Rudolf Steiner (1861-1925):
GA 128 Eine okkulte Physiologie
2. Vortrag Prag, 21. März 1911
Trennung von Nerv und Blut durch das Einüben sinnlichkeitsfreier Vorstellungen.
Wir werden zwar innerhalb dieser Betrachtungen immer wieder in die Schwierigkeit versetzt werden, den äußeren menschlichen Organismus genauer ins Auge zu fassen, um sozusagen das Vergängliche, das Zerbrechliche zu erkennen. Aber wir werden auch sehen, daß gerade dieser Weg uns führen wird zu einer Erkenntnis des Bleibenden, des Unvergänglichen, des Ewigen in der menschlichen Natur. Allerdings ist es notwendig, wenn unsere Betrachtungen dieses Ziel haben sollen, daß wir das streng einhalten, was gestern schon in der Einleitung bemerkt worden ist: den Gesichtspunkt, den äußeren physischen Organismus in aller Ehrfurcht als eine Offenbarung aus geistigen Welten zu betrachten.
Wenn wir uns schon einigermaßen mit geisteswissenschaftlichen Begriffen und Empfindungen durchdrungen haben, können wir uns ja sehr leicht in den Gedanken hineinfinden, daß der menschliche Organismus in seiner ungeheuren Kompliziertheit der bedeutsamste Ausdruck, die größte und bedeutendste Offenbarung der Kräfte sein muß, die als geistige Kräfte die Welt durchweben und durchleben. Wir werden allerdings sozusagen vom Äußeren immer mehr und mehr in das Innere aufzusteigen haben.
Wir haben gestern schon gesehen, wie uns die äußerliche Betrachtung sowohl des Laien als auch der Wissenschaft dazu führen muß, den Menschen gewissermaßen als eine Zweiheit anzusehen. Wir haben diese Zweiheit der menschlichen Wesenheit gestern schon flüchtig charakterisiert - wir werden darauf noch genauer einzugehen haben -, und wir haben dasjenige an der menschlichen Wesenheit genauer betrachtet, was eingeschlossen ist in die schützende Knochenhülle des Schädels und der Rückenwirbel. Dabei haben wir gesehen, wie wir, wenn wir ausgehen von der äußeren Gestaltung und Form dieses Teils des Menschen, schon einen vorläufigen Ausblick gewinnen können in den Zusammenhang desjenigen Lebens, das wir unser waches Tagesleben nennen, mit jenem anderen,
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zunächst für uns natürlich sehr von Zweifeln durchwobenen Leben, das wir das Traumleben nennen. Wir haben gesehen, daß schon die äußeren Formen des charakterisierten Teiles der Menschennatur eine Art Abbild geben, eine Art Offenbarung bedeuten: auf der einen Seite des Traumlebens, dieses chaotischen Bilderlebens, und auf der anderen Seite des mit scharf umrissener Beobachtung ausgestatteten wachen Tageslebens.
Heute werden wir zunächst einen flüchtigen Blick zu werfen haben auf das andere Glied der menschlichen Zweiheit, das sich gewissermaßen außerhalb des Bereiches befindet, den wir gestern ins Auge gefaßt haben. Schon der alleroberflächlichste Blick auf diesen zweiten Teil der menschlichen Wesenheit kann uns darüber belehren, daß dieser in gewisser Beziehung das entgegengesetzte Bild dessen zeigt, was wir bei Gehirn und Rückenmark ins Auge gefaßt haben. Gehirn und Rückenmark sind von Knochenbildungen als schützender Hülle umschlossen. Betrachten wir den anderen Teil der menschlichen Natur, so müssen wir entschieden sagen, daß wir hier die Knochenbildung mehr in den Organismus hineingegliedert finden. Doch das wäre nur eine ganz oberflächliche Betrachtung. Tiefer hinein in das Gefüge dieses anderen Teiles der Menschennatur werden wir schon geführt, wenn wir die bedeutendsten Organsysteme auseinanderhalten und sie zunächst äußerlich vergleichen mit dem, was wir gestern kennengelernt haben.
Diejenigen Organsysteme, Werkzeugsysteme des menschlichen Organismus, welche dabei zuerst in Betracht kommen werden, sollen sein der Ernährungsapparat und alles das, was zwischen dem Ernährungsapparat und jenem wunderbaren Gebilde liegt, das wir unschwer wie eine Art Mittelpunkt der ganzen menschlichen Organisation empfinden können, dem Herzen. Da zeigt uns gleich der oberflächliche Blick, daß der Ernährungsapparat - wie man ihn im populären Sinne nennen kann - dazu bestimmt ist, die Stoffe unserer äußeren irdischen Umwelt aufzunehmen und für die weitere Verarbeitung im physischen Organismus des Menschen vorzubereiten.
Wir wissen, daß dieser Verdauungsapparat zunächst von unserem Munde aus röhrenförmig zu dem Organ sich erstreckt, das jeder als den Magen kennt. Und schon eine oberflächliche Betrachtung lehrt
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uns, daß von jenen Nahrungsmitteln, die durch diesen Kanal in den Magen eingeführt werden, gewissermaßen unverwendete Teile einfach abgesondert werden, während andere Teile von den weiteren Verdauungsorganen in den menschlichen Leibesorganismus übergeführt werden. Es ist ja auch wohl bekannt, daß an den eigentlichen Verdauungsapparat im engeren Sinne sich das anschließt, was wir das Lymphsystem nennen - ich will jetzt zunächst nur schematisch sprechen -, um die vom Verdauungsapparat hineingelieferten Nahrungsstoffe in verwandeltem Zustande aufzunehmen.
So daß wir sagen können, daß an den Verdauungsapparat, soweit er sich an den Magen angliedert, ein Organsystem sich anschließt, das Lymphsystem, als eine Summe von Kanälen, die durch den ganzen Körper gehen, ein System, welches das übernimmt, was durch den Verdauungsapparat verarbeitet ist, und die umgewandelten Stoffe abliefert an das Blut.
Und dann haben wir das dritte Glied der Menschennatur, das Blutgefäßsystem selber mit seinen weiteren oder engeren Röhren, wie es sich durch den ganzen menschlichen Organismus zieht und das zum Mittelpunkte seines ganzen Wirkens das Herz hat. Wir wissen ja, daß vom Herzen diejenigen bluterfüllten Gefäße ausgehen, die wir die Arterien nennen, und daß diese nach allen Teilen unseres Organismus das sogenannte rote Blut hinführen. Das Blut macht einen gewissen Prozeß in den einzelnen Gliedern des menschlichen Organismus durch, wird dann wiederum zurückgeführt durch andere Gefäße, die Venen, die es aber jetzt in verändertem, verwandeltem Zustande als sogenanntes blaues Blut zu dem Herzen zurückbringen. Wir wissen auch, daß dieses verwandelte, unbrauchbar gewordene Blut von dem Herzen in die Lunge geleitet wird, daß es dort in Berührung kommt mit dem von außen aufgenommenen Sauerstoff der Luft, daß es dadurch erneuert und dann wiederum in Venen zum Herzen zurückgeleitet wird, um von neuem den Umlauf durch den ganzen menschlichen Organismus zu beginnen.
Um diese komplizierten Systeme zu betrachten, wollen wir uns, damit wir in der äußeren Betrachtungsweise gleich eine Grundlage haben für die okkulte Betrachtungsweise, zunächst an dasjenige System halten, das von vornherein jedem als das eigentliche Mittelpunktsystem
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des ganzen menschlichen Organismus erscheinen muß: das Blut-Herzsystem. Wir wollen dabei zunächst ins Auge fassen, wie das Blut, nachdem es als verbrauchtes Blut in der Lunge aufgefrischt ist, also aus dem sogenannten blauen Blut wieder in rotes Blut verwandelt worden ist, wieder zum Herzen zurückkehrt und dann vom Herzen als rotes Blut wiederum ausströmt in den Organismus, um hier verwendet zu werden. (Es wird an die Tafel gezeichnet.) Beachten Sie, daß alles, was ich hier zeichne, nur ganz schematisch ist.
Rufen wir uns kurz ins Gedächtnis, daß das menschliche Herz ein Organ ist, das eigentlich aus vier Gliedern zunächst besteht, aus vier Kammern, die durch Innenwände so abgegrenzt sind, daß man unterscheiden kann zwei größere Räume nach unten gelegen und zwei kleinere nach oben gelegen, die beiden unteren die beiden Herzkammern, wie man sie gewöhnlich nennt, während die oberen die Vor-kammern genannt werden. Ich will heute noch nicht von den Herzklappen sprechen, sondern den Gang der wichtigsten Organtätigkeiten ganz schematisch ins Auge fassen. Da zeigt sich zunächst, daß das Blut, nachdem es aus der linken Vorkammer in die linke Herzkammer geströmt ist, durch eine große Schlagader abfließt und von da aus in den ganzen Organismus geleitet wird. Nun wollen wir ins Auge fassen, daß dieses Blut zunächst in alle einzelnen Organe des Organismus sich verteilt, daß es dann im Organismus verbraucht wird, wodurch es in das sogenannte blaue Blut verwandelt wird und als solches wieder zum Herzen in die rechte Vorkammer zurückkehrt, von dort in die rechte Herzkammer fließt, um von hier aus wieder in die Lunge zu gehen, wieder erneuert zu werden und den Gang durch den Organismus von neuem zu machen.
Wenn wir uns dies vorstellen, so ist es zur Grundlage einer okkulten Betrachtungsweise wichtig zu bedenken, daß sehr früh von der Hauptschlagader eine Nebenströmung abgeht, welche ins Gehirn führt, die oberen Organe des Menschen versorgt und von dort als verbrauchtes Blut wieder zurückfließt in die rechte Vorkammer, und daß es als das Gehirn passiert habendes Blut ebenso verwandelt wird wie das Blut, das aus den übrigen Gliedern des Organismus kommt. Wir haben also einen kleineren Nebenkreislauf des Blutes, in welchen
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das Gehirn eingeschaltet ist, abgetrennt von dem anderen, großen Kreislauf, der den ganzen übrigen Organismus versorgt.
Nun ist es außerordentlich wichtig, daß wir gerade diese Tatsache ins Auge fassen. Denn wir bekommen eine richtige Vorstellung, die uns eine Grundlage geben kann für alles, was uns möglich machen wird, in die okkulten Höhen hinaufzusteigen, nur dann, wenn wir uns die Frage stellen: Ist denn - in ähnlicher Weise, wie in den kleinen Blutkreislauf die oberen Organe eingeschaltet sind, namentlich das Gehirn - in den großen Blutkreislauf, der den übrigen Organismus versorgt, etwas ähnliches eingeschaltet? - Da kommen wir in der Tat zu dem Ergebnis, das schon die äußere oberflächliche Betrachtungsweise liefern kann, daß in den großen Blutkreislauf zunächst das Organ eingeschaltet
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ist, welches wir die Milz nennen, daß weiter darin eingeschaltet ist die Leber und jenes Organ, welches die von der Leber zubereitete Galle enthält. Diese Organe sind alle in den großen Blutkreislauf eingeschaltet.
Wenn wir jetzt nach der Aufgabe dieser Organe fragen, so gibt uns die äußere Wissenschaft darauf die Antwort, daß die Leber die Galle bereitet, daß die Galle über die Gallenwege abfließt in den Verdauungskanal und an der Verarbeitung der Nahrungsmittel so mitwirkt, daß diese dann aufgenommen werden können vom Lymphsystem und übergeleitet werden können in das Blut. Weniger Genaues sagt die äußere Wissenschaft über die Milz. Wenn wir diese Organe betrachten, haben wir nun zunächst den Blick darauf zu richten, daß dieselben sich sozusagen zu beschäftigen haben mit der Umwandlung der Nahrung für den menschlichen Organismus, daß aber auf der anderen Seite alle drei Organe eingeschaltet sind in den großen Blutkreislauf. In diesen sind sie nun nicht umsonst eingeschaltet. Denn insofern die Nahrungsstoffe aufgenommen werden in das Blut, um durch das Blut dem menschlichen Organismus zugeführt zu werden und demselben die Baustoffe fortwährend zu ersetzen, da beteiligen sich diese drei Organe an der notwendigen Verarbeitung der Nahrungsstoffe.
Es ist nun die Frage: Können wir aus einer äußeren Beobachtung schon entnehmen, wie sich diese drei Organe an der Gesamttätigkeit des menschlichen Organismus beteiligen? - Richten wir dazu den Blick zunächst auf eine Äußerlichkeit, darauf, daß diese Organe so eingeschaltet sind in den unteren Blutkreislauf, wie das Gehirn in den oberen Kreislauf eingeschaltet ist; und fragen wir einmal - wenn wir uns zunächst wirklich an diese äußerliche Betrachtungsweise halten, die später vertieft werden soll -, ob diese Organe möglicherweise eine ähnliche, eine verwandte Aufgabe haben könnten wie das Gehirn oder überhaupt wie die höhergelegenen Teile des menschlichen Organismus. Worin könnte diese Aufgabe bestehen?
Betrachten wir einmal diese höheren Teile des menschlichen Organismus; es sind ja die Organe, welche die äußeren Sinneseindrücke aufnehmen und das Material unserer Sinneswahrnehmung verarbeiten. Daher können wir sagen: Was im menschlichen Haupt, in den
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oberen Partien des menschlichen Organismus geschieht, das ist Verarbeitung der Außenwelt, Verarbeitung jener Eindrücke, die von außen durch die Sinnesorgane einfließen. Die wesentlichen Ursachen für das, was in den oberen Partien des Menschen geschieht, haben wir zu sehen in den äußeren Impressionen, in den äußeren Eindrücken. Indem diese äußeren Eindrücke ihre Wirkungen hineinsenden in die oberen Organe des menschlichen Organismus, verändern sie das Blut oder tragen jedenfalls dazu bei und senden dieses Blut ebenso verändert zum Herzen zurück, wie aus dem übrigen Organismus das Blut verändert zum Herzen zurückgesandt wird.
Liegt es nun nicht nahe, daran zu denken, daß das, was durch das Tor der Sinnesorgane von der Außenwelt in den oberen Teil des menschlichen Organismus hereinwirkt, in gewisser Weise demjenigen entspricht, was aus den im Innern gelegenen Organen - Milz, Leber, Galle - heraus wirkt? Der obere Teil des menschlichen Organismus schließt sich nach außen auf, um die Wirkungen der Außenwelt zu empfangen, und während das Blut nach oben strömt, um diese Eindrücke der Außenwelt aufzunehmen, strömt es nach unten, um dasjenige aufzunehmen, was von den unteren Organen kommt. Wie wir gesagt haben, werden von der Umwelt durch die Sinne Wirkungen auf unsere obere Organisation ausgeübt. Denken wir uns dies einmal zusammengezogen, zusammengepreßt in einem Zentrum, so können wir darin etwas Analoges sehen zu dem, was durch Leber, Galle und Milz bewirkt wird: Umwandlung von Stoffen, die der Außenwelt entnommen sind. Wenn wir näher darauf eingehen, werden Sie sehen, daß das keine so ganz absonderliche Betrachtungsweise ist.
Denken Sie sich die verschiedenen hereinfließenden Sinneseindrücke der Außenwelt wie zusammengezogen, gleichsam zu Organen verdichtet, ins Innere des Menschen verlegt und eingeschaltet in das Blut, so bietet sich der obere Teil des menschlichen Organismus dem Blute ebenso dar, wie sich von innen die Organe Leber, Galle, Milz dem Blute darbieten. Also wir haben die Außenwelt, die oben unsere Sinne umgibt, gleichsam in Organe zusammengedrängt und ins Innere des Menschen verlegt, so daß wir sagen können: Einmal berührt uns die Welt von außen, sie strömt durch die Sinnesorgane in
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unseren oberen Organismus ein und wirkt auf unser Blut, und einmal wirkt auf geheimnisvolle Weise die Welt von innen in Organen, in die sich erst zusammengezogen hat, was draußen im Makrokosmos vorgeht, und wirkt da entgegen unserem Blut, das sich ihm ebenso darbietet. Wenn wir das schematisch zeichnen wollten, könnten wir also sagen: Denken wir uns auf der einen Seite die Welt, von allen Seiten wirkend auf die Sinne, und das Blut, wie eine Tafel den Eindrücken der Außenwelt sich darbietend, so haben wir unsere
obere Organisation. Denken wir uns jetzt, wir könnten diese ganze Welt zusammenziehen, in einzelne Organe zusammenziehen, einen Extrakt dieser Welt bilden, und könnten ihn in das Innere herein verlegen, so daß gewissermaßen die ganze Welt auf die andere Seite des Blutes wirkt, dann hätten wir ein schematisches Bild des Außen und des Innen des menschlichen Organismus in einer ganz sonderbaren Weise geformt. So könnten wir in einer gewissen Weise schon sagen: Es entspricht das Gehirn eigentlich unserer Innenorganisation; insoweit sie Brust- und Bauchhöhle ausfüllt, ist gleichsam die Außenwelt in unser Inneres verlegt.
Schon in dieser Organisation, die wir ja als eine untergeordnete erkennen, die hauptsächlich der Fortführung des Ernährungsprozesses dient, haben wir etwas so Geheimnisvolles wie eine Zusammenfügung der ganzen Außenwelt in eine Summe von inneren Organen, von inneren Werkzeugen. Und wenn wir nun diese Organe Leber,
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Galle, Milz einmal näher betrachten, können wir sagen: Zunächst ist es die Milz, die sich der Blutströmung darbietet. Die Milz ist ein sonderbares Organ, in der in blutreiche Gewebe eingebettet ist eine ganze Summe von kleinen Körnchen, die sich gegenüber der übrigen Gewebemasse weiß ausnehmen. Wenn wir das Blut im Verhältnis zur Milz betrachten, erscheint uns die Milz wie ein Sieb, durch welches das Blut hindurchgeht, um sich einem solchen Organ darzubieten, das in gewisser Weise ein zusammengeschrumpfter Teil des Makrokosmos ist. Als nächste Stufe sehen wir dann, wie sich das Blut der Leber darbietet und wie die Leber ihrerseits die Galle absondert, die in einem besonderen Organ aufbewahrt wird, dann in die Nahrungsstoffe übergeht und von dort aus mit den verwandelten Nahrungs-stoffen in das Blut gelangt.
Dieses innere Sichdarbieten des Blutes an die drei Organe können wir uns nicht anders als in folgender Weise vorstellen: Das erste Organ, das sich dem Blut entgegenstellt, ist die Milz, das zweite die Leber, und das dritte, das eigentlich ein sehr kompliziertes Verhältnis schon zum gesamten Blutsystem hat, ist die Galle. Weil die Galle den Nahrungsstoffen dargeboten wird und an der Verarbeitung derselben beteiligt ist, wird sie als besonderes Organ gezählt. Aus bestimmten Gründen haben die Okkultisten aller Zeiten diesen Organen gewisse Namen gegeben. Ich bitte Sie nun recht sehr, vorläufig bei diesen Namen, die diesen Organen gegeben sind, an nichts Besonderes zu denken und davon abzusehen, daß diese Namen noch etwas anderes in der großen Welt bedeuten. Wir werden später noch sehen, warum gerade diese Namen genommen wurden.
Weil die Milz sich dem Blut zuerst darbietet - so können wir rein äußerlich vergleichsweise sagen -, erschien sie den alten Okkultisten am besten mit jenem Namen bezeichnet, der dem Stern zukommt, der sich im Weltenraum zuerst im Sonnensystem darbietet; deshalb nannten sie die Milz Saturnus oder einen inneren Saturn im Menschen. In ähnlicher Weise nannten sie die Leber einen inneren Jupiter und die Galle einen inneren Mars. Wollen wir zunächst bei diesen Namen uns gar nichts anderes denken, als daß wir sie aus dem Grunde wählen, weil wir die Anschauung gewonnen haben, zunächst hypothetisch, daß die äußeren Welten,
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die sonst unseren Sinnen zugänglich sind, zusammengezogen sind in diesen Organen und uns gleichsam als innere Welten entgegentreten, wie uns äußerliche Welten in den Planeten entgegentreten. Wir würden aber jetzt schon sagen können: Wie die äußeren Welten unseren Sinnen erscheinen, indem sie von außen eindringen und auf das Blut wirken, so erscheinen uns die Innenwelten wirksam auf das Blut, indem sie dasselbe ebenfalls beeinflussen.
Wir werden nun allerdings einen bedeutungsvollen Unterschied finden zwischen dem, was wir gestern besprochen haben als Eigentümlichkeiten des menschlichen Gehirns, und dem, was wie eine Art inneres Weltensystem auf unser Blut wirkt. Dieser Unterschied liegt einfach darin, daß der Mensch zunächst nichts von dem weiß, was sich innerhalb seines unteren Organismus abspielt; das heißt, er weiß nichts von den Eindrücken, welche die innere Welt - gleichsam die inneren Planeten - auf ihn machen, wogegen es ja gerade charakteristisch ist, daß die äußeren Welten auf sein Bewußtsein ihre Eindrücke machen. In einer gewissen Beziehung dürfen wir also diese innere Welt als die Welt des Unbewußten bezeichnen gegenüber der bewußten Welt, welche wir im Gehirnleben kennengelernt haben.
Nun wird sich uns gerade das, was in diesem Bewußten und Unbewußten liegt, dadurch näher aufklären, daß wir etwas anderes zu Hilfe nehmen. Sie wissen alle, daß die äußere Wissenschaft davon spricht, daß das Nervensystem das Organ des Bewußtseins ist mit allem, was dazugehört. Nun müssen wir als Grundlage für unsere okkulten Betrachtungen eine gewisse Beziehung ins Auge fassen, die das Nervensystem zum Blutsystem hat, das heißt zu dem, was wir ja heute schematisch ins Auge gefaßt haben.
Da sehen wir, daß unser Nervensystem überall in gewisse Beziehungen tritt zu unserem Blutsystem, daß das Blut überall an unser Nervensystem herandringt. Dabei müssen wir nun zunächst auf das Rücksicht nehmen, was die äußere Wissenschaft diesbezüglich für etwas Ausgemachtes hält. Sie hält das für ausgemacht, daß im Nervensystem der gesamte Regulator liege aller Bewußtseinstätigkeit, alles dessen, was wir als bewußtes Seelenleben bezeichnen. Wir können nicht umhin - zunächst auch nur andeutungsweise, um es später zu belegen -, uns zum Bewußtsein
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zu bringen, daß das Nervensystem für den Okkultisten nur wie eine Art von Grundlage des Bewußtseins dasteht. Denn gerade so, wie sich in unseren Organismus eingliedert das Nervensystem und berührt wird oder wenigstens in einem gewissen Verhältnis steht zum Blutsystem, so gliedert sich in die Gesamtwesenheit des Menschen dasjenige ein, was wir nennen des Menschen astralischen Leib und des Menschen Ich. Und schon eine äußerliche Betrachtung kann uns zeigen - und ich habe ja öfter in meinen Vorträgen darüber gesprochen -, daß das Nervensystem in einer gewissen Weise eine Offenbarung des Astralleibes ist und das Blut eine Offenbarung des Ich.
Wenn wir in die unbelebte Natur gehen, so sehen wir ja, wie wir den Gesteinen, Mineralien und so weiter nur einen physischen Leib zuzuschreiben haben in den Teilen, die sie uns darbieten. Wenn wir dann von den unbelebten, unorganischen Naturkörpern zu den belebten Naturkörpern aufsteigen zu den Organismen, so müssen wir uns denken, daß diese Organismen durchsetzt sind von dem sogenannten Ätherleib oder Lebensleib, der in sich die Ursachen der Lebenserscheinungen enthält.
Wir werden später schon sehen, daß die Geisteswissenschaft von diesem Äther- oder Lebensleib nicht so spricht, wie die äußere Wissenschaft von einer spekulativen Lebenskraft gesprochen hat. Wenn die Geisteswissenschaft vom Ätherleibe spricht, spricht sie von etwas, was das geistige Auge wirklich sieht, also von einem Realen, das dem äußeren, physischen Leibe zugrundeliegt. Wenn wir die Pflanzen betrachten, müssen wir ihnen einen Ätherleib zuschreiben.
Steigen wir hinauf von den Pflanzen zu den empfindenden Wesen, den Tieren, so ist es das Element des Empfindens, des inneren Erlebens, welches das Tier von der Pflanze unterscheidet. Wenn wir uns nun fragen, was muß sich eingliedern dem tierischen Organismus, damit er hinaufgehoben werden kann von den bloßen Lebensvorgängen zu Empfindungen, die die Pflanzen noch nicht haben, so ist die Antwort: Soll die bloße Lebenstätigkeit, die sich noch nicht verinnerlichen kann, noch nicht zur Empfindung entzünden kann, sich zur Empfindung, zum innerlichen Erleben entzünden können, so muß sich in den tierischen Organismus eingliedern der Astralleib. Und in dem Nervensystem,
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das die Pflanzen noch nicht haben, müssen wir den äußeren Ausdruck, das Werkzeug des Astralleibes sehen. Der Astralleib ist das geistige Urbild des Nervensystems. Wie das Urbild zu seiner Offenbarung, zu seinem Abbild, so verhält sich der Astralleib zu dem Nervensystem.
Wenn wir nun mit unserer Betrachtung beim Menschen einsetzen - und ich habe schon gestern gesagt, daß wir es im Okkultismus nicht so gut haben wie die äußere wissenschaftliche Betrachtungsweise, daß wir nicht sozusagen alles durcheinanderwerfen können -, dann müssen wir, wenn wir die menschlichen Organe betrachten, uns immer bewußt sein, daß diese Organe oder Organsysteme zu etwas gebraucht werden können, wozu die analogen Organsysteme im tierischen Organismus, wenn sie auch ähnlich ausschauen, nicht gebraucht werden können.
Beim Menschen müssen wir das Blut als äußeres Werkzeug für das Ich ansehen, für alles, was wir als unser innerstes Seelenzentrum, das Ich, bezeichnen. So haben wir im Nervensystem ein äußeres Werkzeug des Astralleibes und in unserem Blut ein äußeres Werkzeug des Ich. Geradeso wie das Nervensystem im Organismus in gewisse Beziehungen tritt zum Blut, so treten diejenigen inneren Seelengebilde, die wir als unsere Vorstellungen, Wahrnehmungen, Empfindungen und so weiter erleben, in eine Beziehung zu unserem Ich.
Das Nervensystem ist in der mannigfaltigsten Weise im menschlichen Organismus differenziert. Es zeigt sich uns als die inneren Nervenstränge, da, wo es sich aufschließt zum Beispiel zu Gehörnerven, Gesichtsnerven und so weiter. Das Nervensystem ist also etwas, was sich durch den Organismus so hinerstreckt, daß es in der mannigfaltigsten Weise differenziert ist, innere Mannigfaltigkeiten enthält.
Wenn wir das Blut, durch den Organismus durchströmend, betrachten, so zeigt es sich uns - wenn wir absehen wollen von der Veränderung von rotem in blaues Blut -im ganzen Organismus doch als einheitliches Blut. Als ein solches Einheitliches tritt es dem differenzierten Nervensystem entgegen, wie das Ich dem Seelenleben entgegentritt, das sich gliedert in Vorstellungen, Empfindungen, Willensimpulse, Gefühle und dergleichen. Je weiter Sie diesen Vergleich verfolgen werden - und das soll ja
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zunächst auch nur vergleichsweise gesagt sein -, desto mehr wird sich Ihnen zeigen, daß eine weitgehende Ähnlichkeit besteht in der Beziehung der beiden Urbilder Ich und Astralleib zu ihren Abbildern, ihren Werkzeugen: Blutsystem und Nervensystem.
Nun können wir allerdings sagen: Blut ist überall Blut, aber indem es durch den Organismus strömt, verändert es sich. Wir können diese Veränderungen des Blutes in Parallele bringen mit den Veränderungen, die das Ich durch die verschiedenen Seelenerlebnisse erfährt.
Auch unser Ich ist ein Einheitliches. So weit wir zurückdenken können im Leben zwischen Geburt und Tod, können wir von uns sagen: Ich war da! In unserem fünften Jahr wie in unserem sechsten Jahr, gestern wie heute ist es dasselbe Ich. - Aber wenn wir jetzt auf den Inhalt eingehen, auf das, was dieses Ich enthält, so werden wir finden, daß dieses Ich, wie es in mir lebt, angefüllt ist mit einer größeren oder kleineren Summe von Vorstellungen, Empfindungen, Gefühlen und so weiter, die dem Astralleibe zuzuschreiben sind und mit dem Ich in Berührung kommen. Vor einem Jahre war unser Ich mit einem anderen Inhalt erfüllt, gestern hatte es einen anderen Inhalt und heute wieder einen anderen.
Das Ich kommt also mit dem gesamten Seeleninhalt in Berührung, durchströmt diesen gesamten Seeleninhalt. Geradeso wie das Blut den ganzen Organismus durchströmt und überall mit dem differenzierten Nervensystem in Berührung kommt, so kommt das Ich zusammen mit dem differenzierten Leben der Seele, mit Vorstellungen, Gefühlen, Willensimpulsen und dergleichen. So also zeigt uns schon diese nur vergleichsweise Betrachtung, daß eine gewisse Berechtigung existiert, in dem Blutsystem ein Abbild des Ich zu sehen und in dem Nervensystem ein Abbild des Astralleibes, dieser beiden höheren, übersinnlichen Glieder der menschlichen Natur, während der Ätherleib sich mehr an den physischen Leib anschließt.
Nun ist es notwendig, uns zu erinnern, daß das Blut, welches in der angedeuteten Weise durch den Organismus strömt, auf der einen Seite sich darbietet der Außenwelt, vergleichsweise wie eine Tafel den Eindrücken der Außenwelt entgegentritt, auf der anderen Seite sich dem entgegenhält, was wir die innere Welt genannt haben.
Ja, so ist es
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auch mit unserem Ich. Wir richten unser Ich zunächst auf die Außenwelt, nehmen die äußeren Eindrücke auf. Da ergibt sich ein mannigfaltiger Inhalt in unserem Ich; es wird erfüllt von den Impressionen, die von außen kommen. Dann gibt es auch diejenigen Augenblicke, wo das Ich sozusagen in sich selber bleibt, wo es hingegeben ist seinem Schmerz, seinem Leid, an Lust und Freude, an die inneren Gefühle und so weiter, wo es sogar aus dem Gedächtnis aufsteigen läßt, was es jetzt nicht unmittelbar durch die Berührung mit der Außenwelt empfängt, sondern das, was es in sich trägt.
Also auch in dieser Beziehung ist das Ich zu parallelisieren mit dem Blut, daß es sich wie eine Tafel darbietet einmal der äußeren Welt und einmal der inneren Welt; und wir könnten dieses Ich genauso schematisch darstellen, wie wir das Blut schematisch dargestellt haben (siehe Zeichnung Seite 42).
Wir können die äußeren Eindrücke, die das Ich bekommt, indem es sie als Vorstellungen, als Seelengebilde faßt, in dieselbe Beziehung bringen zum Ich, wie wir die realen, durch die Sinne zu uns kommenden äußeren Vorgänge zum Blut in Beziehung gebracht haben; wir können also die Seelenereignisse, genauso wie beim körperlichen Leben, auf der einen Seite zum Blut, auf der anderen Seite zum Ich in Beziehung bringen.
Betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus das Zusammenwirken und das Einander-Entgegenwirken von Blut und Nerven. Wenn wir zum Beispiel unser Auge auf die Außenwelt hinwenden, so wirken die äußeren Impressionen - Farben, Lichteindrücke und so weiter - auf die Sehnerven. Solange wir die Augen auf die Außenwelt richten, so lange können wir auch davon sprechen, daß die Eindrücke der Außenwelt auf unsere Sehnerven, also das Werkzeug des Astralleibes, eine Wirkung haben.
In dem Augenblick, wo ein Verhältnis eintritt zwischen Nerven und Blut, können wir davon sprechen, daß der parallele Seelenvorgang der ist, daß die mannigfaltigen Vorstellungen des Seelenlebens zu dem Ich in Beziehung treten. Wir müssen also, wenn wir das schematisch zeichnen wollen, uns das Verhältnis von Nerven und Blut so denken, wie wenn das, was durch die Nerven von außen einströmt, in Beziehung tritt zu den Blutläufen, die in die Nähe der Sehnerven kommen.
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Diese Beziehung ist nun etwas außerordentlich Wichtiges, wenn man den menschlichen Organismus so betrachten will, daß die Betrachtung eine Grundlage für die okkulte Anschauung der menschlichen Natur ergeben kann. Dann müssen wir uns sagen: Beim gewöhnlichen Leben, wie es im allgemeinen verfließt, geschieht der Vorgang so, daß eine Wirkung, die durch den Nerv sich fortpflanzt, in das Blut sich einschreibt wie in eine Tafel und dadurch in das
Werkzeug des Ich sich eingeschrieben hat.
Nehmen wir aber einmal an, wir würden die Beziehung zwischen Blutlauf und Nerv künstlich unterbrechen, das heißt, wir würden also künstlich den Menschen in eine solche Lage bringen, daß gleichsam der Nerv in seiner Wirksamkeit von dem Blutlauf entfernt wird, so daß sie nicht mehr aufeinander wirken können. Das kann man schematisch in der Weise zeichnen, daß man die beiden Glieder weiter auseinander zeichnet, so daß eine Wechselwirkung zwischen Nerv und Blut nicht mehr stattfinden kann.
Da kann die Sache so liegen, daß zunächst auf den Nerven kein Eindruck gemacht wird. So etwas kann man ja
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erreichen, indem man zum Beispiel den Nerv durchschneidet. Wenn es auf irgendeine Weise zustande kommt, daß ein Nerv durchschnitten ist, daß also auf den Nerv kein Eindruck gemacht wird, dann ist es ja nicht weiter wunderbar, daß der Mensch auch nichts Besonderes durch diesen Nerv erleben kann.
Nehmen wir aber an, es werde - trotzdem die Beziehung zwischen Nerv und Blut unterbrochen ist - ein gewisser Eindruck gemacht. Im äußeren Experiment kann das ja dadurch herbeigeführt werden, daß man zum Beispiel durch einen elektrischen Strom den Nerv reizt. Diese äußere Beeinflussung des Nervs geht uns hier aber nichts an. Es gibt aber noch eine andere Beeinflussung des Nervs, die zu einem Zustande führt, wo er auf die Blutbahn nicht wirken kann.
Dieser Zustand kann für den menschlichen Organismus herbeigeführt werden - und er wird auch herbeigeführt - durch gewisse Vorstellungen, gewisse Ideen, Empfindungen und Gefühle, die der Mensch erlebt und sich angeeignet hat und die, damit ein solches Experiment gelinge, höhere moralische oder intellektuelle Vorstellungen sein sollten.
Wenn der Mensch sich solche Vorstellungen macht, zum Beispiel von Sinnbildern, und sich in scharfer innerer Konzentration der Seele übt, dann bewirkt das, daß er gleichsam den Nerv voll in Anspruch nimmt und ihn dadurch zurückzieht vom Blutlaufe. Wenn der Mensch im wachen Bewußtsein sich den normalen äußeren Eindrücken überläßt, wie sie gerade kommen, dann ist die natürliche Verbindung zwischen Nerv und Blutlauf da. Wenn der Mensch aber sich durch scharfe innere Konzentration von der Wirkung der äußeren Eindrücke abzieht, dann hat er ja das in der Seele, was erst im Bewußtsein entsteht; was Inhalt des Bewußtseins ist, nimmt den Nerv vorzugsweise in Anspruch und trennt dadurch die Nerventätigkeit ab von der Bluttätigkeit.
Die Folge einer solchen inneren Konzentration, die - wenn sie stark genug ist - wirklich die Leitung zwischen Nerv und Blut unterbricht, ist, daß der Nerv in einer gewissen Weise befreit wird von dem Zusammenhang mit dem Blutsystem, ja auch befreit wird von dem, wofür das Blutsystem das äußere Werkzeug ist, das heißt also befreit wird von den gewöhnlichen Erlebnissen des Ich. Und es ist in der Tat so - und das kann vollständig experimentell belegt werden -, daß
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durch die Erlebnisse der geistigen Schulung, die in die höheren Welten hinaufführen soll, durch die anhaltende scharfe Konzentration das gesamte Nervensystem zeitweise dem gewöhnlichen Zusammenhang mit dem Blutsystem und dessen Aufgaben für das Ich entrückt wird.
Da tritt nun eine gewisse Folge ein, nämlich die, daß das Nervensystem, das früher seine Wirkung auf die Tafel des Blutes geschrieben hat, nunmehr das, was es als Wirkung in sich enthält, in sich selbst zurücklaufen läßt, in sich zurücknimmt und diese Wirkung nicht bis zum Blut hinkommen läßt. Es ist also möglich, rein durch Vorgänge innerer Konzentration, sein Blutsystem von dem Nervensystem gleichsam abzutrennen und dadurch dasjenige, was sonst in das Ich - bildlich gesprochen - hineingeflossen wäre, zum Zurücklaufen in das Nervensystem zu bringen.
Nun ist das Eigentümliche, daß der Mensch, wenn er durch innere Seelentätigkeit wirklich so etwas bewirkt, dann eine ganz andere Art des inneren Erlebens hat und damit vor einem vollständig veränderten Bewußtseinshorizont steht. Wir können sagen: Wenn Nerven und Blut in der gewöhnlichen Weise miteinander in Wechselwirkung stehen, wie es im normalen Leben der Fall ist, dann bezieht der Mensch die Eindrücke, die von außen kommen, auf sein Ich.
Wenn er aber durch innere Konzentration, durch innere Seelentätigkeit sein Nervensystem heraushebt aus der Wirkung auf sein Blutsystem, dann lebt er auch nicht in seinem bisherigen gewöhnlichen Ich; er kann dann nicht in demselben Sinne zu dem, was er jetzt als sein Selbst hat, «Ich» sagen.
Der Mensch erscheint sich dann so, wie wenn er einen Teil seiner Wesenheit ganz bewußt aus sich herausgehoben hätte, abgesondert von seinem Blutsystem; es ist so, wie wenn etwas, was man sonst nicht sieht, ein Übersinnliches, in unsere Nerven hereinwirkt, das sich nicht auf unsere Bluttafel abdruckt und auf unser gewöhnliches Ich keinen Eindruck macht. Der Mensch fühlt sich hinweggehoben von dem ganzen Blutsystem, gleichsam herausgehoben aus dem Organismus.
Es ist ein bewußtes Herausheben des Ich aus dem Wirkungsbereich des Astralleibes. Während nun früher die Nerventätigkeit im Blutsystem abgebildet wurde, wird sie jetzt in sich selbst zurückreflektiert; jetzt lebt der Mensch in etwas anderem,
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da empfindet er sich in einem anderen Ich, in einem [makrokosmischen] Ich, das früher nur geahnt werden konnte: Er fühlt das Hereinragen einer übersinnlichen Welt.
Wenn wir noch einmal die Beziehung zwischen dem Nerv oder dem gesamten Nervensystem, wie es die Eindrücke einer äußeren Welt in sich hereinnimmt, zum Blut genauer schematisch zeichnen wollen, so kann es in folgender Weise geschehen: Würden äußere Eindrücke, äußere Erlebnisse einfließen, dann würden sie sich abdrücken im Blutsystem. Haben wir aber das Nervensystem herausgehoben aus dem Blutsystem, dann fließt alles innerhalb des Nervensystems zurück, dann ergießt sich eine Welt, von der wir früher keine Ahnung hatten, gleichsam bis an die Enden unseres Nervensystems, und das fühlen wir als Rückstoß.
Während es beim gewöhnlichen Bewußtsein so ist, daß man eine Welt aufnimmt, die hineingeht bis zum Blutsystem, dem Blutsystem wie auf einer Tafel eingeschrieben wird, geht man nunmehr mit den Eindrükken nur bis dahin, wo die Nerven endigen und in sich selbst einen Widerstand finden. An diesen Nervenendungen prallt man gleichsam zurück und lebt sich hinaus in die übersinnliche Welt. Wenn wir einen Farbeneindruck haben, den wir durch das Auge empfangen, so geht er in unseren Sehnerv hinein, drückt sich ab auf der Tafel des Blutes, und wir fühlen das, was wir mit den Worten ausdrücken:
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Ich sehe rot.
Nehmen wir aber an, wir gehen mit unseren Eindrücken nicht bis zum Blut hin, sondern nur bis zur Endung des Nervs, prallen da zurück, so leben wir im Grunde genommen bis zu unserem Sehnerv hin. Wir prallen vor dem körperlichen Ausdruck unseres Blutes zurück, leben außerhalb unserer selbst; wir sind eigentlich in den Strahlen des Lichtes, die sonst den Eindruck «rot» in uns hervorriefen, darinnen. Wir sind also wirklich aus uns herausgekommen, und zwar dadurch, daß wir nicht so tief in unser Inneres hereindringen, wie wir es sonst tun, sondern daß wir nur bis zu den Nervenenden gehen.
Das bewirkt aber ein solches Seelenleben, das den physischen Menschen wie etwas Äußerliches empfindet und sich nicht länger mit ihm identifiziert. Das normale Bewußtsein geht bis zum Blute hin. Wenn wir aber die Seele so entwickelt haben, daß wir gleichsam an den Nervenenden kehrtmachen, dann haben wir das Blut ausgeschaltet von dem, was wir den höheren Menschen nennen, zu dem wir kommen können, wenn wir von uns selber loskommen.
Durch diese Betrachtungen haben wir zunächst eine Anschauung von den Vorgängen gewonnen, die eintreten, wenn wir das Blutsystem, welches wir betrachtet haben wie eine Art Tafel, die sich auf der einen Seite den äußeren, auf der anderen Seite den inneren Eindrücken darbietet, ausgeschaltet haben von dem, was wir nennen können den höheren Menschen, zu dem wir uns entwickeln können, wenn wir von uns selber loskommen und frei werden von den Einwirkungen des gewöhnlichen Ich.
Wir werden nun am besten die ganze innere Natur dieses Blutsystems studieren können, wenn wir
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uns nicht in allgemeinen Phrasen bewegen, sondern das am Menschen betrachten, was real ist, den übersinnlichen, unsichtbaren Menschen, zu dem wir uns selber aufschwingen können. Wenn wir diesen übersinnlichen Menschen so betrachten, wie er sich hineinbegibt bis zum Blute hin, dann werden wir zu dem Gedanken vorrücken können, daß der Mensch in der Außenwelt leben kann, daß er sich ergießen kann über die ganze Außenwelt, aufgehen kann in dieser Außenwelt und daß er gleichsam den umgekehrten Standpunkt einnehmen kann zu seinem inneren Wesen.
Kurz, wir werden die Funktionen des Blutes und der Organe, die in den Blutkreislauf eingeschaltet sind, dadurch kennenlernen, daß wir die Frage beantworten: Wie muß nun diese höhere Welt, zu der sich der Mensch aufschwingen kann, die er genau kennenlernen kann, sich auf die Tafel des Blutes abmalen?
Da wird sich uns das ganze differenzierte Blutleben als der Mittelpunkt des Menschen ergeben, wenn wir unmittelbar die Beziehungen dieses wunderbaren Systems zu einer höheren Welt betrachten. Denn das wird ja unsere Aufgabe sein, daß wir den Menschen ansehen können als eine Offenbarung des Übersinnlichen, daß wir den äußeren Menschen ansehen können als ein Abbild desjenigen Menschen, der in der geistigen Welt wurzelt. Dadurch werden wir den menschlichen Organismus erkennen können als ein getreues Abbild des Geistes.