rassen, Globen, Runden.

Wir stehen jetzt innerhalb der fünften Wurzelrasse [1. nachatlantischer Hauptzustand] in der fünften Unterrasse [angelsächsich-germanische Kulturepoche].

Diese fünfte Wurzelrasse wird gewöhnlich die arische Rasse genannt und umfaßt als erste Unterrasse die alte indische Rasse, welche sich auf dem Boden Südasiens entwickelte. Dort war eine uralte südasiatische Bevölkerung, lange, lange Zeit bevor die Veden entstanden sind. Alles was wir in den Veden haben, ist ein schwacher Nachklang von dem, was als unendlich tiefe Religionsweisheit von den alten Rishis verkündet worden ist.

Nachher finden wir in Vorderasien die altpersische Rasse, die ihre Religionslehren und ihre Kultur von Zarathustra erhalten hat. Nur Nachklänge davon sind die späteren Zarathustra-Kulturen Asiens.

Dann finden wir als dritte Unterrasse die ägyptisch-chaldäisch-babylonisch-assyrischen Volksstämme, aus denen sich nach und nach die semitisch-jüdische Kultur entwickelt.

Dann geht als vierte Unterrasse hervor die grie­chisch -lateinische Kultur in Südeuropa, bis zum Aufgange der germanischen Völker in Nord-, Mittel- und Westeuropa.

Zwei weitere folgen noch. Sieben Unterrassen bilden zusammen eine Wurzelrasse.

Die vorhergehende Wurzelrasse hat Atlantis bewohnt, denjenigen Teil der Erde, der später vom Atlantischen Ozean überflutet wurde. Dazu gehören folgende sieben Unterrassen:

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Noch weiter zurück kommen wir zu dem Kontinent Lemurien zwischen Amerika, Asien und Australien. Wir kommen da in Zeiten hinein mit ganz anderen Verhältnissen. Dann geht es noch weiter zurück zur zweiten Wurzelrasse, der hyperboräischen, und zur ersten Wurzelrasse, der polarischen.

Es folgen also jetzt noch zwei Unterrassen und zwei Wurzelrassen.

Beim Zurückgehen kommt man zu einem Menschen aus einer viel feineren und immer feineren Materie. Im Anfange ihrer Entwickelung war die Erde feine ätherische Materie; alle Wesen waren damals auch aus solcher feiner Äthermaterie. Am Ende ihrer Entwickelung wird die Erde wieder aus einer solchen feinen Äthermaterie sein.

Einen solchen Zustand, durch den die Erde hindurchgeht von der feinsten Äthermaterie anfangend und sich dann verdichtend und wieder zurückgehend in einen Zustand feiner physischer Äthermaterie, nennt man einen Globus [Formzustand]. Der physische Globus entwickelt sich also aus einem noch feineren Zustande als dem des feinsten physischen Äthers. Das Ätherische entsteht aus dem Astralen und geht zurück in das Astrale.

Alle Wesen sind auf dem vorhergehenden Globus in einem astralen Zustande.

Der astrale Globus [dritte Formzustand] schwebt heute nicht irgendwo im Himmelsraume, sondern die Wesenheiten, die auf demselben waren, verdichteten sich und der astrale Globus verdichtete sich mit. Dieser [verdichtete] Globus ist die Erde selbst. Das Übergehen vom astralen Globus zum physischen ist eine Verwandlung des Zustandes. Es entwickelten sich auf dem astralen Globus auch sieben aufeinanderfolgende [Haupt-] Zustände.

Man hat sich in der theosophischen Literatur angewöhnt, auch diese Zustände Rassen zu nennen; es gab also sieben astrale Rassen. Auch der Astralglobus hat sich erst nach und nach zur Astralmaterie verdichtet. Der astrale Globus war früher noch viel feiner, und zwar aus der Materie, aus der heute unsere Gedanken gewoben sind. Man nennt sie daher mentale Materie und den Globus Mentalglobus. Dort auf dem mentalen Globus waren sieben aufeinanderfolgende mentale Rassen der Menschheit mit alledem, was dazugehört.

Dem geht voran ein noch feinerer Entwickelungszustand von noch feinerer Materie, der Arupa-Mentalglobus: arupa, weil noch keine Formen vorhanden

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sind, sondern alles nur angedeutet ist. Man nennt das vier Globen, es sind aber in Wirklichkeit vier aufeinanderfolgende Formen der Erde. So haben wir sieben Globen [Formzustände]:

Bild 93a-192

Nun verfolgen wir die physische Erde, bis sie am Ende angekommen sein wird. Sie geht wieder über in eine Äthererde, dann in eine astrale Erde.

Auf der früheren astralen Erde [dritter Formzustand] sind die Wesen noch unbestimmte Wesen, welche durch Kräfte, die außerhalb sind, ihre Formen bekommen. Wenn der Mensch wieder auf einer astralen Erde sein wird, wird er sich selbst seine Form geben können. Auf der früheren astralen Erde haben Jehova und seine Scharen dem Menschen die Form gegeben. Aber auf der plastisch-astralen Erde wird der Mensch sich aus seiner inneren Kraft heraus selber seine Form geben, daher nennt man dies den plastischen Globus, und ähnlich verhalten sich die folgenden Globen, ein Rupa- und ein Arupaglobus.

Der Mensch muß sich vollständig verfeinern, bis er zuletzt nur noch wie ein Keim, wie ein Samenzustand sein wird von dem, was er alles in sich aufgenommen hat. Alle Erlebnisse sind dann zuletzt in ihm wie in einem Punkt als Kraft konzentriert. Die Keime, die auf dem ersten Globus vorhanden waren, enthielten das noch nicht. Aber auf dem letzten Globus enthalten die Keime alles, was sie auf den verschiedenen Globen erfahren haben.

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Zwischen den einzelnen materiellen Stufen dieser Globen ist kein gradueller Unterschied, sondern ein etwas schroffer Zustand. So wie wenn man Salz nimmt, es in Wasser auflöst und es dann wieder hervorgehen läßt, so kommt ein Globus in einen Schlafzustand (Pralaya) und daraus geht der folgende Globus hervor. Zwischen zwei Wachzuständen gehen die Globen durch einen kleinen Schlafzustand hindurch.

Wenn der Mensch auf der letzten, der siebenten Stufe angelangt ist, dann macht er einen längeren Schlafzustand durch. Er ist bereichert und kann den Weg nun wieder durchmachen auf einer höheren Stufe. Dazu muß er vorher durch ein längeres Pralaya hindurchgehen. Dieses längere Pralaya ist aber nicht ein undifferenzierter, gleichförmiger Schlafzustand, sondern er ist sehr differenziert.

Wenn der Mensch okkulte Fähigkeiten so weit entwickelt hat, daß er bewußt schläft im traumlosen Schlaf, dann hat er ein devachani­sches Bewußtsein entwickelt. Das ermöglicht ihm zu verfolgen, was zwischen dem Tode und einer nächsten Geburt vorgeht.

Dieses Bewußtsein kann noch gesteigert werden. Dann wird er fähig, zu beobachten, was zwischen den Globen vorgeht.

Als dritten Grad des Bewußtseins erlangt man die Fähigkeit, zu beobachten, was zwischen den Runden [Lebenszuständen] vorgeht. Dieser dritte Zustand entspricht also einem Bewußtsein zwischen zwei Runden.

Der bewußte Schlaf, der dazu befähigt, ist ganz andersgeartet.

Zwischen der letzten Runde eines planetarischen Zustandes und der ersten des nächsten liegen jenseits des Bewußtseins noch fünf weitere Zustände. Die sieben Runden und die fünf Zustände des Pralaya nennt man zusammen die zwölf Stufen des Weltenjahres. Dann wird die ganze Sache wiederum, aber auf einer höheren Stufe, durchgemacht.

Wir sind jetzt in der vierten Runde [Lebenszustand] der Erde und es gingen drei andere voran. Bevor die Keime zum jetzigen Menschen da waren, war der Mensch schon dreimal samenhaft vorhanden; in jeder Runde einmal. In jeder Runde haben wir sieben Entwickelungszustände, die man Globen [Formzustände] nennt, und wiederum sieben auf jedem Globus, die man Rassen [Hauptzustände] nennt. Sieben solche Runden machen zusammen einen Planeten

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aus. Die erste Runde begann mit einem Arupazustand und verdichtete sich bis zur Erde. Viermal ist unsere Erde schon physisch geworden. Dreimal wird sie es noch werden. Eine jede solche Verdichtung und Auflösung gehört einer Runde an. Sieben solche Runden nennt man ein planetarisches System.

Als die erste Erdenrunde aufging, war die ganze Nachkommenschaft dessen, was sich auf dem Mondplaneten entwickelt hatte, keimhaft da. Zwischen der letzten Mondenrunde und der ersten Erdenrunde war ein langer Pralayazustand. Damals waren die Mondenmenschen Menschenvorfahren, die auf einer Zwischenstufe standen zwischen den jetzigen Menschen und der jetzigen Tierheit, der niederen Natur nach.

Die jetzigen Tiere sind etwas hinabgestiegene Mondenmenschen, und die Menschen sind hinaufgestiegene Mondenmenschen.

Aber auch die Pflanzen waren auf dem Monde anders als die jetzigen. Das Pflanzenreich stand zwischen dem heutigen Mineralreich und dem Pflanzenreich, ähnlich wie jetzt ein Torfmoor halb mineralisch und halb pflanzenartig ist. Der Mond war im Grunde genommen eine große Pflanze. Sein Boden bestand aus ineinandergeschlungenen Pflanzen. Felsen gab es damals noch nicht.

Dieses pflanzenartige Mineralreich verdichtete sich erst auf der Erde zu dem jetzigen Mineralreich. Unsere heutigen Quarze, Malachite und so weiter sind verdichtet aus den Mondpflanzen; die Dolomitenmassen sind aus ursprünglichen Pflanzen entstanden. Auf dem Monde war also ein Reich eingeschaltet zwischen dem heutigen Mineral und der Pflanze. Darin wurzelten die Mondgewächse, sie brauchten den Boden des Mondes.

Solche Gewächse, die auf der Erde den Anschluß nicht gefunden haben, wurden parasitär, müssen noch immer auf Pflanzen wachsen, zum Beispiel die Mistel. Diese wächst auf Pflanzen, wie auf dem Monde alle Pflanzen auf einer halb pflanzlichen Grundlage gewachsen sind. Loki, der Mondengott, tötet den Baldur mit der Mistel, der Mondpflanze. So finden wir auf dem Monde:

Dies waren die Samen, die herüberkamen auf die Erde.

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Während der ersten Erdenrunde gliederte sich allmählich das Menschenreich ab. Der Mensch wurde menschlicher, das Tier tierischer. Die äußeren Körper der Menschen fingen in der ersten Erdenrunde an menschlicher zu werden.

Während der zweiten Runde gliederte sich das Tierreich heraus, während der dritten das Pflanzenreich, während der vierten das Mineralreich.

Dann machte der Mensch einen neuen Aufstieg. Die ersten drei Runden waren Wiederholungen früherer Zustände und eine Vorbereitung, um in der vierten Runde, in der lemurischen Rasse [?], das Neue aufzunehmen. Jetzt verarbeitet der Mensch das Mineralreich. Wenn er das Mineralreich zum Produkt seiner Tätigkeit umgearbeitet haben wird, dann wird eine Zeit kommen, in der er das alles so umgearbeitet haben wird, daß kein Bröselchen vom Mineralreich mehr da sein wird, das der Mensch nicht künstlich verarbeitet hat. Dann kann sich das Ganze umwandeln in lauter astrale Formen.

Das ist die Erlösung eines Reiches. Der Mensch erlöst in der vierten Runde das Mineralreich, wenn er es zum Kunstwerke gestaltet haben wird. Dann geht alles durch ein Pralaya hindurch, es ist dann kein Mineralreich mehr da, sondern die ganze Erde ist dann eine Pflanze geworden. Der Mensch wird dann um eine halbe Stufe höher gehoben und alles andere mit ihm; zum Beispiel wird der Kölner Dom in der fünften Runde als Pflanze aufgehen.

Man arbeitet nicht umsonst, wenn man das Mineralreich formt. Die Maschine, der Kölner Dom wachsen nachher als Pflanzenwelt hervor aus dem, was dann Boden sein wird. In der Atmosphäre der fünften Runde finden wir in lebendigen Wolkengebilden alles das, was heute gemalt worden ist. Wir haben es da zu tun mit einer Wiederholung auf höherer Stufe, wo all unsere Arbeit in der mineralischen Welt rings um uns herum aufwächst.

In der fünften Runde erlösen wir die Pflanzenwelt, in der sechsten die Tierheit, in der siebenten Runde das Menschenreich. Dann ist der Mensch reif, einen neuen Planeten zu betreten. Damit er sich hinaufentwickeln konnte, mußten die anderen Reiche etwas hinuntergestoßen werden und er muß sie später erlösen. Nach der siebenten Runde und einem Pralaya geht er dann über auf einen anderen Planeten.

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Sieben Runden zu sieben Globen zu je sieben Rassen sind im ganzen 343 Zustände auf der Erde. Die ganze Erdenentwickelung hat den Sinn, im Menschen waches Tagesbewußtsein zu erzeugen, während die ganze Mondenentwickelung den Sinn hatte, im Menschen das Bilderbewußtsein zu entwickeln. Voraus ging der traumlose Schlafzustand auf der Sonne; da war der Mensch noch eine schlafende Pflanze. Ein noch früherer Zustand, ein tiefer Trancezustand, war vorhanden auf dem Saturn, der heute noch in gewissen pathologischen Fällen eintritt. Die einzelnen Planeten haben also den Sinn, die aufeinanderfolgenden Bewußtseinszustände auszubilden:

Wie sich jetzt die menschlichen Verhältnisse nach der Naturgrundlage richten, so werden sie sich später nach dem Sittlichen richten. Sie werden sich gliedern nach Karmastufen, nach sieben Sittlichkeitsgraden (ethische Menschheitskategorien). Die Kastenbildung ist eine Vorausnahme dieser späteren sittlichen Gliederung. Karmakategorien sollten dadurch angedeutet werden.