Ausgewählte Zyklen und Vorträge aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners

 

Rudolf Steiner (1861-1925):

GA 104 Die Apokalypse des Johannes

2. Vortrag Stuttgart, 27. Juni 1908

Die fünffach geschachtelte Siebener-Ordnung in der Kosmologie.
Die Entstehung des Tieres mit den 7 Köpfen und 10 Hörnern im Laufe der atlantischen Hauptstufe. Seine Überwindung im ätherischen Menschen durch dessen Verbindung mit Christus.

Daß wir in der Apokalypse des Johannes eine Beschreibung der Einweihungsvorgänge haben, oder vielleicht besser gesagt, der Einweihungserlebnisse des christlich Einzuweihenden, das haben wir gesehen. Nachdem wir in den letzten Vorträgen den ganzen Stoff der Apokalypse an unserer Seele haben vorüberziehen lassen, werden wir noch auf die Frage zu antworten haben: Was ist denn eigentlich, geschichtlich genommen, diese Urkunde? Warum existiert sie als eine solche Urkunde?

Jetzt aber, wo wir bei jenem wichtigen Punkt angelangt sind, der sich uns das letztemal enthüllt hat, bei dem Übergang unserer Erde in einen geistigen, zunächst in einen astralischen Zustand, bei dem Auftreten gewisser merkwürdiger Wesenheiten in dem, was sich also in der Materie verdichtet und abgespalten hat von dem normalen Fortgange unserer Erdenentwickelung, jetzt wird es gut sein, bevor wir vorwärtsschreiten, uns sozusagen eine Art von Generalüberblick zu verschaffen über gewisse Dinge, die im Grundriß unserer anthroposophischen Weltbetrachtung liegen. Denn Sie haben gesehen, daß bei alledem, was wir zu betrachten hatten, gewisse Zahlenbegriffe eine Rolle spielen.

Und jetzt stehen wir dabei, uns einen Begriff von dem zu verschaffen, was das siebenköpfige und zehnhörnige Tier ist und was das zweihörnige Tier ist.

Wir müssen uns einmal orientieren über den Grundriß der Weltenentwickelung. Die verläuft nämlich durchaus in Gemäßheit ganz bestimmter Zahlenverhältnisse. Der Laie in solchen Dingen wird sehr leicht sagen, wenn er hört, daß die Siebenzahl und andere Zahlen eine so große Rolle spielen in unseren Betrachtungen: Nun ja, diese Anthroposophen wärmen wieder jenen alten Aberglauben auf, der sich an die Siebenzahl, an die Zwölfzahl und dergleichen knüpft.

Und schon wenn unsere lieben Zeitgenossen von so etwas hören, was in einer regelmäßigen Weise nach der

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Siebenzahl vorwärtsschreitet, dann sprechen sie von Aberglauben, obwohl diese unsere Zeitgenossen eigentlich in bezug auf das, wovon sie etwas verstehen, in genau demselben Aberglauben leben, denn unsere Zeitgenossen sprechen zum Beispiel davon, daß der Regenbogen sieben Farben hat, die Tonskala sieben Töne, da der achte nur eine Wiederholung der Prim ist. Und noch auf manch anderem Gebiete spricht man von der Siebenzahl, und mit Recht. In keinem anderen Sinne als der Physiker es tut, wenn er von der Siebenzahl der Farben spricht, und ebenso wie man in der Tonlehre spricht von den sieben Tönen, so sprechen wir, wenn wir die großen Weltenverhältnisse betrachten in bezug auf die Siebenzahl.

Die Siebenzahl ist uns dabei gar nichts anderes als ein Ergebnis der okkulten Erfahrung. So wie sich der Mensch hinstellt und die sieben Farben zählt, so zählt der Okkultist sieben aufeinanderfolgende Zustände der Weltenentwickelung. Und weil die Weisheit der Welt immer von diesen Dingen wußte und sprach, deshalb ging das in das allgemeine Bewußtsein über und man fand etwas besonders Bedeutungsvolles in dieser Siebenzahl. Gerade weil die Siebenzahl zum Beispiel in den Weltverhältnissen begründet war, ging sie in den allgemeinen Glauben, natürlich auch Aberglauben, über.

Wenn wir uns daran erinnern, was wir gesagt haben über das Geheimnis

was wir über die sieben aufeinanderfolgenden Perioden der atlantischen Zeit gesagt haben, so sehen wir schon, daß wir eigentlich in der Weltenentwickelung fortlaufend Perioden haben, die sich in Gemäßheit der Siebenzahl wiederholen, und wie einen Grundriß der Weltenentwickelung wollen wir uns vor Augen rücken, daß die Siebenzahl alle Teile der Weltenentwickelung beherrscht.

Wir haben gehört, daß die Erde, bevor sie Erde war, Mond war, bevor sie Mond war, Sonnenplanet und bevor sie Sonne war, Saturn war. Die Erde wird, nachdem sie Erde gewesen sein wird, in den Jupiterzustand, dann in den Venus- und zuletzt in den Vulkanzustand übergehen, so daß wir sieben aufeinanderfolgende planetarische Verkörperungen unserer Erde haben, Saturn, Sonne, Mond,

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Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. Das sind nun die größten Abteilungen innerhalb unserer ganzen Entwickelung, die wir bis zu einem gewissen Grade hellseherisch überschauen können. Wir haben ja die drei der Erde vorangehenden Zustände beschrieben.

Jetzt wollen wir uns klar sein darüber, was denn der Sinn der ganzen Entwickelung ist, warum die Erde durch diese sieben Zustände durchgeht. Diese sieben Zustände fallen nämlich zusammen mit der Entwickelung des menschlichen Bewußtseins. Jeder dieser Zustände, Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan, charakterisiert einen bestimmten menschlichen Bewußtseinszustand.

Richten wir den Blick zurück in die uralte Saturnzeit. Wir wissen, was gegenwärtig vom Menschen vorhanden ist, war damals noch nicht vorhanden, sondern erst die allererste Anlage seines physischen Leibes. Diese erste Anlage konnte selbstverständlich beim Menschen nicht ein solches Bewußtsein entwickeln, wie es heute der Mensch hat. Andere Wesen hatten ein menschliches Bewußtsein; der Mensch hatte damals ein Bewußtsein, wie es heute die mineralische Welt hier auf dem physischen Plan hat. Wir nennen das ein tiefes Trancebewußtsein. Das hatte die erste Menschenanlage auf dem Saturn. Diese Saturnentwickelung ist aus dem Grunde durchgemacht worden, damit der Mensch nach und nach aufrücken kann zu seinen höheren Bewußtseinszuständen. Damals hat er den ersten durchgemacht. Also haben wir die Saturnentwickelung zusammenfallend mit dem tiefen Trancebewußtsein. Das ist die erste Bewußtseinsstufe.

Natürlich müssen Sie sich nicht vorstellen, daß der Grad des Bewußtseins durch die ganze Saturnentwickelung derselbe bleibt, aber im wesentlichen ist es so, daß der Bewußtseinsgrad des Menschen auf dem Saturn mit tiefem Trancebewußtsein charakterisiert werden kann. Es ist dumpfer als selbst das, was heute der Mensch im traumlosen Schlafe hat, denn da hat heute der Mensch das Bewußtsein, das er durchgemacht hat auf der zweiten Stufe, während der Sonnenentwickelung.

Also während der zweiten Stufe, während der Sonnenentwickelung, hat der Mensch durchgemacht das traumlose Schlafbewußtsein. Es ist dasselbe Bewußtsein, das

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heute die Pflanzenwelt um uns herum auf dem physischen Plan hat.

Dann kam die Mondenstufe in der Entwickelung. Da hat der Mensch ein Bewußtsein durchgemacht, welches schon leichter zum Verständnis gebracht werden kann, weil der Mensch im Traumbewußtsein wenigstens einen letzten Rest hat von diesem Mondenbewußtsein. Das Traumbewußtsein von heute ist ja ein Zwischenzustand zwischen traumlosem Schlaf und dem gewöhnlichen, vom Morgen bis zum Abend dauernden hellen, wachen Tagesbewußtsein. Also der dritte Zustand des Bewußtseins wurde erreicht auf dem Mond, und er läßt sich vergleichen mit dem heutigen traumerfüllten Schlaf, aber mit einer ganz anderen Lebendigkeit und Lebhaftigkeit. Der traumerfüllte Schlaf gibt ein Bewußtsein, das sich aus einzelnen Vorstellungsfetzen und Bildern zusammensetzt und nur einen geringen Grad von Beziehung hat zur realen Außenwelt.

Das Mondenbewußtsein, das ein Traumbilderbewußtsein war, hatte sehr bedeutsame Beziehungen zur Außenwelt. Es entsprach genau dem, was in der seelisch-geistigen Umwelt vorhanden war. Eine Wiederholung hat das während der atlantischen Zeit des Menschen gefunden. Wir nennen es das Traumbilderbewußtsein, könnten es auch das somnambule Bewußtsein nennen.

Das vierte Bewußtsein wird erreicht und durchgemacht auf unserer Erde, und es ist dasjenige Bewußtsein, welches wir das helle Tagesbewußtsein oder Gegenstandsbewußtsein nennen.

Zu einem erhöhteren Bewußtseinsgrad, von dem die meisten Menschen von heute keine Ahnung haben, werden die Menschen aufsteigen während der Jupiterzeit, wenn das alles geschehen ist, was wir schon beschrieben haben und was im Anschluß an die Apokalypse des Johannes noch zu beschreiben ist. Dann, wenn der Mensch sozusagen gerettet vom Abgrund hervorgegangen und dem Verfall entgangen ist, wenn er hinaufgestiegen ist in die astralisierte und vergeistigte Erde, dann wird das die Grundlage dafür sein, daß er auf dem Jupiter dasjenige Bewußtsein erlangt, das wir nennen können das bewußte Bilderbewußtsein.

Wenn man es schildern soll, so kann das nur aus den Erfahrungen der Eingeweihten heraus geschehen. Denn die Einweihung ist ja nichts anderes als

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die Aneignung der Fähigkeit, in einer früheren Entwickelungsstufe zu erreichen, was die normale Menschheit auf einer späteren Stufe erreicht. Im bewußten Bilderbewußtsein ist der Mensch genau ebenso selbstbewußt wie heute vom Morgen bis zum Abend, aber er nimmt nicht nur wahr die äußeren Gegenstände, sondern im Blickfeld seiner Seele hat er Bilder, und zwar Bilder, die nicht etwa mit einer gewissen Dumpfheit verknüpft sind, die vielmehr eingebettet sind in das helle Tagesbewußtsein. Also helles Tagesbewußtsein und Mondenbewußtsein zusammen, das gibt das Jupiterbewußtsein. Der Mensch erhält sich, was er jetzt hat und erwirbt sich dazu die Fähigkeit, das Seelisch-Geistige wahrzunehmen.

Heute ist es so, daß der Eingeweihte nicht nur den Menschen sieht, wie er physisch ist, sondern daß er wahrnimmt um den Menschen herum, ihn umstrahlend, allerlei geistige Gebilde, die der Ausdruck sind der Leidenschaften, Instinkte, Gedanken, mit einem Wort: die Aura. Sie umglänzt, umglüht den Menschen wie feine Flammen, zum Teil wie ein Lichtnebel. Alles das, was so im menschlichen Astralleib gesehen werden kann vom Eingeweihten, ebenso wie von dem gewöhnlichen physischen Auge der physische Leib mit seinen Grenzen gesehen wird, alles das ist Bild dessen, was in den Seelen vorgeht. In einer solchen Eingeweihtenseele ist ein Bewußtsein vorhanden, das wir bezeichnen können als Mondenbewußtsein plus Erdenbewußtsein.

Dann kommt auf der Venus ein sechster Bewußtseinszustand, den wir bezeichnen können als das inspirierte Bewußtsein, das Bewußtsein der Inspiration, Bewußtsein der Inspiration aus dem Grunde, weil auf dieser Bewußtseinsstufe der Eingeweihte nicht bloß wahrzunehmen vermag, was der Seele an Gefühlen, Trieben, Leidenschaften und so weiter eigen ist, sondern weil er da den ganzen inneren Charakter der Seele in einem einheitlichen Ton wahrnimmt. Er fängt an wahrzunehmen dasjenige, was die Welt der, sagen wir, Farben- und Formengebilde wie eine Sphärenmusik durchdringt, so daß jede einzelne Wesenheit innerhalb dessen, was früher als astralisches Bild wahrgenommen worden ist, wie ein Tongebilde erscheint.


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Die siebente Bewußtseinsstufe, die auf dem Vulkan vorhanden sein wird, wir können sie nennen das intuitive Bewußtsein. Intuition ist nicht jenes Triviale, was gewöhnlich heute darunter verstanden wird, wo jemand durch dunkles Gefühl etwas glaubt erkennen zu können; das ist ein Mißbrauch des Wortes. In den Eingeweihtenschulen wird Intuition für jene denkbar höchste Bewußtseinsstufe angewendet, wo die Seele eins ist, identisch ist mit den Wesenheiten, wo sie darinnen ist im Innern der Wesenheiten und sich mit ihnen identifiziert. Trotzdem die Seele vollständig individuell bleibt, steckt sie in all den Dingen und Wesenheiten ihres Blickfeldes drinnen.


So stellen uns die sieben Stufen dieser ganzen Erdenentwickelung sieben aufeinanderfolgende Bewußtseinszustände dar. Jeder Bewußtseinszustand nun muß seinerseits in sieben Stufen erreicht werden. Diese sieben Stufen, die jedesmal durchgemacht werden müssen, nennen wir Lebensstufen, so daß wir unterscheiden sieben Bewußtseinsstufen und in jeder Bewußtseinsstufe sieben Lebensstufen.

Es ist schwer, aus unserer Sprache heraus Worte zu finden für diese sieben Lebensstufen. Wenn wir bloß auf unsere Erde Rücksicht nehmen, so können wir die Lebensstufen dadurch bezeichnen, daß wir reden von den sieben Reichen, denn es fallen die Lebensstufen auf der Erde zusammen mit den sieben Reichen. Da bezeichnen wir

Nun könnten wir ja sagen: Auf jeder dieser Bewußtseinsstufen werden sieben solche Lebensstufen durchgemacht oder sieben Reiche absolviert. – Aber wenn wir die sieben Lebensstufen des Saturn ebenso bezeichnen würden, als erstes, zweites, drittes Elementarreich, als Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich, so würde das nur falsche Vorstellungen wachrufen, denn die Ausdrücke für diese Reiche sind geprägt nach unseren Erdenerfahrungen und es waren eben die Reiche ganz anders gestaltet in dieser uralten Zeit, als das heute bei den Erdreichen der Fall ist.


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Wir können nur sagen: Analog diesen Reichen gab es sieben Reiche auf dem Saturn, sieben auf der Sonne. Schon näher kamen die sieben Reiche des Mondes, und was die sieben Lebensstufen der Erde sind, das sind eben die sieben Reiche auf der Erde geworden. Und auf der Erde können wir sie schon leichter beschreiben, obwohl es heute außerordentlich schwer ist, dem Menschen eine Vorstellung von den drei Elementarreichen zu geben. Von Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich glaubt ja der Mensch eine gesunde Vorstellung zu haben, obwohl das auch nicht der Fall ist.

Vielleicht wird es Ihnen gelingen, sich eine Art Vorstellung von den drei Elementarreichen zu bilden, wenn Sie sich folgendes sagen. Also Sie denken sich Steine, Metalle und so weiter, und diese Glieder des Mineralreiches immer feiner und feiner werdend, so daß Sie immer weniger und weniger sehen, daß sie sich sozusagen auflösen in immer feinere Substantialität. Nehmen wir an, Sie lassen sie alle verdunsten, so daß sie eigentlich nur noch ganz feine Substantialität hätten, durch die Sie hindurchschauen könnten, die Ihnen nicht mehr sichtbar wäre.

Aus solchen Gebilden würde, wenn man sie zu noch immer größerer Verfeinerung brächte, etwas hervorgehen, was schließlich nicht mehr ein mineralisches Reich ist, sondern das dritte Elementarreich. Dann würden wir zum zweiten, zum ersten Elementarreich aufsteigen. Es ist für die heutigen Empfindungsqualitäten schwer, sich Vorstellungen zu machen von diesen Reichen, die hineingeheimnißt, verdichtet sind in unsere Welt. So ist es nämlich, wie wenn diese Elementarreiche verdichtet in unsere Welt hinein, sagen wir, verschwunden wären. Sie gehen unserem Mineralreich voran. Wir haben ja gesehen, wann dieses Mineralreich selber sich gebildet hat. In früheren Perioden der Erdenentwickelung war dieses Mineralreich eben im Zustande der Elementarreiche vorhanden.

Nun die anderen vier Reiche. Das mineralische Reich sehen Sie um sich herum und ebenso das pflanzliche, das tierische und das menschliche. Aber wir werden uns klar sein müssen, daß diese Benennungen im eigentlichen geheimwissenschaftlichen Sinn doch nicht ganz richtig sind. Der Laie nennt die heutigen Mineralien als

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dem Mineralreich angehörig, die Pflanzen als dem Pflanzenreich angehörig, die Tiere als dem Tierreich und die Menschen als dem Menschenreich angehörig.

Das ist zwar laienhaft gesprochen richtig, das ist für alle trivialen Dinge des Lebens durchaus ausreichend, aber im okkultistischen Sinn ist es unrichtig. Denn es ist heute der Mensch erst im Mineralreich vollendet. Er wird erst aufsteigen in künftigen Entwickelungsperioden zum Pflanzen-, Tier- und Menschenreich. Wir können den Menschen heute, weil er ein Ich-Bewußtsein hat, durchaus Mensch nennen, aber wir dürfen noch nicht sagen, er sei im Sinne der Geheimwissenschaft im Menschenreich verkörpert, denn dazu ist etwas anderes notwendig. Das müssen wir besprechen.

Was kann der Mensch heute begreifen? Darauf kommt es an. Er kann heute bloß das mineralische Reich verstehen. Sowie er an das Pflanzenreich kommt, versteht er es nicht mehr. Das Mineralreich kann er verstehen, aus den Kräften des Mineralreichs kann er Maschinen, Häuser und so weiter zusammensetzen. Daß er ebenso durchschauen lernt, was in einer Pflanze die Kräfte sind, die diese Pflanze groß werden lassen, das erst wird ihn mit seinem Bewußtsein ins Pflanzenreich erheben. Und daß er begreifen lernt, wie ein Tier empfinden kann – jetzt kann er nur eine äußerliche Anschauung davon bekommen –, das macht ihn zum Angehörigen des Tierreichs. Und wenn er nicht nur sein eigenes Ich begreift, sondern ein anderes, wenn er einen Menschen innerlich ganz begreift, dann erst gehört er dem Menschenreich an.

Sie werden am besten verstehen, daß der Mensch heute erst das mineralische Reich begreifen kann, wenn Sie folgende Betrachtung machen. Denken Sie einmal, daß eine große Anzahl von Gelehrten sagt: Ja, die Pflanzen und die Tiere sind nichts anderes als komplizierte Mineralien. – Und diese Gelehrten warten darauf, daß sie die Stoffe so zusammenfügen können, daß sie Pflanzen und Tiere werden. Sie geben sich der Illusion hin, man könne die Pflanzen als mineralische Wesen begreifen, weil sie keine Vorstellung davon haben, daß es außer dem Mineralreich noch etwas anderes gibt.

Es sagen ja viele: Ihr Anthroposophen träumt davon, daß es

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einen Ätherleib gibt, etwas, was über das bloß Mineralische hinausgeht, aber ihr sollt nicht mehr träumen, wenn es uns gelingen wird, im Laboratorium so, wie man heute Schwefelsäure zusammensetzt, aus den einzelnen Stoffen, aus Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und so weiter, ein lebendiges Wesen aufzubauen. Man glaubt, das Lebendige läßt sich ebenso aufbauen, wie sich etwa Schwefelsäure zusammensetzen läßt; man glaubt, die rein materialistische Wissenschaft wird das einmal können. Man glaubt, die Anthroposophen wären so töricht, daran zu zweifeln, daß einstmals die Zeit kommen wird, wo tatsächlich in der Retorte die Pflanzen erzeugt werden.

Diese Zeit wird kommen. Das haben aber diejenigen, die auf okkultem Boden stehen, schon immer gesagt. Sie wissen, daß die Zeit kommen wird, wo der Mensch die Pflanzenheit so in die eigene Natur aufnehmen wird, wie er heute das Mineralreich aufgenommen hat. Und wie er aus Mineralien Häuser aufbaut, wie er die Kräfte des Mineralreiches heute benutzt, so wird er einstmals aus den ihm dann wohlbekannten Kräften des Pflanzenreiches, ohne zum Samen zu greifen, ohne die Naturkräfte in ihrer unbegriffenen Weise zu Hilfe rufen zu müssen, das Pflanzengebilde und Höheres noch im Laboratorium erzeugen.

Aber würde diese Möglichkeit, im Laboratorium ein lebendiges Wesen zu erzeugen, vorzeitig eintreten, so wäre sie für den auf dem wahren Boden der Geheimwissenschaft Stehenden das, was man schwarze Magie nennt. Die Menschen müssen für jeden Schritt der Entwickelung erst reif werden.

Es gibt einen okkulten Satz, der lautet: Erst dann werden die Menschen auf dem Experimentiertisch lebende Wesen erzeugen, wie sie heute mineralische Produkte herstellen, wenn der Laboratoriumstisch zum Altar und die chemische Verrichtung zu einer sakramentalen Handlung geworden ist. – Das ist ein okkulter Satz, der immer ausgesprochen worden ist. Wahrlich, solange man ins Laboratorium geht und glaubt, daß man mit unheiligen Gefühlen dasselbe tun kann wie mit heiligen, so lange wird man mit dem Willen derjenigen, die in rechter Weise die Entwickelung leiten,

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niemals im Laboratorium ein lebendiges Wesen erzeugen können. Erst dann wird das möglich sein, wenn man wissen wird, daß ein mineralisches Produkt zwar erzeugt werden kann, wenn auch am Laboratoriumstisch ein Schurke steht, daß aber niemals ein lebendiges Wesen hervorgebracht werden kann, wenn dies der Fall ist.

Denn in das lebendige Wesen fließt, wenn es zusammengebaut wird, etwas, was in dem Menschen selbst drinnen ist. Würde der Mensch ein Schurke sein, so würde das Schurkische hinüberfließen und das entstandene Wesen wäre ein Abdruck der Schurkerei. Erst wenn man begreifen wird, was es heißt, daß der Mensch als ganze Wesenheit mit seinem ganzen Innern wirkt in dem, was er erzeugt, erst dann wird die Welt reif sein, das Lebendige, das Pflanzliche, Tierische und Menschliche, in freier Tätigkeit zu erzeugen.

Dann wird der Mensch aufgestiegen sein in das Pflanzenreich, wenn er das Pflanzliche ebensogut durchschauen wird, wie er heute das Mineralische durchschaut. Zum Tierreich wird er aufgestiegen sein dann, wenn er die Empfindung so durchschaut, daß er ebenso ein empfindendes Wesen machen kann durch seine eigene Geisteskraft, wie er heute einen Gegenstand herstellt. Und zum Menschenreich wird er aufgestiegen sein, wenn er den Menschen in freier Tätigkeit neu gestalten kann.

So ist der Mensch heute in dem mineralischen Reich vorhanden, und dieses Wesen als Mensch, das wir sind, ist im Grunde genommen das einzige Wesen, welches schon ganz im mineralischen Reich sich ausgebildet hat, während die anderen Reiche in vieler Beziehung auf viel niedrigerer Stufe stehen als diejenige ist, die man im Okkultismus mit dem Mineralreich bezeichnet. So zeigen uns die Pflanzen eine Art Vorstufe dessen, was der Mensch erleben wird, wenn er einmal selbst im Pflanzenreich sein wird. Aber die Pflanzen sind nicht im Pflanzenreich, sondern höchstens Vorbilder, nicht Urbilder, sondern Hinweise auf ein künftiges Reich, in dem der Mensch sein wird, in dem er die Pflanzennatur innerlich durchleben wird wie heute die mineralische Natur.

Dieses Pflanzenreich, in dem der Mensch sein wird, das wird noch durch andere Dinge sich auszeichnen. Es wird vor allen Dingen

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durch einen heute zwar manchmal mit dem Verstand gesagten, aber noch lange nicht begriffenen moralischen Satz ausgezeichnet sein. Heute lebt der Mensch so, daß man sagen kann: Der einzelne, wenn er sich es auch nicht gesteht, ist überzeugt davon, daß das Glück des einzelnen möglich ist, wenn daneben auch das Unglück eines anderen herrscht.

Es ist durchaus möglich, daß heute sich einer glücklich fühlt, trotzdem andere Menschen unglücklich sind. Wenn es auch dem Verstande nach zugestanden wird, daß die höchste Moral diejenige sei, die alle Menschen beglückt, in der Praxis ist der Mensch überzeugt, daß das Glück des einzelnen ganz gut möglich ist, ohne daß der andere ebenso glücklich sei wie er.

Der Mensch wird, wenn er im Pflanzenreich sein wird, eine Entwickelungsstufe in moralischer Beziehung erreicht haben, wo es ihm unmöglich sein wird, sich als Einzelner glücklich zu fühlen, wenn andere seinesgleichen unglücklich sind. «Das Glück des einzelnen ist untrennbar mit dem Glück aller verbunden»: dieser Satz wird herrschen, wenn der Mensch in das Pflanzenreich aufgenommen sein wird. Es könnte sich kein Mensch irgend glücklich fühlen, wenn sein Glück herausfallen würde aus dem Glücke aller.

So sehen Sie, daß für so feine Begriffe, wie wir sie im Okkultismus haben müssen, wenn wir alles verstehen wollen, heute sehr wenig Empfindungsmöglichkeiten bestehen. Aber Sie sehen auch, daß der Mensch lange Entwickelungsreihen noch vor sich hat. Das alles muß er erreichen, und es ist noch sehr wenig davon vorhanden.

Wir sprechen also von sieben Reichen, durch die der Mensch selber hindurchgeht. Auf dem Jupiter wird es wieder sieben Reiche geben, die noch etwas ähnlich sind den sieben Erdenreichen, aber sich doch schon sehr von diesen unterscheiden.

Auf der Venus werden es wieder sieben sein und auf dem Vulkan wieder. Hier kann man sie gar nicht mehr Reiche nennen, der Begriff Reich paßt hier nicht mehr. Wenn wir das alles ins Auge fassen, müssen wir sagen: Wir haben zunächst sieben Entwickelungsstufen des Bewußtseins, die Saturn-, Sonnen-, Mond-, Erden-, Jupiter-, Venus- und Vulkanstufe, und auf jeder Bewußtseinsstufe sieben Lebensstufen, durch die sich hindurchentwickeln muß jegliches Wesen,

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das durch die Bewußtseinsgrade hindurchgeht.


Jede Lebensstufe muß wiederum sieben Formenstufen durchlaufen, und zwar so, daß Sie die sogenannte physische Formstufe, die Sie jetzt um sich haben, als die mittelste zu betrachten haben. Bevor etwas physisch wird, ist es astralisch, bevor es astralisch wird, ist es auf einer gewissen geistigen Stufe, die man das niedere Devachan nennt, Bewußtseins-, Lebens- und Formstufen und bevor etwas zu dieser Stufe hinabsteigt, ist es in einer höheren Devachanstufe.

Da haben wir drei Formstufen. Die erste kann man noch formlos nennen, dann ist die nächste eine Formstufe, die wir als die niedere Devachanstufe bezeichnen, dann kommen wir zur astralischen Stufe. Wenn sich das Astralische verdichtet, wird es physisch. Dann löst sich das Physische wieder auf und geht zurück zu einem vollkommeneren Astralischen, das geht zu einem vollkommeneren niederen Devachanischen und dies zum höheren Devachanischen. Der physische Formzustand ist der mittlere.


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Sieben Formzustände durchläuft ein jedes Reich. Sie müssen unterscheiden zwischen Physischem und Mineralischem; das ist nicht dasselbe. Man kann, weil heute das Physische mit dem Mineralischen im Anblick zusammenfällt, beide leicht miteinander verwechseln. Das mineralische Reich geht durch alle Formstufen hindurch. Es kann als mineralisches Reich oben in der höchsten Devachanstufe veranlagt sein. Es steigt dann herunter in die niedere geistige Stufe und ist immer Mineralreich, dann ins Astralische, da ist es astralisch vorgebildet, und dann verdichtet es sich zum Physischen. So also haben wir in jedem Reich sieben Formzustände (siehe Schema).

Jeder Bewußtseinszustand kann nur so durchlaufen werden, daß er in sieben Lebenszuständen verläuft. Jeder Lebenszustand verläuft in sieben Formzuständen. Das gibt 7 mal 7 mal 7 Zustände. In der Tat geht eine ganze Entwickelung, wie die Erde eine hat, durch 7 mal 7 mal 7 Zustände hindurch.

Unsere Erde war einstmals Saturn; der hat 7 Lebenszustände durchgemacht, jeder Lebenszustand 7 Lebensformen oder Formzustände.

Da haben Sie 49 Formzustände auf dem Saturn, 49 auf der Sonne, 49 auf dem Monde und so weiter, 7 mal 49 = 343 Formzustände. Durch 343 Zustände läuft der Mensch durch. Als der Saturn ganz im Anfang seiner Entwickelung war, begann er zuerst im höchsten Geistigen, das wir erreichen können, als ein Gebilde, das da war im obersten Devachan. Das war der erste Formzustand; der war ganz mineralisch. Er stieg herunter als solches Wesen bis in das physische Reich, stieg wieder hinauf bis zum oberen devachanischen.

Und hier beginnt die große Schwierigkeit, denn Sie müßten jetzt sagen, wenn Sie die genannten Ausdrücke gebrauchen wollen: Der Mensch geht in das nächste Reich über. Aber es passen auf den Saturn diese Ausdrücke nicht. Es geht der Mensch auf dem Saturn auf diese Weise durch 49 Zustände hindurch. Das Sonderbare ist nur, daß Sie jetzt fragen können: Da müßte der Mensch doch auf dem Saturn durch Lebenszustände durchgehen. Nun bekommt er aber erst auf der Sonne einen Ätherleib. Wie kann man da sagen, daß er durch Lebenszustände geht?

Sie sind nur noch nicht so

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wie später, wo er einen Lebensleib hat, sie sind stellvertretend. Das wird dadurch bewirkt, daß höhere Wesen hereinwirken. Der Mensch hat kein selbständiges Leben auf dem Saturn, aber höhere Wesen durchdringen ihn mit ihrem Ätherleib, mit ihrem Astralleib, Ich und so weiter.

Jedenfalls müssen Sie begreifen, daß der Mensch auf dem Saturn 49, auf der Sonne 49, auf dem Monde 49 Zustände durchgemacht hat. Auf der Erde hat der Mensch von diesen 49 Zuständen erst die drei ersten Lebenszustände durchgemacht. Er steht heute in dem vierten Lebenszustand, eben im Mineralreich.

Jedenfalls haben Sie aus alledem, das wir da wie einen Grundriß betrachtet haben, gesehen, daß die ganze Erde durch 343 Zustände hindurchgeht. Dies bitte ich Sie jetzt so sich vorzustellen: Der Saturn entsteht und geht durch 49 Zustände hindurch. Der Saturn ist zuerst eine feurige, eine Wärmemasse und macht verschiedene Zustände durch, aber es ist immer dieselbe Kugel, die diese 49 Zustände durchmacht.

Ebenso ist die Sonne immer wieder ein und dieselbe Kugel, welche die 49 Zustände durchmacht. Nur gibt es Zwischenzustände. Es ist, wie wenn zwischen den einzelnen Verkörperungen eine Art von geistigem Zwischenraum wäre. Es ist beim Planeten wie beim Menschen. So machen auch die Planeten eine solche geistige Zwischenstufe durch; die liegt überall zwischen diesen Zuständen drinnen.

Wenn Sie sich also klar werden, daß wir im Verlauf unserer Entwickelung sieben Bewußtseinszustände haben, so werden Sie auch durchschauen, wie das zusammenhängt mit dem, was Sie in verschiedenen Büchern der theosophischen Literatur beschrieben

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erhalten. Das sind kosmische Systeme. Es wird gesagt, daß unsere Erde einmal einen Anfang genommen hat und aus einem alten planetarischen System sich entwickelt hat, was als Mond bezeichnet wird. Man müßte weiter zurückgehen von dem Mond zur Sonne, von der Sonne zum Saturn. Jeder dieser Zustände zerfällt in die sieben Lebenszustände, gewöhnlich «Runden» genannt. «Runden» ist dasselbe wie Lebenszustände. Und das, was hier Formzustände genannt wird, wird gewöhnlich «Globen» genannt. Das ist ungeheuer irreführend. Es haben sich Menschen die Vorstellung gemacht, als wenn diese sieben Globen nebeneinanderliegende Kugeln wären:

7 Globen

Diese Zustände von der äußersten, noch ans Formlose grenzenden Form durch das Physische bis wiederum hinauf zum Formlosen sind keine sieben nebeneinander bestehenden Kugeln, sondern das sind sieben aufeinanderfolgende Zustände. Erst war dasjenige, was heute physisch ist, als dieselbe Kugel geistig, dann wurde es dichter und dichter. Es ist dieselbe Kugel, einfach verdichtet. Dann wurde ein Teil astralisch, dann ein Teil physisch; das ist immer dieselbe Kugel. Sie löst sich wieder auf wie Salz im lauen Wasser, wird wiederum astralisch. Zu diesem Astralischen sind wir aufgestiegen da, wo uns in der Apokalypse die «Zornesschalen» beschrieben werden. Da wird die Erde wieder astralisch.

So sehen Sie, wie die Siebenzahl die ganze Entwickelung beherrscht, und was wir in den verflossenen Tagen geschildert haben durch mancherlei Bilder – manchmal mit recht grotesken Bildern und jedenfalls mit solchen, die weit abweichen von dem, was heute der Mensch in der physischen Welt sehen kann –, das haben wir jetzt dargestellt als ein Gerippe, als ein Gerüst. Wenn Sie das so darstellen, ist es ungefähr so, wie wenn Sie das Gerüst von einem Haus aufführen, das alleräußerste, das für die Maurer bestimmte.


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Das hat noch nichts mit der Sache zu tun, das sind sozusagen erst Gedanken über die Sache. Wir müssen aufsteigen von diesem reinen Gedankenschema, das uns ja zum Verständnis hilft, zu dem lebendigen Aufbau, indem wir zum Beispiel für die verschiedenen Zustände die Bilder gebrauchen, die zu sehen sind im Astralischen; dann haben wir erst dasjenige, was man überhaupt okkulte Weisheit nennt.

Solange Sie solch ein Gerüst aufbauen, bleiben Sie bei dem Denken, das Sie gewohnt sind, in der physischen Welt zu haben. Das ganze Schema, das wir hinzeichneten, ist nur physisches Denken. Das verhält sich zur vollen Wirklichkeit nicht einmal wie das innere Gerüst eines Hauses zum voll aufgeführten Bau, sondern nur wie das Gerüst außen, auf dem die Maurer stehen. Das muß wieder abgerissen werden, wenn der Bau fertig ist. Und so muß das Gedankengerüst wieder abgerissen werden, wenn man die Wahrheit, wie sie sich in Wirklichkeit verhält, vor sich haben will.

Betrachtet man diese Abstraktion schon als das Wirkliche, dann spricht man gar nicht vom wirklichen Okkultismus, sondern nur von der Vorstellung, die sich der Mensch in der gegenwärtigen Zeit von den okkulten Tatsachen machen kann. Wie sich der Mensch heute die okkulten Tatsachen zurechtschneidet, das ist in solch einem Schema enthalten. Das ist aber unfruchtbar. Ich mußte es hinstellen, weil wir ein solches Schema auch brauchen. Aber im Grunde genommen hilft es dem, der auf wirklich okkulter Bahn vorschreiten will, gar nichts.

Wenn Sie die ganze Welt bis hinauf in die höchsten okkulten Tatsachen durch solche Schemen beschreiben, so hat das nur eine Bedeutung für Ihre gegenwärtige Inkarnation. In der nächsten müssen Sie solch ein Schema wieder lernen. Das kann man nur dadurch denken, daß man sich des Gehirns bedient, das ist nur für das Gehirn zugeschnitten. Da dieses aber abgebaut wird beim Tode, so wird diese ganze Beschreibung nach dem Schema da ganz zerstreut.

Wenn Sie dagegen dasjenige, was wirklich geschieht, was wir beschrieben haben als die Aufeinanderfolge der Siegelbilder, was das hellseherische Bewußtsein gibt, wenn Sie das erfassen, im Phantasiegebilde zunächst, so ist das etwas, was nicht gebunden ist an Ihr physisches Gehirn,

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was Ihnen bleibt nach dem Tode, weil es nicht dem physischen Denken entspringt, sondern die Tatsachen hellseherisch gibt. Man muß sich also hüten, dasjenige, was heute angestrebt wird nach dem Muster physischer Begreiflichkeit, was auch die höheren Welten schematisieren will, für wirklichen Okkultismus zu halten. Das ist Beschreibung mit den Mitteln des gewöhnlichen physischen Verstandes. Natürlich muß der physische Verstand eine Rolle spielen. Es ist deshalb auch nützlich, ein solches Schema hinzustellen, und wir können noch weitergehen in unserem Schema.


Wir haben gesehen, daß wir durch 343 Zustände hindurchgehen. Aber nun wird die Sache erst kompliziert, wenn wir uns klarmachen, daß es damit noch nicht sein Bewenden hat, daß vielmehr der Mensch innerhalb eines Formzustandes auch noch durch verschiedene Zustände hindurchgehen muß. Dem jetzigen physischen Formzustand sind drei andere vorangegangen und drei andere folgen nach. Jetzt geht aber der physische wiederum durch sieben Zustände durch, und das sind erst die sieben, von denen wir in den vorhergehenden Tagen gesprochen haben: der erste, wo die Sonne noch mit der Erde verbunden ist, der zweite, wo sie sich herauslöst, der dritte, wo der Mond weggeht, der vierte derjenige der atlantischen Menschheit. Die atlantische Menschheit lebt in der vierten Entwickelungsperiode des physischen Formzustandes.

Und damit haben Sie für jeden Formzustand wiederum sieben sogenannte Rassenzustände, obwohl der Ausdruck «Rasse» nur von unserem mittleren Zustand gilt. Und jetzt haben wir selbst den fünften Zustand [Hauptstufe], den, in dem wir leben: die nachatlantische Zeit zwischen der großen atlantischen Flut und dem großen Kriege aller gegen alle. In dieser Periode leben wir. Dann folgt eine andere, die sechste, dann die siebente. Die sechste Periode wird uns angedeutet in der Apokalypse des Johannes durch die sieben Siegel, die siebente durch die sieben Posaunen.

Dann geht es über in das Astralische. Das ist ein neuer Formzustand, der wiederum sieben Zustände haben wird. Unser Schema ist noch nicht zu Ende. Wir müssen jeden solchen Zustand, wie er verfließt zwischen einem solchen Ereignis, wie die große Flut eines war, und dem großen

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Kriege aller gegen alle, wir müssen jeden solchen [Haupt-]Zustand wiederum in sieben Zustände zerteilen. Für den fünften Zustand heißen diese:

Also wenn wir uns denken die ganze Evolution aus lauter solchen kleinen Zuständen – die aber noch immer lang genug sind – bestehend, so haben wir 7 mal 7 mal 7 mal 7 mal 7 solche Entwickelungsstufen wie die altindische oder die altpersische. So viele verschiedene solche Zustände macht der Mensch zwischen Saturn und Vulkan durch.

7·7·7=343

343·7=2.401

2401·7=16.807

So sehen Sie, wie die Siebenzahl in aufeinanderfolgenden Perioden aufbauend die ganze Entwickelung beherrscht. Wie die musikalischen Töne von Oktave zu Oktave weiterschreiten, so verfließt das ganze Werden in Werde-Oktaven.


Nun wollen wir uns einmal daran erinnern, daß wir sieben dieser Zustände von den 16807 in unserer Zeit zwischen der großen atlantischen Flut und dem großen Kriege aller gegen alle haben, daß wir vorher auch sieben hatten in der atlantischen Zeit. Aber wir erinnern uns auch, daß der Mensch vier von diesen sieben Zuständen der atlantischen Zeit unter ganz anderen Verhältnissen durchgemacht hat als die drei späteren. Also jetzt wissen wir, was das für Zustände sind, wie wir sie zu zählen haben.

Vier von diesen Zuständen der großen Zahl hat der Mensch während der atlantischen Zeit so durchgemacht, daß er sich fühlte als eine Gruppenseele, wie wir sie angegeben haben als Adler, Löwe, Stier und Mensch. Diese vier Gruppenseelen bildete er nach und nach aus während dieser vier Grundrassen der atlantischen Zeit.


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Weil nun immer Rassen übrigbleiben, wie die indische zum Beispiel übriggeblieben ist, obwohl sich spätere entwickelt haben – die Dinge leben ineinander –, darum blieben auch die vier Köpfe, welche die Gruppenseelen angaben am Beginn der fünften atlantischen Kulturepoche. Wir haben dieses vierköpfige Tier.

Nun bildete sich der Mensch zu gleicher Zeit, als er begann sich vom Ätherischen ins Physische zu verhärten, gemäß seiner viergruppigen Seele viererlei verschiedene Körperglieder aus. Und dadurch, daß sich dasjenige, was früher Gruppenseelenbewußtsein war, ins Individualbewußtsein verwandelt hat, dadurch hat der Mensch bei Beginn des fünften Zeitraums der Atlantis einen Zusammenfluß der früheren Vierheit. Er trägt die vier Köpfe in sich, die sich summieren in seinem Kopfe, der allmählich entsteht. Der ist aus den vier Gruppenköpfen zusammengesetzt, wie er im Verlaufe der fünften Periode sich herausentwickelt.

Diesen vier Köpfen entsprechend hat der Mensch vier Teile seines physischen Leibes. Das sind zunächst die vier «Hörner», so daß Sie sich denken können: Weil der Mensch ein ätherischer Mensch war, hatte er vier Köpfe, vier Tierköpfe – nur der letzte ist schon Menschentier –, denn das ist damit gemeint. Er war vierköpfig, und jedes Kraftsystem, das einem dieser Köpfe entspricht, bildete physische Organe. Wir haben gestern gesehen, daß es ein Kraftsystem war, das unser Herz bildete, nämlich dasjenige, das mit dem Löwenkopf zusammenhängt. Es sind die einzelnen Organe des Menschen wie Verdichtungen der entsprechenden Glieder des ätherischen Leibes.

So denkt der Apokalyptiker. Er sagt sich: Dasjenige, was physisch ist, ist Verdickung des Ätherischen. – So wie Sie sich denken würden: Diese Haut verdickt sich und bildet eine Schwiele, so denkt sich der Apokalyptiker: Der Mensch ist vorhanden ätherisch, und das verdickt sich, wird physisch. – Und weil der Mensch vierfach vorhanden ist als vier Gruppenseelen, bilden sich vier solche Verdickungen. Die setzen seinen physischen Leib zusammen. Das ist der Grund, warum man dasjenige, was im physischen Leib dem Ätherleib entspricht, als «Horn» bezeichnet. Horn ist eine schwielige Verdickung. Man bezeichnet den Menschen, wie er gerade in

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der vierten Periode der atlantischen Zeit geworden ist, als ein Tier mit vier Köpfen und vier Hörnern.

Jetzt entwickelt er sich zum individuellen Menschen weiter. Das beginnt dann in der Nähe des heutigen Irland. Der Mensch geht durch drei letzte Perioden durch, und zwar so, daß er die Anlage zum Ich-Menschen hat. Da bildet er zunächst, wenn Sie äußerlich seinen physischen Entwickelungsgang verfolgen, keinen Tierkörper mehr aus, sondern ist zum Menschen aufgestiegen. Er bildet die Menschheit immer mehr aus, bis er das Christus-Prinzip aufnimmt.

Wenn wir den heutigen Menschen ansehen, so werden wir sagen: Wie er heute vor uns steht, war er einstmals nicht. Damit er das werden konnte, mußte er durch vier tierische Gruppenseelen hindurchgehen, mußte er verkörpert werden in Körpern, die der heutigen Löwengestalt, der Stiergestalt, der Adler- und der Menschengestalt entsprechen. Dann stieg er höher herauf und wurde immer menschenähnlicher, und die Gestalt der früheren Gruppenseele verschwand. Die ist nicht mehr da, der Mensch ist menschenähnlich geworden.

Jetzt müssen Sie sich aber auch klarwerden über ein wichtiges Ereignis, das damals eintrat, als der Mensch menschenähnlich wurde, und ohne dessen Verständnis man nimmermehr begreifen kann die Apokalypse des Johannes, ein Ereignis von größter Wichtigkeit.

Bis zu diesem Ereignis, wo der Mensch überging in die Menschenseelenhaftigkeit, da war den Blicken der Menschen total verborgen, was später offenbar geworden ist. Der Mensch hatte eine Art dumpfen, dämmerhaften Bewußtseins. Wenn er morgens aufwachte, sah er alles sozusagen wie von Nebelgebilden umgeben, und wenn er einschlief, war er in der geistigen Welt. Die erschien ihm in Bildern, denn das ist die Natur der geistigen Welt. Nun will ich Ihnen etwas beschreiben, was sich abspielte, bevor der Mensch physisch in den Menschenzustand übergegangen ist, bevor er eingetreten ist aus der Gruppenseelenhaftigkeit zum vollen Ich-Bewußtsein.

Was der Mensch hier auf der Erde erlebte, das bestand nur in einer Anzahl von Erfahrungen. Dann schlief er ein und war während des Schlafes in dumpfem Bewußtsein in einer geistigen Welt,

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wo er zwischen Göttern und Geistern lebte, wovon ein Nachklang in den Mythen und Sagen vorhanden ist. Da erlebte er gewaltige Bilder, zum Beispiel das Bild, daß er zwei anderen Wesen begegnete, daß die beiden Steine hinter sich warfen und daß aus den Steinen, die hingeworfen waren, andere gleichgeartete Wesen aus der Erde herauswuchsen, Wesen, wie sie selber waren. Das waren Erlebnisse, wie sie der Mensch noch die ganze vierte Periode der atlantischen Zeit hindurch hatte.

Wenn wir das deutlich aussprechen wollen, so müssen wir sagen: Alle Fortpflanzung des Menschen geschah nicht im Bewußtsein des Wachens, sondern im Bewußtsein des Schlafes. – Wenn der Mensch außer seinem physischen Leib und in der geistigen Welt war, da brachte er sozusagen in diesem Bewußtseinszustand, wo ihm alles in Bildern erschien, dasjenige, was an Tatsachen für die Fortpflanzung zu geschehen hatte, in Bewegung, und der ganze Fortpflanzungsakt war in Geistiges gehüllt, erschien ihm in dem Bilde des Steinwerfens hinter sich. Der ganze Fortpflanzungsakt war gehüllt in geistiges Bewußtsein, lag hinter dem Tagesbewußtsein.

Der Mensch wußte nichts vom Geschlechtlichen. Im Tagesbewußtsein sah er sich nicht so, als ob er in zwei Geschlechtern vorhanden wäre, und seine Seele war unberührt von jedem Gedanken an das Geschlechtliche. Nicht, als ob es nicht vorhanden gewesen wäre. Es war vorhanden, aber es ruhte im Dunkel eines geistigen Bewußtseins. Es war für den Menschen während des Tagesbewußtseins nicht vorhanden.

Mit der Erringung der ersten Anlage zum Ich-Bewußtsein wird dem Menschen die Geschlechtlichkeit erst bewußt. Das ist der Moment, der uns in der Bibel dargestellt wird, wo Adam und Eva gewahr werden, daß es etwas wie eine Geschlechtlichkeit gibt. Diesen bedeutungsvollen dramatischen Moment, hierher haben wir ihn in der Erdenentwickelung zu setzen. Und wenn Sie hellseherisch zurückblicken auf die Zeit, die voranging, so sehen Sie von dem Menschen eben nur dasjenige, was die Werkzeuge des Geistes sind. Das andere war überhaupt nicht zu sehen. Der Mensch war nur seiner oberen Gestalt nach zu sehen.

Und von dem genannten Zeitpunkt an fing man an, den Menschen ganz zu sehen. Es ist uns jetzt

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begreiflich, warum die Menschen sich nun verhüllten. Vorher sahen sie nichts, was sie hätten verhüllen sollen. So trat der Mensch allmählich ins Äußere heraus.

Wenn wir die äußere Menschengestalt als das Verdichtete des Ätherischen betrachten, so haben wir in der vierten atlantischen Stufe zu den vier Gruppenseelenköpfen die vier Hörner.

Jetzt aber beginnt sich für die drei letzten atlantischen Epochen im Physischen ein Doppeltes auszubilden. Für jede Stufe, wo sich weiter ein Gruppenseelenkopf ausbilden sollte, bildete sich ein doppeltes Physisches, männlich und weiblich, aus. Sie haben für die vier ersten Stufen den Menschen gebildet mit vier Köpfen, das verdickte Ätherische mit vier Hörnern. Jetzt haben wir drei folgende Köpfe, die nicht sichtbar sind, weil die äußere Menschengestalt sie aufnimmt, weil sie nicht zur Darstellung kommen. Diese drei sind nur für den Hellseher wahrzunehmen, drei ätherische Köpfe, die Hauptmenschenköpfe, und dazu je zwei Hörner, die wie Schatten neben ihm sind, wie Doppelschatten.

So haben wir, als die atlantische Flut hereinbrach, sieben Gattungs- oder Gruppenseelenköpfe, wovon die drei letzten immer so erscheinen, daß sie ihr Physisches in zweifacher Gestalt haben, immer als Männliches und Weibliches. Daraus sehen Sie, daß die ganze Gruppenseelenhaftigkeit des Menschen am Ende der atlantischen Zeit, wenn auch das Spätere unsichtbar bleibt, sieben Köpfe und zehn Hörner hat. Die vier ersten Köpfe bekommen kein Männliches und Weibliches getrennt an Hörnern, die drei letzten bekommen aber Männliches und Weibliches getrennt.

Die sieben Köpfe und zehn Hörner hat der Mensch in sich. Das muß er nun so bearbeiten durch die Aufnahme des Christus-Prinzipes, daß sie sozusagen vernichtet werden. Denn jedesmal, wenn heute der Mensch stirbt, ist in seinem astralischen Leibe sehr wohl zu sehen die Siebenköpfigkeit und Zehnhörnigkeit. Das wird nur zusammengehalten wie Kautschuk, der entsprechend gebildet wird.

Nehmen Sie an, der Mensch verhärtete sich während unserer Zeit gegen das Christus-Prinzip und käme an in der Zeit des großen Krieges aller gegen alle, ohne das Christus-Erlebnis gehabt zu

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haben, käme an und hätte den Christus von sich gestoßen, dann würde, wenn die Erde ins Astralische übergeht, dasjenige, was da war, wozu er es gebracht hat, was er hätte umwandeln sollen, hervorspringen, hervorspringen in seiner alten Gestalt. Das Tier würde erscheinen mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, während für diejenigen, die das Christus-Prinzip aufgenommen haben, die Geschlechtlichkeit wiederum überwunden sein wird. Die Verhärteten werden die sechshörnige Geschlechtlichkeit wohl bewahren und werden in ihrer Ganzheit erscheinen als das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, die veranlagt worden sind in der atlantischen Zeit. Sie können umgewandelt werden durch die Aufnahme des Christus-Impulses.

Wenn aber der Christus zurückgewiesen wird, werden sie bleiben und wieder erscheinen in jener Zeit, die damit angedeutet wird, daß die Zornesschalen ausgegossen werden und die Erde sozusagen gespalten erscheint in zwei Teile:

Dann erscheint auch ein anderes Tier mit zwei Hörnern, symbolisiert durch die Zahl 666.