Rudolf Steiner (1861-1925):
GA 102 Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen
3. Vortrag Berlin, 15. Februar 1908
Abspaltung der Planeten während der Entwicklung der Erde.
Die mit ihnen jeweils verbundenen Wesenheiten und ihr Einfluß auf die menschliche Entwicklung.
Diese Montagvorträge haben das Ziel, vorgerücktere Theosophen, also solche, die sich schon längere Zeit mit theosophischer Weltanschauung und namentlich, was ja noch viel wichtiger ist, mit theosophischer Den-kungsart und Gesinnungsart durchdrungen haben, zu immer höheren und höheren Anschauungen emporzuheben. Daher wird es, wenn wir wirklich bei diesen Vorträgen dieses Ziel verfolgen, für diejenigen, die sozusagen als Nachzügler kommen, immer schwieriger werden, zu folgen. Sie sind vielleicht noch imstande, verstandesmäßig zu folgen, aber es wird immer schwieriger werden, dasjenige, was aus den höheren Partien der Theosophie vorgebracht wird, als etwas Vernünftiges und Gesundes anzusehen. Daher wird namentlich für diejenigen, die erst kürzere Zeit hier sind, ein gutes Stück guter Wille dazugehören, diesen Zweigvorträgen mit dem Gefühls- und Empfindungsverständnis zu folgen. Es muß aber immer wieder betont werden, daß wir nicht weiterkommen würden, wenn wir nicht Gelegenheit hätten, an irgendeinem Orte auch in die höheren Partien des geistigen Daseins hineinzuleuchten. Das soll hier in diesen Vorträgen geschehen.
Nun habe ich Ihnen in dem letzten Vortrag einen Ausblick gegeben in die Entwickelung unseres ganzen Planetensystems. Vorangegangen war ein Blick in dieses Planetensystem selber, insofern die einzelnen Planeten bewohnt sind von allerlei Wesenheiten, die wiederum einen Einfluß haben auf unseren menschlichen Leib. Das heute Vorzubringende wird sich an diese beiden vorhergehenden Betrachtungen anschließen. Wir werden unseren Ausblick in das Planetensystem noch erweitern und dabei mancherlei von den Geheimnissen unseres Weltendaseins von einem geistigen Gesichtspunkt aus kennenlernen.
Wenn Ihnen irgendeine der gebräuchlichen Darstellungen der Entstehung unseres Planetensystems, die ja heute so zahlreich sind, vor Augen tritt, so werden Sie zunächst zurückgeführt zu einer Art Urnebel, zu einem nebelartigen, gewaltig großen Gebilde, aus dem sich unsere Sonne und die um sie kreisenden Planeten gewissermaßen herausgeballt
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haben, und es werden ja als Triebkräfte bei diesem Herausballen in der Regel nur physische Kräfte berücksichtigt.
Sie wissen, daß man dies die - heute vielfach modifizierte - Kant-Laplacesche Theorie nennt, und Sie wissen auch, daß die, welche es mit ihrem Verständnis nun gerade so weit gebracht haben, daß sie das allmähliche Herausballen der einzelnen Planeten aus dem Urnebel bis zu dem Zustand, in dem die Planeten, namentlich die Erde, jetzt sind, eingesehen haben, sehr stolz sind auf diese Einsicht, und daß sie immer wieder betonen, wie es doch eigentlich eine recht wenig unserem gewaltigen Fortschritt entsprechende Anschauungsweise sei, bei diesem Herausgliedern der einzelnen Himmelskörper aus dem Urnebel auch noch von geistigen Kräften und geistigen Wesenheiten zu sprechen. Sie wissen, daß es auch populäre Bücher gibt, die solches Sprechen als das rückständigste und abergläubischste bezeichnen, das es nur geben kann.
Nun würde ja der Verstand eines Theosophen auch noch ausreichen, um alles das, was auf diesen Gebieten vorgebracht wird, in der richtigen Weise zu verstehen. Nur erstreckt er sich auch noch etwas weiter. Ihm ist es klar, daß es mit den physischen Anziehungs- und Abstoßungskräften und so weiter nicht getan ist, daß da noch allerlei andere Dinge mitspielen. Heute muß es sich die Theosophie noch gefallen lassen, von der gebräuchlichen offiziellen Wissenschaft, die man vielleicht auch die «Antisophie» nennen könnte, als eine recht dicke Dummheit und ein furchtbarer Aberglaube ausgeschrien zu werden.
Aber wir leben in einem Zeitalter, das in einer merkwürdigen Art, man könnte sagen, hoffnungsvoll für den Theosophen ist. Man möchte sagen, daß die Theorien, Anschauungen und Erkenntnisse, die die heute gebräuchliche Wissenschaft aus ihren eigenen Tatsachen schöpft, sich wie kleine keuchende, zwerghafte Wesenheiten ausnehmen, die pustend und keuchend in einer weiten Entfernung hinter den Tatsachen herlaufen. Denn die Tatsachen der heutigen Wissenschaft sind dem, was der «Glaube» der heutigen Wissenschaft ist, eigentlich weit voraus. Sie sind so, daß mit ihnen immer neue und neue Bestätigungen der theosophischen Wahrheiten auftauchen.
Nur werden sie natürlich nicht als solche durchschaut. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß hier oft gesprochen worden ist von der Wirkung des astralischen Leibes während
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der Nacht: wie während des Tages der physische Leib und der Ätherleib abgenutzt werden, und wie während der Nacht der astralische Leib derjenige ist, der verbessernd und aufbauend und die Ermüdungsstoffe fortschaffend wirkt. Diesen Satz in dieser Form auszusprechen, würde für die heutige Wissenschaft als etwas noch ganz und gar nicht Salonfähiges gelten.
Aber die Tatsachen sprechen eine deutliche Sprache: Wenn wir zum Beispiel heute in einer amerikanischen Zeitschrift lesen können, daß ein Forscher die Theorie aufgestellt habe, die Schlaftätigkeit beim Menschen sei eine involvierende, aufbauende, während im Gegensatz dazu die Tätigkeit während des Wachens eine abbauende sei, dann haben Sie da wiederum eine solche wissenschaftliche Tatsache, hinter der die Theorien der Naturwissenschaft nach-keuchen wie die kleinen Zwerge, die nicht nachkommen können, während Sie in der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung die lichtvollen, großen Ausblicke haben, die aus einer geistigen Weltanschauung herausgeholt sind.
Wenn wir geisteswissenschaftlich die Entstehung unseres heutigen Sonnensystems betrachten, so brauchen wir in keiner Weise, so wenig wie auf anderen Gebieten, dem direkt zu widersprechen, was von der physischen Wissenschaft vorgebracht wird. Denn gegen das, was die physische Wissenschaft einzig und allein zu erkennen anstrebt - was Augen hätten sehen können in der Aufeinanderfolge der Entwickelung -, dagegen hat keine Theosophie etwas einzuwenden. Wenn sich irgend jemand zur Zeit des Urnebels einen Stuhl in den Weltenraum hinausgestellt und sich daraufgesetzt, über eine genügend lange Lebensdauer verfügt und nun zugeschaut hätte, wie die einzelnen Kugeln sich abgeballt haben, so würde er mit physischen Augen nichts anderes haben sehen können, als was diese physische Wissenschaft konstatiert hat.
Aber das wäre ebenso, wie wenn zwei Menschen vor Ihnen stehen und der eine gibt dem anderen eine Ohrfeige, und dann kommt ein Beobachter und sagt: Da hat einer einen leidenschaftlichen Zorn gegen den anderen gehabt, und das hat ihn die Hand ausholen lassen und auf diese Weise hat der seine Ohrfeige bekommen; während der zweite sagen würde: Du bist ein Phantast, ich habe nichts gesehen von Zorn und Leidenschaft, ich habe nur die Hand sich bewegen sehen und
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einen Stoß ausführen; dadurch hat der andere eine Ohrfeige weggehabt.
Das ist die äußere, materialistische Beschreibung, die Methode, die die heutige Wissenschaft anwendet. Sie widerspricht nicht der geistigen Erforschung der Tatsachen. Nur derjenige, der glaubt, daß diese materialistische Beschreibung der Tatsachen die einzige ist, der fühlt sich in seiner wissenschaftlichen Erhabenheit selbstverständlich sehr weit hinausgehoben über alles, was die Geistesforschung vorzubringen hat. Also was man die modifizierte Kant-Laplacesche Theorie nennt, mag als ein äußeres Ereignis durchaus gelten. Aber innerhalb dieser ganzen Abballung, dieser ganzen Kristallisierung der einzelnen Weltkugeln waren geistige Kräfte und geistige Wesenheiten tätig.
Der Experimentator zeigt uns heute sehr schön, wie das alles vor sich gehen kann nach dieser Kant-Laplaceschen Theorie. Man braucht nur ein verhältnismäßig nicht zu großes Ölkügelchen zu nehmen, das im Wasser schwimmt: Da kann man sehr leicht einen kleinen Kartonkreis in der Äquatorebene anbringen und in der Mitte eine Nadel durchstecken. Wenn man nun die Nadel recht schnell dreht, spalten sich kleine Ölkugeln ab, und man kann sich so sehr gut ein Weltsystem im Kleinen vorstellen und daran zeigen, wie sich im Raum ein Weltsystem abgeballt hat. Nur vergißt der Experimentator dabei eines, nämlich, daß er selbst dabei war und die nötigen Vorbereitungen gemacht hat, daß er dann die Nadel herumgedreht hat, und daß im großen Kosmos nicht von selber gehen kann, was im kleinen auch nicht von selber geht. Da draußen soll es sich von selber machen! Die Dinge sind gar nicht so schwer einzusehen; aber so sehr sind die richtigen physischen Grundsätze abgebraucht, daß diejenigen, die sie nicht sehen wollen, sie auch wirklich nicht zu sehen brauchen. Also bei dieser ganzen Planetenbildung waren geistige Kräfte und geistige Wesenheiten tätig, und wir wollen jetzt einiges davon kennenlernen.
Erinnern muß ich Sie dabei an die oft wiederholte Tatsache, daß unsere Erde, bevor sie «Erde» wurde, frühere Verkörperungen, andere planetarische Zustände absolviert hat: den Saturnzustand, den Sonnenzustand und den Mondzustand - und nach dem Durchgang durch diese erst zu ihrem heutigen Erdenzustand vorgedrungen ist. Nun stellen Sie sich einmal lebendig vor die Seele den uralten, in urferner
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Vergangenheit im Raume schwebenden Saturn, der die erste Verkörperung unserer Erde war.
Dieser Saturn hat innerhalb seiner ganzen Wesenheit eigentlich noch gar nichts von dem, was wir heute rings herum sehen als unsere Pflanzen, Mineralien und Tiere. Im Anfang bestand dieser Saturn nur aus der allerersten Anlage des Menschen. Wir sprechen gar nicht anders von diesem alten Saturn als etwa von einem Konglomerat von Menschen. Der Mensch war damals auch nur in der ersten Anlage zu seinem physischen Leib vorhanden. Aus lauter einzelnen physischen Menschenleibern war dieser alte Saturn zusammengesetzt, etwa so wie heute eine Maulbeere oder eine Brombeere aus lauter einzelnen Beerchen zusammengesetzt ist.
Und umgeben war dieser alte Saturn, wie heute unsere Erde von Luft, von einer Atmosphäre; aber die war im Verhältnis zu dem, was wir heute als Atmosphäre kennen, geistig. Sie war ganz geistartig, und innerhalb der Saturnentwickelung entwickelte sich der Mensch in seinem Anfang. Dann kam eine Zeit, in der der Saturn in eine ähnliche Lage kam wie heute ein Mensch, wenn er zwischen Tod und einer neuen Geburt in einem devachanischen Zustand ist. Man nennt diesen Zustand, in den ein Weltenkörper kommt, ein Pralaya.
Der Saturn ging also durch eine Art von devachanischem Zustand durch und tauchte dann, indem er wieder in eine Art von äußerlich wahrnehmbarem Dasein eintrat, als der zweite planetarische Zustand unserer Erde, als Sonne wiederum auf. Dieser Sonnenzustand brachte den Menschen wieder weiter. Gewisse Wesenheiten, die zurückgeblieben waren, machten sich jetzt als ein zweites Reich auf der Sonne neben dem Menschenreich geltend, so daß wir jetzt zwei Reiche haben. Dann kommt wieder ein devachanischer Zustand der Sonne, ein Pralaya, und dann verwandelt sich der ganze Planet in den Mondzustand; und so geht es wieder durch ein Pralaya hindurch, bis der Mond übergeht in unsere Erde.
Als unsere Erde aus dem rein geistigen, devachanischen Zustand hervortrat, als sie zum erstenmal eine Art von äußerlich wahrnehmbarem Dasein erhielt, war sie nicht so, wie sie heute ist; sondern da war sie so, daß sie, äußerlich angesehen, wirklich etwa wie ein großer Urnebel aufgefaßt werden könnte, wie ihn die äußere, physische Wissenschaft schildert. Nur müssen wir uns diesen Urnebel groß, weit
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größer als die heutige Erde denken, und daß er weit über die äußersten Planeten hinausreichte, die heute zu unserem Sonnensystem gehören, bis weit über den Uranus hinaus.
Geisteswissenschaftlich stellen wir uns die Sache so vor, daß das, was wir hervorkommen sehen aus einem geistigen Zustand, nicht lediglich eine Art physischer Urnebel ist. Wer das, was da hervorkommt, als eine Art physischen Urnebel und als sonst nichts weiter schildert, ist etwa ebenso weise wie ein Mensch, der einen anderen Menschen gesehen hat und nun, wenn er gefragt wird, was er gesehen hat, sagt: Muskeln, die an Knochen hängen, und Blut habe ich gesehen! - der also nur das Physische beschreibt.
Denn in dem Urnebel sind eine Fülle von geistigen Kräften und geistigen Wesenheiten enthalten. Die gehören dazu, und was in dem Urnebel geschieht, ist eine Folge der Taten der geistigen Wesenheiten. Alles, was der Physiker beschreibt, ist so, wie wenn er sich einen Stuhl in den Weltenraum hinausstellt und die ganze Geschichte sich anschaut. Er beschreibt wirklich so wie jener Beobachter, der den Zorn und die Leidenschaft, die eine Ohrfeige hervorrufen, leugnet und nur die sich bewegende Hand sieht. In Wahrheit ist das, was da geschieht, das Heraustreten von Weltkörpern und Weltkugeln, Tat von geistigen Wesenheiten; so daß wir in dem Urnebel das Kleid, die äußere Offenbarung einer Fülle von geistigen Wesenheiten sehen.
Da sind geistige Wesenheiten darinnen, die auf den verschiedensten Stufen der Entwickelung stehen. Diese geistigen Wesenheiten kommen da nicht aus dem Nichts heraus, sondern sie haben eine Vergangenheit, sie haben die Saturn-, Sonnen- und Mondvergangenheit hinter sich. Die haben sie alle einmal durchgemacht, und jetzt stehen sie davor, das, was sie durchgemacht haben, anzuwenden als Taten, zu tun, was sie auf Saturn, Sonne und Mond gelernt haben.
Und sie stehen auf den verschiedensten Entwickelungshöhen. Es sind Wesenheiten darunter, die schon auf dem alten Saturn so weit waren, wie der Mensch heute auf der Erde ist. Diese haben ihre Menschheitsstufe schon auf dem Saturn durchgemacht, stehen also wesentlich höher als der Mensch im Anfange der Erdentwickelung; sie stehen weit über dem Menschen. Andere Wesenheiten sind da, die ihre Menschheitsstufe auf der Sonne, andere, die sie auf dem Monde durchgemacht haben.
Der Mensch wartet
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darauf, seine Menschheitsstufe auf der Erde durchzumachen. Wenn wir also nur diese viergliedrige Hierarchie von Wesenheiten betrachten, haben wir schon eine Vielzahl von verschiedenen Wesenheiten auf verschiedenen Entwickelungsstufen.
Wir nennen nun die Wesenheiten, die auf der Sonne ihre Menschenstufe durchgemacht haben, die «Feuergeister» [Archangeloi, Erzengel]. Sie dürfen sich aber nicht vorstellen, daß diese Feuergeister, die auf dem alten Sonnenplaneten Menschen waren, damals äußerlich so ausgesehen haben wie die heutigen Menschen. Sie haben ihre Menschenstufe in einer anderen äußeren Gestalt durchgemacht. Der alte Sonnenplanet hatte eine außerordentlich feine, leichte Materie, viel leichter als unsere heutige Materie. Damals gab es das Feste und das Flüssige noch gar nicht, sondern nur das Gasförmige, und die Körper der Feuergeister waren, trotzdem sie Menschenrang hatten, nur gasförmig.
Man kann die Menschheitsstufe in der kosmischen Entwickelung in den verschiedensten Formen durchmachen. Im Fleische macht sie nur der Erdenmensch auf der Erde durch. In einer Art wäßrigem Zustand machten sie diejenigen Wesen durch, die auf dem Mond Menschenrang hatten, und die auch auf dem Mond schon über den Menschen erhaben waren.
Mit jenem Urnebel also, der da am Ausgangspunkt unseres Sonnensystems liegt, waren diese Geister und noch eine ganze Fülle anderer Geister verbunden. So zum Beispiel können Sie sich leicht vorstellen, daß das, was für den Menschen auf dem Saturn begonnen hat, auf der Sonne für andere Wesenheiten in irgendeiner Weise begann. So wie auf dem Saturn die erste Anlage zu dem physischen Leib begann, so kamen auf der Sonne andere Wesenheiten nach, wie in der Schule ja auch immer wieder ABC-Schützen nachkommen. Die haben es heute nur so weit gebracht, daß sie jetzt, physisch verkörpert, in unseren heutigen Tieren sind.
Auf dem [alten] Mond kamen diejenigen Wesenheiten hinzu, die in den heutigen Pflanzen vorhanden sind, und unsere heutigen Mineralien sind überhaupt erst auf der Erde hinzugekommen. Das sind also die jüngsten Genossen unserer Entwickelung, deren Schmerzen und Freuden ich Ihnen in einem vorhergehenden Vortrag geschildert habe. So waren also nicht nur vorgeschrittene Wesenheiten
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in diesem Urnebel darinnen, sondern auch Wesenheiten, die noch nicht auf der Menschenstufe waren.
Zu denen, die ich Ihnen jetzt aufgezählt habe, kommen solche Wesenheiten, von denen wir gesagt haben, daß sie auf gewissen Stufen der kosmischen Entwickelung sitzengeblieben sind. Nehmen wir einmal die Feuergeister. Die Feuergeister haben auf der Sonne schon ihr Menschenstadium vollendet. Jetzt, auf der Erde, sind sie hoch erhabene Wesenheiten, zwei Stufen über den Menschen hinaus. So weit sind sie, daß der Mensch, erst wenn er durch das Jupiter- und Venusdasein hindurch zum Vulkandasein aufgestiegen sein wird, zu einem solchen Dasein reif sein wird, wie die erhabenen Sonnengeister es hatten, als die Erde ihre Entwickelung begann.
Nun gibt es aber Wesenheiten, welche zurückgeblieben sind, das heißt solche, die auf der Sonne so weit hätten kommen können wie die Feuergeister, die aber - es gibt gewisse Gründe, warum sie zurückgeblieben sind -, sich nicht bis zu der vollen Höhe entwickeln konnten, auf der die Feuergeister angekommen waren, als die Erde im Beginne ihrer Entwickelung stand.
Sie erinnern sich alle, daß die Erde in einem gewissen Zustand ihrer Entwickelung, ganz im Anfang - und das können Sie leicht mit der Theorie des Urnebels vereinigen - noch mit der Sonne und mit dem Mond ein Körper war. Wenn Sie also die drei Himmelskörper Erde, Sonne und Mond in einem riesigen kosmischen Topf durcheinanderrühren würden, so bekämen Sie einen Körper, der einmal da war. Dann kam die Zeit, wo die Sonne sich herauszog und Erde plus Mond zurückließ, und dann kam eine Zeit, wo auch der Mond sich herauszog und unsere Erde so wurde, wie sie heute ist, auf der einen Seite von der Sonne, auf der anderen Seite von dem Mond umgeben.
Nun fragen wir uns: Warum geschah denn das, daß da aus einem Körper drei Körper entstanden? Sie werden leicht einsehen, warum das geschah, wenn Sie bedenken, daß solche hoch entwickelten Wesenheiten in dem Urnebel vorhanden waren - mit dem äußeren Dasein des Urnebels verknüpft -, die zwei Stufen höher standen als der Mensch. Die hätten auf einem Weltkörper wie unsere heutige Erde unmittelbar nichts zu tun gehabt; sie brauchten einen Wohnplatz mit ganz anderen Eigenschaften.
Dagegen hätte der Mensch in diesem Dasein
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sozusagen verzehrt werden müssen, wenn er mit der Sonne verbunden geblieben wäre. Er brauchte ein abgeschwächteres, abgemildertes Dasein. Es mußte also durch die Tat der Feuergeister die Sonne aus der Erde herausgehoben und zu ihrem Schauplatz gemacht werden.
Das ist nicht ein bloßes physisches Ereignis; sondern das haben wir aufzufassen als die Tat der Feuergeister selber. Sie haben sich ihren Wohnplatz und alles, was sie brauchten an Substanzen, aus der Erde herausgelöst und die Sonne zu ihrem Schauplatz gemacht. Sie können es vermöge ihres Wesens vertragen, jene riesenhafte Schnelligkeit in ihrer Entwickelung durchzumachen.
Wenn der Mensch dieser riesenhaften Schnelligkeit in der Entwickelung ausgesetzt wäre, so würde er, kaum daß er jung war, schon gleich wieder alt sein. Alle Entwickelung ginge im Sturmschritt vorwärts. Nur solche Wesenheiten, die schon zwei Stufen höher stehen als der Mensch, können ein solches Dasein, wie es das Sonnendasein ist, vertragen. Sie haben sich mit der Sonne abgetrennt und haben die Erde mit dem Mond zurückgelassen.
Nun können wir auch die Frage beantworten, warum sich der Mond von der Erde trennen mußte. Wenn der Mond mit der Erde verbunden geblieben wäre, dann hätte der Mensch auf der Erde sein Dasein auch wieder nicht vollziehen können. Der Mond mußte ausgestoßen werden; denn er hätte die ganze Entwickelung der Menschen mumifiziert. Die Menschen hätten nicht eine so rasche Entwickelung durchgemacht, wie wenn die Sonne dageblieben wäre. Sie würden nicht so rasch alt werden, aber sie wären verholzt, zu Mumien vertrocknet, ihre Entwickelung wäre eine so langsame geworden, daß sie mumifiziert worden wären. Damit gerade das für den Menschen dienliche Maß der Entwickelung herauskam, mußte der Mond mit seinen Kräften und seinen untergeordneten Wesenheiten herausexpediert werden.
Daher sind auch mit dem Mond jene Wesenheiten verbunden, welche von mir beschrieben worden sind als solche, die zeitlebens auf einer Stufe stehen bleiben, die heute auf der Erde etwa ein siebenjähriges Kind erreicht. Da sie nur ein Dasein durchmachen wie der Mensch in der Zeit bis zum siebenten Lebensjahr, wo nur der physische Leib sich entwickelt, so brauchten sie einen Schauplatz, wie der Mond es ist.
Wenn Sie dazu die Tatsache nehmen, daß nicht nur diese verschiedenen Wesenheiten
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mit dem Urnebel verbunden waren, sondern noch eine ganze Reihe von Wesenheiten, die auf den verschiedensten Stufen der Entwickelung stehen, dann werden Sie begreifen, daß sich aus dem Urnebel nicht nur diese Weltkörper, wie Erde, Sonne und Mond, herausballten, sondern auch noch die anderen Weltkörper; und zwar ballten sich alle heraus, weil Schauplätze entstehen mußten für die entsprechenden Entwickelungsstufen der verschiedenen Wesenheiten.
So waren Wesenheiten da, die im Anfange, als unsere Erdentwickelung begann, kaum geeignet waren, die weitere Entwickelung mitzumachen, die noch so jung waren in ihrer ganzen Entwickelung, daß jeder weitere Schritt ihnen Verderben gebracht hätte. Sie mußten sozusagen einen Schauplatz erhalten, auf dem sie sich ihre vollständige Jugendlichkeit bewahren konnten. Alle anderen Schauplätze sind dazu da, denen Wohnstätten zu geben, die schon weiter sind.
Für die Wesenheiten, die zuallerletzt während des Monddaseins entstanden, und die deshalb auf einer sehr frühen Entwickelungsstufe stehengeblieben waren, mußte ein Schauplatz abgeballt werden, der deshalb auch nur geringen Zusammenhang mit unserem Erdendasein hat: es ballte sich derjenige Weltkörper ab, den wir als den Uranus bezeichnen. Das ist ein Schauplatz geworden für solche Wesenheiten, die auf einer sehr weit zurückgebliebenen Stufe stehenbleiben mußten.
Dann ging die Entwickelung weiter. Alles, was, abgesehen vom Uranos, in unserem Weltensystem ist, ist jetzt in einer urbreiigen Masse enthalten. Die griechische Mythologie nennt das, was da war, bevor sich dieser Uranos herausgestaltet hat, das «Chaos». Jetzt ist der Uranus herausgestaltet; das andere ist sozusagen noch im Chaos zurückgeblieben.
Damit sind jetzt noch Wesenheiten verbunden, die in ihrer damaligen Entwickelung gerade auf der Stufe standen, auf der wir Menschen gestanden haben, als unsere Erde durch den Saturnzustand durchgegangen war. Und für diejenigen, die eben deshalb, weil sie auf dieser Stufe standen, weil sie ihr Dasein erst begonnen hatten, alles spätere nicht mitmachen konnten, für sie wurde ein besonderer Schauplatz «Saturn» geschaffen.
Es spaltete sich also ein zweiter Weltkörper ab, der Saturn, den Sie heute im Himmelsraum noch sehen. Er entstand dadurch, daß Wesenheiten da waren auf der Stufe, auf der die Menschen
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gestanden haben zur Zeit des Saturndaseins der Erde. Während also dieser Saturn als ein besonderer Weltkörper entstand, war außer ihm alles andere, was zu unserem heutigen Planetensystem gehört, vorhanden. Auch die Erde mit allen ihren Wesen war in dieser urbreiigen Masse noch darinnen. Nur Uranus und Saturn waren schon draußen.
Das nächste, was geschah, war, daß sich wieder ein Planet abspaltete, der der Schauplatz für eine gewisse Entwickelungsstufe werden mußte. Das ist jetzt der «Jupiter», der dritte Planet, der sich herausspaltet aus der Nebelmasse, die für uns eigentlich die Erde ist.
Während der Jupiter und die anderen Planeten, die wir schon kennen, draußen sind, sind Sonne und Mond mit der Erde immer noch vereint. Diese Planeten waren in der Tat abgespalten aus dem Chaos, als in der Erde noch das vorhanden war, was heute auch in unserer Sonne ist, als unsere Erde noch ganz mit der Sonne und dem Mond eins war.
Damals, als der Jupiter sich abgespalten hat, entstanden nach und nach die Vorläufer der heutigen Menschheit, das heißt, es kamen die heutigen Menschen wieder heraus, so wie eine neue Pflanze aus dem Samen herauskommt. Diese Menschensamen hatten sich nach und nach während des alten Saturnzustandes, während des alten Sonnenzustandes und während des alten Mondzustandes gebildet. Jetzt - noch war die Sonne mit der Erde verbunden - kamen diese Menschensamen wieder heraus.
Nun hätten sich aber die Menschen so nicht weiter entwickeln können; sie konnten dieses Tempo nicht vertragen, als die Erde noch mit der Sonne zusammen war. Und jetzt geschieht etwas, was wir dann gut verstehen, wenn wir uns darüber klar sind, daß diejenigen Wesenheiten, welche wir angesprochen haben als «Feuergeister», sich ihren Schauplatz aus der Erde herausnehmen. Die Sonne drängt sich aus der Erde heraus, und wir haben nun Sonne und dann Erde und Mond zusammen.
Während dieser Zeit ist auf irgendeine Art, die jetzt nicht genauer beschrieben werden soll, weil das zu weit führen würde, wiederum als ein Schauplatz für besondere Wesenheiten der «Mars» übriggeblieben, der dann tatsächlich in dem weiteren Fortgang durch Erde und Mond durchgeht, und, während er durchgeht, in der Erde mit dem Mond das zurückläßt, was wir heute als Eisen kennen. Daher ist
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er auch der Veranlasser alles dessen, was als Eisenteile in den lebendigen Wesen abgelagert ist, also im Blut.
Nun könnte jemand sagen: Eisen ist überall, auch in der Sonne und so weiter. - Das ist ja nicht weiter verwunderlich, denn geradeso wie andere Körper in dem Urnebel waren, so war auch der Mars überall darin mit seinem Eisen, das er zurückgelassen hat; das ist auch in allen anderen Planeten! Auch hier liegt wieder die Tatsache vor, daß die Wissenschafter heute schon wunderbare Belege dafür bringen, daß die Sache sich so verhält, wie es hier von der geisteswissenschaftlichen Lehre dargestellt wird.
Sie erinnern sich wohl, daß ich Ihnen einmal dargestellt habe, wie man symbolisch übergeht von dem grünen Pflanzensaft, dem Chlorophyll, zum Blut des Menschen. Die Pflanzen sind als solche entstanden, bevor dieser Marsdurchgang stattgefunden hat, und haben ihre Eigenschaft bewahrt. Dann hat sich in die Wesen, die heute höher organisiert sind als die Pflanzen, das Eisen eingelagert, das das rote Blut erfüllt.
Es ist durchaus übereinstimmend mit diesen geisteswissenschaftlichen Tatsachen, wenn kürzlich in einem Berner Laboratorium gefunden worden ist, daß das Blut nicht verglichen werden kann mit dem Chlorophyll. Das ist eben, weil es später eingelagert ist. Wir dürfen uns nicht vorstellen, daß das Blut etwa von der Substantialität des chemischen Elementes «Eisen» abhängt. Ich sage das ganz besonders deshalb, weil jemand sagen könnte, daß man gar nicht von einem Zusammenhange des Chlorophyll mit dem Blute reden könne. Heute macht die Wissenschaft die Entdeckung, daß das Blut auf das Element «Eisen» zurückzuführen ist, während das Chlorophyll gar kein Eisen enthält. Es ist aber doch im vollsten Einklange mit dem, was die Geisteswissenschaft zu sagen hat; es handelt sich nur darum, daß man die Dinge in dem richtigen Lichte betrachten muß.
Nun sondert sich, aus Gründen, die wir schon erwähnt haben, der «Mond» ab, so daß wir die Erde für sich haben und den heutigen Mond als ihren Nebenplaneten. Zur Sonne sind alle Wesenheiten hingezogen, die im wesentlichen höherer Art sind als der Mensch und die wir die Feuergeister genannt haben.
Nun sind aber gewisse Wesenheiten da, die nicht so hoch gestiegen sind, daß sie das Sonnendasein wirklich ertragen können. Machen Sie sich klar, was das für Wesenheiten sind:
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es sind Wesenheiten, die sehr erhaben über den Menschen sind, die aber doch nicht so weit gekommen sind, daß sie, wie die Feuergeister, auf der Sonne leben können. Für diese Wesenheiten mußten Schauplätze geschaffen werden. Alle die anderen Schauplätze hätten ihnen nicht gedient; denn die sind für andersgeartete Wesenheiten, die durchaus nicht das immerhin hohe Alter derjenigen Wesenheiten erreicht haben, die zwar zu den Feuergeistern zu zählen sind, jedoch den kosmischen Kursus nicht ganz absolviert haben.
In der Hauptsache waren es zwei Gattungen von Wesenheiten, die zurückgeblieben waren; für diese wurden dadurch zwei besondere Schauplätze geschaffen, daß sich zwei andere Planeten von der Sonne abspalteten, «Merkur» und «Venus».
Merkur und Venus sind zwei Planeten, die von der Sonne sich abgespalten haben, als die Schauplätze für diejenigen Feuergeister, die weit erhaben sind über menschliches Dasein, die aber das Sonnendasein nicht hätten ertragen können. So haben Sie den Merkur in der Nähe der Sonne als Schauplatz für diejenigen Wesenheiten, die nicht auf der Sonne mit den Feuergeistern hätten leben können, und die Venus als Schauplatz für Wesenheiten, die in gewisser Beziehung hinter den Merkurwesenheiten zurückgeblieben waren, die aber noch weit über dem Menschen standen.
So haben Sie aus inneren Gründen, aus geistig wirkenden Tätigkeiten diese verschiedenen Weltenkörper aus dem Urnebel heraus entstehen sehen. Sie haben daraus entnehmen können, daß, wenn man sich
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nur an das Physische hält, es ja so verläuft, wie es uns die heutige Wissenschaft erzählt; aber es handelt sich darum, die geistigen Gründe wirklich kennenzulernen, warum das so geworden ist.
Innerhalb des Urnebels haben sich die Wesen selbst die Wohnungen geschaffen, in denen sie leben konnten. Nun sind diese verschiedenen Wesenheiten, die sozusagen einträchtig nebeneinander waren, solange sich noch nicht alles herausgespalten hatte, nicht ohne Zusammenhang geblieben, sondern sie wirken durchaus durcheinander.
Von einem ganz besonderen Interesse ist die Wirkung der Merkur- und der Venuswesenheiten auf die Erde. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit, in welcher die Sonne sich gerade herausspaltete aus der Erde, der Mond sich herausspaltete und der Mensch sein Dasein in der heutigen Form begann.
Dieses Dasein in der heutigen Form hat der Mensch dadurch erlangt, daß sich einer der Sonnengeister herbeiließ - wenn ich mich so ausdrücken darf -, sein ferneres Dasein nicht auf der Sonne zu haben, sondern mit dem Mond sich zu verknüpfen. Dadurch entstand ein erhabener Regent vom Mond aus. Auf dem Monde waren sonst niedere Wesenheiten, aber einer der Sonnengeister verband sich mit dem Mondendasein. Dieser Sonnengeist, der mit dem Monde sich verband, der also eigentlich im Weltenall ein versetzter Sonnengeist ist, ist als göttliches Wesen, als geistiges Wesen «Jahve» oder «Jehova», der Regent des Mondes. Wir werden einsehen, warum das geschehen ist, wenn wir uns der folgenden Überlegung hingeben.
Wir haben gesehen, daß, wenn die Sonne mit der Erde verbunden geblieben wäre, der Mensch sich in der raschen Folge der Entwickelung verzehrt haben würde; würde bloß der Mond mit seinen Kräften wirken, würde der Mensch mumifiziert werden. Gerade durch den Zusammenklang von Sonnen- und Mondkräften entstand jenes Gleichgewicht, das den Menschen in seinem heutigen Entwickelungstempo erhält.
Als die Erde herübergekommen war von dem alten Mond, hatte der Mensch von dem Saturn her seinen physischen Leib, von der Sonne her seinen Ätherleib und vom Mond her seinen astralischen Leib. Aber weil der Mensch die drei Leiber hatte, und jetzt der Same mit den drei Leibern aufging, hatte er eine ganz andere Gestalt. Sie würden große Augen machen, wenn ich Ihnen die schildern wollte; denn die Gestalt,
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die der Mensch heute hat, entstand ganz langsam und allmählich von dem Zeitpunkte der Mondentrennung an.
Aber die schlechten, minderwertigen Kräfte des Mondes hätten dem Menschen nicht die heutige Gestalt geben können. Gestalt hätten sie ihm schon geben können, aber eine minderwertige. Wenn die Mondkräfte mit der Erde verbunden geblieben wären, hätten sie den Menschen in einer Gestalt festgehalten. Daraus sehen Sie schon, daß von dem Monde die Kräfte ausgehen müssen, die die Gestalt geben, während von der Sonne die Kräfte ausgehen, die fortwährend die Gestalt verändern.
Aber damit der Mensch seine heutige Gestalt erhalten konnte, mußte ein Gestaltenbildner vom Mond aus wirken. Das war gar nicht anders möglich. So geht dazumal die Entwickelung des Ich-Menschen an. Das vierte Glied der menschlichen Wesenheit beginnt, und Jahve gibt dem Menschen den Keim zu einer solchen Gestalt, daß der Mensch ein Ich-Träger werden kann.
Jetzt ist aber der Mensch noch nicht fähig, diejenige Arbeit zu leisten, von der ich Ihnen gesprochen habe. Ich habe Ihnen gesagt, daß der Mensch von seinem Ich aus zunächst seinen astralischen Leib, dann seinen Ätherleib und dann seinen physischen Leib umarbeitet. Das kann der Mensch erst nach und nach in Angriff nehmen. Wie das Kind heute noch Lehrer braucht, so brauchte der Mensch, als er schon zubereitet war, ein Ich-Mensch zu werden, eine Anregung auf unserer Erde, um weiterzukommen; und es gab da für den Menschen zwei Anreger. Sie können sich aus der ganzen kosmischen Entwickelung denken, woher sie gekommen sind.
Diejenigen Wesenheiten, die dem Menschen am nächsten standen, waren die Venus- und Merkurwesenheiten. Bis der Mensch am Ende der atlantischen Zeit die ersten schwachen Versuche machen konnte, um von seinem Ich aus selbständig auf die drei Leiber zu wirken - denn das ist erst am Ende der atlantischen Zeit möglich -, mußte er «Lehrer» haben, die noch weit über diese atlantische Zeit hinaus wirkten. Und diese Lehrer waren diejenigen Wesenheiten, die auf Venus und Merkur wirkten.
Aber diese Wesenheiten sind nicht so zu denken, wie heute Lehrer sind; sondern Sie müssen sich vorstellen, daß die Venuswesen diejenigen Wesen sind, die den Menschen begaben mit seiner Intellektualität. Die Menschen wußten äußerlich gar nichts davon,
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daß diese Venuswesenheiten auf sie wirkten, ebensowenig wie sie wußten, daß vom Monde aus gewisse Wesenheiten in bezug auf ihre äußere Gestalt auf sie einwirkten.
So wie ich Ihnen gezeigt habe, wie die verschiedenen Säfte auf den Menschen wirken, so wirkten die Kräfte dieser Wesenheiten auf den Menschen ein, bis er selbständig seine Leiber bearbeiten konnte. Was wir heute beim Menschen als Intelligenz finden, wurde dem Menschen vermittelt durch die Geister, die als Feuergeister [Archangeloi] minderer Sorte auf der Venus zurückgeblieben sind.
Außerdem gab es noch andere Lehrer, die in der Tat von den ersten hellsehenden Menschen bewußt als Lehrer wahrgenommen wurden: die Lehrer der großen Mysterien in den alten Zeiten. In den Vorzeiten gab es nicht bloß jene umfassenden Einflüsse der Venusgeister, die mehr oder weniger auf die ganze Menschheit wirkten, sondern es gab auch Mysterienstätten, in denen die damals vorgeschrittensten Menschen auf geistige Art Unterricht bekamen von höheren Wesenheiten, von den Feuergeistern.
In den Mysterien lehrten sie selbst, die erhabenen Feuergeister des Merkur. Da erschienen sie zunächst, wenn wir so sagen dürfen, in einer geistigen Verkörperung und waren die Lehrer der ersten Eingeweihten. So wie die ersten Eingeweihten die Lehrer der großen Menschenmassen wurden, so wirkten als die Lehrer der ersten Eingeweihten die Merkurwesenheiten. Auf diese Art sehen Sie zu gleicher Zeit, wie recht wahrnehmbar die Wesenheiten anderer Gestirne auf den Menschen einwirken; aber diese Einwirkungen sind sehr komplizierter Natur. Das können Sie aus folgendem sehen.
Sie erinnern sich aus meiner «Theosophie», daß es nur eine grobe Einteilung ist, wenn wir sagen, der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Sie wissen, daß die richtigere Einteilung diese ist: Physischer Leib, Ätherleib, astralischer Leib, und daß wir dann das, worin das Ich aufgeht, unterscheiden als Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußtseinsseele, und daß wir darin erst das Geistselbst oder Manas haben, dann den Lebensgeist oder Buddhi, und zuletzt den Geistesmenschen oder Atman. Das Seelenhafte des Menschen erscheint also eingeschaltet als Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseinsseele.
Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der
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Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten.
Wenn wir also den Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden.
Dabei sind nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele, und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.
So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der drei Weltkörper:
Für die ersten Eingeweihten ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine zweifache Tätigkeit ausüben:
Die Merkurwesen haben also stets eine doppelte Tätigkeit, etwa so wie manche Landlehrer die Kinder unterrichten und außerdem den ihnen zugeteilten Acker bebauen müssen. So haben die Merkurwesen die Verstandesseele zu entwickeln und außerdem noch die großen Schullehrer der großen Eingeweihten zu sein. Alle diese Dinge können Sie auch rein logisch begreifen.
Nun können Sie vielleicht fragen, warum denn gerade Jupiter auf die Bewußtseinsseele wirkt, da er doch ein so weit rückständiger Planet
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ist. Aber erforscht werden diese Dinge eben nicht durch logische Gründe, sondern so, daß man die Tatsachen der geistigen Welten erforscht. Da würden Sie in der Tat sehen, daß die Bewußtseinsseele angefacht wird von den Jupiterwesen, denen auf der anderen Seite zurückgebliebene Venuswesenheiten zu Hilfe kommen. Im kosmischen Wirken ist es so, daß die Dinge nicht äußerlich-schematisch genommen werden dürfen, sondern man muß sich klar sein, daß wenn ein Planet einmal schon eine Aufgabe erfüllt hat, seine Wesenheiten später noch eine andere Aufgabe erfüllen können.
Während der Menschheit der zweiten Menschenrasse [Hyperboräa] haben die Jupiterwesenheiten mitgewirkt an der Ausbildung des Ätherleibes; dann gingen sie selbst ein Stück Wegs weiter, und als der Mensch so weit war, daß sich seine Bewußtseinsseele entwickeln konnte, mußten sie wiederum eingreifen und seine Bewußtseinsseele mitentwickeln. So wirkt dasjenige, was im Raum wirkt, in der mannigfaltigsten Weise ineinander, und man kann durchaus nicht schematisch von dem einen auf das andere übergehen.
So sehen Sie, wie der Physiker, wenn er hinausschaut in den Weltenraum, nur die rein äußeren Körper geistiger Organismen sieht, und wie uns dann die Geisteswissenschaft hineinführt in die geistigen Untergründe, die das, was der Physiker sieht, erst bewirken. Ich möchte sagen: jetzt haben wir uns nicht der Täuschung hingegeben, welcher derjenige sich hingibt, der das Ölkügelchen nimmt und vergißt, daß er es selber dreht. Wir haben die Wesenheiten selber aufgesucht, die das Abgeballte so machten, wie es eben ist. Wir haben uns nicht der Illusion hingegeben, daß, wenn wir nicht da sind, das Ganze sich weiter dreht; sondern wir haben den «Dreher» gesucht, denjenigen, der als die eigentlich geistig-wirksame Wesenheit dahintersteht, so daß man immer mehr den vollen Einklang finden kann zwischen dem, was die Geisteswissenschaft sagt, und dem, was die äußere Wissenschaft findet.
Nur können Sie niemals aus den Tatsachen der äußeren Wissenschaft ableiten, was die Geisteswissenschaft sagt. Da werden Sie höchstens zu einer Analogie kommen. Wenn dagegen die geistigen Tatsachen mit den okkulten Mitteln gefunden werden, dann werden sie, wenn Sie absehen von dem, was von der äußeren Wissenschaft erst noch gefunden werden muß, jederzeit übereinstimmen mit dem, was
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auch der Physiker zu sagen hat.
So wird der Theosoph jederzeit dem Physiker standhalten können. Er weiß sehr wohl, daß wenn irgend etwas im Physischen geschieht, es ganz gut so sein kann, wie es der Physiker beschreibt. Aber es gibt trotzdem immer noch dazu den geistigen Vorgang. Das hindert nicht, daß mancher Wissenschafter, der sich hoch erhaben fühlt, den Theosophen für einen Dummkopf oder für etwas noch Schlimmeres hält. Aber die Theosophie kann ruhig zusehen. Schon in fünfzig Jahren wird das ganz anders sein; denn der Fortbestand der bloß materialistischen Wissenschaft würde dem Heil und der Gesundheit der Menschheit sehr schlecht bekommen - wenn die Dinge wirklich so bleiben würden, wie sie heute sind -, wenn nicht die Geisteswissenschaft der Sache entgegenwirken würde.