Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 102 Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen

4. Vortrag Berlin, 29. Februar 1908

Die Tätigkeit der Geister der Form (Exusiai) während der gesamten Evolution bis heute.

Wir werden heute einen Gegenstand behandeln, der in Zusammenhang steht mit den großen, umfassenden Ausblicken in das Gebiet des Weltenraumes, die wir das letzte Mal unternommen haben. Wir werden dabei intimer auf die geistige Entwickelung innerhalb der mehr räumlichen und materiellen Entwickelung eingehen, als es das letzte Mal geschehen ist. Das letzte Mal haben wir gesehen, wie geistige Wesenheiten jenen mächtigen Entwickelungsprozeß dirigieren und leiten, von dem uns die äußere physische Wissenschaft ungenau, die Theosophie oder Geisteswissenschaft genau erzählt.

Wir haben das letzte Mal gesehen, wie die einzelnen Planeten, die einzelnen Körper unseres Weltensystems, aus einem gemeinsamen Urstoff sich herausheben und haben im allgemeinen vorausgesetzt, daß bei all dieser Entwickelung tätig sind geistige Wesenheiten der verschiedensten Art. Wir haben auch in anderen Vorträgen darauf hingewiesen, wie wir auf dem Gebiete der Geisteswissenschaft in den einzelnen Körpern unseres Weltensystems nicht bloß physische, materielle Dinge sehen, sondern Physisches und Materielles verknüpft mit höheren und niederen geistigen Wesenheiten, mit Wesenheiten erhabenster Art, die zum Heile des ganzen Systems die Entwickelung heben, und ebenso mit geistigen Wesenheiten niederer Art, welche hemmend und zer­störend eingreifen.

Freilich müssen wir uns klar sein, daß dasjenige, was irgendwo wie Hemmung und Zerstörung erscheint, im großen und ganzen doch wiederum der Weisheit des ganzen Systems eingegliedert ist. Man möchte daher sagen: Wenn etwas scheinbar Zerstörendes, Hemmendes und Böses irgendwo existiert, so wird durch den Gang des Ganzen die Evolution so weise geleitet, daß auch dieses Zerstörende, Hemmende und Böse im Ganzen umgelenkt, umgeleitet wird zum Guten, zum Besten. Was wir aber heute als Empfindung lebhaft vor unsere Seele stellen wollen, ist das Dasein solcher geistigen Wesenheiten - und zunächst wollen wir ins Auge fassen geistige Wesenheiten erhabener Art -, die zu den schöpferischen Wesenheiten gehören; während der

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Mensch noch lange in der Evolution wird arbeiten müssen, bis er zum Range einer schöpferischen Wesenheit aufsteigt. Wir wollen insbesondere eine Klasse derjenigen Wesenheiten ins Auge fassen, die an dem Aufbau unseres Weltsystems beteiligt waren, als die Erde als Saturn ihre Entwickelung in unserer Welt begann.


Unsere Erde begann als Saturn ihre Entwickelung und ging durch die Sonnen- und Mondentwickelung vorwärts bis zu ihrer heutigen Gestaltung. Damals, als unsere Erde Saturn war, da war allerdings auf diesem Saturn-Weltenkörper alles ganz anders als auf unserem heutigen Erdenplaneten. Auf dem Saturn war das nicht vorhanden, was wir feste Gesteinsmassen, mineralische Welt im heutigen Sinne nennen; es war aber auch kein Wasser im heutigen Sinne vorhanden, nicht einmal Luft, sondern das, was von den heutigen Elementen der Erde damals vorhanden war, läßt sich nur vergleichen mit der Wärme, mit dem «Feuer», wie wir im Okkultismus sagen.

Zwar würden Sie auch keine richtige Vorstellung bekommen, wenn Sie sich denken würden, dieses Saturnfeuer habe ausgesehen wie eine heutige Kerzenflamme oder wie eine Gasflamme. Eine richtige Vorstellung erhalten Sie, wenn Sie sich besinnen, was in Ihrem eigenen Leibe auf und ab pulsiert, wenn Sie sich darauf besinnen, welcher Grundunterschied in dieser Beziehung besteht zwischen einem niederen Tierwesen, welches gewisse Stufen der Entwickelung bewahrt hat, und dem Menschen.

Ein niederes Tierwesen hat die Wärme seiner Umgebung. Ein Amphibium hat keine eigene innerliche Wärme, sondern es hat die Wärme seiner Umgebung, es ist so kalt oder so warm wie seine Umgebung. Der Mensch hat seine eigene innerliche, gleiche Wärme, wie er sie haben muß. Sein Organis­mus muß dafür sorgen, daß wenn es äußerlich kalt ist, er trotzdem seine Wärme auf einer gewissen Höhe erhalten kann, und Sie wissen, wenn Störungen eintreten in dieser eigenen Wärme wie Fieber und so weiter, daß da auch eine Störung der Gesundheit des physischen Körpers vorliegt. Sie wissen, es handelt sich darum, daß der Mensch innerlich das Maß seiner Wärme hat, und er muß dieser innerlichen Wärme zugrundeliegend etwas wie eine Kraft denken, die diese Wärme erzeugt.

Diese Kraft ist nicht Wasser, nicht Erde, nicht Luft, sondern ein Element für sich, und dieses Element war allein auf dem alten Saturn, der

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ersten Verkörperung unserer Erde, vorhanden. Wenn Sie dazumal im Weltenraum spazieren gegangen wären - das ist natürlich eine Phantasie, aber sie ist gut, um sich eine Vorstellung zu bilden, wie es war -, hätten Sie den Saturn nicht gesehen; denn Licht hat er in seinem ältesten Zustand gar nicht verbreitet. Dazu müssen die Weltenkörper erst eine Sonne werden oder mit einer Sonne in eine Verbindung treten, um leuchtend zu werden.

Wenn Sie sich dem alten Saturn genähert hätten, so würden Sie in seiner Nähe bemerkt haben: da ist Wärme! Sie würden an irgendeiner Stelle bemerkt haben, daß es warm würde, und Sie würden denken, da ist irgendein Raum mit Wärme erfüllt; wie in einen Backofen hinein würden Sie gehen.

Allein durch diese Kraft der Wärme hätte sich das Dasein des alten Saturn angekündigt. Das ist ein feiner materieller Zustand, von dem sich der heutige Mensch kaum, am wenigsten ein gelehrter Physiker eine richtige Vorstellung machen kann; aber er ist vorhanden, ein Zustand, feiner als ein Gas, feiner als die Luft, und alles, was damals vom Menschen vorhanden war, nämlich die ersten Anlagen zum physischen Leibe, bestand aus diesem Stoff. Wenn Sie heute alles von sich entfernen könnten außer Ihrer Blutwärme, dann würden Sie jene ersten Anlagen des Menschen wieder vor sich haben. Aber das könnte nicht sein, weil man so nicht leben kann.

Heute ist es nicht möglich, mit diesem Mineralreich, Wasserreich und so weiter so zu leben, wie der Mensch auf dem alten Saturn gelebt hat. Damals konnte man es. So müssen Sie sich also heute alles dasjenige entfernt denken, was Sie zum Beispiel an Säften, an Geweben, an festen Bestandteilen an sich haben, müssen auch absehen von dem, was Sie als Sauerstoff von der Luft einsaugen. Sie müssen sich denken, daß von Ihnen einzig und allein die Wärine, die in Ihrem Blute enthalten ist, übrigbleibt, natürlich auch in einer ganz anderen Gestalt: ein physischer Mensch, der nur aus Wärme besteht! Es ist eine grauenhafte Vorstellung für einen heutigen Naturforscher, aber darum eine um so richtigere und realere!

So war die Anlage des Menschen, seines physischen Leibes. Auf diesem Saturn waren alle anderen Wesen, die heute auf der Erde sind, wie Tiere, Pflanzen und Mineralien, nicht vorhanden. Der Saturn bestand dazumal aus lauter Menschenanlagen, die so zusammengeballt waren,

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wie die kleinen Beerchen einer Brombeere eine größere bilden
: ebenso war die Saturnmasse eine große Beere, aus lauter Beerchen zusammengesetzt, die Menschen waren. Eine solche Kugel war dieser alte Saturn.

Wenn wir nun die Umgebung dieses Saturn prüfen würden, wie wir etwa die Umgebung unserer Erde prüfen, und finden, daß sie umgeben ist von einem Luftmantel, in dem Gebilde vorkommen wie Nebel, Wolken und so weiter, so würden wir in der Umgebung des Saturn nicht Dinge materieller Art finden; aber wir würden in dem Saturnmantel geistige Substanzen, geistige Wesenheiten finden, die durchwegs höherer Art sind, als der Mensch auf dem Saturn dazumal in seiner ersten Anlage war.

Wir wollen uns nun beschäftigen mit einer bestimmten Art von Wesenheiten, die mit dem Saturndasein verknüpft waren. Da finden wir

Wir wollen heute insbesondere die Geister der Form [Exusiai] ins Auge fassen, weil sie, wie wir sehen werden, eine wichtige Rolle im Beginne unserer jetzigen Erdenentwickelung gespielt haben. Aus der ganzen Reihe der geistigen Wesenheiten, die in der Atmosphäre und in der Umgebung des Saturn vorhanden waren, wollen wir also die Geister der Form herausheben und uns klar sein, daß diese Geister der Form bis heute ebenso eine Entwickelung durchgemacht haben, wie alle Wesen eine Entwickelung durchmachen. Wie der Mensch auf der Sonne den Ätherleib, auf dem Monde den Astralleib, auf der Erde das Ich erhalten hat und dadurch immer vollkommener geworden ist, so haben auch die Geister der Form ihre Entwickelung durchgemacht.

Diese Geister der Form hatten auf dem Saturn keinen physischen Leib. Sie waren dort so beschaffen, daß sie als unterstes Glied ihrer Wesenheit einen Ätherleib hatten, den man vergleichen kann mit dem Ätherleib des Menschen. Den physischen Leib müßten wir uns also vollständig wegdenken und uns bei den Geistern der Form als unterstes Glied ihrer Wesenheit den Ätherleib vorstellen.


Anmerkung des Autors dieser Netzseite: In Widerspruch zur Aussage in obigem Absatz schreibt Steiner in seiner "Geheimwissenschaft im Umriß" (GA 13), Abschnitt "Die Weltentwicklung und der Mensch", Passage über den Alten Saturn, daß die Geister der Form damals zum untersten Wesensglied einen Astralleib gehabt hätten. Vgl. hierzu die Hinweise hier, wo inbezug auf GA 102 auch noch weitere Verständnisprobleme behandelt werden.


Dann haben diese Wesenheiten einen astralischen Leib, ein Ich, Geistselbst oder Manas, Lebensgeist oder Buddhi, Geistesmensch oder Atman, und ein achtes

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Glied, das um einen Grad höher ist als dasjenige, was der Mensch im Laufe seiner Entwickelung durch die Erdenverkörperungen hindurch erreichen kann.

Diese Geister der Form wirken also nach außen auf dem Saturn geradeso durch ihren Ätherleib, wie der Mensch auf der Erde nach außen wirkt durch seinen physischen Leib. Sie haben nicht Hände, durch die sie auf dem Saturn arbeiten, nicht Füße, mit denen sie gehen können und so weiter; denn das alles sind Glieder des physischen Leibes.

Aber ihr Ätherleib äußert sich so, daß sie von dem Saturnmantel herein fortwährend in sehr feiner Materie befruchtende Lebenssäfte hereinstrahlen. Wir können uns den Saturn vorstellen, wie wir ihn beschrieben haben, und aus der Umgebung - fortwährend und von allen Seiten -, aus den Ätherleibern der Geister der Form befruchtende Lebenssäfte wie einen Regen hereinstrahlend auf den Saturn.

Der Saturn selber hatte eine solche Eigenschaft, daß er diese befruchtenden Lebenssäfte nicht etwa behielt, sondern daß er sie wie ein Spiegel fortwährend zurückstrahlte. Dadurch entstehen - jetzt beschreibe ich genauer dasjenige, was ich in früheren Vorträgen schon erwähnt habe - jene Spiegelbilder des Saturn, von denen ich Ihnen gesprochen habe. Sie können sich die warme Materie des Saturn vorstellen, wie sie fort­während die Strahlen der Ätherleiber der Geister der Form empfängt, und diese wieder zurückstrahlt.

Grob können wir uns ein Bild davon machen, wenn wir uns vorstellen, wie der Regen aus den Wolken auf die Erde herniederträufelt, in der Erde sich wiederum sammelt und als Dünste wieder hinaufsteigt. Wir müssen uns dies aber nicht so vorstellen, daß wir eine Zeit dazwischen haben, sondern uns diesen Vorgang ohne eine Zeit dazwischen vorstellen: wie die üppig wuchernden Lebenssäfte hineinströmen und wieder zurückgespiegelt werden, so daß sich die Bildungen des Saturn, die ersten Anlagen der menschlichen physischen Leiber, wie Spiegelbilder ausnehmen. Sie sind eigentlich aus Spiegelbildern bestehend.

Es ist ein gutes Bild für das, was als die physische Anlage des Menschen auf dem Saturn vorhanden war, wenn Sie sich einen Menschen vor sich stehend vorstellen und ihm ins Auge schauen: Sie senden Ihr Licht in das Auge des anderen, und Ihr Bild kommt Ihnen aus seinem Auge entgegengestrahlt.

So war es mit den Geistern der Form in der Umgebung des alten Saturn. Sie sandten ihre

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lebenspendenden Säfte herunter in die Wärmemasse des Saturn, und es spiegelte sich ihre eigene Gestalt, ihr Ebenbild in dieser Wärmemasse; und dieses Spiegelebenbild waren die ersten Anlagen des menschlichen physischen Leibes. Schon auf dem alten Saturn war der Mensch im wörtlichsten Sinne ein Ebenbild seiner Gottheit.


Wenn wir nun weiterschreiten bis zur Sonne, die aus dem alten Saturn entstand, dann geschieht diese Weiterbildung dadurch, daß die Geister der Form einen Äther- oder Lebensleib nicht mehr nötig haben; sie geben den Ätherleib ab.Sie strahlen nun nicht mehr herun­ter die befruchtenden Lebenssäfte, sondern sie geben den Ätherleib ab, und dadurch durchdringen sich die ersten physischen Anlagen der Menschen mit dem Ätherleib.

Der Ätherleib, den die Menschen auf der Sonne bekommen haben, ist zunächst aus dem Ätherleibe der Geister der Form herausgebildet, ein Stück des Ätherleibes der Geister der Form. Diese himmlisch-geistigen Wesenheiten haben sich in dem warmen Saturn gespiegelt und sind allmählich dadurch, daß sie ihm Opfer gebracht haben und Bilder geschaffen haben, selbständiger geworden, sind zu der größeren Tat fähig geworden, ihren Ätherleib abzulegen, ihn hinzuopfern, und das, was sie zuerst als Bild gestaltet haben, jetzt mit Leben, mit eigener Lebenskraft zu durchdringen.

Wenn Sie das Spiegelbild, das Ihnen aus dem Auge Ihres Mitmenschen entgegenstrahlt, mit Leben begaben könnten, es selbständig machen, so daß es eigenes Leben hätte und hinaustreten könnte aus dem Auge, so würden Sie eine Tat haben, die die Geister der Form vollbrachten beim Übergang vom alten Saturn zur Sonne. Es war dies ein bedeutsamer Fortschritt für unsere kosmische Entwickelung.

Sie wissen ja - ich will dies hier nur einflechten -, daß alle Sagen und Mythen immer eine vielfache Bedeutung haben, und wenn wir die wahren Tatsachen der Weltenentwickelung im geistigen Sinne uns vor das Auge stellen, so treten uns die Mythen in einer überraschenden Weise in ihrer Wahrheit entgegen. So kann es auch jetzt geschehen mit einer Mythe.

Betrachten wir den Fortschritt, der geschieht vom Saturn zur Sonne herüber. Auf dem alten Saturn war es so, daß die lebenspendenden Kräfte einstrahlten, zurückgeworfen wurden und wieder aufgenommen

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wurden von dem Mantel, von der Atmosphäre des Saturn. In der alten griechischen Mythe hat man die warme Kugel des Saturn «Gäa» genannt und die Atmosphäre den «Kronos». Betrachten Sie jetzt die Mythe: Fortwährend strahlen hinein die lebenspendenden Kräfte von Kronos auf die Gäa, auf den Saturn, und gehen wieder zurück, werden aufgesogen. Es ist Kronos, der fortwährend seine eigenen Kinder verschlingt!

Es muß eine solche Wahrheit einer Mythe gefühlt werden. Fühlt man sie nicht, so hat man gar nicht die richtige Stellung dazu. Denn bedenken Sie nur einmal, was es heißt, daß wir in der grauen Vorzeit des alten Griechenland einen Mythos finden, der uns diese Wahrheit in wunderbarer Weise im Bilde darstellt!

Es gibt nur eine einzige Möglichkeit für die Erklärung einer solchen Tatsache, und das ist die: Die vorgeschrittensten Individuen der Menschheit, die in den Mysterien die Fortentwickelung der Menschheit leiteten, wußten genau dasjenige von der Weltentwickelung, was wir heute in der Theosophie verkündigen. Genauso wie wir hier reden über diese Dinge, so wurde in den alten Mysterien Griechenlands geredet, und für die großen Massen wurden diese Wahrheiten in Bilder gehüllt, und diese Bilder bildeten dasjenige, was wir heute als Mythos kennen.

Sonderbar nehmen sich einer solchen Erkenntnis gegenüber die Menschen aus, die da glauben, daß erst in den letzten vierzig Jahren die Wahrheit von den Menschen entdeckt worden ist, und daß alles das, was frühere Zeiten gekannt haben, nur die Begriffe einer kindlichen Phantasie sind. Aber als eine kindliche Vorstellung muß man es gerade bezeichnen, wenn immer wieder betont wird: Wie wir es heute so herrlich weit gebracht haben. - Das ist die wahrhaft kindliche Vorstellung!


So schreiten wir also vor von dem Saturn zur Sonne und betrachten die Entwickelung der Geister der Form weiter. Ihren Ätherleib haben sie abgelegt, von sich «ausgespritzt» und dem Körper der Erde mitgeteilt, indem sich die Menschenleiber mit dem Ätherleib der Geister der Form durchsetzt haben. Sie selbst haben als niederstes Glied ihrer Wesenheit jetzt den astralischen Leib, und ihre Höherentwickelung bedeutet, daß sie nicht nur ein Glied über dem Geistesmenschen oder Atman haben, sondern noch ein weiteres Glied; so daß wir jetzt ihre Wesenheit bezeichnen müssen mit Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist,

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Geistesmensch, ein achtes Glied und ein neuntes Glied, die erhaben sind über das, was der Mensch zunächst in seiner vollständigen siebengliederigen Entwickelung erlangen kann.

Was bieten die Geister der Form für eine «Außenseite»? Die Geister der Form um den Saturn herum haben sozusagen den «Lebensregen» auf den Saturn herabgeträufelt. Die Geister der Form auf der Sonne äußern sich durch die auf die Sonne einstrahlenden Triebe, Begierden, Leidenschaften, durch alles dasjenige, was im astralischen Leibe verankert ist.

Wer auf der Sonne gesessen und hinausgesehen hätte in den Weltenraum, er würde nicht Blitze haben zucken sehen und Donner rollen hören, sondern er würde um sich herum in astralischem Lichte die Leidenschaften geistiger Wesenheiten wahrgenommen haben - ringsherum überall Leidenschaften -, und Sie müßten sich nicht etwa nur niedrige Leidenschaften vorstellen.

Diese Leidenschaften, diese Affekte ringsherum schufen nun von außen herein weiter an dem Planeten. Wenn wir die Mythe weiter betrachten, so sehen wir förmlich innerhalb unserer Erdentwickelung die schaffenden «Titanen», die schaffenden Leidenschaften, die von außen herein wirken, von den geistigen Luftkreisen der Sonne, als diese ein Planet war.


Nunmehr schreiten wir weiter zum Mond - die Sonne verwandelt sich in den Mond. Das bedeutet im Laufe der Entwickelung, daß die Geister der Form nun auch ihren astralischen Leib ablegen und daß ihr niederstes Glied das Ich ist.

Wenn wir ihr Wesen beschreiben wollten, würden wir sagen: Wie der Mensch als niederstes Glied den physischen Leib hat, so haben diese Geister der Form, die um den Mond herum leben, als niederstes Glied das Ich, haben dann Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmenschen, ein achtes, ein neuntes Glied und dann noch ein zehntes Glied. So bieten sie also nach außen hin ihr Ich dar.

Es ist sehr merkwürdig, aber es ist so: sie bieten nach außen hin lauter Iche dar; sie strotzen förmlich von lauter Ichen nach außen. Alle Betätigung in der Umgebung des Mondes ist so, wie wenn Sie Wesen gegenüberträten, die Ihnen alle ihre Individualität, alle ihre Eigenheit äußern. Das geschah von der Atmosphäre des Mondes her.

Denken Sie sich einmal, alle Ihre Iche, die in Ihren physischen Leibern hier sind, würden plötzlich befreit vom physischen Leibe; der physische Leib, der Ätherleib,

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der astralische Leib wären weg, nur Ihre Iche wären da als das niederste Glied, und sie könnten sich durch den Raum hindurch äußern. Denken Sie sich selbst auf dem alten Monde und Ihre Iche draußen in der Welt, aber so, daß diese Iche eingebettet wären in die geistigen Substanzen, nur die niedersten Glieder der Geister der Form aus der Luft herein wirkend: dann würden Sie eine Vorstellung haben, wie die Geister der Form sich als lauter Iche äußern aus dem Raum herein. Ihren astralischen Leib, den sie auf der Sonne noch hatten, haben sie an die Menschen abgegeben, so daß der Mensch jetzt auf dem Monde besteht aus physischem Leib, Ätherleib und astralischem Leib.

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Wir wollen uns, damit wir uns in diese Sache gut hineinversetzen, einmal eine kleine Skizze in folgender Art davon machen. Wir wollen uns vorstellen, daß dies der Saturnmensch sei, der Saturnmensch, der die ersten Anlagen des physischen Leibes hat. Über ihm schwebend müssen wir uns Wesenheiten denken, die die Geister der Form sind, die einen Ätherleib, Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch haben, bis hinauf zum achten Glied.

Jetzt müssen wir uns den nächsten Zustand denken. Beim Sonnenmenschen haben wir den physischen Leib und den Ätherleib Der Ätherleib war dadurch in den Menschen hineingekommen, daß die

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Geister der Form ihren Ätherleib ausgegossen haben und nur ihren Astralleib behalten haben, so daß die Geister der Form ihren Astralleib haben, ihr Ich, und weiter hinauf bis zum neunten Gliede.

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Dann gehen wir zum Mond. Wir haben den Menschen aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib bestehend, und der astralische Leib ist nur dadurch entstanden, daß die Geister der Form ihren astralischen Leib hingeopfert und jetzt als ihr unterstes Glied das Ich haben, dann Geistselbst und so weiter bis hinauf zum zehnten Glied.

Dadurch ist alles dasjenige, was wir «Mensch» nennen, allmählich heruntergeflossen aus der Umgebung des Planeten, von außen her zusammengesetzt worden. Alles, was innen ist, war einmal außen und hat sich in den Menschen hineinbegeben.


Verfolgen wir jetzt die Entwickelung auf der Erde selber: Im Beginn der Erdenentwickelung hat der Mensch seinen physischen Leib als Anlage, dann seinen Ätherleib und astralischen Leib. Die Geister der Form kommen herüber vom Monde. Ihr niederstes Glied ist das Ich; dieses Ich opfern sie jetzt auch noch hin und befruchten den Menschen in seiner Anlage mit dem Ich, so daß das Ich, wie es auf der Erde auftritt, eine befruchtende Kraft ist, die jetzt ausströmt von den Geistern der Form; und die Geister der Form behalten als niederstes Glied ihrer Wesenheit das Geistselbst oder Manas.

Wenn wir sie also beschreiben wollten, müßten wir sagen: Über uns walten in unserer Umgebung in der Erdenatmosphäre die Geister der Form. Ihr niederstes Glied ist Geistselbst oder Manas, in dem leben und weben sie, und geopfert haben sie dasjenige, was sie noch auf dem Monde hatten, das nach allen Seiten wirkende Ich. Das träufelte herunter und befruchtete den Menschen.


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Nun wollen wir einmal diesen Gang des Menschen auf der Erde selbst verfolgen. Man kann am Menschen die Stelle angeben, wo das Ich eingeträufelt wird; wir wollen das aber heute nur schematisch betrachten.

Der Mensch empfängt sein Ich. Es trifft natürlich dieses Ich zuerst seinen astralischen Leib, der ihn ja wie eine aurische Hülle umgibt; da fließt es zunächst ein, durchdringt diesen astralischen Leib. Das ist zu der Zeit, die wir die «lemurische» nennen. In der lemurischen Zeit, im Laufe langer Zeiträume, verschieden bei verschiedenen Menschen, zieht dieses Ich zuerst in den astralischen Leib ein und befruchtet ihn. Stellen wir uns also jetzt einmal diesen fortentwickelten Menschen vor.

Der physische Leib hat damals durchaus nicht so wie heute aus Knochen, Fleisch und Blut bestanden, sondern es war eine ganz weiche Anlage, auch noch ohne Knorpel, und durchzogen wurde dieser Leib wie von magnetischen Strömen. So war der physische Leib da, dann war da der Ätherleib als der nächste, und dann der astralische Leib, der mit dem Ich befruchtet wird.

Diese Befruchtung müssen wir uns so vorstellen, daß etwas wie ein Loch, wie ein Einschnitt am astralischen Leib entsteht, wie eine Einstülpung. Das ist tatsächlich auch der Fall, daß so etwas wie eine Öffnung oben am astralischen Leib entsteht durch den Hineinfluß des Ich, eine Öffnung bis auf den Ätherleib (siehe Zeichnung S. 74).

Das hat eine große Bedeutung und eine große Wirkung gehabt, und die Folge davon ist, daß die erste dämmerhafte Wahrnehmung einer physischen Außenwelt auftritt.

In früheren Zuständen nahm der Mensch nichts anderes wahr, als was in seinem Inneren lebte; er war wie hermetisch nach außen abgeschlossen. Nur sich selbst nahm er wahr, und was in seinem Inneren vorging. Jetzt erst öffnete sich ihm der Blick auf eine physische Außenwelt.

Ganz selbständig war aber der Mensch noch nicht. Vieles wurde für ihn noch reguliert von anderen, göttlichen Wesenheiten, mit denen er im Zusammenhang stand. Es war noch nicht so, daß der Mensch gleich alles sehen konnte, was um ihn herum war, so wie es heute der Fall ist; sondern weil nur sein astralischer Leib geöffnet war, nahm er auch nur mit diesem Leibe wahr.

Es war das ein ganz dämmerhaftes Hellsehen, das darin bestand, daß wenn in dieser alten Vorzeit der Mensch sich hinbewegte über die Erde,

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er dasjenige wahrnahm, was außer seiner Körperlichkeit war, und zwar, insofern es ihm sympathisch oder unsympathisch, nützlich oder schädlich war. Er nahm, wenn er sich so hinbewegte, zum Beispiel ein grellrotes Farbenbild wahr, das als ein aurisches Farbenbild aufstieg; denn es war erst sein astralischer Leib geöffnet. Jetzt wußte er, wenn da ein rotes Farbenbild aufstieg: da ist ein Wesen in der Nähe, das mir gefährlich ist! Und wenn ein blau-rotes Farbenbild ihm entgegentrat, wußte er, daß er da hingehen konnte.

So richtete er sich nach diesen dämmerhaften hellseherischen Wahrnehmungen. Nur das Seelische nahm er wahr; dasjenige, was zum Beispiel in den heutigen Pflanzen vorhanden ist, nahm er noch nicht wahr. Nur das, was als Seelisches in anderen Menschen und in den Tieren vorhanden war, und allerdings auch die Gruppenseelen, nahm er wahr. Das war also die erste Befruchtung mit dem Ich.

Dieses Ich gestaltete sich allmählich immer weiter, und zwar so, daß das, was als Befruchtungselement hineinkam in den astralischen Leib, diesen immer mehr durchzog; so daß das Ich immer mehr in den Gefühlen der Lust und der Unlust des astralischen Leibes vorhanden war. Indem so das Ich sich ausbreitete im astralischen Leibe, entstand das, was man in meinem Buche «Theosophie» als Empfindungsseele bezeichnet findet. Das ist die Empfindungsseele, die da entstand. Es ist so, wie wenn das befruchtende Ich seine Kraft ausbreitete über den ganzen astralischen Leib und dadurch die Empfindungsseele bewirkte.

Bild 102-74

Nun werden wir hier eine wichtige Sache noch einzufügen haben. Wir haben jetzt einen ziemlich normalen Gang der Entwickelung ge­sehen. Wir haben gesehen, wie auf dem alten Mond die Geister der Form ihr niederstes Glied, ihr Ich, hineingestraht haben, und wie sie, als aus dem Mond die Erde geworden war, dieses Ich abgegeben haben und dadurch den Menschen befruchtet haben mit dem Ich.

Nun wissen

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wir, daß auf dem Monde gewisse Wesenheiten zurückgeblieben sind, welche mit ihrer Entwickelung auf dem Monde nicht fertig geworden sind. Was heißt das? Das heißt, sie sind nicht bis zu der Stufe vorgeschritten, daß sie die Fähigkeit erlangt haben, ihr Ich ausströmen zu lassen und damit den Menschen zu befruchten. Das konnten sie nicht. Sie standen noch auf der alten Mondenstufe, als sie mit ihrem Ich hineinwirkten in die Atmosphäre der Erde.

Es waren in der Umgebung des Menschen zurückgebliebene Wesenheiten, die so wirkten, wie die Art der Geister der Form auf dem Monde war; so wirkten diese zurückgebliebenen Wesen auf der Erde. Der Mensch war in der Atmosphäre der Erde umgeben von Ich-Wesenheiten, die noch nicht ihre Iche abgegeben hatten.

Diese Wesenheiten streben jetzt danach, das letzte, was sie auf dem Monde tun mußten, jetzt auf der Erde tun zu können. Dadurch war der Mensch Einflüssen ausgesetzt, die hier in der normalen Entwickelung nicht zu ihm gehört hätten. Diese Einflüsse der Ich-Geister strahlten ein in seinen astralischen Leib. Während durch das eingeträufelte Ich der Geister der Form sein astralischer Leib umgestaltet wurde, strahlten ihm zu gleicher Zeit die Ich-Geister, die es nicht bis zum Standpunkte der Geister der Form gebracht hatten, niedrigere Kräfte zu, als ihm in normaler Entwickelung hätten eingestrahlt werden müssen.

Diese niedrigeren Kräfte bewirkten, daß der Mensch zerfiel in einen höheren und in einen niederen Teil.

Das ist das Ich, das noch nicht los will von den Instinkten, Begierden und Leidenschaften. Die dringen darin ein und durchsetzen den astralischen Leib, so daß im menschlichen astralischen Leib zweierlei vorhanden ist: selbstlose Triebe, solche, die höher hinauf wollen, und solche Leidenschaften, die von Selbstsucht durchsetzt sind; die sind in den Menschen durch den Einfluß der Ich-Geister hineingekommen und verankern sich in ihm.

Nun wollen wir die Entwickelung selbst weiter betrachten. Wir haben gesehen, wie der astralische Leib von der Kraft des herabgeträufelten

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Ich ganz durchsetzt worden ist. Das nächste ist nun, daß der Ätherleib auch von dieser Kraft ergriffen wird, so daß im Ätherleib ebenfalls eine Art Loch nach der Außenwelt entsteht.

Wenn wir das zeichnen wollen, so müssen wir das so tun, als ob wir in der Mitte einen physischen Leib haben, dann einen durchbrochenen Ätherleib, der von der Kraft des Ich ganz ausgefüllt wird, und dann den astra­lischen Leib, der ja auch von der Kraft des Ich ausgefüllt wird. So haben wir jetzt im Ätherleib die Kraft, die nach außen will: der Ätherleib öffnet sich der Außenwelt (siehe Zeichnung).

Bild 102-76

Wir stehen jetzt ungefähr bei der Gestaltung des Menschen im ersten und zweiten Drittel der atlantischen Zeit. Da war noch ein altes Hellsehen vorhanden, aber nicht so, daß nur das Nützliche und Schädliche, das Sympathische und Unsympathische in Bildern gesehen wurde; sondern es traten so etwas wie lebendige Traumbilder vor dem Menschen auf, die lange stehenblieben. Denn der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, und da diese Menschen noch keine Störung von seiten des physischen Leibes hatten, haben sie solche Bilder, die sie von außen aufnahmen, ungeheuer lange behalten.

Das Gedächtnis war damals eine ganz besonders hervorragende Seelenkraft. Sie können in «Aus der Akasha-Chronik» lesen, was die Menschen in dieser Beziehung damals waren. Es ist zwar noch immer nicht ein vollständiges Anschauen der Außenwelt, sondern eine Art dämmerhaften Hellsehens. Dieses ist aber umfassender als die Wahrnehmung durch den astralischen Leib. Es umfaßt mehr, läßt alles in gewaltigen Bildern, die deutlich geformt sind, erstehen wie ein Traum, aber schon den äußeren Gegenständen entsprechend; während früher die Bilder nur dazu dienten, dem Menschen zu sagen, wie er sich verhalten sollte, ob er diese oder jene Richtung nehmen sollte. Die äußeren Gegenstände wurden aber noch nicht gesehen.


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Jetzt schreiten wir noch weiter und kommen in das letzte Drittel der atlantischen Zeit. Jetzt wird nicht nur der astralische Leib und der Ätherleib, sondern auch der physische Leib von der Kraft des Ich ergriffen (siehe Zeichnung). Es entsteht im physischen Leibe die Anlage Bild 102-77 zu einer Ausbuchtung. Der physische Leib wird ausgebuchtet, und um ihn herum haben wir den Ätherleib und den astralischen Leib.

Wir wollen uns das ganze jetzt schematisch vorstellen; im Laufe der nächsten Vorträge werden wir die Wirklichkeiten dafür kennenlernen. In einer gewissen Weise war also eine solche Art von Ausbuchtung eingetreten. Der physische Leib nahm das Ich in sich auf. Zwischen den Augenbrauen liegt der Punkt - ich habe Ihnen öfter davon gesprochen -, wo das Ich aufgenommen wird.

Bei dieser Öffnung, die durch die Durchdringung des physischen Leibes mit dem Ich zustande kommt, müssen wir besonders denken an das Öffnen der physischen Sinne. Das Ich durchdringt das Auge, das Gehör; das ist nicht bloß eine Öffnung, sondern es sind eine ganze Reihe von Öffnungen. Das alles geschieht im letzten Drittel der atlantischen Zeit, und dadurch erst wird der physische Menschenleib so umgestaltet, daß er zu dem wird, was er heute ist.

Wir nennen nun den umgestalteten Ätherleib, wie er sich in der ersten atlantischen Zeit gebildet hat, die «Verstandesseele» oder «Ge­mütsseele», und den umgestalteten physischen Leib nennen wir die «Bewußtseinsseele». Da haben Sie also als eine Folge der Evolution dargestellt, was Sie in meiner «Theosophie» geschildert finden, so wie es heute ist. Hier sehen Sie, wie die Dinge sich nach und nach gebildet haben.

Jetzt ist auch der physische Leib nach außen geöffnet und der Mensch lernt jetzt die Außenwelt erst wirklich kennen, und nun beginnt

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die bewußte Umgestaltung des astralischen Leibes. Vorher war alles mehr oder weniger eine unbewußte Umgestaltung; denn die Be­wußtseinsseele ist jetzt erst da.

Wollen wir uns diesen Zustand vorstellen, so müssen wir ihn uns schematisch so denken: aufgeschlossen den astralischen Leib, den Ätherleib und den physischen Leib, und dadurch, daß der Mensch mit der Außenwelt in Beziehung tritt, bildet er in sich hinein einen Einschlag. Das ist alles dasjenige, was das Ich am Verkehr mit der Außenwelt entwickelt, was das Ich lernt während des Verkehrs mit der Außenwelt.

Denken Sie sich nun, das Ganze, was das Ich so entwickelt, wird immer größer und größer, und es ist tatsächlich so - es ist das zwar schematisch, aber durchaus dem wirklichen Vorgang entsprechend -, daß dieses neue Gebilde, das der Mensch nach und nach entwickelt, sich hier herumlegt um seinen astralischen Leib und sich mit seinem astralischen Leib vereinigt und dann im Laufe der Entwickelung diesen selber umgestaltet zu dem eigentlichen menschlichen Bild 102-78 Manas oder Geistselbst (siehe Zeichnung).

Bei dieser Arbeit ist der Mensch heute, indem er durch das, was er durch seinen Verkehr mit der Außenwelt erlangt, seinen astralischen Leib zu Manas oder Geistselbst umgestaltet. In diesem Prozeß stehen wir noch gegenwärtig darinnen. Überall aber sind wir dadurch, daß die Geister der Form das Ich abgegeben und dem Menschen eingeträufelt haben, mit diesen Geistern der Form umgeben als mit Wesenheiten, deren niederstes Glied ein manasisches, das Geistselbst, ist.

Wenn wir also in unserer Umgebung nach diesen Geistern der Form, nach ihrem niedersten Gliede suchen wollen, so finden wir es in dem, was wir selbst als das fünfte Glied

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nach und nach entwickeln. Was wir als menschliche Weisheit entwickeln, wodurch wir immer weiser und weiser werden müssen, das müßten wir als niederstes Glied der Geister der Form in unserer Umgebung geäußert finden.

Betrachten wir einmal, was erhabenere, höhere Wesenheiten um uns gemacht haben, woran wir noch keinen Anteil haben. Sehen wir uns, ich habe es schon oft erwähnt, ein Stück Oberschenkelknochen an, worin Balkenlagen, die hin- und hergehen, zu einem wunderbaren Gerüst zusammengefügt sind, so daß wir uns sagen müssen: weisheitsvoll ist hier mit dem kleinsten Ausmaß des Stoffes das größte Maß von Kraft erreicht! Was der Mensch allmählich in seiner Weisheit erlangt, das sehen wir da hineingeheimnißt.

Der Mensch wird allmählich lernen - was er heute noch nicht kann -, durch seine Ingenieurkunst Brückengerüste zu bauen, die Weisheitsformen sein werden, die so weise eingerichtet sein werden, wie die Oberschenkelknochen als Pfeiler den menschlichen Oberkörper tragen. So weise ist auch der ganze menschliche Leib eingerichtet, ein Ausdruck und eine Offenbarung der Weisheit, und wenn wir hinausgehen in die Natur, tritt uns überall diese Weisheit entgegen.

Gehen wir zum Beispiel zu den Bauten, welche sich die Biber anlegen. Da sehen wir, wie sich die Biber in gewissen Jahreszeiten zusammenfinden, wenn das Wasser ein größeres Gefälle erreicht, um unter einem bestimmten Winkel im Wasser einen Bau aufzuführen, wodurch sie das Wasser aufhalten und ein neues Gefälle einrichten, alles technisch so richtig angelegt, als wenn ihnen alle Hilfsmittel der Mathematik und sonstigen Wissenschaften dabei zu Gebote gestanden hätten.

Überall in unserer Umgebung finden wir alles angefüllt und imprägniert mit Weisheit, mit dem, womit wir selbst imprägniert sein werden, wenn wir Manas im vollen Umfange entwickelt haben werden. Diese Weisheit, die wir überall finden, ist etwas, was zu den Gliedern der Geister der Form gehört. Wie unser niederstes Glied der physische Leib ist, so ist die Weisheit, die wir um uns herum finden, das unterste Glied der Geister der Form.

Dann haben diese Geister der Form Buddhi, Atman, wo wir unseren Ätherleib und astralischen Leib haben, und dann noch das achte, neunte, zehnte und elfte Glied. Sie sehen also, wir haben es hier zu tun mit hoch erhabenen Wesenheiten, zu denen wir aufschauen,

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und wenn wir die Weisheit in unserer Umgebung sehen, sehen wir nur das letzte Glied dieser hoch erhabenen Wesenheiten.

Wir sind gegenüber diesen erhabenen Wesenheiten so wie ein Tier, ein niederes Wesen, das am Menschen herumkriecht und nur den physischen Leib an seiner Außenseite sieht. Verzeihen Sie mir das Bild, den Vergleich! - Wir kriechen auf der Erde herum und sehen die Weisheit, die für die Geister der Form so ist wie für uns der physische Leib. Solch ein Wesen ist dasjenige, was wir den schöpferischen Geist dem Menschen gegenüber nennen; denn dieser schöpferische Geist hat ihm sein Ich eingeflößt.

Genau ebenso wie wir uns zu dem Manas erheben auf die geschilderte Art, so werden wir uns einstmals erheben im weiteren Verlauf der Entwickelung durch die Umgestaltung des Ätherleibes: wir gliedern uns den Lebensgeist, die Buddhi, ein. Wir haben in unserer Umwelt Manas oder das Geistselbst als die in der Welt imprägnierte Weisheit. Wie das ein niederstes Glied geistiger Wesenheiten, der Geister der Form, ist, so sind auch andere Wesenheiten verknüpft mit der Erde, deren unterstes Glied nicht unser fünftes, Manas, sondern unser sechstes Glied ist, das heißt der Lebensgeist oder die Buddhi.

In unserem Umkreis ist die Atmosphäre für solche Wesenheiten, deren letztes Glied - als das Glied höherer Wesenheiten - unserem Lebensgeist gleichkommt. Und so wahr es ist, daß im Beginne der Erdentwickelung eine äußere Tat dem Menschen das Ich eingeträufelt hat, so wahr ist es, daß in einem bestimmten Zeitpunkt der Erdentwickelung der erste Eindruck und Einfluß derjenigen Wesenheiten auftrat, welche dem Menschen nach und nach die volle Kraft der Buddhi einträufeln.

In der Zeit, in der das Ich herunterträufelte in alter, grauer Vorzeit, da war noch nach zweitausend Jahren nicht viel von solchen Ichen zu bemerken, die in den Menschenleibern waren. Das alles ging nach und nach. Im Laufe von vielen Jahrtausenden kam erst diese Kraft des Ich voll zur Geltung.

Niemals darf man sich vorstellen, daß die Einträufelung des Ich ein solches Ereignis war, von dem jemand sagen könnte: Da ist nichts Besonderes geschehen, das erkenne ich nicht an; das ist ein Er­eignis, wie es sie auch vorher gegeben hat! - Wenn da irgendwelche sonderbar «aufgeklärte» Geister zweitausend Jahre nach der Einträufelung

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des Ich auf der Erde gelebt und damals etwa einen Materialismus begründet hätten, so würden sie gesagt haben: Ach, da gibt es unter uns einzelne, die behaupten, eine besondere Kraft sei vom Himmel gekommen und habe alle Menschen vorwärts gebracht; aber das ist ein Dualismus verwerflichster Art; wir müssen als Monisten erklären, daß das etwas ist, was schon früher da war! - Diese Dinge traten allmählich und langsam auf.

Ebenso wie im Beginne der lemurischen Zeit ein gewaltiger Ruck vorwärts durch die Einträufelung des Ich stattgefunden hat, wodurch erst später die Möglichkeit geworden ist, das Geistselbst oder Manas auszubilden, ebenso gibt es ein Ereignis, welches eine grundlegende Bedeutung hat, wodurch der Mensch fähig sein wird, innerhalb des ganzen Menschen nicht nur Manas auszubilden, sondern den Lebensgeist oder Buddhi.

Und dieses Ereignis ist die Tat von Golgatha, ist die Erscheinung des Christus auf der Erde! Es mag sein, daß diese oder jene Leute das heute leugnen werden; aber dieses Ereignis ist ebenso eine Wirkung aus der Umgebung, wie das andere eine Wirkung aus der Umgebung war. So sehen wir, daß wir den Weltengang von seiner geistigen Seite aus begreifen, wenn wir in die Tiefen dieser Welt hineinsehen. Wir lernen allmählich unseren Blick nicht nur zu einem materiellen Dasein erheben; sondern wir entdecken überall, wo wir hineinschauen in den Weltenraum, geistige Wesen und ihre Taten, und durch das, was wir Theosophie nennen, lernen wir die Taten dieser geistigen Wesenheiten kennen. Wir leben, weben und sind innerhalb der geistigen Wesenheiten und ihrer Taten.

So wollen wir das nächste Mal noch etwas genauer auf den menschlichen Organismus eingehen und wollen auf die Punkte hinweisen, wie sie sich wirklich herausgebildet haben, nachdem wir sie heute mehr schematisch betrachtet haben.